SSP Safety System Products feiert sein 10-jähriges Jubiläum
GIT SICHERHEIT im Interview mit SSP-Gründer und CEO Johann Aulila sowie den stellvertretenden Geschäftsführern Wolfgang Engelhart und Marcel Aulila.
Vor 10 Jahren gründet Johann Aulila in Spaichingen das Unternehmen Safety System Products. Aus einem kleinen Startup hat sich bis heute ein mittelständisches Unternehmen mit zwei Standorten, 70 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als 14 Millionen Euro entwickelt. GIT SICHERHEIT wollte wissen, welche Faktoren entscheidend zum Erfolg des jungen Unternehmens beigetragen haben bzw. welche Weichenstellungen für die Zukunft geplant sind und hat daher CEO und Gründer Johann Aulila sowie die stellvertretenden Geschäftsführer Wolfgang Engelhart und Marcel Aulila zum Interview gebeten.
GIT SICHERHEIT: Die Herren Aulila, Herr Engelhart, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum 10-jährigen Jubiläum von SSP Safety System Products. Wirklich eine tolle Erfolgsgeschichte „made in Germany“. Wenn Sie sich zurückerinnern an die Zeit vor zehn Jahren, was ist Ihnen von damals am einprägsamsten im Gedächtnis geblieben? Mit welchen Herausforderungen sahen sie sich damals konfrontiert?
Johann Aulila: Vielen Dank für die Glückwünsche! Ich erinnere mich gerne an die Gründung und mir ist aus der Zeit vor allem einprägsam in Erinnerung, dass ganz viele meiner ehemaligen Weggefährten aus meiner Zeit bei Jokab Safety sofort zugesagt haben, mich zu unterstützen. Einige ehemalige Mitarbeiter, darunter auch Herr Engelhart, haben ihre sicheren Jobs in renommierten Unternehmen gekündigt und sind zu SSP gekommen – das hat mich schon sehr geehrt. Herausfordernd waren die ersten Jahre auch deshalb, weil ich neben den Geschäftsleitungstätigkeiten auch ganz viel selbst mit anpacken musste. Dazu gehörte z. B. auch, dass ich mal das ein oder andere Paket packen musste oder meine Wochenenden beim Aufbau unseres Messestand bei der Stuttgarter Motek und auch sonst in der Firma verbracht habe.
Jetzt, 10 Jahre später, hat sich natürlich viel verändert. Das Unternehmen ist gewachsen und SSP mittlerweile eine etablierte Größe am Markt. Was waren aus Ihrer Sicht rückblickend die richtungsweisenden Entscheidungen und Entwicklungen, die diesen tollen Erfolg ermöglicht haben?
Johann Aulila: Richtungsweisend war sicherlich die Entscheidung, mit dem Aluminium-Zaun System, das ich aus meiner früheren Tätigkeit bei Jokab Safety ja gut kannte, zu starten. So konnten wir viele ehemalige Kunden „zurückgewinnen“ und damit hatten wir dann auch einen Fuß in der Türe, um unsere Elektrokomponenten als Gesamtlösung anzubieten.
Da wir am Anfang noch keine eigenen Sicherheitsprodukte hatten, haben wir uns früh mit der italienischen Firma "ReeR" (Lichtvorhänge und Sicherheitssteuerungen) und dem englischen Hersteller für sichere Türzuhaltungen „Fortress Interlocks“ zusammengetan. Dies hat sich als gute Entscheidung herausgestellt und beide Firmen vertreten wir bis heute noch. Besonders wegweisend waren dann aber unsere eigenentwickelten Produkte, die wir sukzessive in den Jahren 2015-2018 auf den Markt gebracht haben, wie etwa unseren Zustimmtaster Zeus, Magnetzuhaltung Holdx und Wireless Sicherheitssteuerung Safety Simplifier. Ein ganz großer Meilenstein war aber auch unser Neubau, den wir 2020 bezogen haben.
Im Zuge ihres Firmenjubiläums wurden unter anderem auch langjährige Mitarbeiter ausgezeichnet, die sich um das Unternehmen verdient gemacht haben. Inwiefern hat sich das Verhältnis zu den Angestellten seit den Gründungstagen verändert und welche Bedeutung kommt Ihrer Meinung nach den Angestellten bei der Entwicklung von SSP zu?
Marcel Aulila: Ohne gute Mitarbeiter geht natürlich gar nichts! Dennoch haben wir mit dem Wachstum auch viele Prozesse etabliert, um unabhängiger von einzelnen Personen zu sein, etwa in der Urlaubszeit oder bei Abwesenheit aufgrund von Krankheit oder Elternzeit. Mitarbeiterfluktuation haben wir zum Glück so gut wie gar nicht, dazu trägt sicherlich das familiäre Miteinander bei, das wir von Anfang an bei SSP leben.
Was sich sicherlich verändert hat, sind die Entscheidungswege. Die waren in den ersten Jahren von SSP natürlich sehr kurz und häufig "zwischen Tür und Angel“. Ich kann mich kaum an irgendwelche „Weekly Meetings“ erinnern und die beiden Besprechungsräume, die wir damals hatten, waren eigentlich selten benutzt, wenn dann nur bei Vertriebsmeetings oder externen Besuchen. Heute sieht das schon anders aus, da einfach mehr geordnete Kommunikation zwischen den Abteilungen notwendig ist. Natürlich probieren wir aber immer noch, schnell Entscheidungen zu treffen – das hat uns auch in der gegenwärtigen Beschaffungskrise geholfen und trägt dazu bei, dass wir aktuell nach wie vor lieferfähig sind.
Neben den Mitarbeitern sind natürlich auch die Produkte selbst entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens: Was waren rückblickend die wichtigsten Entwicklungen für das Unternehmen und welche Produkte sind gegenwärtig und zukünftig der Motor für weiteres Wachstum?
Wolfgang Engelhart: Da sind sicherlich unsere magnetische Zuhaltung Holdx R und unsere Sicherheitssteuerung mit Wireless-Schnittstelle namens Safety Simplifier zu erwähnen. Mit dem Safety Simplifier haben wir ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Es ist die erste Sicherheitssteuerung auf dem Markt, die über ein sicheres Wireless Maschennetz kommunizieren kann und dezentral rund um die Anlage angebracht wird. Eben überall dort, wo ich sichere Sensorik einsammeln will sowie am Schaltschrank der Maschine oder z. B. des Roboters. Dadurch ist der Anwender extrem flexibel im Aufbau seines Systems und spart sich nicht nur Verkabelungs-, sondern vor allem Verdrahtungsaufwand.
Außerdem bieten wir vorverdrahtete Standardmodule an, an die unsere Kunden die SSP-Sicherheitssensorik im Grunde nur noch als „Plug & Play“-Lösung anschließen müssen. Das hilft auch, die Sicherheitstechnik zu standardisieren und spart Dokumentationsaufwand. Aber auch unsere magnetische Zuhaltung Holdx R hat einige Alleinstellungsmerkmale, denn neben der LED stehen zudem ein intelligenter Informations-Ausgang sowie eine Bluetooth App zur Diagnose zu Verfügung. Die App gibt es nicht nur für Windows auf dem PC, sondern auch für mobile Endgeräte mit IOS oder Android-Betriebssystem.
Bei aller Feierlaune ist natürlich auch ein kritischer Blick auf die gegenwärtige Entwicklung und die Zukunft notwendig. Im Zuge der Corona-Pandemie und des Konflikts mit Russland bzw. der viel beschworenen Energiekrise blicken viele Unternehmen sorgenvoll in die Zukunft. Wie gut ist SSP Ihrer Ansicht nach für die Zukunft und die Herausforderungen gerüstet, die auf uns in Deutschland und Europa in den kommenden Jahren zukommen?
Johann Aulila: Ich denke, wir sind sehr gut aufgestellt, da wir neben einem breiten Produktportfolio auch einen sehr breiten Kundenstamm mit über 1000 aktiven Kunden haben. Unsere 50 größten Kunden machen gerade einmal 40 % unseres Umsatzes aus und sie stammen aus den unterschiedlichsten Branchen: Vom Maschinen- und Anlagenbau über Roboterintegratoren sowie Food & Beverage bis hin zu Verpackungsmaschinen und Stahlwerken ist alles dabei.
Die Produktion bei SSP ist zum Glück nicht so energieintensiv wie in anderen Branchen. Außerdem haben wir eine PV-Anlage mit 140 kWp und eine Wärmepumpe zum Heizen.
Wolfgang Engelhart: Außerdem sind viele unserer eigenen Produkte noch recht am Anfang des Produktlebenszyklus. Damit will ich sagen, dass wir in den letzten ein bis zwei Jahren viele neue Kunden gewinnen konnten, in deren Serienanlagen wir nun verbaut sind oder in deren Werkvorgaben unsere Produkte vorgeschrieben sind. Wir sind sozusagen gerade am Ende der „Ramp-Up-Phase“ und blicken deswegen sehr positiv auf die nächsten Jahre.
Zum Abschluss noch der Blick auf ein Schlagwort, das dieser Tage in aller Munde ist: Wie sieht sich SSP beim Thema Nachhaltigkeit aufgestellt?
Marcel Aulila: Wir haben darauf beim Neubau schon sehr viel Wert gelegt. Neben der bereits erwähnten Photovoltaik-Anlage mit 140 kWp haben wir auch eine smarte Haussteuerung, die intelligent heizt und Strom spart. Über eine Betonkernaktivierung können wir im Winter energiesparend heizen und im Sommer sogar kühlen.
Wir sind außerdem ein nach EN ISO 14001:2015 zertifiziertes Unternehmen mit Umwelt-Mangagement-System. Wir werden auch in Zukunft bei der Entwicklung und Optimierung unsere Produkte darauf achten, beispielsweise recyceltes Aluminium oder Plastik zu verwenden, um unsere CO2-Emissionen zu optimieren. Wenn wir das gut umsetzen, sehe ich hier kurz- und mittelfristig sogar einen Wettbewerbsvorteil, denn vor allem die großen Unternehmen sind aufgrund des Lieferkettengesetzes und der ESG-Vorgaben schon sehr stark an der Prüfung ihrer Lieferketten. Wenn wir dann helfen können mit unseren Produkten den CO2-Fußabdruck unserer Kunden bzw. derer Endprodukte zu reduzieren ist das doch klasse.
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