Flughafensicherheit am Rhein-Main-Airport
Die Fraport AG betreibt eines der bedeutendsten Luftverkehrsdrehkreuze Europas. Der Erfolg des Flughafens beruht auch auf einem stabilen und zeitgemäßen Security Management. Erich ...
Die Fraport AG betreibt eines der bedeutendsten Luftverkehrsdrehkreuze Europas. Der Erfolg des Flughafens beruht auch auf einem stabilen und zeitgemäßen Security Management. Erich Keil verfügt über eine über 40-jährige Erfahrung bei der Kriminalpolizei, im Sicherheitsbereich und in Führungs- bzw. Geschäftsführungsfunktionen. Zuletzt leitete er die Unternehmenssicherheit der Fraport AG. Seit 01.04. letzten Jahres ist er Geschäftsbereichsleiter Airport Security Management und Vorsitzender der Geschäftsführung der FraSec Fraport Security Services GmbH. Die FraSec ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Fraport AG. Mit knapp 4.000 Beschäftigten ist sie eines der größten Sicherheitsunternehmen an Flughäfen in Deutschland. Den Hauptsitz hat FraSec am Flughafen Frankfurt. Aktuell bietet das Unternehmen seine Dienstleistungen als Spezialist rund um Sicherheits- und Servicethemen an den Flughäfen Frankfurt/Main, Stuttgart und in Kürze auch an den Flughäfen in Berlin-Tegel, -Schönefeld und BER an. Unser wissenschaftlicher Schriftleiter Heiner Jerofsky befragte Erich Keil zu seinen neuen Aufgaben, aktuellen Entwicklungen und Sicherheitsthemen.
GIT SICHERHEIT: Ihre Tätigkeit hat sich verändert. Sie sind seit 01.04. letzten Jahres Geschäftsbereichsleiter im Airport Security Management (ASM) und Vorsitzender der Geschäftsführung der FraSec GmbH. Können Sie uns kurz Ihre neue Aufgabe als GBL der ASM beschreiben?
Erich Keil: ASM ist ein Geschäftsbereich, der die operativen Dienstleistungen auf dem Feld der Luftsicherheit mit Passagier- und Gepäckkontrollen, der Flughafensicherheit und des Zugangskontrolldienstes durchführt. Insgesamt beschäftigt ASM etwa 880 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen mehr als 550 allein die Passagier- und Gepäckkontrollen abdecken. Bis Ende dieses Jahres werden alle Personen in den Bereich der FTU (Flugbetriebsmanagement, Terminalmanagement und Unternehmenssicherheit) überführt.
Als integrierte Beteiligung wird der ASM die FraSec direkt zugeordnet. Sie ist als hundertprozentige Tochter der Fraport AG eines der größten Sicherheitsunternehmen an Flughäfen in Deutschland. Welche Dienstleistungen kann das Unternehmen erbringen?
Erich Keil: FraSec ist auch in Zukunft der Sicherheitsdienstleister der Fraport AG. Es ist vorgesehen, dass es bei der Muttergesellschaft Fraport keinen Aufbau an Sicherheitskräften mehr geben wird. Der Ersatz dieser Kräfte erfolgt zukünftig immer bei der Tochtergesellschaft FraSec GmbH. Damit ist vorgezeichnet, dass FraSec neben den gesetzlich geregelten Aufgaben der Flughafensicherheit auch die Zugangskontrolldienste durchführt, sobald die Fraport AG dies nicht mehr selbst tun kann. Schon heute werden alle Aufgaben der Personal- und Warenkontrollen im Auftrag der Fraport AG von FraSec ausgeführt. In Frankfurt arbeiten daneben derzeit auch etwa 1.300 Personen von uns im Bereich der Luftsicherheit. Und unser Unternehmen hat darüber hinaus einen nicht unerheblichen Teil an Servicedienstleistungen auszuführen.
Durch Ihre Jahrzehnte lange leitende Tätigkeit für die Luft- und Flughafensicherheit am Frankfurter Flughafen verfügen Sie über sehr viel Erfahrung. Wie konnten Sie Ihre Sicherheitsphilosophie den ständigen Veränderungen der Lage anpassen und was sind zurzeit Ihre größten Herausforderungen für ASM und FraSec?
Erich Keil: Nun, die eigene Philosophie ist natürlich geprägt von den Anforderungen, die an einen Flughafen oder einen Dienstleister per Gesetz oder von Behörden gestellt werden. Meine eigene Philosophie war immer die, dass die gestellten Aufgaben mit höchstmöglicher Kompetenz in enger Abstimmung mit den Abteilungen des Flughafens und mit den zuständigen Behörden erfüllt werden müssen. Insofern haben Sie mit der Frage recht, dass immer eine Anpassung der eigenen Vorstellungen an die jeweilige Sicherheitslage erfolgen muss.
Die FraSec hat im Februar rund 200 Arbeitsplätze für Luftsicherheitskontrollkräfte in Berlin ausgeschrieben. Welche Einstellungsvoraussetzungen müssen vorliegen und wie und bei wem erfolgt welche Ausbildung?
Erich Keil: Zunächst möchte ich betonen, dass wir zu Beginn des Jahres sehr erfreut waren über die Nachricht der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, uns die Hälfte der Flughafensicherheit für die bereits genannten Flughäfen zu übertragen. Das führt direkt zu der Herausforderung, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu zu rekrutieren, da es in dem Fall keinen Betriebsübergang gem. § 613 a BGB gibt. Den Zuschlag für die zweite Hälfte der Aufgaben hat nämlich der derzeitige Dienstleister erhalten. Die neuen Sicherheitskräfte müssen neben einem einwandfreien Leumund eine Zuverlässigkeitsüberprüfung über sich ergehen lassen, die gem. § 7 Luftsicherheitsgesetz (LuftSiG) gesetzlich vorgegeben ist. Außerdem müssen die Kräfte in der Mehrzahl als Luftsicherheitskontrollkräfte ausgebildet werden. Die bereits Anfang März gestartete Ausbildung bei der FraSec dauert sechs Wochen und wird mit eigenen Trainern durchgeführt. Sie schließt mit einer theoretischen und praktischen Prüfung vor der Luftsicherheitsbehörde Berlin Brandenburg ab.
Die Vorbereitungsarbeiten bei FraSec zum Aufbau der neuen Station Berlin sind bereits in vollem Gange. Wo werden die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt und für welche speziellen Dienstleistungen sind sie vorgesehen?
Erich Keil: Hauptaufgabe sind die Personal- und Warenkontrollen, die Ausweiserstellung außerhalb der Regelarbeitszeit, aber auch Zugangs- und Streifentätigkeiten mit und ohne Fahrzeug.
Den Auftrag zur Flughafensicherheit in Berlin teilt sich die FraSec mit dem Sicherheitsdienstleister Securitas Aviation, der bereits seit mehreren Jahren dort engagiert ist. Gibt es eine Zusammenarbeit oder sind die Aufgabenfelder getrennt?
Erich Keil: Die Aufgabenverteilung zwischen den zwei Anbietern ist vom Flughafenbetreiber festgelegt worden, nachdem jedoch beide Firmen in die Frage der Aufteilung einbezogen waren. Eine Zusammenarbeit zwischen den beiden verantwortlichen Personen vor Ort ist vereinbart worden und wird gewährleistet. Allerdings ist eine Vermischung von Personal beider Anbieter nicht vorgesehen. Hintergrund dafür ist unter anderem das seit Kurzem neu verabschiedete Arbeitnehmerüberlassungsgesetz.
Personen- und Handgepäckkontrollen sind ein wichtiger Teil der Arbeit an den Sicherheitskontrollstellen. Die Geräte für die Durchleuchtung werden zwar technologisch immer ausgereifter und zeigen viele verdächtige Substanzen auf dem Bildschirm an. Die Bilder müssen aber richtig interpretiert werden. Wie können Sie dies sicherstellen und Fehlinterpretationen vermeiden?
Erich Keil: Im Rahmen der Flughafensicherheit sind nicht nur Durchleuchtungsgeräte im Einsatz, deren Qualität heutzutage natürlich immer mehr optimiert wird. Wir haben in Berlin ein System namens CASRA im Einsatz, um unserem Personal optimale Voraussetzungen für die Interpretation von Röntgenbildern zu schaffen. Daneben und inzwischen hauptsächlich sind aber auch Sprengstoffdetektionsgeräte (sogenannte ETD-Geräte) im Einsatz, die das Aufspüren von Sprengstoffen ermöglichen.
Passagiere, Bedienstete, und Geschäftspartner erwarten einen hohen Sicherheitsstandard. Werden Sie in Zukunft auch vermehrt Körperscanner einsetzen?
Erich Keil: Die Flughafensicherheit hat bisher keine Körperscanner im Einsatz. Diese finden nur in der Luftsicherheit, also bei den Passagierkontrollen Verwendung.
Bei Bedarf werden auch vom Luftfahrt-Bundesamt (LBA) zertifizierte Sprengstoffspürhunde-Teams zur Verfügung gestellt. Welche Erfahrungen haben Sie mit diesen Einsatzmöglichkeiten?
Erich Keil: Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, werden Sprengstoffspürhunde seit Jahren am Flughafen Frankfurt eingesetzt. Insofern verfügen wir über einen breiten Erfahrungsschatz hinsichtlich des Einsatzes dieser Teams, die vom LBA zertifiziert sind. Derzeit steht jedoch noch nicht fest, ob und wann solche Hunde oder auch Schutzhunde zum Einsatz kommen werden.
Verantwortung, Einsatzbereitschaft, Gründlichkeit und Freundlichkeit sind wichtige Eigenschaften für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sicherheitsservice. Wie und durch welche Maßnahmen erreichen Sie dies? Wird dabei auch eine tarifgerechte und faire Bezahlung geboten?
Erich Keil: Sie haben die wichtigsten Merkmale, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben müssen, bereits genannt. Dazu gibt es schon in der Grundausbildung Bestandteile, die genau auf diese Themen eingehen. Der Umstand, dass inzwischen die Beschäftigten relativ hohe Stundenlöhne haben, unterstützt das Ganze natürlich, da wir die Möglichkeit haben, hierfür besser geeignetes Personal zu rekrutieren. Wir zahlen nach Tarif und bieten den Beschäftigten eine prima Grundlage, ihr Leben zu gestalten.
Wie schätzen Sie die aktuelle Sicherheitslage an deutschen Flughäfen ein und welche Wünsche und Ziele haben Sie für die Zukunft?
Erich Keil: Derzeit haben wir nicht nur in den öffentlichen Bereichen der Flughäfen eine Sicherheitslage, die es so noch nie gegeben hat, sondern auch überall dort, wo größere Menschenansammlungen zu verzeichnen sind. Flughäfen sind allerdings seit jeher Anschlagsziele für den Terrorismus, da hier größtmögliche Aufmerksamkeit weltweit erzielt werden kann, und das in kürzester Zeit. All das erfährt natürlich Unterstützung durch die modernen sehr schnellen sozialen Medien. Hochaktuell kann ich nur begrüßen, wenn der Gesetzgeber im kürzlich neu verabschiedeten LuftSiG auch eine Zuverlässigkeitsüberprüfung für alle mit Luftfracht befassten operativen Personen umgesetzt hat. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir von Anschlägen an Flughäfen überall in der Welt verschont bleiben. Mein Ziel ist es, weiterhin einen hohen Sicherheitsstandard für unsere Flughäfen zu gewährleisten.
Danke für Ihre Lagebeurteilung und die Einblicke in Ihre verantwortungsvolle Tätigkeit.