HS Niederrhein: Cyber-Campus - Hier werden Expertinnen und Experten gegen Hackerangriffe ausgebildet
Der Cyber-Campus NRW der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Hochschule Niederrhein nimmt Gestalt an. Es gibt drei Studiengänge in Mönchengladbach beziehungsweise Sankt Augustin, bei denen es um das Thema IT-Sicherheit geht. Das Angebot wird sukzessive ausgebaut.
Unter dem Dach des Cyber-Campus NRW bündeln sich die Kompetenzen zweier Hochschulen für angewandte Wissenschaften und zahlreicher Netzwerkpartner. Die Hochschulen Niederrhein und Bonn-Rhein-Sieg verfügen über mehrjährige Erfahrung beim Thema IT-Sicherheit. Vor gut einem Jahr haben sie sich auf den Weg gemacht, mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen den Cyber-Campus NRW zu gründen. Das Land stellte für die Pilotphase bis Ende 2023 insgesamt mehr als sechs Millionen Euro zur Verfügung, mit denen die Hochschulen neue Studiengänge aufbauen. In diesem Zusammenhang wurden neue Professuren eingerichtet.
Hintergrund ist der steigende Bedarf an IT-Spezialistinnen und Spezialisten, die in der zunehmend digital vernetzten Welt kritische Infrastrukturen vor Hacking-Angriffen schützen können. Durch die fortschreitende Digitalisierung sind insbesondere auch Unternehmen Cyber-Attacken ausgesetzt. Diese legen ganze Systeme lahm und können einen beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden verursachen. Betroffen sind nicht nur Konzerne, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, das Thema Informationssicherheit bei allen digitalen Geschäftsprozessen schon in der Konzeption zu berücksichtigen.
„Als Hochschule für angewandte Wissenschaften sind wir nah dran an den Megathemen unserer Zeit. Und da gehört die Sicherheit unserer IT-Strukturen an vorderster Stelle mit dazu. Ich bin stolz, dass wir mit unserer Expertise Teil des Netzwerks Cybercampus NRW sind und schon seit einem halben Jahr 140 junge Frauen und Männer in diesem Bereich akademisch ausbilden“, sagt Dr. Thomas Grünewald, Präsident der Hochschule Niederrhein.
Auch Professor Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, betont die gesellschaftliche Relevanz des Themas Cybersicherheit: „Seit Jahren sind Fragen technischer, ziviler und menschlicher Sicherheit Forschungs- und Lehrschwerpunkt der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Cybersicherheit, als ein Teilbereich von Sicherheit, ist eine rasant wachsende Herausforderung insbesondere für unsere kritischen Infrastrukturen, die Wirtschaft und den Internethandel sowie die Kommunikation der Menschen.“
Studiengang Cyber-Security-Management
Der Cyber-Campus NRW ist ein gemeinsames Dach, unter dem sich verschiedene Lehr- und Forschungsschwerpunkte versammeln. In Mönchengladbach liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf den Management-Themen rund um das Thema IT-Sicherheit. Der im September 2020 gestartete Bachelorstudiengang Cyber-Security-Management ist am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften angesiedelt. Zum Wintersemester 2021/22 folgt der gleichnamige Masterstudiengang. Und im Wintersemester 2022/23 soll der Bachelorstudiengang Digitale Forensik an den Start gehen.
An der Hochschule Niederrhein besteht das Gründungsteam aus Professorin Gudrun Stockmanns sowie den Professoren Thomas Meuser und René Treibert. Sie möchten den Studierenden ein zukunftsrelevantes Thema über moderne Lehrmethoden nahebringen: „Die Digitalisierung der Wirtschaft und Gesellschaft nimmt an Geschwindigkeit erheblich zu. Aber ohne gut organisierte und technisch sichere Informations- und Kommunikationsinfrastrukturen setzen sich Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen hohen Risiken aus“, sagt Professorin Gudrun Stockmanns. Im Studiengang erarbeiten die Studierenden – natürlich auch über digitale Tools – Lösungsansätze anhand von Beispielen aus der Praxis.
Die Absolventinnen und Absolventen sollen in der Lage sein, sich als Cyber-Security-Experten mit dem Entwurf, der Entwicklung und der Nutzung von IT-Sicherheitsverfahren und -Technologien in Unternehmen und in der Verwaltung zu befassen. Sowohl der Master als auch der Bachelor-Studiengang werden in Vollzeit angeboten, die Regelstudienzeit beträgt beim Bachelor sechs Semester (inklusive Praxisphase oder Auslandssemester), beim Master vier Semester. Eine Belegung in Teilzeit ist in beiden Studiengängen möglich, im Bachelor zudem auch als Dualer Studiengang.
Die Hochschule Niederrhein hat mit dem neugegründeten Cyber-Management-Campus im Monforts Quartier die Voraussetzungen für optimale Studienbedingungen geschaffen.
Studiengang Cyber Security & Privacy
An der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg startete zum Wintersemester 2020/21 am Campus Sankt Augustin das Studienprogramm Cyber Security auf Basis des Bachelorstudiengangs Informatik. Zum Wintersemester 2021/22 wird der neue Bachelorstudiengang Cyber Security & Privacy angeboten, ebenfalls in Vollzeit und über die Dauer von sechs Semestern. Er vermittelt Grundlagen der Informatik und richtet neben der Cybersicherheit den Fokus auf Themen wie Datenschutz und Privatheit. Dabei werden praxisnahe Inhalte von Professorinnen und Professoren der Hochschule, Expertinnen und Experten des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und dem Fraunhofer Institut FKIE vermittelt. Studierende erhalten im verpflichtenden dreimonatigen Praxisprojekt, in kooperativen Forschungsprojekten und in Exkursionen wertvolle Einblicke in ihre potenziellen Tätigkeitsfelder.
Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg profitiert von ihren starken Partnern in der Region: „Die Region Bonn hat große Bedeutung, wenn es um das Thema Cybersecurity geht. Hier sind mehrere Bundesbehörden und Konzerne versammelt, die auf diesem Gebiet operativ tätig sind“, so Professor Elmar Padilla, der bei der Pressekonferenz zusammen mit Professorin Kerstin Lemke-Rust und Professor Luigi Lo Iacono über den aktuellen Entwicklungsstand berichtete.
Wer sich für den neuen Studiengang „Cyber Security & Privacy“ interessiert, sollte analytisches Denkvermögen, Neugier und Kreativität mitbringen: Im Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg werden diese Fähigkeiten weiterentwickelt und anhand von Fachexpertise und Beispielen aus Theorie und Praxis vertieft. Ein konsekutiver Masterstudiengang ist bereits in Vorbereitung. Das Institut für Cyber Security & Privacy ist in der Gründungsphase, und auch für Promovierende und Existenzgründerinnen und -gründer bietet die Hochschule eigene Services am Campus.
Das Thema Vernetzung ist nicht nur mit Blick auf externe Partner wichtig. Auch untereinander pflegen beide Hochschulen einen intensiven Austausch. So erhalten beispielsweise Studierende die Gelegenheit, an Lehrveranstaltungen der jeweils anderen Hochschule teilzunehmen. Beide Hochschulen planen, jeweils 250 Studienplätze in ihren Cyber-Security-Studiengängen zu schaffen. Dieser Stand soll zum Ende der Projektphase (Wintersemester 2023/24) erreicht sein.