Ein Gesamtkunstwerk! Dauerbetriebs-Monitore in sicherheitsrelevanten Systemen
Monitore bestehen aus vielen Komponenten – von Panel, Netzteil und Gehäuse bis zum Schutz- und Filterglas
Monitore bestehen aus vielen Komponenten – von Panel, Netzteil und Gehäuse bis zum Schutz- und Filterglas. Alle Einzelteile zusammen machen sie fit für sicherheitsrelevante Umgebungen – nur so ist Dauerbetrieb realistisch, sagt Thore Peters von AG Neovo im Gespräch mit GIT SICHERHEIT.
Herr Peters, AG-Neovo-Bildschirme finden sich in Sicherheitsanwendungen weltweit – in industriellen Umgebungen, auf Formel-1-Strecken und Flughäfen. Was braucht ein Dauerbetriebsmonitor, um für solche Umgebungen tauglich zu sein?
Thore Peters: Dieses Thema könnte der Markt in der Tat viel sensibler betrachten, als es die Öffentlichkeit derzeit tut. Der „24/7/365“-Dauerbetrieb-Begriff ist nicht geschützt oder zertifizierbar - weder für professionelle Displays noch für sonstige elektrotechnische Komponenten eines Sicherheits-, Industrie- oder Digital-Signage-Systems. Der Begriff entstammt schließlich verschiedenen Dienstleitungsbranchen und deren Öffnungszeiten. Persönlich bezeichne ich einen Monitor gern als „Gesamtkunstwerk“ aus verschiedenen Komponenten wie Panel, Netzteil, Gehäuse, Schutz- und Filterglas, Bauteile, Leiterbahnen, Fertigung, Firmware und Hersteller-Garantie. Erst bei Betrachtung aller Positionen wird „24/7“ theoretisch möglich und so zum planbaren Kosten-Aspekt für Projektanwendungen, wie die von Ihnen zitierten. Entsprechend möchte ich für eine Vergleichbarkeit von Bildschirmen folgende Rückfragen in den Raum stellen: Werden statt 85°C-Kondensatoren widerstandsfähigere Typen mit 105°C oder 125°C verbaut? Wird entstehende Hitze über ein Metallgehäuse gleichmäßig abgeleitet? Gilt eine 3- oder 5-Jahres-Herstellergarantie auch bei entsprechender 24/7-Nutzung? Werden Zusatzeigenschaften für den Dauerbetrieb in der Firmware oder durch die Bauweise genutzt?
Welche technischen Voraussetzungen sind es, die Ihre Monitore für sicherheitsrelevante Systeme fit machen?
Thore Peters: Nehmen Sie z. B. die Funktion Anti-burn-in, nahezu unmerkliche zyklische Pixel-Bewegungen sorgen für die Vermeidung von Schlieren im Bild durch elektrostatische Aufladung auch bei langen Standbildern. Oder nehmen Sie den sogenannten „Heat-Control-Sensor“, welcher bei möglicherweise zu hoher Wärme-Belastung für Warnmeldungen sorgt. Außerdem kennen viele Marktteilnehmer unser robustes 3mm-Schutz- und Filterglas „NeoV“ vieler Produktserien. Die Brillanz- und Kontrast-steigernde Wirkung des Glases ist neben seiner Robustheit für raue Umgebungen sowie der leichten Reinigung ja augenscheinlich für den Nutzer. Der Schutz vor Verblassen der Bilder des Panels durch das UV-Licht nach langer Nutzungsdauer wird durch das NeoV-Glas absolut gegeben. Das Licht wird auf dem Glas gebrochen, nicht direkt auf dem Panel – eine lange Freude an hervorragender Bildqualität wird erreicht.
Welche Merkmale sind noch wichtig in diesem Zusammenhang?
Thore Peters: Insbesondere bei sicherheitsrelevanten Systemen spielen analoge, hybride und digitale Systeme weiterhin eine wichtige Rolle. Diesem Umstand trägt AG Neovo seit jeher mit einer großen Eingangsvielfalt von analogen und digitalen Signaleingängen sowie der weiteren langfristigen Verfügbarkeit von verschiedenen Bildformaten (5:4, 16/9) Rechnung. Hinzu kommen sehr nützliche Eigenschaften für Systemintegratoren und Anwender wie Multiviewer, Bild-In-Bild oder Latenzoptimierung. Persönlich bin ich zusätzlich ein Fan unserer SX- und RX-Serien, welche extra für die Videosicherheit mit den Funktionen Overdrive, Rauschreduktion, CCTV-Modus und Nacht-Modus ausgestattet sind. Weiterhin spielen weiche Faktoren eine wichtige Rolle nicht nur im Sicherheitsmarkt. AG Neovo hört seinen Distributoren, Integratoren, Errichtern aber auch Hersteller-Partnern der Kamera- oder VMS-Technik zu, welche Bedarfe langfristig benötigt werden oder welche mittelfristig absehbar sind. Wir denken, auf diese Weise für das notwendige Vertrauen in die Qualität und in lang verfügbare Produktlebenszyklen zu sorgen.
Industrielle Produktionsumgebungen wandeln sich derzeit weltweit im Zeichen von Digitalisierung und Industrie 4.0 – was bedeutet das für die Welt der Monitore?
Thore Peters: Eine sehr schöne Frage, welche in Kürze ebenfalls kaum zu beantworten ist. AG Neovo war, ist und bleibt ein Hersteller von Displays für verschiedene B-to-B-Nischenmärkte wie Security, Industrie, Medizin und Öffentlichkeit. Entsprechend stehen wir zwischen spezialisierten Herstellern von Kleinserien und dem Massenmarkt der B-to-C Anbietern. Die digitale Vernetzung von Mensch und Maschine ist für uns also elementar, um für mittlere Marktstückzahlen gängige zukunftsorientierte Mehrwerte anzubieten.
Der erste Schritt war wiederum das Zuhören und das Aufbauen von Partnernetzwerken, um stets Empfehlungen für branchenspezifische Lösungen von integrierten visuellen Aufgaben zu geben. Als Beispiel möchte ich eine Aufgabenstellung nennen, bei der im Dauerbetrieb eines Produktionsbetriebs Live-Video mit Produktions- und Analysedaten sowie Infotainment gleichzeitig auf einem Großbildschirm dargestellt werden sollten. Der Multiviewer unserer QX-Serie war die Lösung.
Der zweite Schritt war bereits vor einiger Zeit die Integration von Funktionen außerhalb der einfachen Bildanzeige, z. B. Produktserien mit USB-Playback, Signal-Durchschleifen oder OSD-Bedienbarkeit über LAN. Heutzutage sind im dritten Schritt intelligente Lösungen in und für verschiedene Monitorserien umgesetzt. So wird es in 2020 die NSD-Serie inklusive Signage-Soft- und Hardware und der leichten Einbindung von CCTV-Kameras geben. Des Weiteren erleichtert die interaktive IFP-Serie durch diverse Software-Apps die digitale Kommunikation in quasi jeglicher Umgebung.
Sehen Sie Veränderungen dieses Maßstabs auch in anderen Anwendungsfeldern?
Thore Peters: Ja, zunächst möchte ich die sich immer mehr durchsetzende Vernetzung vieler Monitore innerhalb eines Unternehmens nennen. Ob im Videoleitstand, in der Produktionsüberwachung, am digitalen schwarzen Brett, im Foyer, in Konferenzräumen oder in Großraumbüros – im Optimalfall befinden sich überall Displays mit Netzwerkfähigkeit. Und genau für diese Administratoren bietet AG Neovo seinen Anwendern seit kurzem eine kostenlose Software namens „PID Command & Control“ an. Sämtliche Einstellungen der Displays können nun also bequem zentral gesteuert werden. Außerdem ist im Zusammenhang der Digitalisierung mit professionellen Monitoren noch das Thema Videowall anzusprechen. Auf Videowalls in Leitständen z. B. der behördlichen Sicherheit laufen ja seit jeher diverse Signale verschiedenster Programme zusammen. Seitdem vor ein paar Jahren die LCD-Technologie so weit war, schmalste Rahmen von Einzeldisplays deutlich kostengünstiger als früher genutzte Technologien anzubieten, ist dies auch für AG Neovo ein sehr bedeutender Markt geworden. Im Netzwerk mit den bekannten VMS-Herstellern oder mit dem Wall-Management-Hersteller VuWall konnten diverse Leitstand-Projekte realisiert werden.
Eine der jüngsten Flaggschiffe bei AG Neovo ist die QX-Serie, die ja auch die Expertenjury des GIT SICHERHEIT AWARD 2020 überzeugt hat. Für Überwachungsaufgaben soll sie sich hinsichtlich Effizienz und Produktivität hervortun – wie wird das im einzelnen erreicht?
Thore Peters: Wir glauben, dass diese Monitorserie die Experten wie auch Ihre Leser im ersten Schritt durch AG Neovos kontinuierliche und zuverlässige Marktaufstellung überzeugt hat. Die nachweislich längsten Produktlebenszyklen im Monitormarkt mit stets fairen Vertriebswegen und geringsten Ausfallquoten sowie den seit mehr als zehn Jahren gleichen handelnden aber weiter neugierigen Ansprechpartnern bewähren sich so sehr langfristig. Die QX-Serie beschreitet durch die 4K/UHD-Auflösung den Fortschritt dieser Aufstellung in das Jahr 2020 und die nächste Dekade. Die Schlagworte NeoV-Schutz-/Filterglas, Metallgehäuse, Anti-burn-in und 24/7-Dauerbetrieb durchlaufen halt die heutzutage in der Sicherheitstechnik z. T. immer noch genutzten und weiter lieferbaren Auflösungen XGA, SXGA, Full-HD und 4K/UHD.
Welche Features und Funktionen sind noch wichtig bei der QX-Serie?
Thore Peters: Sie sprachen von Effizienz und Produktivität. Diese erste echte 24/7-Dauerbetrieb-Monitor-Serie im Markt entspricht diesen Zielen der Anwender. Fernparametrierung über LAN, leistungsstarke Panel-Daten bei Kontrast, Blickwinkel, Helligkeit und Reaktionszeit sowie ein geringer Stromverbrauch runden dies gar noch ab. Auch unser optionales und hochwertiges Lieferprogramm von passenden Halterungen für die QX-Serie will ich nicht unerwähnt lassen.
Wo wird die neue Serie derzeit schon eingesetzt?
Thore Peters: Wir hatten uns im Vorfeld des Interviews zwar verständigt, die aktuelle Pandemie nicht zu sehr zu thematisieren, dennoch sei kurz erwähnt, dass neben unseren medizinischen Displays der MD-, DR- und MX-Serien inzwischen auch die QX-Serie im erweiterten medizinischen Umfeld eingesetzt wurde. Der leichten und effektiven Desinfektionsmöglichkeiten des Säure- und Alkali-geprüften NeoV-Glases sei Dank. Das grundsätzliche Konzept der QX-Serie zielt aber eindeutig auf echte Dauerbetrieb-Anwendungen oder auf raue bzw. (halb-)öffentliche Umgebungen bei denen mit 4K-Auflösungen echte Mehrwerte erzielt werden. Ergänzend zur bereits erwähnten Multiscreen-Darstellung in Produktionsbetrieben möchte ich weitere Beispiele nennen. Eine Banken-Filialkette installierte zwölf QX-43 in den unbemannten Geldautomaten-Foyers für Digital Signage bzw. Infotainment im Tag- und Nacht-Betrieb. Video-Leitstände einiger großer Einkaufszentren wurden mit je einem Mix aus sämtlichen Display-Größen von 24“ bis 55“ ausgestattet und einige für Hochsicherheit stehende Projekte von Justizvollzugsanstalten nutzen die QX-Serie bereits auch für Visualisierungsaufgaben. Besonders gefreut haben wir uns, als kürzlich der Leitstand für das Gefahrenmanagement eines öffentlichen Platzes mit je drei Stück QX-28 der sechs Arbeitsplätze sowie einer 9er-Videowall mit der PN-Serie fertiggestellt wurde.
Die Technik hinter modernen Überwachungsmonitoren ist inzwischen extrem fortgeschritten – wo geht nach Ihrer Einschätzung die Reise noch hin?
Thore Peters: Professionelle Video-Sicherheits-Systeme sind ja meist individuell für den zuverlässigen Schutz von Leben, Gesundheit, Eigentum und Prozessen konzipiert. Aus unserer Sicht gehört der professionelle Bildschirm auch in Zukunft gut ausgewählt zu den entsprechend eingesetzten Komponenten. Von zwei Technologie-Ansätzen halten wir nicht viel: Zum einen sind dies Curved-Monitore, bei denen die Lebensdauer für Sicherheitssysteme mittelfristig nicht gewährleistet werden kann. Zum anderen sind es in Monitore eingebaute Kameras oder Aufzeichnungsgeräte. Hier gilt der Ansatz „Schuster bleib‘ bei deinen Leisten“, der Markt muss sich auf spezialisierte Komponenten-Hersteller verlassen können. Etwas anders sehen wir sehr langfristig den OLED-Ansatz. Die OLED-Technologie bringt prima Farben und eine hohe Schärfe, sie ist sehr schnell und energiesparend. Aber bis auf weiteres sind hohe Preise, eine hohe Einbrenn-Gefahr und Lebensdauern unter 20.000 Stunden nicht praktikabel. Eher absehbar sind dann professionelle Monitore mit 8K-Auflösung. Hier wird es sich in den nächsten fünf bis sieben Jahren so verhalten wie in der letzten Dekade bei 4K. Der große Consumer-Markt ist hierbei quasi ein Testmarkt für professionelle Nischenmärkte wie der Überwachungstechnik. Abschließend erwähnt seien aber auch noch Sonderlösungen. Monitor-Außengehäuse oder Brandschutzgehäuse werden viel benötigt und eingesetzt werden.
Meist gelesen
Kommunale Sicherheit: Gespräch mit der Düsseldorfer Ordnungsdezernentin Britta Zur
Öffentliche Sicherheit der Stadt Düsseldorf im Zusammenspiel von Ordnungsamt und Polizei: Ordnungsdezernentin Britta Zur im Interview über die Kriminalitätsentwicklung, Gefahrenabwehr und Fußball-EM 2024.
Vieles ist noch ungeklärt: Justizvollzug als Bestandteil der kritischen Infrastruktur
Ein Beitrag von Wilfried Joswig, Geschäftsführer beim Verband für Sicherheitstechnik VfS.
Coded Processing: Funktionale Sicherheit ohne spezielle Hardware ermöglichen
Im Interview mit GIT SICHERHEIT erläutern Claudio Gregorio (Innotec) und Martin Süßkraut (Silistra Systems) wie die Technologie funktioniert.
Konzernsicherheit und Krisenmanagement bei Carl Zeiss
Risikobasierter Sicherheitsansatz: "Wer alles schützen will, schützt nichts." GIT SICHERHEIT im Interview mit Sven Franke, Head of Security, Crisis Management & BCM bei Carl Zeiss.
Wie Unternehmen und Polizei zusammenarbeiten
GIT SICHERHEIT im Interview mit Julia Vincke, Leiterin Unternehmenssicherheit BASF, und Bettina Rommelfanger, Polizeivollzugsbeamtin am Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA BW).