Elektronische Schließsysteme in der Abfallwirtschaft
Die Recycling- und Entsorgungsbranche hat sich zu einem großen und leistungsstarken Wirtschaftssektor entwickelt. Neben einer verlässlichen Abfallentsorgung, die essenziell für die Funktionsfähigkeit des öffentlichen Lebens ist, können viele wertvolle Rohstoffe wiederaufbereitet und anschließend weiterverarbeitet werden. Dadurch sehen sich diese Einrichtungen allerdings auch mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Angesichts stetig wachsender Bedrohungen durch Diebstahl, Vandalismus oder Cyberattacken ist die Notwendigkeit, robuste und intelligente Schutzmechanismen zu implementieren, so wichtig wie nie zuvor.

Nicht weniger als 842 Abfallarten nennt die Abfallverzeichnisverordnung (AVV) und entsprechend komplex und vielschichtig stellt sich auch die Abfallwirtschaft dar. Rund 11.000 Unternehmen mit 14.500 Anlagen, in denen 280.000 Personen arbeiten, umfasst die Entsorgungsinfrastruktur laut Angaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV).
Angriffsziele – vom Altmetall bis zur Anlagentechnik
In den oft über eine ganze Region verteilten Wertstoffhöfen und Entsorgungsanlagen, die pro Jahr einen Umsatz von circa 80 Milliarden Euro erwirtschaften, lagert ein beträchtlicher Teil der Materialien in Außenbereichen. Sind diese nicht ausreichend gesichert, kommt es vermehrt zu Einbrüchen, meist verbunden mit Diebstahl und Sachbeschädigung. Begehrte Ziele sind dabei Bargeld, aber auch Altmetalle wie Kupfer, Alu, Zink und Blei, Elektroschrott oder der Fuhrpark des Betreibers.
Neuerdings häufen sich zudem Fälle in Biogasunternehmen, bei denen es die Täter auf die Anlagentechnik abgesehen haben und gezielt für Wartung und Betrieb der Maschinen erforderliche Teile entwenden. Befinden sich auf dem Gelände Container oder Verwaltungsgebäude, werden diese ebenfalls aufgebrochen und nach Wertgegenständen durchsucht. Nicht selten sind die von den Tätern in Kauf genommenen Beschädigungen so gravierend, dass bestimmte Dienstleistungen bis zur Reparatur ausgesetzt werden müssen.
Herausforderung Sicherheitsmanagement
Eine Steigerung der physischen Sicherheit der Anlagen durch einen leistungsfähigen Perimeterschutz entlang der Grundstücksgrenzen durch Zäune, Mauern, Tore und robuste Schließtechnik erscheint daher als naheliegender Schritt. Bei der Auswahl spezifischer Technologien sollten Verantwortliche allerdings darauf achten, dass diese Lösungen tatsächlich den komplexen und dynamischen Herausforderungen moderner Entsorgungsunternehmen gewachsen sind.
Zusätzlich zu den genannten Vorkehrungen gegen Einbrüche bedingen die Vorgaben zur Getrennthaltung einzelner Abfallfraktionen und die ständige Interaktion zwischen Anlieferern, Beschäftigten und Dritten auch einen hohen Aufwand zur Verhütung von Fehleinwürfen und Unfällen. Auch hierbei können intelligente Schließkonzepte unterstützen.
Gerade herkömmliche mechanische Schließsysteme stoßen hier allerdings schnell an ihre Grenzen, da sie oft nicht die notwendige Flexibilität und Kontrolle bieten. Nicht zu unterschätzen sind neben den Initialkosten auch die Betriebskosten einer mechanischen Schließanlage, welche unbedingt einkalkuliert werden sollten, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Geht etwa ein Schlüssel verloren oder wird entwendet, muss bei einem solchen System unter Umständen eine ganze Reihe von Schließzylindern ausgetauscht werden, was hohe Folgekosten nach sich ziehen kann.

Erhöhte Sicherheit durch elektronische Systeme
Elektronische Schließlösungen bieten demgegenüber eine Vielzahl von Vorteilen. Eine der größten Stärken liegt in ihrer Anpassungsfähigkeit und Skalierbarkeit. Gerade in Branchen, die auf zahlreiche verteilte Standorte angewiesen sind, ermöglichen digitale Systeme eine zentrale Verwaltung von Zugangsrechten. Unternehmen können in Echtzeit festlegen, wer Zugang zu welchen Bereichen hat, und dies jederzeit ändern. Bei Verlust oder Diebstahl eines Schlüssels muss auch nicht das gesamte Schließsystem ersetzt werden, wie es bei mechanischen Lösungen notwendig wäre. Stattdessen lässt sich der verlorene Schlüssel einfach aus dem System sperren, was die Kosten und den organisatorischen Aufwand erheblich reduziert.
Fortschrittliche Verschlüsselungstechnologien in Schlüssel, Zylinder und Software sorgen zudem für eine hohe Manipulationssicherheit der zwischen diesen Systemen übertragenen Daten. Ein physischer Schlüssel lässt sich dagegen vergleichsweise einfach kopieren. Ein weiteres wichtiges Feature elektronischer Schließsysteme ist die Dokumentation jeglicher Art von Zutrittsversuchen, einschließlich Zeitpunkt, Ort und Person. Kommt es zu einem Sicherheitsvorfall, sind solche Audit-Trails von unschätzbarem Wert für anschließende Überprüfungen. Bei mechanischen Systemen sind solche Methoden naturgemäß nicht anwendbar.
In Verbindung mit einem Zutrittskontrollsystem spielen elektronische Schließsysteme durch Funktionen wie Anti-Passback und Zoneneinteilung eine weitere Trumpfkarte aus. Gebäude oder bestimmte Areale lassen sich damit in verschiedene Sicherheitszonen mit unterschiedlichen Zugangsberechtigungen einteilen und – falls erforderlich – das zweimalige Passieren festgelegter Kontrollpunkte verhindern.
Sichere und flexible Zugangssteuerung

Assa Abloy bietet in diesem Zusammenhang besonders ausgereifte Systeme an. Durch Lösungen wie die Cliq-Technologie können Unternehmen individuelle Zutrittsrechte für Mitarbeiter präzise festlegen und steuern. Dabei wird jedem Mitarbeiter ein personalisierter elektronischer Schlüssel zugewiesen, der nur für bestimmte Anlagen oder Zeiträume gültig ist. Dies schafft nicht nur mehr Sicherheit, sondern erleichtert auch die Überwachung und Nachvollziehbarkeit von Zugängen. Das kann vor allem dann von Vorteil sein, wenn zusätzlich zur Stammbelegschaft auch Fremdfirmen – beispielsweise beim Containertransport – Zugang zum Betriebsgelände haben.
Zudem kann das Unternehmen bei sicherheitskritischen Ereignissen, wie einem unbefugten Zutrittsversuch, sofort Benachrichtigungen erhalten und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten. Volle Flexibilität bei der zeitgemäßen Verwaltung von Schließanlagen bietet das elektronische Schließsystem eCliq der Marke Ikon, das speziell für die Verwendung in weit verzweigten und komplexen Unternehmen und Anlagen ausgelegt ist. Mit der Cliq-Technologie ausgestattete Anlagen sind vollständig skalierbar und eignen sich für kleinere Betriebe ebenso wie für Schließlösungen mit vielen tausend Zylindern. Verschiedene Softwarelösungen und Remote-Programmiergeräte machen aus eCliq zudem ein offline oder ein virtuell vernetztes Schließsystem.
Das über 60 verfügbare Zylinder und Bauformen umfassende Typenprogramm der Schließzylinder ist dabei so umfangreich wie die vielfältigen Einsatzbereiche in der Praxis. Vom Einfahrtstor eines Firmengeländes über die Briefkastenanlage und den Fahrstuhl bis zum Aktenschrank bieten die eCliq-Zylinder größtmögliche Gestaltungfreiheit und stellen sicher, dass sich bestehende Türen in der Regel ohne Änderungen damit ausrüsten lassen. Der Zeitaufwand für die Installation ist minimal, da Türen oder Komponenten nicht verkabelt werden müssen. Auch Zylinderhangschlösser, die beispielsweise zur Absicherung von Abrollcontainern verwendet werden können, sind Teil des Systems, das selbst bei extremen Umweltbedingungen hohe Zuverlässigkeit bietet.
Wartungsfrei, widerstandsfähig und zertifiziert
Zertifiziert nach den neuesten VdS- und DIN-Normen und bis zu 200.000 Zyklen wartungsfrei, verfügen alle Zylinder über einen vollständigen Schutz gegen Berührung, Staubablagerungen sowie gegen Spritzwasser aus allen Richtungen mit (IP54). Wo mehr Wasser auf das Schloss einwirkt, lassen sich optional zusätzliche Staub- und Regenschutzkappen zum Schutz des Zylinders anbringen, die wahlweise innen, außen oder beidseitig angebracht werden. Mit ihnen erhöht sich die Schutzart auf IP55, der Zylinder ist dann sogar gegen Strahlwasser gewappnet. Der elektronische Schlüssel ist wasserdicht nach IP67. Spezielle Varianten von Zylindern und Schlüsseln eignen sich zudem für den Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen der Zone 1 (ATEX=II 2G Ex ib IIB T4 Gb).
Ab sofort sind die eCliq-Schlüssel Professional und Connect sowie sämtliche Zylindertypen auch mit der Zertifizierung der Explosionsgruppe ATEX IIC erhältlich und erweitern damit den Einsatzbereich für spezielle Anwendungen – etwa in der Produktion von Wasserstoff oder extrem reaktionsfreundlichen, flüchtigen Gasen wie Acetylen.
Speziell für den Einsatz in Feuerwehrtresorrohren und Feuerwehrschlüsseldepots entwickelte Schlüsselvarianten sind darüber hinaus auf besonders lange Laufzeiten ausgelegt und bieten Standby-Zeiten von bis zu sieben Jahren, was rund 20.000 Schließungen entspricht. Auch die Wandprogrammiergeräte zum Ändern von Zeiteinstellungen und Zutrittsberechtigungen sowie zum Auslesen von Ereignislisten zeichnen sich durch besondere Robustheit aus und bieten Vandalismusschutz gemäß Schutzklasse IP65 und IK09.
Schutz kritischer Infrastruktur
Immer mehr Unternehmen aus Industrie, Energie- und Abfallwirtschaft entscheiden sich zudem aufgrund der laufenden Ausweitung und Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben für die Resilienz und Sicherheit kritischer Infrastrukturen für elektronische Schließsysteme. Neben dem KRITIS-Dachgesetz rückt nicht zuletzt das Cybersicherheitsgesetz NIS2 mit seinem All-Gefahren-Ansatz den Schutz der physischen Umgebungen von IT-Systemen in den Fokus. Unabhängig von der seit Januar 2024 geltenden Ergänzung des Sektors Siedlungsabfallentsorgung in der BSI-KritisV sieht die NIS2-Richtlinie auch neue Pflichten für Unternehmen der Abfallwirtschaft vor, die mindestens 50 Mitarbeitende oder einen Jahresumsatz und eine Jahresbilanzsumme von jeweils über 10 Millionen haben.
Analog zu den KRITIS-Unternehmen müssen künftig auch diese als ”wichtige Einrichtungen” eingestuften Unternehmen wirksame technische und organisatorische Maßnahmen zum Schutz ihrer IT-Systeme, Komponenten und Prozesse nach dem Stand der Technik vorweisen. Zur Identifikation der erforderlichen Schutzniveaus werden dabei die durch die DIN EN ISO/IEC 27001 gesetzten Standards verbindlich. Entscheidend dabei ist, dass diese Maßnahmen sich auf die gesamte Einrichtung erstrecken müssen und nicht auf bestimmte Anlagen beschränkt sein dürfen. Die Investition in vernetzte Sicherheitstechnologien wie eCliq stellt somit auch vor diesem Hintergrund eine zukunftsweisende Investition dar, um ihre Betriebsabläufe dauerhaft zu sichern und zu optimieren.
