Themen und Trends der PMRExpo 2023
Am 28. November startet in Köln die PMRExpo 2023. Die europäische Leitmesse für sichere Kommunikation findet seit dem Jahr 2000 statt, 2009 erstmals in den Hallen der Koelnmesse. Initiator und ideeller Träger ist der Bundesverband Professioneller Mobilfunk (PMeV). Im Interview mit GIT SICHERHEIT geben PMeV-Vorstandsvorsitzender Bernhard Klinger und PMeV-Geschäftsführer Michael Rosenzweig einen Einblick, was die Gäste der PMRExpo 2023 erwartet, für welche Zielgruppen sich ein Besuch empfiehlt und welche aktuellen Trends die sichere einsatz- und geschäftskritische Kommunikation prägen.
GIT SICHERHEIT: Herr Klinger, Herr Rosenzweig, vom 28. bis zum 30. November 2023 findet in Köln wieder die PMRExpo statt. Geben Sie unseren Leserinnen und Lesern doch einmal eine Vorschau, was es zu sehen geben wird.
Michael Rosenzweig: Auf der PMRExpo 2023 stehen Innovationen, Lösungen und Anwendungen aus dem Bereich der sicheren einsatz- und geschäftskritischen mobilen Kommunikation im Fokus, die bislang überwiegend bei Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), im Bereich der Kritischen Infrastrukturen sowie bei Unternehmen zur Anwendung kommen. Die Messe präsentiert die wichtigen und aktuellen Themen der Branche. Diese bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Schmalband- und Breitbandnetzen, 5G-Campus-Lösungen, der Zukunft der Leitstellen und Cybersecurity. Aussteller aus aller Welt zeigen Innovationen, neue Produkte und Lösungen, Datenapplikationen und Software-Anwendungen. Von besonderer Aktualität ist dabei die Interkonnektivität von Schmalband- und Breitbandnetzen sowie der Aufbau privater, meist von den Anwendern in Eigenregie betriebener Breitbandnetze, die mit den Standards LTE und vor allem 5G enorm an Fahrt aufgenommen haben.
Welche Trends werden die Messe prägen – welchen Herausforderungen stehen Entscheider und Anwender Ihrer Ansicht nach künftig gegenüber?
Bernhard Klinger: Die Branche für sichere einsatz- und geschäftskritische Kommunikation steht vor entscheidenden Herausforderungen, die auch die PMRExpo 2023 prägen werden. Da wären zu nennen: Die Migration von schmalbandigen Technologien wie z. B. TETRA zu breitbandigen Kommunikationsnetzen. Diese Herausforderung stellt sich BOS, KRITIS und Unternehmen gleichermaßen. Die deutschen BOS benötigen ein eigenes dediziertes Breitbandnetz, um mit den rasanten Entwicklungen der digitalen Welt mitzuhalten und mithilfe hochverfügbarer und sicherer Kommunikationsmittel die Innere Sicherheit auch in Zukunft gewährleisten zu können. Um den sukzessiven Übergang auf Breitband abzusichern, dürfen Schmalbandfrequenzen aber nicht voreilig aufgegeben werden. Des Weiteren ist für die bundesweit einheitliche Nutzung von Sprach-, Daten- und Videodiensten der BOS eine einheitliche Anschaltung der Leitstellen an das Breitbandnetz erforderlich.
Für Unternehmen stehen in Deutschland Frequenzen für dedizierte Breitbandnetze zur Verfügung. Sie können somit eigene Breitbandnetze wie z. B. 5G-Campusnetze aufbauen. Diese Zukunftstechnologie, die für die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft enorm wichtig ist, muss aber von noch mehr Unternehmen genutzt werden, wenn die deutsche Wirtschaft bei der Digitalisierung im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen geraten will. Auch hierin liegt eine große Herausforderung, die auf der wichtigsten Leitmesse für sichere einsatz- und geschäftskritische Kommunikation ein Thema sein wird.
Digitalisierung und Technologiewechsel beschäftigen sicherlich viele Unternehmen, die mit professionellen, mobilen Kommunikationslösungen arbeiten. Was ist hier Ihrer Ansicht nach Stand der Dinge – was wurde erreicht, wo muss noch entwickelt werden?
Bernhard Klinger: Mit der voranschreitenden Digitalisierung gewinnen Softwareanwendungen rapide an Bedeutung und Daten an Wert. Dies schafft neue Möglichkeiten für Unternehmen aller Branchen und auch Behörden. Gleichzeitig erhöht sich hiermit die Notwendigkeit sicherer und hochverfügbarer Kommunikationslösungen. Ein 5G-Breitbandnetz ist Grundvoraussetzung für viele neue digitale Technologien und Anwendungen. Es muss für die Digitalisierung der Wirtschaft hochverfügbar sein. Die PMRExpo bietet gerade auch für kleine und mittlere Unternehmen Informationen zu Fragen wie: Was kann 5G? Welchen Nutzen hat ein Unternehmen von 5G? Es sind besonders die kleinen und mittleren Unternehmen, die sich in der Frühphase noch schwertun, ein 5G-Projekt anzugehen, obwohl es für ihre Wettbewerbsfähigkeit enorm wichtig ist. Aufgrund dieser Unsicherheit ergreifen diese Unternehmen häufig nur die Initiative, wenn eine staatliche Förderung möglich ist. Eine bundeseinheitliche finanzielle Flankierung zum Aufbau von 5G-Campusnetzen, insbesondere beim deutschen Mittelstand, halten wir für absolut notwendig.
Speziell zum Thema Cybersecurity und 5G im Kontext sicherer Kommunikation wird es auch Vorträge auf einem begleitenden Summit geben. Welche Aspekte werden dort besonders im Fokus stehen?
Bernhard Klinger: Im Fokus stehen die Hochverfügbarkeit der Kommunikation sowie Cybersecurity für KRITIS, Industrie und die Wirtschaft. Es wird aufgezeigt, dass sichere und zuverlässige Kommunikation nicht nur für die bisherigen klassischen PMR-Anwenderbranchen von enormer Bedeutung ist, sondern im Rahmen der Digitalisierung mit 5G zukünftig für alle Branchen und Wirtschafszweige unverzichtbar ist. Auch der Schutz vor Cyberangriffen wird eine wichtige Rolle im Programm spielen. In Zeiten zunehmender Cyberangriffe und realer physischer Bedrohungen gilt es, sich mehr denn je Gedanken über die Sicherheit und den Schutz von Kommunikationsnetzen zu machen. Unternehmen benötigen wirksame Cybersecurity-Mechanismen, um sich vor Angriffen zu schützen. Die Resilienz von Unternehmen und KRITIS muss erhöht werden. Wie bereits erwähnt, wird aber auch dargelegt werden, warum noch lange – mindestens bis zum Jahr 2035 – Schmalbandnetze und die entsprechenden Frequenzen verfügbar sein müssen, um den Übergang zu Breitband reibungslos gestalten zu können.
Zusammengefasst: Wer sollte warum zur PMRExpo im November nach Köln fahren?
Michael Rosenzweig: Die PMRExpo bietet allen Anwendern, die bereits professionelle Mobilfunksysteme und somit dedizierte Netze nutzen, und solchen Anwendern, die künftig dedizierte Netze für eine sichere einsatz- und geschäftskritische Kommunikation mit hoher Verfügbarkeit benötigen, eine ideale Plattform für die Gewinnung von Informationen zu aktuellen und künftigen Entwicklungen, fachlichen Austausch und Networking. Angesichts der rasanten Entwicklung bei der Digitalisierung nimmt die Bedeutung der Datenkommunikation, innerhalb der einsatz- und geschäftskritischen mobilen Breitbandkommunikation enorm zu. Daraus ergeben sich auch neue Möglichkeiten für Anwender in Branchen, die bislang nicht zu den Hauptzielgruppen des professionellen Mobilfunks zählten, wie z. B. Produktion, Logistik, Gesundheitswesen und viele andere. Die Messe spricht Vertreter aller Unternehmen und Branchen an, die den Einstieg in private 5G Breitbandnetze planen und diese aufbauen, betreiben und warten wollen. Hierzu stehen auf der PMRExpo Experten vieler Ausstellerunternehmen als Gesprächspartner zur Verfügung. Wer Netze aufbauen will, braucht kompetente Dienstleister. Fachmesse, Vorträge, Diskussionen und Fachforen bieten ein sehr breites Spektrum an Informationen rund um die hier erwähnten Themen und darüber hinaus an. Die PMRExpo dient der Vertiefung, Aktualisierung und dem Aufbau von Know-how.
Zum Vortragsprogramm der PMR Expo 2023
Das Spektrum der Themen umfasst u. a.:
- Bedeutung von Campusnetzen zur Steigerung von Effizienz
- 5G Campusnetze: verfügbares, lizensiertes Frequenzspektrum
- Anwendung und Einsatzgebiete von LTE/5G Campuslösungen mit Fokussierung auf Industrie 4.0
- Wie sehen Mobilfunklösungen mit 5G-Campusnetzen auf dem Fabrikgelände aus?
Im Hinblick auf die Belange der KRITIS werden besprochen:
- Schutz Kritischer Infrastrukturen vor Cyberangriffen und physischen Bedrohungen
- Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Systemen und Technologien bei KRITIS
Für die Zielgruppe BOS stehen auf der Agenda:
- Einsatzkritische Breitbandkommunikation (4G/5G)
- Einführung von Breitbandnetzen – Erwartungen und Auswirkungen auf die öffentliche Sicherheit
- Netzübergreifende Ende-zu-Ende-Lösungen sowie die stufenweise Migration von kritischen Kommunikationsdiensten
Bei den Leitstellenthemen kommen u. a. zur Sprache:
- Integration, Betrieb und Nutzung von Applikationen auf dienstlichen Endgeräten und in Leitstellen wie z. B. Verbesserung der Kommunikation von Einsatzzentralen durch einsatzkritische Breitbandanwendungen
- Künstliche Intelligenz zur Entscheidungsunterstützung sowie IT-Sicherheit/Cybersecurity zur Steigerung der Resilienz von Leitstellen