Sicherheit für Mensch, Maschine und Produktionsgut

Mit seinen rund 600 Mitarbeitern entwickelt und produziert Euchner Produkte für den Maschinen- und Anlagenbau. Weltweit ist das Familienunternehmen an 15 Standorten präsent. Stefan...

Stefan Euchner, Geschäftsführer der Euchner GmbH + Co. KG
Stefan Euchner, Geschäftsführer der Euchner GmbH + Co. KG

Mit seinen rund 600 Mitarbeitern entwickelt und produziert Euchner ­Produkte für den Maschinen- und Anlagenbau. Weltweit ist das Familien­unternehmen an 15 Standorten präsent. Stefan Euchner führt die 1953 von ­seinem Großvater gegründete Firma in dritter Generation. Regina Berg-Jauernig und Matthias Erler von GIT SICHERHEIT haben ihn am Euchner-Firmensitz in Leinfelden-Echterdingen besucht.

GIT SICHERHEIT: Herr Euchner, Ihr Unternehmen ist ein geradezu klassisches deutsches mittelständisches Familienunternehmen mit über 60jähriger Firmengeschichte und langjährigen, also offenkundig zufriedenen, Mitarbeitern. Sie leiten es in dritter Generation. Gibt es so etwas wie eine Euchner-Philosophie des Erfolgs?

Stefan Euchner: Das ist ein sehr anspruchsvoller Begriff. Aber es gibt schon durchaus ein paar Grundsätze, die mir meine Vorgänger gewissermaßen in die Wiege gelegt haben. Hier ist vor allem unser ausgeprägtes Qualitäts- und Sicherheitsverständnis zu nennen. Dem Anspruch hoher und zuverlässiger Qualität ordnen wir alles unter. Dies bedeute aber keineswegs, dass wir ein besonders striktes oder streng hierarchisches Klima hinsichtlich der Mitarbeiterführung hätten. Im Gegenteil: Wir pflegen eine Kultur des Vertrauens und bieten unseren Mitarbeitern möglichst viel Freiraum und Entfaltungsmöglichkeiten. Die Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen und sich einzubringen ist ausgesprochen wichtig für unsere Mitarbeiter und den Erfolg des Unternehmens. Auch unsere familiengeführte Struktur spielt eine wahrnehmbar wichtige Rolle – im Innen- wie im Außenverhältnis.

Auch in ihren ausländischen Tochtergesell­schaften?

Stefan Euchner: Ja, das kann man sagen. Auch im Ausland werden wir so wahrgenommen. Generell legen wir in sämtlichen unserer internationalen Tochtergesellschaften Wert darauf, dass die eben genannten Werte geteilt werden. Natürlich beachten wir jeweils die verschiedenen landestypischen Mentalitäten – allerdings würde eine allzu hierarchische Struktur nicht unseren Ansprüchen genügen. Wir möchten bei unseren Entscheidungen unsere Mitarbeiter mitnehmen. Mitbestimmung und Partizipation sind uns wichtig – und wir teilen Verantwortung. Dadurch stabilisieren wir auf lange Sicht unser Unternehmen.

In den letzten Jahren sind Sie noch einmal stark gewachsen – etwa um ein Drittel. Worauf führen Sie das zurück?

Stefan Euchner: Unser Erfolg basiert sicher auf den gerade genannten Grundsätzen, mit denen wir unser Unternehmen führen. Einen nicht geringen Anteil haben auch unsere Erfolgsprodukte wie das Sicherheitssystem MGB (Multifunctional Gate Box) für die Absicherung von Schutztüren bei Maschinen und Anlagen oder das elektronische Zugriffskontroll- und Zugriffsverwaltungssystem EKS. Die Grundidee der MGB beispielsweise wird vom Markt ausgesprochen positiv angenommen: Bisher separat gelöste Einzelfunktionen rund um die Schutztür – z. B. Zuhaltung, Not-Halt, Tasten, Schlüsselschalter etc. – werden mit der MGB in einem Gerät vereint. Die Lösung ist robust und für industrielle Umgebungen perfekt. Und sie ist effizient, weil nicht mehr die einzelnen Bestandteile jeweils für sich verkabelt werden müssen. Außerdem kann der Kunde das Produkt nach eigenen Bedürfnissen für sich konfigurieren. Ganz wesentlich für unser Wachstum ist aber natürlich auch die Tatsache, dass unsere Kunden in den letzten Jahren sehr erfolgreich waren und wir somit mit ihnen gewachsen sind.

Sie haben vor kurzem kräftig in die Produktion am Standort Leinfelden-Echterdingen investiert – mit einem 2.000 m2-Neubau haben Sie Ihre Kapazitäten erweitert. Wie wichtig sind für Euchner Entwicklung und Fertigung in Deutschland?

Stefan Euchner: Das ist für uns ganz entscheidend. Aber wir müssen gleichwohl aufgeschlossen bleiben. So ist es wichtig, auf spezifisch regionale Anforderungen zu schauen – deshalb entwickeln und produzieren wir auch Produkte in China. Dort gibt es andere Ansprüche an Standards und Normen – auch die Erwartungen der chinesischen Kunden sind andere als bei uns. Dem dürfen wir uns nicht verschließen. Wichtig für uns ist aber, auch vor Ort dieselben Qualitätsanforderungen und Standards zu bieten. Generell gilt: Wenn wir z. B. in China produzieren, dann nur für die lokalen Bedürfnisse vor Ort.

Bleiben wir noch bei der Produktion. Ihr Leitmotiv „Sicherheit für Mensch, Maschine und Produktionsgut“ verwirklichen Sie unter anderem dadurch, dass Sie großen Wert auf Qualitätssicherung legen. Sie führen beispielsweise besonders intensive Produkttests durch, bevor Sie an den Markt gehen. Wie sieht das im Einzelnen aus?

Stefan Euchner: Wir betreiben hier im Hause umfangreiche Testeinrichtungen, mit denen wir unsere-Produkte Dauertests unterziehen. Diese Stresstests mit Klimakammern, Dauerlauftests sowie Test mit verschiedenen Medien gehen weit über das hinaus, was normativ gefordert wird. Denn für uns sind nicht die Minimalanforderungen maßgeblich, sondern die absolute Zuverlässigkeit beim Kunden. Schon im Rahmen der Produktentwicklung gibt uns das die Möglichkeit, sehr früh unter realen Bedingungen zu testen. Aber wir testen auch bereits am Markt befindliche Produkte immer wieder neu.

Auch im Fertigungsprozess selbst haben Sie eigene Methoden der Qualitätssicherung eingeführt?

Stefan Euchner: Das ist richtig. Die Qualitätssicherung ist für uns ein ganzheitlicher Ansatz der sich nicht nur auf die Produkttest bezieht, sondern den kompletten Prozess vom Wareneingang über den Fertigungsprozess bis hin zum Warenausgang umfasst. Entlang des kompletten Prozesses haben wir Prüfeinrichtungen installiert, mit denen wir einzelne Arbeitsschritte bei der Herstellung unserer Produkte überprüfen und dokumentieren. Trotz all der bisher getroffenen Maßnahmen ruhen wir uns nicht aus und versuchen uns weiterhin zu verbessern. So haben wir zum Beispiel bei unserer SMD-Fertigungslinie eine zusätzliche optische Prüfeinrichtung installiert, die bereits vor dem eigentlichen Lötprozess überprüft, ob die Platine richtig bestückt wurde. So können wir bereits noch früher eingreifen und bei Bedarf nachjustieren.

Ihr Portfolio an Sicherheitsschaltern und Sicherheitssystemen, Schaltgeräten und anderen Produkten an der Schnittstelle Mensch-Maschine ist wohl so umfassend und ausdifferenziert wie der Maschinen- und Anlagenbau selbst. Welche Neuentwicklungen stehen derzeit auf dem Plan, bzw. sind für die nächste Zukunft zu erwarten?

Stefan Euchner: Der Manipulationsschutz ist nach wie vor ein aktuelles Thema bei uns. Es geht mehr und mehr darum, diesen weiter zu erhöhen, um die Sicherheit für den Menschen noch weiter zu verbessern. Ein weiteres Thema betrifft das Schlagwort Industrie 4.0 – hier ist eine Menge in Bewegung. Auch wir beschäftigen uns intensiv mit diesem Thema und verfügen seit längerem auch schon über Produkte in unserem Portfolio die in diesem Kontext eingesetzt werden können.

Herr Euchner, Ihr Unternehmen beschäftigt heute ja weltweit etwa 600 Mitarbeiter, es gibt 15 Vertriebstochtergesellschaften und 24 autorisierte Vertriebsbüros. Werden Sie sich noch weiter internationalisieren? Was planen Sie hier in der nächsten Zeit?

Stefan Euchner: Ausbauen möchten wir vor allem unser Engagement in China – dort hat unsere chinesische Tochtergesellschaft übrigens gerade ein neues 3.300 m2 großes Firmengebäude bezogen. Grundsätzlich beobachten wir aufmerksam die Entwicklungen in der Welt und prüfen ständig Expansionsmöglichkeiten. So sind Regionen wie Osteuropa oder auch Südamerika durchaus Regionen, in denen wir uns weitere Niederlassungen vorstellen können – wobei Rechtsicherheit ein maßgeblicher Faktor ist. Wichtig für uns ist, dass wir bei unseren Kunden vor Ort sind und auch lokal eine optimale Betreuung leisten können.

Wie sehen Sie die Problematik des Fachkräftemangels? Spielt er bei Ihnen eine Rolle?

Stefan Euchner: Das ist durchaus auch für unser Unternehmen ein Thema – wir profitieren hier aber unter anderem von Kooperationen mit Schulen und Universitäten in der Region. Wir können so bereits frühzeitig Kontakte knüpfen, um das Unternehmen und unsere Produkte bekannt zu machen. Generell bemühen wir uns darum, ein für Mitarbeiter attraktives Unternehmen zu sein: Freie Entwicklungsmöglichkeiten und auch die Gesundheit unserer Mitarbeiter sind hier wichtig.

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