27.01.2010 • Topstory

Eine Stadt der Träume

Mit der „City of Dreams" entsteht derzeit ein gigantisches neues Casino-Projekt in Macau - ein inte­griertes ­urbanes Resort, in dem sich aufregende Unterhaltung, elegante Nachtclu...

Mit der „City of Dreams" entsteht derzeit ein gigantisches neues Casino-Projekt in Macau - ein inte­griertes ­urbanes Resort, in dem sich aufregende Unterhaltung, elegante Nachtclubs, eine variantenreiche Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten, ­regionale und internationale Küche der Spitzenklasse und Einkaufsmöglichkeiten von Weltrang sowie ein weitläufiges und modernes ­Casino befinden werden. Im Juni 2009 ­öffneten bereits Teile des Resorts für Besucher. Nach der vollständigen Eröffnung wird die „City of Dreams" über rund 2.200 Hotelzimmer sowie etwa 550 Spieltische und 1.500 Spiel­automaten verfügen. Die komplette Videosicherheitstechnik kommt von Dallmeier - dabei handelt es sich um das nach Herstellerangaben erste und bislang größte rein IP-basierte Überwachungssystem. Willy Allison, Gründer und Präsident der World Game Protection, sprach vor der großen Eröffnung mit dem Director of Surveillance der City of Dreams, Leroy Daniel.

W. Allison: Herr Daniel, welche Ausmaße hat der Überwachungsraum der City of Dreams? Wie viele Steuerkonsolen und Monitore ­stehen dort zur Verfügung?

L. Daniel: Die Überwachungszentrale erstreckt sich auf über 500 m2 und besteht aus der Steuerzentrale für das Überwachungssystem, den Büros der Sonderermittler, der Verwaltung, dem Lagezentrum und den Einrichtungen für Workshops und Technik-Schulungen. In unserer Abteilung arbeiten wir an 54 Steuerkonsolen. Von jeder dieser Workstations lässt sich das CCTV-System aktiv steuern. Für die Bildbetrachtung verwenden wir insgesamt rund 260 Monitore.

Welches Konzept liegt der Einrichtung des Überwachungsraumes zugrunde?

L. Daniel: Die meisten Leute in meinem Job müssen normalerweise mit Überwachungszentralen oder CCTV-Systemen auskommen, die von Per­sonen ausgewählt und entworfen wurden, die selbst nie in der Casino-Überwachung gearbeitet haben. Beim „City of Dreams"-Projekt hatten wir allerdings die Freiheit, über jeden Aspekt in Bezug auf die Gestaltung unserer Steuerzentrale selbst entscheiden zu können. Wir haben dabei besonders auf Funktionalität und Anforderungen hinsichtlich der Personalführung sowie auf Übersichtlichkeit (die schnelle Entscheidungen ermöglichen soll) und Kommunikativität des Arbeitsplatzes geachtet. Im Zentrum der Überlegungen standen natürlich die Bedürfnisse des Sicherheitspersonals. Anders als in standardmäßigen Überwachungsräumen, wo der Schichtleiter entweder hinter den oder am Ende der in Reihen ange­ordneten Arbeitsplätze sitzt, haben wir dessen Arbeitsplatz in die Mitte des Raumes auf eine erhöhte Plattform verlegt. Die einzelnen Arbeitsplätze wurden kreisförmig um den Arbeitsbereich des Schichtleiters angeordnet. Das macht die Kommunikation in der Überwachungszentrale effektiver und sämtliche Mitarbeiter und Monitore können einfacher überblickt werden. Anstatt reihenweise Monitore an den Wänden zu befes­tigen, brachten wir die Bildschirme näher an den Operator heran, indem wir Peripheriegeräte verwendet haben. Der geringere Abstand zum Monitor ermöglicht es dem Sicherheitspersonal, alle Einzelheiten ­eines Vorgangs zu verfolgen. Gerade für die Überwachung des Spielbetriebs in Casinos ist dies von großer Wichtigkeit.

Wie viele Mitarbeiter sind insgesamt in der Überwachungszentrale beschäftigt?

L. Daniel: Mehr als 100.

Wie viele und welche Arten von Kameras sind in Ihrem System im Einsatz? (Hersteller, Megapixel etc.)

L. Daniel: Wir haben knapp 5.000 Dallmeier IP-Kameras mit einer PAL-Auflösung von D1 (720 x 576 Pixel) über den gesamten Gebäudekomplex verteilt installiert.

Wer waren Ihre Errichter und Lieferanten bzw. Hersteller?

L. Daniel:
Unser Systemintegrator ist Elixir, ein Unternehmen mit weitreichender Erfahrung im asiatischen Raum. Elixir kann vor Ort in Macau Experten zur Verfügung stellen und bei Problemen sofort tätig werden. AME Systems liefern die Arbeitskonsolen für unser Überwachungspersonal. Wir haben uns für dieses Unternehmen entschieden, da es in der Lage ist, maßgeschneiderte Lösungen zu bieten und außerdem über eine hervorragende Support-Abteilung sowie äußerst kompetente Errichter-Teams verfügt. Das CCTV-System und die IP-Kameras beziehen wir von Dallmeier.

Wieviel Geld haben Sie ungefähr in das gesamte System und die Installation ­investiert?

L. Daniel: Mehr als 10 Mio. US-$. Wir können uns glücklich schätzen, dass unser Unternehmen die Themen Investitionsschutz und Re-Investition sehr ernst nimmt.

Können Sie uns erklären, wie das System funktioniert, sprich, wie die Bilder von der Kamera zum Monitor gelangen?

L. Daniel: Das Überwachungssystem ist IP-basiert, mit einer dezentralen Systemarchitektur, bestehend aus Servern, Switches, Workstations sowie Network Storage Units (NSU) und Kameras. Die IP-Kameras encodieren die Bilder mit einer Geschwindigkeit von 25 fps bei D1-Auflösung (720 x 576 Pixel). Anschließend wird das Signal über das Überwachungsnetzwerk zur Aufzeichnung an die NSU geschickt. Die Kameras unterstützen Multicasting, um den Live-­Videostream an mehrere Arbeitsplätze und Monitore übertragen zu können, während die aufgezeichneten Bilder von den NSU als Stream verschickt werden. Das Aufschalten der Kameras erfolgt komplett über eine virtuelle Matrix. So konnten wir den üblicherweise großen Platzbedarf einer analogen Matrix umgehen und den frei gewordenen Raum effektiver nutzen. Wir verfügen über eines der ersten und größten vollständig durchgehenden IP-Überwachungssysteme für Casinos. Das bedeutet, dass die Encodierung der Bilder direkt in der IP-Kamera stattfindet, bevor die Aufzeichnungen über das Überwachungsnetzwerk verschickt werden. Die Decodierung ­erfolgt dann kurz bevor die Bilder auf den LCD-Monitoren dargestellt werden.

Wie und aus welchen Gründen haben Sie das System ausgewählt?

L. Daniel: Wir haben uns das Angebot auf dem Markt angesehen und für unsere Zwecke war Dallmeier die beste Lösung. Wenn man sich Anlagen für Gefängnisse, Flughäfen, Einkaufszentren, Krankenhäuser, Campus und dergleichen ansieht, stellt man fest, dass nur wenige Bereiche, in denen CCTV eingesetzt wird, so anspruchsvoll sind - oder eine höhere Kameradichte erfordern - wie Casinos. Es bedarf zahlreicher Arbeitsplätze mit Live-Videostream sowie mehrerer Konsolen für Realtime-Überwachung. Dabei muss man in der Lage sein, die Aufzeichnungen jederzeit mit hoher Auflösung und Detailgenauigkeit wieder­geben zu können. Je mehr Einzelheiten wir im laufenden Spielbetrieb erkennen können, desto besser können wir die verschiedenen Geschäftsbereiche des Casinos unterstützen. Es war entscheidend für uns, in der Lage zu sein, das ­System auf unsere Bedürfnisse zuschneiden zu können, um die Anbindung an unsere Spielgeräte und sonstige Unterhaltungsangebote optimal zu gestalten.

Welche Herausforderungen (technischer oder betrieblicher Art) mussten Sie bewältigen, um ein Projekt von dieser Größenordnung zu realisieren?

L. Daniel: Wir mussten mit bei neuen Projekten gängigen Problemen fertig werden, wie z.B. Konflikte zwischen dem CCTV-System und der bestehenden Deckengestaltung oder den Beleuchtungssystemen. Die Komplexität der Anlage hat das Projekt zu einer interessanten Herausforderung gemacht. Wir haben Räume mit unterschiedlicher Deckenhöhe sowie zahlreichen dekorativen Einbauten und unterschiedlich gestalteten Beleuchtungssystemen. Daher haben wir über 10 verschiedene Befestigungsvarianten verwendet, um der Designvielfalt gerecht zu werden, ohne dabei unsere Einnahmen negativ zu beeinflussen. All das wird unsere Techniker in Zukunft garantiert mit Wartungs- und Servicearbeiten beschäftigen.

Was sind Ihrer Meinung nach einige der bestimmenden Charakteristika Ihrer Arbeit?

L. Daniel: Heutzutage ist die Branche geprägt von digitaler Aufzeichnung, IP-Netzwerksystemen, hochentwickelten Software-Anwendungen und Schnittstellen auf verschiedenen Systemebenen. Wir versuchen daher sowohl von etablierten als auch von in der Entwicklung befindlichen Technologien zu profitieren, um so ein Sicherheitssystem auf dem neusten Stand der Technik zu realisieren. Wir behalten dies bei der Integration und Anbindung aller unserer wichtigsten Glücksspiel- und Sicherheitssysteme im Hinterkopf. In der Praxis bedeutet das nicht nur automatische Alarmmeldungen in Echtzeit, effiziente Zuteilung von Ressourcen und proaktive Überwachung, sondern auch, dass wir mittels „Business Intelligence" Ressourcen je nach Bedarf zuteilen können. Seien wir ehrlich: An Mitteln fehlt es in der Überwachung immer. Ich bin fest davon überzeugt, dass im Fall von CCTV-Systemen mit Tausenden von Kameras die Zeiten definitiv vorbei sind, in denen man Kameras installierte und einfach hoffte, etwas vor die Linse zu bekommen. Umfangreiche Überwachungsanlagen können nicht länger als abgetrennte Systeme betrachtet werden, sondern müssen voll in die betrieblichen Abläufe integriert werden. Die Integration führt zu konkreten Steigerungen der Effizienz; denn wenn die relevanten Informationen und Ereignisse in der Überwachungszentrale zusammenlaufen und den Mitarbeitern unmittelbar zur Verfügung stehen, ist weniger Personal gebunden.
Fazit: Geld gespart und Investitionen geschützt!

Vielen Dank für das Gespräch.

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