18.11.2024 • TopstoryJVA

Möbel für den humanen Strafvollzug

Auch Hochsicherheitsräume brauchen Mobiliar und Einrichtung – und auch sie lassen sich in menschenwürdige Formen kleiden. Dies gehört zur Philosophie der Firma Pineapple, die 1975 in London gegründet wurde. Zum Portfolio gehört ein großes Programm von Möbeln, die speziell für die Bedürfnisse von Justizvollzugsanstalten, psychiatrischen Einrichtungen und Maßregelvollzugsanstalten zugeschnitten sind.

Bei weitem nicht jedes Möbelstück lässt sich in einer JVA und ähnlichen hochgesicherten Umgebungen verwenden. Sind sie aus Holz oder Metall, können Teile abgebrochen und zum Beispiel als Stichwaffe genutzt werden – das ist extrem gefährlich für alle Beteiligten. Möbel müssen entsprechend gegen Gewaltausbrüche gewappnet und robust sein sowie den einschlägigen Normen entsprechen. Der Hersteller Pineapple hat sich auf diese besonderen Anforderungen spezialisiert – insbesondere mit der Serie „Ryno“ mit Sitzmöbeln, Tischen und Betten. Sie sind bruchsicher und bestehen aus einem einzigen Bauteil, so dass sie nicht zerlegt werden können. Es lässt sich nichts in ihnen verstecken, was Kontrollen durch das Personal sicher macht und auch beschleunigt. Verwendet wird wasserfestes Polyethylen, das sich sehr leicht reinigen lässt.

Zweckmäßig, sicher und dennoch stilvoll

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Anthony Humphris, Verkaufsleitung bei Pineapple GmbH
© Pineapple

Im Gespräch mit Anthony Humphris, Verkaufsleitung bei Pineapple GmbH

GIT SICHERHEIT: Herr Humphris, Sie ­entwickeln und bauen ja Möbel für eine ganze Reihe spezieller Umgebungen – von ­Justizvollzugsanstalten über psychiatrische Einrichtungen bis zu besonderen Wohnformen, zum Beispiel für Menschen mit Autismus. Könnten Sie einmal die gemein­samen Nenner aus Sicht des Möbelbauers auf
den Punkt bringen?


Anthony Humphris: 
Beim Möbelbau für spezielle Umgebungen wie Krankenhäuer, Justizvollzugsanstalten und geschlossene psychiatrische Einrichtungen gibt es einen gemeinsamen Nenner: Sicherheit ist ein zentraler Aspekt, denn Möbel müssen stabil und sicher sein, um Verletzungen oder Missbrauch zu verhindern. Die Möglichkeiten, um dies zu gewährleisten, reichen von leichten, weichen Möbeln über boden- oder wandbefestigte Optionen bis hin zu extrem schweren Möbeln. In jedem Fall sind scharfe Kanten oder Teile, die leicht entfernt werden können, um sie als Waffen zu benutzen, oder leicht zugängliche Hohlräume, in denen verbotene Gegenstände versteckt werden können, wichtige Aspekte.

Hygiene spielt in Krankenhäusern und psychiatrischen Einrichtungen eine entscheidende Rolle. Möbel sollten leicht zu reinigen und zu desinfizieren sein. Zudem sollte das Material, aus welchem das Mobiliar besteht, resistent gegen Bakterien und Viren sein.

Funktionalität ist ebenfalls wichtig, da Möbel den spezifischen Bedürfnissen der Nutzer gerecht werden müssen. Das bedeutet, dass sie multifunktional und anpassbar sein sollten, um in verschiedenen Situationen eingesetzt werden zu können.

Trotz der besonderen Anforderungen ist es aber auch entscheidend, dass Möbel auch komfortabel sind, um das Wohlbefinden der Nutzer zu fördern. Dies gilt für jegliche Bereiche – sei es der Warteraum, der Aufenthaltsraum oder die Schlichtzelle. Auch Ästhetik hat mehr Relevanz als viele denken. Möbel sollten ansprechend sein und eine positive Atmosphäre schaffen, die zur Resozialisierung und zum Wohlbefinden beiträgt. Der bewusste Einsatz von therapeutischen Farben wirkt sich positiv auf den Heilungsprozess oder die Resozialisierung aus und kann genutzt werden, um eine beruhigende, reizarme Umgebung zu schaffen.

Die Möbel müssen schließlich robust und langlebig sein, um den Anforderungen in stark frequentierten oder extrem anspruchsvollen Umgebungen standzuhalten.

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Auch Hochsicherheitsräume brauchen Mobiliar und ­Einrichtung – und auch sie lassen sich in menschenwürdige Formen kleiden.
© Pineapple

Nehmen wir einmal einen typischen Haftraum in einer Justizvollzugsanstalt. Was muss und was darf hier eigentlich an Mobiliar vorgehalten werden?

Anthony Humphris:
In einem typischen Haftraum einer JVA sind verschiedene Möbelstücke notwendig, um den Insassen ein gewisses Maß an Komfort und Funktionalität zu bieten. Zunächst ist ein robustes Bett unerlässlich, das stabil und sicher ist. Das Bett kann ohne scharfe Ecken und Kanten entworfen sein, oder aber auch aus einem Bettgestell mit dazugehöriger Matratze bestehen, und ist so konzipiert, dass es sich leicht reinigen lässt.

Darüber hinaus gehören ein fester Tisch sowie ein stabiler Stuhl zur Grundausstattung des Haftraums. Diese Möbelstücke sind in der Regel so konstruiert, dass sie nicht umkippen oder zerlegt werden können, was die Sicherheit der Insassen erhöht. Der Tisch sollte zusätzlich dazu multifunktional sein und auch als Ablagefläche dienen können, um den Insassen einen praktischen Raum für verschiedene Aktivitäten zu bieten.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist eine Aufbewahrungseinheit, wie ein Schrank oder eine Kommode, die den Insassen ermöglicht, persönliche Gegenstände sicher und ordentlich aufzubewahren. Diese Einheit trägt dazu bei, den Haftraum funktional und gleichzeitig sicher zu gestalten, was zudem das Wohlbefinden des Insassen steigert.

Es gibt ja auch Normen bezüglich der Ausstattung von Hafträumen. Was schreiben diese zusammenfassend vor?

Anthony Humphris:
Die Normen zur Ausstattung von Hafträumen legen in der Regel fest, dass diese Räume sicher, hygienisch und funktional gestaltet sein müssen. Dazu gehören Vorgaben zur Größe der Zellen, zur Belüftung, zur Beleuchtung und zur Ausstattung mit Möbeln und sanitären Anlagen. Auch Aspekte wie die Privatsphäre der Insassen sowie die Möglichkeit zur sozialen Interaktion können berücksichtigt werden. Ziel dieser Normen ist es, eine menschenwürdige Umgebung zu schaffen, welche die Resozialisierung unterstützt und gleichzeitig die Sicherheit von (Mit-)Insassen und Personal gewährleistet.

Wo liegen hinsichtlich des Mobiliars die ­wesentlichen Sicherheitsprobleme?

Anthony Humphris:
Ein zentrales Anliegen ist die Manipulation und der Missbrauch von Möbelstücken. Beispielsweise können Möbel oder deren Bestandteile, wie Holzsplitter oder Schrauben, manipuliert werden, um gemeingefährliche Waffen herzustellen. Zudem besteht die Gefahr der Selbstverletzung. Lose oder leichte Möbel können als Wurfgeschosse bei Gewaltausbrüche oder Konfliktsituationen gegen das Personal eingesetzt werden.

Darüber hinaus könnten Möbel als Verstecke für verbotene Substanzen oder Waffen dienen, was die Sicherheit weiter gefährdet. Dies ist eine massive Belastung für das Personal, da alle zugänglichen Räume sehr zeitaufwendig kontrolliert werden müssen. Vor allem für Patienten oder Gefangene mit psychischen Erkrankungen sind alle Ligaturpunkte an Möbeln ein Sicherheitsrisiko, insbesondere in Zellen oder Patientenzimmern. Dies können Scharniere von Kleiderschränken oder Kleiderstangen, Ecken von Schränken oder Türgriffe sein. Schließlich spielen auch die Brandgefahr und Hygiene eine wesentliche Rolle.

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Bruchsicher und leicht zu ­reinigen: Die Serie „Ryno“ mit Sitzmöbeln, Tischen.
© Pineapple

Was sind die wichtigsten Eigenschaften, mit denen Sie sichere Möbel ausstatten?

Anthony Humphris: 
Unsere Möbel, und vor allem unsere robusteste und beliebteste Ryno-Serie, zeichnen sich durch eine Vielzahl wichtiger Eigenschaften aus, die sie zu sicheren Möbeln machen. Zum einen können die Sitzmöbel stark beschwert werden, was es nahezu unmöglich macht, sie aufzuheben oder gar zu werfen. Ihre außergewöhnlich, einteilige guss-Konstruktion macht die Produkte absolut bruchsicher. Abgerundete Kanten, abgechrägte Oberseiten und spezielle Lösungen für die Aufhängung von Kleidung verhindern Selbstverletzungen. Darüber hinaus bieten unsere verdeckten Befestigungsmethoden die Möglichkeit, die Möbel an Böden und Wänden zu fixieren. Dies reduziert nicht nur Versteckmöglichkeiten, sondern verhindert auch den Missbrauch als Waffe oder zum Barikadieren.

Die Möbel entsprechen außerdem den geltenden Brandschutznormen und erfüllen alle notwendigen Sicherheitsanforderungen. Aufgrund der verwendeten Materialien und speziellen Schutzbehandlungen können sie nicht als Brandbeschleuniger oder Zündhilfe dienen.

Sogar unsere Sofa-Serien wurden speziell entwickelt, um Versteckmöglichkeiten zu minimieren. Mit geschlossenen Unterseiten und ohne tiefe Fugen zwischen Arm- und Sitzbereich trägt dies alles dazu bei, eine beruhigende, heilende Umgebung zu schaffen, ohne Kompromisse bei Stil und Komfort einzugehen.

Könnten Sie einmal ein paar wichtige ­Referenzkunden in Deutschland bzw. in der DACH-Region nennen?

Anthony Humphris
: Einige wichtige Referenzprojekte für unsere Möbel sind unter anderem die Untersuchungshaftanstalt Hamburg, die Justizvollzugsanstalt Mannheim, JVA Graubünden (Schweiz) und die LWL Forensische Psychiatrie Hörstel. Darüber hinaus sind wir auch international tätig und haben Projekte in Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Frankreich, den USA und sogar bis nach Australien realisiert.

Business Partner

Pineapple GmbH

Auf der Landeskrone 2
57234 Wilnsdorf
Deutschland

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