SSP stellt seine neusten Prozesszuhaltungen vor

„Simplify Safety“ – mit diesem griffigen Slogan fasst Safety System Products (SSP) seinen Anspruch an innovative Maschinensicherheit zusammen. Das Portfolio reicht vom Schutzzaun über die Sensorik bis hin zur Steuerungstechnik und Safety-Dienstleistungen.

Über eine der jüngsten Produktreihen – die Prozesszuhaltung HoldX R – sprach GIT SICHERHEIT mit Wolfgang Engelhart, Vertriebs- und Entwicklungsleiter, sowie mit Marcel Aulila, Marketing und Internationaler Vertrieb bei SSP Safety System Products.

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Herr Engelhart, auch die jüngsten Ihrer Produktreihen lösen das Versprechen ein, das Ihr Slogan „Simplify Safety“ zum Ausdruck bringt: HoldX R ist eine Prozesszuhaltung, die Türen per Elektromagnet zuhält. Geben Sie uns einen Überblick?

Wolfgang Engelhart: Die magnetische Prozesszuhaltung HoldX R kombiniert in kleinster Bauform einen sicheren, berührungslosen RFID-Sicherheitssensor mit einem intelligenten Elektromagneten in nur einem Gerät. Über ein- und ausgehende Pigtailkabel lassen sich bis zu 30 HoldX R in Reihe schalten. Die Leitung wird einfach durchgeschleift und der Verkabelungsaufwand so massiv reduziert. Die Besonderheit dabei: Über einen internen Bus, der ganz ohne Gateway zur übergeordneten SPS ausgewertet werden kann, lässt sich jede einzelne Einheit separat auswerten und sogar ansteuern. Eine Bluetooth-Schnittstelle ermöglicht dem Anwender mit einer App sogar mobil auf die Diagnosefunktion der Zuhaltungen zuzugreifen und etwa den Fehlerspeicher einzusehen.

Wie vereinfacht es die Safety? Welche Features wären hier insbesondere noch zu nennen?

Wolfgang Engelhart: Die HoldX R beinhaltet zahlreiche neue Features. Für den Kunden vereinfacht es die Safety vor allem durch die vielen Diagnosemöglichkeiten, insbesondere den seriellen Info-Ausgang, der erweiterten LED-Diagnose und der Bluetooth-App. Diese Tools helfen nicht nur dem Endanwender in der Anwendung, sondern bereits in der Planung, wo man dank dieser Möglichkeiten einfach und flexibel Systeme gestalten kann. Gleichzeitig war es uns wichtig, diese Tools so einfach zu designen bzw. zu entwickeln, dass sie auch von unerfahrenen Anwendern schnell genutzt werden können. Mit den beiden unterschiedlichen Bauformen, also der HoldX RS mit 600 N und der HoldX RL mit 1200 N hat der Kunde außerdem immer die Wahl: Er kann das passende Produkt für seine Applikation auszusuchen – der elektrische Anschluss bleibt immer der gleiche.

Prozess- und Sicherheitszuhaltungen sind wichtige Schutzeinrichtungen – sie müssen zuverlässig konstruiert und sollen einfach im Handling sein. Lassen Sie uns kurz noch mal den Unterschied herausarbeiten ...

Marcel Aulila: Grundsätzlich ist zwischen Prozesszuhaltung und Sicherheitszuhaltung zu unterscheiden. Eine Sicherheitszuhaltung ist spannungslos geschlossen. Das bringt Vorteile bei der Berechnung des Sicherheitsabstands von der Tür zur gefahrbringenden Bewegung mit sich, denn dieser kann dadurch sehr geringgehalten werden. Allerdings lässt die Tür sich für die regelmäßige Reinigung oder Instandhaltung der Maschine im spannungslosen Zustand nicht öffnen. Eine magnetische Prozesszuhaltung wie die HoldX R hingegen ist spannungslos geöffnet und erleichtert so den Zugang zur Anlage. Dafür muss bei der Berechnung des Sicherheitsabstands die Reaktionszeit der HoldX R berücksichtigt werden – diese ist mit 75 ms aber sehr gering. Damit zählt die HoldX R zu einer der schnellsten Sensoren am Markt.

Vorausschauende Wartung – oder auch „predictive maintenance“ – gehört zu den Themen der Industrie 4.0. In diesem Sinne überprüfen Ihre Systeme zum Beispiel automatisch die Zuhaltekraft einzelner Türen. Wie funktioniert das genau?

Wolfgang Engelhart: Richtig. Jede Einheit enthält einen Elektromagnet, der in regelmäßigen Abständen eine Magnetflussmessung durchführt. Fällt die Zuhaltekraft unter einen bestimmten Wert, zum Beispiel auf 900 statt 1200 N, so wird eine LED aktiviert sowie eine Information über den seriellen Ausgang zur Steuerung geschickt. Deswegen wird aber der Sicherheitskreis nicht unterbrochen, die Anlage produziert also einfach weiter. Beim nächsten Stopp kann der Bediener die Türe dann jedoch überprüfen und die Fehlerursache, z. B. Verschmutzung, eingeklemmte Gegenstände oder Türversatz, beheben. So werden Fehler, die zu einem Maschinenstillstand führen könnten, frühzeitig erkannt.

Jedes Gerät hat eine eigene Schnittstelle, dank derer sich der Anwender sozusagen live zuschalten kann – dafür gibt es u. a. eine Bluetooth-App ...?

Wolfgang Engelhart: Genau. Jedes Gerät enthält bereits eine integrierte Bluetooth-Schnittstelle. Über die kostenfreie SSP-App kann sich der Nutzer auf die HoldX R schalten und erhält wertvolle Informationen im Live-Modus, etwa über den Zustand der Einheit, die Zuhaltekraft oder den RFID-Betätiger. Über eine kleine Memory-Funktion kann außerdem mitverfolgt werden, wie oft die Tür bereits geöffnet wurde oder ob es zum Beispiel Manipulationsversuche gab, indem ein falscher RFID-Betätiger vor das Gerät gehalten wurde. Wichtig war uns bei der Programmierung dieser App, dass diese leicht und übersichtlich auf allen mobilen Betriebssystemen zu bedienen ist. Zur erwähnen ist außerdem, dass die App nur eine Option ist. Man muss diese nicht notwendigerweise nutzen, um die Prozesszuhaltung HoldX R zu verwenden.

Auch das Angebot von Funktionsbausteinen erleichtert Ihren Kunden das Leben ...?   

Wolfgang Engelhart: Für die nicht sichere Kommunikation mit der übergeordneten Steuerung nutzen wir einen seriellen Info-Ausgang unserer HoldX R. Das ist, vereinfacht gesagt, ein Pulssignal. So können wir über nur einen Ausgang bis zu 30 Zustände an die Steuerung melden. Um dieses Pulssignal einfach auswerten zu können, haben wir für unsere Kunden fertige Funktionsbausteine entwickelt. Wir nennen diese auch „Software Gateways“, denn der Kunde benötigt keine teuren Hardware-Gateways im Schaltschrank mehr. Sie stehen für alle gängigen Steuerungen, wie z. B. Siemens, Beckhoff, B&R oder Rockwell kostenfrei zur Verfügung.  

Möchten Sie mit Ihren neuen Produkten auch neue Anwendungen und Märkte erschließen?

Marcel Aulila: Wir sehen für unsere HoldX R vor allem viele Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Verpackungsindustrie. Dort gibt es meist viele Türen und viel Bewegung, weswegen eine Zuhaltefunktion benötigt wird, um den Prozess zu schützen. Mit der extrem schnellen Reaktionszeit der HoldX R mit nur 75 ms können Sicherheitsabstände gut eingehalten und Anlagen kompakt gebaut werden. Auch im internationalen Geschäft wächst SSP stetig. Wir haben in Europa ein starkes Netz von Distributionspartnern und sind mittlerweile auch weltweit vertreten. Natürlich wollen wir in naher Zukunft auch auf ganz neuen Märkten, wie z. B. China expandieren. Eine Niederlassung dort wird auch von europäischen Maschinen und Anlagenbauern geschätzt und gefordert.

Sie beraten Ihre Kunden auch bei der Konzeption und Realisierung von Projekten?

Wolfgang Engelhart: SSP ist wohl der einzige Anbieter am Markt der Sicherheitsschutzäune und elektrische Sicherheitsprodukte aus einer Hand anbietet. Ein gutes Beispiel ist etwa die Integration von Robotern. Der Kunde erhält von uns einen individuell konstruierten Schutzzaun und die passenden Sicherheitsschalter, mit oder ohne Zuhaltung sowie weitere sichere Sensorik, wenn benötigt. Mit unserer Wireless-Steuerung Safety Simplifier oder der konventionellen Variante „Mosaic“ können wir dann auch die sichere Steuerungstechnik anbieten. Außerdem bieten wir Dienstleistungen wie Nachlaufmessungen und Risikobeurteilung bis hin zur CE-Begleitung für unsere Kunden an.

Die Digitalisierung verändert auch den Vertrieb. So haben Sie zum Beispiel einen Produktkonfigurator als neues Tool entwickelt, Videos gedreht, etc.?

Marcel Aulila: Wir haben schnell auf die Pandemie reagiert und unsere Vertriebsstrategie auf digitale Produktvorstellungen angepasst. Jeder bei SSP beherrscht Microsoft Teams und Zoom mittlerweile im Schlaf. Bereits im April konnten wir unsere ersten animierten Videos für Produkte präsentieren. Diese waren sehr detailliert und haben nicht nur das Produkt, sondern auch den Anschluss auf der Steuerung dargestellt. So konnten unser Vertrieb und unsere Kunden auch konkreten Nutzen aus den Videos ziehen. Mit Produktkonfiguratoren haben wir schon vor der Krise Werkzeuge für unsere Kunden geschaffen, um selbst individuelle Produkte auf unserer Homepage zu kreieren.

Die Coronakrise hat offenbar keine Auswirkungen auf Ihre eigene Produktion, da Sie nicht von Krisengebieten abhängen? Wie erleben Sie insgesamt diese Pandemie in Ihrem Unternehmen?

Marcel Aulila: Wir haben recht früh und vorausschauend Maßnahmen getroffen, um die Produktion in Spaichingen zu jedem Zeitpunkt sicherzustellen. Konsequente Hygienekonzepte, Schichtbetrieb sowie Home-Office und hohe Lagerbestände sind hier die Schlüsselbegriffe. Für uns war es ein Glücksfall, dass wir bereits Anfang 2020 in unseren Neubau ziehen konnten. Diesen haben wir ja so geplant, dass wir dort in den nächsten Jahren Platz für unsere ambitionierten Wachstumsziele haben. Mindestabstände im Büro oder in der Mittagspause können wir daher sehr leicht umsetzen. Natürlich fehlt uns allen aber der zwischenmenschliche Kontakt! Sowohl im Unternehmen selbst, wo gemeinsame Teamaktivitäten, Sommerfest und Weihnachtsfeiern nicht mehr stattfinden konnten, aber auch im Vertrieb, wo wir unsere Kunden und Lieferanten gerne auch auf Messen wieder treffen würden.

Was kommt im Jahr 2021 noch aus dem Hause SSP auf uns zu?

Wolfgang Engelhart: Für 2021 planen wir eine Innovationsoffensive! Es wird zahlreiche Erweiterungen im Bereich unserer Safety-Wireless-Technologie geben, wo wir eine neue Programmier-Oberfläche mit neuen Bausteinen, Simulationen und diversen anderen Features vorstellen werden.

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