Meister Automation: Wie ein junges Unternehmen aus Wertheim den Markt aufmischt
Im vergangenen Jahr wurde Meister Automation mit der Auslöse- und Steuerungseinheit „Multialert Mini“ zum 3. Sieger des GIT SICHERHEIT AWARDs in der Kategorie Maschinen- und Anlagensicherheit gekürt. Grund genug, um mehr über das Unternehmen, seine Produkte und Lösungen zu erfahren. Michael Oleynik, Geschäftsführer bei Meister Automation, stellte sich dem Interview mit GIT SICHERHEIT.
GIT SICHERHEIT: Herr Oleynik, zunächst noch einmal Gratulation zum GIT SICHERHEIT AWARD. „Meister Automation“ klingt bereits nach geballter Kompetenz und Know-how. Doch woher stammt das Unternehmen und wo steht es zurzeit?
Michael Oleynik: Vielen Dank für die Glückwünsche. Unsere Firmengeschichte begann, lange bevor wir den Namen Meister Automation angenommen haben. Vor rund 30 Jahren gründete ein Steuerungsbauer sein Unternehmen „Deiring GmbH Industrie-Automation“, ganz klischeehaft in einer kleinen Garage. Das Unternehmen hatte nie große Wachstumspläne, aber gute Geschäftszahlen und einen soliden Kundenstamm. Vor zehn Jahren hat dann die Familien-Holding MFT Meister Flow Technology das Unternehmen gekauft und die Weichen auf Wachstum gestellt. Seitdem haben wir uns vom reinen Händler zum Lösungsanbieter weiterentwickelt und unsere Mitarbeiterzahl verdreifacht.
Vor allem in den vergangenen zehn Jahren hat sich der Fokus des Geschäftsbereichs stark verändert. Der Umsatz konnte deutlich gesteigert werden, und das Unternehmen ist gewachsen. Was waren die wichtigsten Meilensteine aus Ihrer Sicht?
Michael Oleynik: Wir haben einen umfassenden und anhaltenden Change-Prozess durchlaufen. Unsere wichtigsten Meilensteine waren zweifellos die strategische Neuausrichtung auf den Bereich Sicherheitstechnik und das Lösungsgeschäft. Vor drei Jahren haben wir den Hauptsitz des Unternehmens nach Wertheim am Main verlegt und unser Profil mit sechs klar abgegrenzten Geschäftsbereichen maßgeblich geschärft. Auch die 2020 vollzogene Namensänderung in Meister Automation war ein Gamechanger. Zwar fungieren wir auch heute noch als Händler für Steuerungs- und Antriebstechnik, dennoch macht das Lösungsgeschäft aktuell bereits 75 Prozent unseres Gesamtumsatzes aus. Heute sind wir ein Steuerungsbauer mit eigenem Schaltschrankbau, mit Entwicklungsingenieuren, Hardwareentwicklung und einem starken Servicebereich, inklusive Risikoanalysen, ET-Konformitätserklärungen, VDE-Prüfungen, Nachlaufmessungen und so weiter. Zudem haben wir kontinuierlich in die Entwicklung innovativer Produkte investiert, beispielsweise eben auch im Bereich Brandschutz.
Wo sehen Sie die Kernkompetenz Ihres Unternehmens und wer ist Ihre Zielgruppe?
Michael Oleynik: Wir adressieren zu 100 Prozent Industriekunden in Deutschland. Das Dach über all unseren Leistungen ist das Thema Sicherheit. Wir bieten innovative Produkte und Lösungen rund um die Automatisierungs-Hardware, die dazu beitragen, Unfälle zu vermeiden und Produktionsausfälle zu minimieren. Kompetenzen haben wir neben dem Neuanlagengeschäft vor allem auch bei Retrofits. Das heißt, wir sorgen dafür, Altanlagen wieder sicher zu machen und meist auch wirtschaftlicher. Wenn beispielsweise ein in eine Anlage integrierter Gastrockner dank neuer Steuerung 30 Prozent Gas einspart, ist das ein nennenswerter Erfolg unserer Retrofit-Einheit. Bei neuen Anlagen, die auf den ersten Blick steuerungstechnisch einfacher strukturiert wirken, liegt die Herausforderung hingegen oft bei der Rückverfolgbarkeit und der Einbindung in Gesamtsysteme mit Blick auf die vor- und nachgelagerten Prozesse. Auch hier haben wir namhafte Referenzen beispielsweise aus der Automobilindustrie, die unser Know-how schätzen.
Wirft man einen Blick auf Ihr Portfolio, fallen insbesondere auch Brandschutzlösungen für Verteilerkästen ins Auge. Welche Relevanz haben diese Produkte für Ihr Unternehmen und Ihre Kunden?
Michael Oleynik: Man muss dazu wissen, dass 30 Prozent der Brände in deutschen Unternehmen aufgrund von fehlerhafter Elektrik entstehen. Daher sollten Schalt- und Verteilerschränke sowie elektrische Anlagen in betrieblichen Brandschutzkonzepten immer auch eine wichtige Rolle spielen. In vielen Unternehmen besteht aber genau hier noch Nachholbedarf. Unsere automatische Mini-Feuerlösch-Einheit AMFE dämmt Brände in einem sehr frühen Stadium direkt im Verteilerschrank ein, mit einem Löschmittel, das rückstandsfrei verdunstet. Nach einem Brandfall müssen lediglich die direkt betroffenen Bauteile ausgetauscht werden. Das ist vergleichsweise kostengünstig und hilft, Großbrände zu vermeiden. So werden die Mitarbeitenden effektiv geschützt und das Risiko eines Betriebsausfalls und hohe Folgekosten im Brandfall verringert.
Aber mit dem Mini-Feuerlöscher AMFE alleine war es noch nicht getan. Um industrietaugliche Konzepte anbieten zu können, mussten wir das Ökosystem drumherum aufbauen. Und das ist uns unter anderem mit dem selbst entwickelten Multialert Mini, unserer neu entwickelten Auslöse- und Steuerungseinheit, nun gelungen. Sie schützt großvolumige Schaltschränke und Schaltschrankreihen vor Bränden und schließt damit Sicherheitslücken in Brandschutzkonzepten von Industrieunternehmen.
Sie sprechen das Produkt an, mit dem Sie sich den GIT SICHERHEIT AWARD sichern konnten. Worum handelt es sich? Was kann der Multialert Mini? Worin liegt die Innovation? Und wie kam es zur Entwicklung?
Michael Oleynik: In der Industrie sind oft große Schaltschränke, Anreihschränke sowie Kombinationen unterschiedlichster Schränke mit einem Volumen über 1,15 m³ im Einsatz. Für diese Situationen kann die Steuerungseinheit Multialert Mini bis zu sechs Löscheinheiten vernetzen und adäquat mit großen Schutzvolumina ausrüsten. Die Steuerungen sind im Industry-Safety-Design auf einer Hutschiene konzipiert, werden direkt im Schaltschrank mit 24 V betrieben und sind in die Brandmeldesysteme von Unternehmen integrierbar. Im Brandfall lösen sie je nach Situation und Notwendigkeit vor Ort sowohl die Mini-Feuerlöscher aus als auch Rauchmelder aus, die als zusätzliche Sicherheitsstufe dienen. Zusätzlich kann der Multialert im Brandfall über audiovisuelle Signale auf den Brand aufmerksam machen und diesen an übergeordnete Systeme melden. Nach einem Vorfall ist das System selbst über einen integrierten Reset wieder einsatzbereit, lediglich die ausgelösten Löscheinheiten müssen ersetzt werden.
Welche anderen Bereiche deckt Ihr Ökosystem rund um den Brandschutz ab?
Michael Oleynik: Wir haben sechs unterschiedliche Ausführungen der Mini-Löscheinheit AMFE im Angebot und die Steuerungseinheit Multialert Mini. Den Multialert Mini haben wir im letzten Jahr zu einem Multialert 30 weiterentwickelt, mit dem wir in diesem Jahr am GIT SICHERHEIT AWARD teilnehmen. Der Multialert 30 kann mehrere Schutzbereiche und Schaltschränke gleichzeitig schützen und – wie der Name vermuten lässt – bis zu 30 Feuerlöscher anschließen. Mit dieser Kombination an Produkten decken wir ein breites Spektrum ab, von der kostengünstigen Absicherung kleiner Steuerungskästen bis hin zu größeren Anlagen, und das integriert in bestehende Brandschutzkonzepte und VdS-zertifiziert.
Welche versicherungsrechtlichen Aspekte spielen bei der Brandschutz-Absicherung von Schaltschränken eine Rolle?
Michael Oleynik: Objekte wie Schaltschränke und umschlossene Einrichtungen ohne anerkannte Brandschutz-Absicherung konnten bislang meist gar nicht in die Brandschutzversicherung aufgenommen werden. Mit der VdS-Zertifizierung unseres AMFE-Systems können diese Risiken nun mit abgesichert werden. Der Einbau kann darüber hinaus dazu beitragen, dass Versicherungssummen erhöht und Prämien gesenkt werden können.
Hat sich Ihres Erachtens in den vergangenen Jahren kundenseitig die Bereitschaft, sich mit Themen wie Safety und Brandschutz zu beschäftigen verändert und wenn ja, was sind die wesentlichen Treiber?
Michael Oleynik: Ja, wir nehmen sehr deutlich wahr, dass die Nachfrage nach Safety- und Brandschutz-Lösungen steigt. Das liegt zunächst einmal daran, dass Firmen sich selbst immer stärker auf Ihre Kernkompetenzen fokussieren und sich das notwendige Wissen zunehmend über Spezialisten wie uns ins Haus holen. Und schließlich sind es auch die Kunden, die wachsende Anforderungen an ihre Lieferanten bezüglich Desaster-Recovery-Strategien stellen. All diese Aspekte führen dazu, dass die Absicherung der Verfügbarkeit des Betriebskapitals durch externe Profis für viele Unternehmen wichtiger geworden ist.
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