„Die SPS als ermutigendes Signal" - Interview mit Sylke Schulz-Metzner
Warum die SPS zum Ende eines wirtschaftlich wenig erfreulichen Jahres ein Lichtblick ist, welche neuen Märkte sich auftun könnten und wie die Messe zeigen will, welche Chancen sich durch den Einsatz von KI in der Industrie ergeben, darüber sprechen wir mit Sylke Schulz-Metzner.

Da die wirtschaftlich recht düstere Lage der Industrie aktuell die Gespräche bestimmt, lassen Sie uns mit etwas Positivem einsteigen: Auf der SPS werden dieses Jahr 1.150 Aussteller erwartet, das heißt rund 40 mehr als im vergangenen Jahr. Welche weiteren Entwicklungen der Messe stimmen noch positiv?
Sylke Schulz-Metzner: Dass die SPS auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ihre zentrale Bedeutung für die Automatisierungsbranche bewahrt, ist für die gesamte Branche ein wichtiges und ermutigendes Signal. Der Besuch der Messe bietet wie gewohnt einen umfassenden Überblick über alle aktuellen Produkte und Entwicklungen in der industriellen Automatisierung. Zudem gibt er einen Ausblick darauf, welche Technologien und Trends morgen den Stand der Technik prägen werden.
Wo sehen Sie ganz klar den USP der SPS?
Sylke Schulz-Metzner: Der USP der SPS – Smart Production Solutions liegt in ihrem sehr klaren Fokus. Sie bildet den Markt der smarten und digitalen Automatisierung vollumfänglich ab, das heißt mit allen relevanten Herstellern und ihren Produkten und Lösungen. Besucher erhalten so einen umfassenden Überblick und finden Raum für intensiven fachlichen Austausch, um die besten Lösungen für ihre anstehenden Automatisierungsaufgaben zu entdecken.
Welche Pläne gibt es, die SPS – Smart Production Solutions weiterzuentwickeln?
Sylke Schulz-Metzner: Die Weiterentwicklung der Messe ist bei uns ein kontinuierlicher Prozess. Wir sind mit unseren Kunden im Gespräch und hören zu, wenn beispielsweise neue Themen oder Anforderungen für die SPS formuliert werden. So prüfen wir jedes Jahr, inwieweit eventuelle Anpassungen sinnvoll sind, um die Messe weiterhin so relevant und attraktiv für die Branche zu halten.
Die Industrie befindet sich in einer Phase der Konsolidierung. Wie wirkt sich das auf die Automatisierungsbranche und die Messe aus?
Sylke Schulz-Metzner: Die Industrie und mit ihr die Automatisierungsbranche durchlebt derzeit ein wirtschaftlich schwieriges Jahr mit sich verändernden Märkten. Wann eine Trendwende zurück auf einen Wachstumskurs führt, lässt sich aktuell nicht verlässlich vorhersagen. Gerade vor diesem gesamtwirtschaftlichen Hintergrund setzt die SPS ein starkes Zeichen: Sie bietet wie gewohnt ein umfassendes Angebot mit allen führenden Anbietern. Dies unterstreicht sehr nachdrücklich, dass zum einen die SPS eine sehr hohe Bedeutung für die Automatisierungsanbieter hat, zum anderen, dass die Automatisierung eine Enabling-Technologie für die industrielle Produktion bleibt.
China verliert an Dynamik als Exportmarkt – wie verändert sich dadurch die internationale Ausrichtung der SPS? Inwieweit sind chinesische Aussteller in Nürnberg vertreten?
Sylke Schulz-Metzner: Ob China seine Dynamik als Exportmarkt verliert, ist eine komplexe Frage, die wirtschaftliche, geopolitische und strukturelle Faktoren enthält. Zu sehen sind aktuell Anzeichen für eine Abschwächung durch zum Beispiel eine geringere Nachfrage in westlichen Märkten, geopolitische Einflüsse, Überkapazitäten oder auch Herausforderungen in der chinesischen Binnenwirtschaft. China bleibt aber weiterhin ein wichtiger Akteur auf dem Weltmarkt. Dies zeigt sich auch am wachsenden Interesse chinesischer Aussteller auf der SPS, die mit ihren Produkten neue Märkte erschließen und sich dem internationalen Wettbewerb stellen möchten.
Welche Rolle spielen neue Märkte wie Indien für die Automatisierungsbranche und die Messe?
Sylke Schulz-Metzner: Indien ist ein BRIC-Staat und ein zunehmend wachsender Markt. Es entwickelt sich strategisch in mehreren Schlüsselbereichen, die für die Automatisierung relevant sind. Mit dem Ziel, die Produktivität zu steigern oder die Fertigungsqualität zu verbessern, beginnt die indische Industrie zum Beispiel im Automotiv- oder Pharmabereich mit der Einführung von Automatisierungslösungen. Zusätzlich verlagern viele Unternehmen Teile ihrer Produktion von China nach Indien und bringen dabei Automatisierungstechnologien mit. Auch als Software- und KI-Standort für Automatisierung wird Indien immer relevanter. Diese Entwicklung wird sicher den Anteil von Besuchern aus Indien, die sich bei der SPS informieren wollen, deutlich erhöhen.
Wie gelingt es der SPS, sowohl etablierte Unternehmen als auch Start-ups und junge Talente zu integrieren?
Sylke Schulz-Metzner: Die SPS ist die ideale Messe für alle Anbieter von Automatisierungsprodukten und -lösungen. Das belegen auch die rund 1.150 Aussteller in diesem Jahr. Um insbesondere Start-ups den Einstieg und die Teilnahme zu vereinfachen, bieten wir zwei Gemeinschaftsstände an. Damit ermöglichen wir jungen Unternehmen eine unkomplizierte und kostengünstige Präsenz auf der Messe. Gleichzeitig möchten wir gezielt junge Talente wie Auszubildende, Studierende, Absolventen und Berufseinsteiger für die SPS begeistern. Dafür gibt es verschiedene Aktionen, etwa den täglich stattfindenden Makeathon oder den Young Talents Day am dritten Messetag mit geführten Touren zu verschiedenen Unternehmen und eine Karriereberatung. So schaffen wir attraktive Angebote für die nächste Generation der Automatisierungsbranche.
Die Technology Stage in Halle 3 widmet sich unter anderem Industrial AI und einer nachhaltigen Produktion. Welche Impulse erwarten Sie von diesem Format?
Sylke Schulz-Metzner: Unser Fokusthema Industrial AI spielt auf den insgesamt vier Stages eine wichtige Rolle. Dort wird ein umfangreiches Vortragsprogramm geboten, das dem Wissenstransfer und der Informationsgewinnung dient. Ganz besonders intensiv wird das Thema Industrial AI auf der Technology Stage am zweiten Messetag behandelt. Gemeinsam mit dem VDMA und dem ZVEI wurde dafür ein hochkarätiges Programm zusammengestellt, das gezielt auf die Bedürfnisse der Fachbesucher eingeht, mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Präsentationen. Hier können sich Interessenten umfassend informieren, je nach individuellem Bedarf.
Inwieweit ist Industrial AI bereits in der industriellen Praxis angekommen?
Sylke Schulz-Metzner: Industrial AI ist per se nichts Neues – in der Industrie werden KI-Algorithmen, wenn auch eher im Verborgenen, seit Jahren eingesetzt. Mit Chat GPT hat das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings einen ganz neuen Stellenwert bekommen, der auch stark auf die Industrie ausstrahlt. Heute setzen sich die Unternehmen intensiv mit der künstlichen Intelligenz für alle möglichen Einsatzfälle auseinander. KI wird zunehmend zum zentralen Baustein und Treiber der digitalen Transformation in der Fertigung. Ihr Einsatz in der Industrie bietet Kostenersparnis, Wettbewerbsvorteil, eine höhere Produktivität. Ergo: Um den Besuchern der Messe ein breites Informationsangebot zu Einsatzmöglichkeiten von AI in der Industrie zu bieten, stellen wir das Thema auf der diesjährigen Messe auch ganz besonders in den Fokus.
Wie unterstützt die SPS den Transfer von Schlüsseltechnologien wie KI, digitalen Zwillingen und IT-Security in die industrielle Praxis?
Sylke Schulz-Metzner: Lassen Sie mich beim Beispiel von Industrial AI bleiben: Das Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung. Uns geht es uns nicht nur darum, KI auf der SPS sichtbar zu machen, sondern auch darum, sie verständlich zu vermitteln. Wir möchten Hemmschwellen abbauen und zeigen, welche Chancen sich durch den Einsatz von KI in der Industrie ergeben.
Die Aussteller haben auf der Messe die Möglichkeit, ganz konkret zu zeigen, welche Anwendungen in der Industrie bereits heute mit KI realisierbar sind. Dabei wird deutlich, wie stark sich Prozesse durch den Einsatz von KI optimieren lassen. Die Effizienzsteigerungen, die damit möglich sind, können die Aussteller den Besuchern sehr anschaulich vermitteln.




















