Im Fadenkreuz von Kriminellen: Logistik
In der Wertschöpfungskette von Unternehmen spielt Logistik eine herausragende Rolle. Unterbrechungen von Lieferketten können Millionen kosten, unter Umständen gefährden sie sogar das wirtschaftliche Überleben. Dabei geht es nicht nur um mögliche Verzögerungen der Lieferkette in Zeiten einer Pandemie. Um sichere und zuverlässige Dienstleistungen zu gewährleisten, müssen Logistikunternehmen hohe Anforderungen erfüllen – in puncto Sicherheit, Prozessqualität, Sendungsverfolgung sowie einer intelligenten Zufahrts- und Logistiksteuerung.
Eine zentrale Rolle spielt die Sicherheit. Denn Sicherheitslücken, die zu Schwund und Diebstahl führen oder Sabotage begünstigen, bringen für Logistikdienstleister erhebliche Haftungsrisiken mit sich, ganz zu schweigen vom Reputationsschaden.
Für Carsten König, Bereichsleiter Systemgeschäft bei TAS Sicherheits- und Kommunikationstechnik, Spezialist für Alarmübertragungsgeräte und integrierte Sicherheitslösungen, bietet die Sicherheitstechnik einen entscheidenden Mehrwert. „Natürlich unterscheiden sich die Maßnahmen je nach Warenwert und Gefährdungspotenzial. Aber technische Lösungen sind – neben personellen und organisatorischen Maßnahmen - ein Kernelement von Sicherheitskonzepten bei Logistikern.“
Die Gefahrenabwehr beginnt an der Grundstücksgrenze
Das Eindringen von außen in das Gelände wird mit Hilfe von Perimeterschutzsystemen wie Zaun- oder Bodendetektionen sowie Langstreckenmeldern, kombiniert mit Videoanalysen, frühzeitig erkannt und dem Interventionsteam gemeldet. Auch Flächenüberwachungen mit Laser oder Radartechnologie kommen zum Einsatz. Bei diesen Technologien muss bei der Planung zwingend auf die topologischen Gegebenheiten geachtet werden. Auch die mögliche Ablenkung beim Einsatz von Radar durch die Reflexionen von LKWs ist in Betracht zu ziehen. Zudem ist ein gewisses Maß an mechanischen Schutzvorrichtungen wie Zäune, Schranken und Tore notwendig, um das Gelände einzufrieden, den einfachen Zugang zu verhindern und somit die Widerstandszeit zu verlängern.
Fehlt der „vorgeschaltete“ Perimeterschutz, gelangen Einbrecher nicht selten durch das Dach einer Spedition, wie Carsten König berichtet. Verhindern lässt sich dieses durch eine Laserdetektion, die auf oder unterhalb des Daches angebracht ist.
Sicherheit im Gebäude
Zur Gebäudesicherheit gehört neben der Videoüberwachung mit diversen Auswertungsmöglichkeiten eine Einbruchmeldeanlage - besonders bei nicht rund um die Uhr besetzten Betrieben. Als Minimalanforderung umfasst diese Lager sowie Bereiche mit sensiblen Informationen. Hierzu muss je nach Anforderung und Vorgaben, z. B. aus den TAPI Richtlinien, eine objektspezifische Gefährdungsanalyse erstellt werden. Dabei werden auch die Widerstandszeiten für einzelne Bereiche festgelegt und mit allen Stellen abgestimmt.
Effektive Zutrittskontrolle
Beim Zutrittskonzept sind auch die Mitarbeiter in die Gefährdungsanalyse mit einzubeziehen, die bereits beim Zufahren und dem Zugang der Mitarbeiter beginnt. Empfehlenswert ist die Planung der Parkmöglichkeiten von Mitarbeitern außerhalb des ersten Perimeters, damit sich keine Privatfahrzeuge in der ersten Schutzzone befinden. So wird das Risiko minimiert, dass größere Waren in ein Privatfahrzeug verladen werden können.
Zusätzlich sollten die Mitarbeiter kanalisiert das Objekt betreten. Hierzu sind Ein- und Ausgangskontrollen an einer Vereinzelungsanlage erforderlich. So weiß man nicht nur, wer im Objekt ist, auch die Notfallevakuierung wird erleichtert. Automatisiert lassen sich Anwesenheitslisten bereichszugeordnet ausdrucken, sodass am Sammelpunkt alle Mitarbeiter ermittelt werden können. Hierzu kann es auch Konzepte geben, die dem Mitarbeiter die Meldung am Leser des Sammelpunktes ermöglichen etc. Diese Funktion kann alternativ über die Personenzählung der Videotechnik erfolgen, ist dann aber deutlich weniger detailliert, da nur die Anzahl der Personen erfasst wird.
Im Gebäude können Zugangstüren sowie die Ladetore mit Zutrittskontrolllesern geöffnet werden. In Verbindung mit Videoüberwachung und Trackingsystemen lassen sich Zugänge und Wege des Warenflusses effektiv sichern.
Wartezeitenmanagement durch Tracking
Intelligente Zufahrtskonzepte beginnen auf der Autobahn oder anderen Transportwegen. RFID, GPRS und Smart Container ermöglichen ein durchgängiges Tracking von der Ladungsverfolgung bis zur Anlieferung. Neben Sicherheitsaspekten spielt hier auch die Prozessoptimierung eine wichtige Rolle. Der Fahrer erhält einen Slot, in dem er anfahren darf, sodass eine reibungslose und schnelle Entladung sichergestellt werden kann, Wartebereiche werden entlastet.
Hier helfen Konzepte wie zum Beispiel von cleverQ. Fahrer sehen vor Anlieferung, wie viele LKWs bereits auf ihre Abfertigung warten. In Stoßzeiten können sie auf andere Warteplätze ausweichen und entlasten somit den Verkehr vor und auf dem Betriebsgelände. Das digitale Terminmanagement mit Reservierung von Anfahrzeiten und weiteren Funktionen führt zu einer besseren Planung und spürbar höheren Effizienz.
Die verschiedenen Technologien digitalisierter Systeme miteinander zu verbinden und Synergien zu nutzen, erfordert viel Know-how auf Seiten des Errichters. Aspekte der IT-Sicherheit und des Datenschutzes müssen genauso berücksichtigt werden wie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit einem möglichst kurzfristigen Return-on-Investment.
„Es gibt viele Möglichkeiten, Logistikunternehmen bestmöglich zu sichern und gleichzeitig Prozesse zu optimieren. Individuelle Lösungen sind dabei immer ganzheitlich zu betrachten, damit die technischen Systeme aufeinander abgestimmt sind. Zudem gilt es abzuschätzen, wie hoch die zu erwartenden Schäden für die wahrscheinlichsten Vorfälle sind, um ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis zu ermitteln.“
Autor: Bereichsleiter Systemgeschäft bei TAS, Carsten König