22.03.2023 • TopstoryKrisenmanagement

Krisenmanagement für Unternehmen

In einer globalisierten Welt können selbst weit entfernte Krisen die heimische Wirtschaft treffen. Unternehmen brauchen deshalb eine Strategie, mit der sie erfolgreich durch eine Krise steuern können. In seinem Schulungsprogramm 2023 hat der BVSW sein Angebot rund um das Thema Krisenmanagement erweitert. Einer der Schulungspartner ist das Institut für Konfliktforschung und Krisenberatung. Es verbindet Kompetenzen in Organisationspsychologie und Krisenmanagement, um Unternehmen bei der Bewältigung von Krisen jeder Art beizustehen. Dr. Günter Weber, Geschäftsführer des Instituts, über wichtige Eckpunkte im Krisenmanagement.


GIT SICHERHEIT: Herr Dr. Weber, derzeit ist die sogenannte Polykrise in aller Munde. Ab wann sprechen wir von einer Krise und ist der Krisenbegriff derzeit etwas überbeansprucht?

Günter Weber: Krisen sind tatsächlich ein höchst individueller Begriff. Was für den einen eine Krise darstellt, ist für den anderen gar kein Problem. Nehmen wir als Beispiel die Corona-Pandemie: Während der Kleinunternehmer im Gastrogewerbe vor existentiellen Herausforderungen stand, hat der Versandhandel einen regelrechten Boom erlebt. Das gleiche galt für Individuen. Manche hatten das Gefühl, dass sie regelrecht daheim eingesperrt waren, während andere das Home-Office als eine willkommene Abwechslung erlebt haben. Die gleiche Situation wird unterschiedlich erlebt und nicht für alle gleichermaßen zur Krise.


Was bedeutet das für das Krisenmanagement im Unternehmen?

Günter Weber: Auch Unternehmen sind individuell und damit nicht von allen Krisen gleich betroffen. Jede Branche und jedes Unternehmen hat ganz eigene Risiken. Vor dem Aufbau eines Krisenmanagements gilt es, diese Risiken zu analysieren und zu benennen. Daraus lassen sich dann die notwendigen Maßnahmen ableiten.


Welche Maßnahmen sind zur Vorbereitung auf eine Krise wichtig?

Günter Weber:
Damit ein Unternehmen während der Krise geführt werden kann, sollte ein Krisenstab zusammengestellt werden. Die Besetzung dieses Gremiums sollte im Kern stabil sein und dann je nach Situation erweitert werden. Außerdem muss festgelegt werden, mit welchen Methoden die Arbeit bewältigt werden kann und welche Tools dafür notwendig sind. Bei einem Cyberangriff beispielsweise ist die Kommunikation über den Mailserver oder das Internet nicht mehr möglich, deshalb sollte schon im Vorfeld eine alternative Kommunikationsplattform definiert werden, die im Ernstfall bereitsteht.


Führungskräfte haben eine zentrale Rolle bei der Bewältigung einer Krise. Nach welchen Prinzipen sollten sie handeln?

Günter Weber: Weil Krisen so unterschiedlich wahrgenommen werden, ist es zunächst einmal wichtig, den Mitarbeitern mit Empathie zu begegnen und individuell auf sie einzugehen. Führungskräfte müssen außerdem proaktiv, klar und kontinuierlich kommunizieren – dazu ist häufig ein Leitfaden hilfreich. Sollten auf anderen Wegen als über das Unternehmen, bzw. die Führungskraft wichtige Details bekannt werden, kann das das Vertrauen nachhaltig erschüttern. Zudem sollten die Führungskräfte eine Perspektive aufzeigen, wie es weitergehen kann – z. B. was nächste Schritte sind, wann erneut informiert wird. Eine Krise verbinden viele mit dem Eindruck einer geringeren Handlungskontrolle. Wenn man aber ins Handeln übergehen kann, empfinden Menschen eine Krise als weniger belastend.


Welche Rolle spielt für Sie die Kommunikation in einer Krise?

Günter Weber:
Für die Kommunikation gelten die gleichen Grundsätze wie für die Führungskräfte, nämlich Empathie, Klarheit und Perspektive. Bei der Kommunikation nach außen gibt es jedoch unterschiedliche Interessensgruppen, wie beispielsweise Medienvertreter, Anwohner oder Anteilseigner. Sie alle verbinden mit der Krise unterschiedliche Anliegen. Hier ist es zusätzlich wichtig proaktiv zu agieren, sichtbar Verantwortung zu übernehmen – d. h. „Gesicht zu zeigen“ und festzulegen, wer mit welcher Botschaft spricht – und schließlich, die Adressaten genau zu organisieren und die Botschaften auf sie abzustimmen. Eine schlechte Außenkommunikation kann eine Situation zu einer Krise eskalieren lassen.

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