Genetec Umfrage: Cyberbedrohungen, Cloud-Nutzung und Vereinheitlichung sind die Top-Themen im Jahr 2021
Genetec hat im Januar 2021 rund 1.550 Experten für physische Sicherheit aus den Regionen Europa, Nahen Osten und Afrika nach aktuellen Themen und Entwicklungen im Bereich der physischen Sicherheit befragt. Nun stehen die Ergebnisse dieser Studie fest und Genetec gibt GIT SICHERHEIT einen Einblick.
Befragt wurden Fachleute aus Unternehmen für die Akquise, Verwaltung sowie den Betrieb physischer Sicherheitstechnologien. Die Peer-Group bestand vor allem aus Anwendern von Genetec-Lösungen sowie Systemintegratoren und Planern. Knapp die Hälfte der Befragten (47 %) kamen aus unterschiedlichen Unternehmen und jeweils gut ein Viertel aus dem öffentlichen Sektor (26 %) sowie dem Einzelhandel bzw. Finanzsektor (27 %).
Wie das Jahr 2020 und die Covid-19-Pandemie die Sicherheit beeinflussten
Im Jahr 2020 sahen sich physische Sicherheitsexperten nicht nur mit einer ganzen Reihe an Einschränkungen konfrontiert, die sich auch maßgeblich auf tägliche Prozesse auswirkten. Die Verlagerung vieler Arbeitsplätze ins Homeoffice offenbarte Schwachstellen bei der Nutzung operativer Instrumente, was bei 46 % der Befragten bislang unbekannte Cybersicherheitslücken preisgab. Fast jeder Zweite (48 %) hatte aufgrund veralteter Systeme mit grundlegenden Infrastrukturdefiziten zu kämpfen und sah Bedarf bei modernen Systemlösungen. Die Verlagerung ins Homeoffice erschwerte außerdem für rund 60 % der Sicherheitsexperten die Arbeit ihrer Teams, alle Standorte und Niederlassungen ihres Unternehmens bzw. ihrer Behörde gegen physische Sicherheitsbedrohungen wie Vandalismus oder Einbrüche zu schützen.
Um den neuen Herausforderungen bei der Verwaltung und Überwachung von Personen und Unternehmenswerten im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie gerecht zu werden und die operativen Prozesse im Lockdown und im Zuge der schrittweisen Rückkehr an den Arbeitsplatz zu unterstützen, setzen die befragten Experten besonders auf Lösungen für Einbruchserkennung (39 %), Perimeterschutz (36 %) sowie Remotefunktionen (35 %).
Vorhandene Systeme unterstützen die betriebliche Transformation
Um auf die neuen Arbeitsszenarien reagieren zu können, setzen viele Experten auf ihre bestehende Sicherheitsinfrastruktur. Allerdings gaben 42 % der Befragten an, dass sie neue, innovative Einsatzmöglichkeiten für ihre Systeme erarbeitet haben, um mit den Herausforderungen der Pandemie fertig zu werden. So wurden beispielsweise Lösungen für Videoüberwachung und Zutrittskontrolle dazu verwendet, um die personelle Auslastung in bestimmten Bereichen zu überwachen oder Warenbestände per Remote zu verwalten. Damit konnte die Effizienz gesteigert und Prozesse optimiert werden.
Der digitale Wandel nimmt Fahrt auf
Der digitale Wandel hat mittlerweile alle Abteilungen und Unternehmensprozesse erreicht. Selbst die physische Sicherheit, die bei der Umstellung auf Cloud-Lösungen traditionell langsamer reagiert, zeigt laut Umfrageergebnissen einen sich beschleunigenden Trend.
Vor der Pandemie gaben lediglich 37 % der Befragten an, dass sie sich mitten im Umstieg auf Cloud- oder hybride Cloud-Lösungen für die physische Sicherheit befänden. Im Rahmen der Umfrage sagten hingegen knapp zwei Drittel der Experten (63,5 %), dass die Pandemie ihre Cloud-Strategie im Bereich der physischen Sicherheit etwas (51 %) bzw. erheblich (12,5 %) beschleunigt habe. Dies widerlegt die Vermutung, dass aufgrund der Pandemie viele langfristige Infrastruktur-Entscheidungen im Unternehmen zurückgestellt oder aufgeschoben wurden. Dennoch zeigen die Antworten, dass im Zuge der sich rasant verändernden Rahmenbedingungen und der damit einhergehende Bedarf an unterstützender Technologie der finanzielle Nutzen sowie die Resilienz-Vorteile von Cloud-Lösungen im Vergleich zu On-Premise-Systemen überwiegen.
So gaben 76 % der Befragten an, dass 2020 zwar Projekte verschoben wurden, aber nur 8 % berichteten von gänzlich abgesagten Projekten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Migration in die Cloud auch 2021 und darüber hinaus zügig voranschreiten dürfte.
Die wichtigsten Erkenntnisse bezogen auf Region und Branche
Die Umfrage zeigt, dass die durch Covid-19 entstandenen Beeinträchtigungen und Anforderungen alle Branchen und Regionen gleichermaßen getroffen haben. Das zeigt auch die bemerkenswerte Erkenntnis, dass alle Befragten einvernehmlich auf Fragen nach zentralen Herausforderungen, wichtigen Technologien und Prioritäten für das Jahr 2021 antworteten. Trotzdem ergaben sich in einigen Fragen auch interessante Unterschiede zwischen unterschiedlichen Branchen und Regionen.
Lediglich der öffentliche Sektor gab beispielsweise an, dass die Remoteverwaltung und -sicherung von Gebäuden (46 %) aktuell eine größere Herausforderung darstelle als die Beseitigung von Cybersicherheitslücken (41 %). Der private Sektor räumte der Beseitigung von Schwachstellen in der Cybersicherheit mit 48 % eine höhere Bedeutung ein als der Fernverwaltung und -sicherung von Gebäuden (44 %).
Die Installation neuer Einbruchmeldesysteme stand vor allem im Einzelhandel sowie dem Finanzsektor an oberster Stelle (42 %), während sonstige Unternehmen (36 %) und öffentliche Einrichtungen (26 %) diesem Punkt weniger Aufmerksamkeit einräumten.
Videoanalyse in Westeuropa, Perimetersicherung in Osteuropa und der Region MEA
Experten aus Westeuropa räumen vor allem der Integration von Videoanalyse in Unternehmen und Organisationen die höchste Priorität ein (44 %), wohingegen lediglich 34 % der Befragten aus Osteuropa und 29 % aus dem MEA-Raum hier die oberste Priorität sehen. Stattdessen wurde der Perimeterschutz während des Lockdowns in Osteuropa (39 %) und der Region MEA (33 %) deutlich schneller umgesetzt als in Westeuropa (12 %).
Die Umsetzung von Plänen zur Sicherung der Geschäftskontinuität spielte wiederum in Westeuropa eine zentrale Rolle (58 %) und rangierte damit deutlich vor dem MEA-Raum (48 %) und Osteuropa (45 %). Im direkten Vergleich zwischen West- und Osteuropa zeigt sich außerdem, dass sich befragte Fachleute aus Osteuropa in erster Linie um die direkte Bedrohung der physischen Sicherheit (66 %, 57 % in Westeuropa) sowie die Fernverwaltung von Anlagen (50 %, 41 % in Westeuropa) sorgten.
Schlussfolgerung
Das Jahr 2020 hat gezeigt, wie wichtig moderne Cloud-Lösungen für Unternehmen sein können, wenn es um Remoteverwaltung und die digitale Transformation von Geschäftsprozessen geht. Der Trend in Richtung Cloud-Technologien wird sich zunehmend ausweiten.
Cyberangriffe sind unvermeidbar und nutzen besonders gerne Schwachstellen in physischen Sicherheitssystemen, um Zugriff auf das gesamte Unternehmensnetzwerk sowie sensible Daten zu erhalten. Cybersicherheit und physische Sicherheit dürfen daher nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden, sondern müssen proaktiv zusammenarbeiten.
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie schnell unerwartete Situationen langjährige Prozesse in Frage stellen können. Hierbei kann eine vereinheitlichte Plattform helfen, um verwertbare Erkenntnisse zu erhalten und dank der notwendigen Flexibilität schnell reagieren zu können. Gerade in kritischen Situationen können abgeschottete Systeme und Behelfslösungen, die nicht miteinander kommunizieren, drastische Folgen haben. Darüber hinaus sollten moderne Sicherheitssysteme Daten aus zahlreichen unterschiedlichen Quellen auf intelligente Weise kombinieren, qualifizieren und visualisieren können, sodass Nutzer verstehen, was in ihrem Umfeld passiert und wie man in plötzlichen Situationen reagiert.
Business Partner
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