28.01.2010 • Topstory

Heißkalte Gefahr

Für viele Menschen ist die Aussage, dass die Gefahr von spät entdeckten Bränden in Tiefkühllagern besonders hoch ist, eine Überraschung. Die ­Vermutung, dass es bei Kälte nicht bre...

Für viele Menschen ist die Aussage, dass die Gefahr von spät entdeckten Bränden in Tiefkühllagern besonders hoch ist, eine Überraschung. Die ­Vermutung, dass es bei Kälte nicht brennen kann, ist nicht richtig. Das liegt an der sehr trockenen Luft im Tiefkühllager, die eine Brandaus­breitung eher begünstigt. Gerade im Lebensmittelbereich, wo bereits geringe Rauchmengen den gesamten Lagerbestand kontaminieren und unbrauchbar machen können, ist ein rechtzeitiges Eingreifen entscheidend. Wenn ein Lieferant durch einen Brandschaden seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommt, kann dies den Verlust von Kunden und Marktanteilen bedeuten oder gar die Existenz eines Unternehmens vernichten.

Die Brandlast in Tiefkühllagern besteht neben Lebensmitteln mit meist hohem Fettanteil vor allem aus Verpackungen aus Kunststoff und Kartonagen sowie Transporthilfen wie Förderbändern und Regalbediengeräten. Eine Vielzahl und hohe Dichte von elektrischen Leitungen erhöhen das Brandrisiko: Wenn es z. B. aufgrund eines technischen Defektes zu einem Brandereignis kommt, steigt der Rauch insbesondere in der frühen Brandentstehungsphase langsamer auf als unter normalen Bedingungen. Grund dafür ist die in einem Tiefkühllager wegen der Kälte herrschende geringe Thermik. Zudem wird die Luft immer wieder durch die Kühlung umgewälzt, sodass der Rauch sich schnell verteilt und verdünnt wird. Die konven­tionelle Rauchdetek­tion ist nicht ausreichend, um den Brand in der gleichen Zeit zu erkennen wie unter Normalbedingungen. Wertvolle Zeit, um Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, geht verloren. Das kann fatale Folgen haben.

Löschen reicht oft nicht aus

In Lagerbereichen werden zum Löschen oft Wasser (in Tiefkühlbereichen vermischt mit Glykol), Schaum oder Gemische beider Komponenten eingesetzt, wobei sich sekundäre Brandschäden in der Regel nicht verhindern lassen. Gerade durch Löschwasser kann die Gebäudesubstanz elementaren Schaden nehmen und Waren oder Geräte unbrauchbar werden. Trotz einer ­Löschung kann es so zu längeren und damit existenzbedrohenden Betriebsunterbrechungen kommen. Die dadurch entstehenden Kosten bei den Versicherungen stiegen in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Doch die Versicherungen decken in der Regel nur den entstandenen Sachschaden und die Kosten der Betriebsunterbrechung ab. Bei ausbleibender Lieferfähigkeit ist der Verlust von Kunden vorauszusehen - mit allen Folgen für Umsatz, Gewinn und Image des Unternehmens.

Brände aktiv vermeiden

Im Gegensatz zu konventionellen Brandschutzsystemen, wird mit dem Brandvermeidungssystem OxyReduct dagegen ein sehr erfolgreicher Ansatz realisiert. Das System vermeidet, abgestimmt auf die jeweiligen Materialien, die Ausbreitung des Brandes. Der Grundgedanke: Wo nicht genug Sauerstoff ist, gibt es auch kein Feuer. So sorgt die Einleitung von Stickstoff in das Tiefkühllager für eine kontrollierte Verringerung des Sauerstoffgehaltes. Durch die kontinuierliche Überwachung des Restsauerstoffgehaltes wird die Atmosphäre konstant auf dem Wert gehalten, bei dem die vorher definierten Materialien nicht mehr brennen können. Auf die ­Begehbarkeit des Lagers muss jedoch nicht verzichtet werden. Auch Schwelbrände, ausgelöst durch technische Defekte in Transportbändern und elektrischen Anlagen, müssen nicht zu Anlagenausfällen und Betriebsstillstand führen: Hochsensible Wagner-Rauchansaugsysteme detektieren bereits in der frühesten Pyrolysephase. Durch den Einsatz von OxyReduct wird das Ausbreiten des Entstehungsbrandes verhindert, das umgehende Einleiten von Gegenmaßnahmen ist möglich.

Wirtschaftliche Vorteile

Das System zur aktiven Brandvermeidung überzeugt auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten: Die Stickstoffeinleitung bei OxyReduct ­erfolgt punktuell über ein minimales Rohrleitungssystem. Anders bei Sprinkleranlagen: Hier müssen die Rohrsysteme im gesamten Lager verlegt werden, je nach Höhe der Halle sogar in mehreren Ebenen. Die Abstände zwischen den Regalen dürfen auch nicht zu eng sein, da ansonsten die Wirkung der Sprinkler beeinträchtigt wird. Wertvolle Lagerfläche geht dadurch verloren. Bei Nutzungsänderungen der Schutzbereiche ist OxyReduct flexibel anpassbar. So muss kein Rohrsystem - wie bei Sprinkleranlagen üblich - erweitert oder verlegt werden, wenn z. B. die Regale verschoben werden.

Erste Priorität: Lieferfähigkeit erhalten

Durch präventive Brandvermeidung wird höchste Qualität im Brandschutz ermöglicht. Brände in Tiefkühllagern können sich nicht mehr ausbreiten. Mit OxyReduct steht eine innovative und weltweit bereits hundertfach eingesetzte Technologie zur Verfügung, die vom VdS Schadenverhütung anerkannt wurde. Das Brandschutzkonzept liefert so einen grundlegenden Beitrag, um die Verfügbarkeit der Waren und damit die Lieferfähigkeit zu erhalten.

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