Von drahtlosem Funkalarm bis Videoüberwachung
Die Wurzeln von Atral - Hersteller der Marke Daitem - liegen in den 80er Jahren. Damals hat das Unternehmen das erste völlig drahtlose Funk-Alarmsystem eingeführt. Gefertigt wird ...
Die Wurzeln von Atral - Hersteller der Marke Daitem - liegen in den 80er Jahren. Damals hat das Unternehmen das erste völlig drahtlose Funk-Alarmsystem eingeführt. Gefertigt wird in Deutschland und Frankreich. Matthias Erler von GIT-SICHERHEIT.de sprach mit Volker Cestaro über alte und neue Produkte - zu letzteren zählt u. a. ein neues Videoüberwachungssystem.
GIT-SICHERHEIT.de: Herr Cestaro, seit Atral 1984 das erste völlig drahtlose Funk-Alarmsystem auf den Markt gebracht hat, ist - von der technischen Entwicklung her - viel geschehen. Worin unterscheiden sich die heutigen Systeme - etwa das D16-Funkalarmsystem - von den ersten?
Volker Cestaro: Die grundsätzliche Idee, die der Firmengründer Gilles Morey in einem klassischen Garagenbetrieb anfangs verwirklicht hat, ist auch für unsere heutigen Produkte noch entscheidend: Sie bestand darin, ein zuverlässiges drahtloses Funk-System für bestehende Gebäude zu entwickeln, mit dem aufwendiges und teures nachträgliches Kabelverlegen vermieden werden kann. Entscheidend ist, dass das System nicht mit dem Stromnetz verbunden werden muss, sondern mit Batterien arbeitet. Dadurch, dass nicht nur der Sender, sondern auch der Empfänger drahtlos und batteriebetrieben arbeitet, ist man räumlich völlig unabhängig. So lässt sich jedes Gerät, das einen Empfänger braucht, an einem beliebigen Ort installieren.
Das wurde aber anfangs nicht angenommen?
Volker Cestaro: Die meisten Fachhändler haben das Produkt erst nicht angenommen - die klassischen Elektriker hatten dank weniger vorangegangener schlechter Erfahrungen mit Funkalarm auch weniger Berührungsängste. Die Funktechnologie hatte damals noch ein Imageproblem und wurde mit Labilität und Funkstörungen assoziiert, auch wenn solche Probleme bei uns gar nicht bestanden.
Wie kam es dann zum Durchbruch?
Volker Cestaro: Das muss man im Zusammenhang mit den erforderlichen Funkzulassungen sehen. Als wir 1992 in Deutschland anfingen, gab es in Frankreich bereits einen sehr liberalen Umgang mit den Frequenzen. In Deutschland hat die damals noch zuständige Post keine Funkfrequenzen zugelassen. Das änderte sich erst mit der Novellierung des Fernmeldegesetzes, das die gebührenfreie Nutzung ermöglichte. Es gab damals nur Behelfslösungen der Firma Scharpf, die auf Basis von Walkie-Talkie-Funkgeräten funktionierten. Nach und nach haben sich dann andere Unternehmen mit Funktechnologie beschäftigt. Wir waren aber bis vor wenigen Jahren das einzige Unternehmen, das Funktechnologie als Kernangebot hatte. Inzwischen hat sich der deutsche Markt von anfangs 3.000 auf etwa 20.000 Funkalarmstationen im Jahr gesteigert.
Wie hat sich die Technik in diesem Zeitraum weiterentwickelt?
Volker Cestaro: Wir haben angefangen mit monofrequenten Anlagen mit Batterien, die etwa zehn Jahre hielten. Die nächste Stufe kam 1996 mit Zweifrequenzsystemen: Die Nutzung von zwei Frequenzen aus einem Band erhöhte die Signalübertragungswahrscheinlichkeit und war deshalb zuverlässiger und ermöglichte Statusmeldungen von den Meldern. Allerdings sank die Batteriezeit auf fünf Jahre. Diese Technik ist bis heute in Gebrauch - damit können wir sehr qualitätsvolle Anlagen mit einer durchschnittlichen Betriebszeit von 25 Jahren liefern. Nach und nach verbreitete sich die Funktechnik sehr stark am Markt - bis hin zu dauergetakteten Baby-Phones. Ab dem Jahr 2000 kam deshalb die Zweiband-Technik hinzu: Auch hier nutzt man zwei Frequenzen, aber in zwei Bändern, nämlich im 433-MHz- und im 868-MHz-Band. Auf 868 MHz sind vier Frequenzen exklusiv für Security-Anwendungen reserviert.
Rauchwarnmelder sind heute weitgehend Pflicht auch in Privathaushalten. Auch Sie haben Funk-Rauchwarnmelder im Portefeuille - wie unterscheidet er sich von anderen?
Volker Cestaro: Wir haben schon früher für den internationalen Markt Melder zugekauft und unsere Funktechnologie integriert, sodass sie mit der Alarmanlage verknüpfbar waren. Als in Deutschland die Diskussion um die Rauchmelderpflicht startete, haben wir uns zur Herstellung eines eigenen Rauchmelders entschlossen. Seit 2004 haben wir nun einen eigenen Stand-alone-Rauchmelder mit Funk - dabei starteten wir gleich mit einer Innovation: Wir hatten den ersten Rauchmelder, der zur Auswertung in der Kammer einen Mikroprozessor zur elektronischen Kammernachführung verwendete.
Was heißt elektronische Kammernachführung?
Volker Cestaro: Die Kammer des Rauchmelders ist ja offen - dies hat aber zur Folge, dass mit der Zeit Staub eindringt, was zu verfälschender Reflexion führt. Dieses Rauschen ist eine Fehlalarmquelle, die umso stärker wird, je länger der Rauchmelder an der Decke hängt. Dies gleicht die elektronische Kammernachführung aus: Wir messen den Staubgehalt der Kammer und erhöhen den Ansprechpegel entsprechend, damit der Melder immer gleich empfindlich bleibt. Das Ergebnis ist eine konstante Alarmempfindlichkeit. Außerdem kann unser Rauchmelder zusätzlich nächtliche Störungsmeldungen unterdrücken - und er verfügt über eine Orientierungsleuchte, die sich im Alarmfall einschaltet.
Die drahtlose Funktechnologie ist ja vor allem bei nachträglichem Einbau interessant?
Volker Cestaro: Wir bewegen uns hier tatsächlich zu 99 Prozent im Nachrüstgeschäft in bestehenden Objekten. Bei Neubauten sind verdrahtete Lösungen meist sinnvoller - nur in diesem Fall ist es aber auch günstiger, weil ein Drahtbewegungsmelder erheblich billiger ist als ein Funkmelder. Anders ist das bei Umbauten, Sanierungen oder Nachrüstungen. Grund für Letzteres sind zum Beispiel Änderungen der Risikolage: Nehmen Sie etwa eine Schule, die ein Amok-Warnsystem nachrüsten möchte. Ein anderes Beispiel: Sollen in ein Einfamilienhaus Rauchmelder eingebaut werden, und man möchte sich keine professionelle Brandmeldeanlage leisten, können wir die Rauchmelder mit unserer Alarmanlage verbinden - das wird zugelassen, weil es genauso gut funktioniert und obwohl dieses System keine EN 54-Brandzulassung hat.
Sie haben auch ein Videoüberwachungssystem. Geben Sie uns einen Überblick über seine Besonderheiten? Inwieweit handelt es sich bei dem System um eine Eigenentwicklung bzw. arbeiten Sie mit Partnern zusammen?
Volker Cestaro: So wie wir schon vorher begonnen hatten, Einbruchüberwachung nicht nur im Innen-, sondern auch im Außenbereich anzubieten oder sie mit Brandmeldetechnik zu verknüpfen, so wollen wir nun auch noch die Videotechnik integrieren. Ein ausgelöster Einbruchalarm kann z. B. mobil per App verifiziert werden. Dies haben wir im ersten Schritt mit dem Videoüberwachungssystem „Logitech Alert" und im zweiten Schritt mit besonders angepassten Produkten von Sony und Heitel erreicht.
Auf welchen Branchen und Märkten sind Sie am stärksten präsent?
Volker Cestaro: Klassischerweise werden unsere Produkte in Privathäusern genutzt - hier macht sich der Vorteil der bequemen und schnellen Nachrüstbarkeit unserer Systeme bemerkbar. Und es hängt damit zusammen, dass der deutsche Häuslebauer nicht strategisch, sondern sozusagen ereignisorientiert vorgeht, wenn es um Alarmtechnik geht. Er rüstet meist nach - etwa wenn in der Nachbarschaft etwas passiert ist. In Frankreich oder Italien ist das anders. Dort wird bei Brandschäden in der Regel nur der Zeitwert von der Versicherung bezahlt und nicht wie bei uns der Neuwert des Hausrats. Dort scheint es also sinnvoll, von vornherein für umfassenden Schutz zu sorgen. In Deutschland sind es daher eher ängstliche Menschen - oder solche, die ideelle Werte schützen möchten, die Sicherheitstechnik bei sich installieren. Doch wir bieten auch für den Gewerbebereich seit vielen Jahren interessante und kreative Lösungen - beispielsweise mit unserem Hybrid-System D24, das nach VdS B und C anerkannt ist.
Wie sieht das etwa in Zahlen aus?
Volker Cestaro: In Frankreich verkaufen sich ca. 130.000 Funkalarmanlagen im Jahr - in Deutschland kommen wir nur auf etwa 20.000 Installationen (Stück). Gerade hier sehen wir noch sehr viel Potential.
Sie haben gerade das Design Ihrer Produkte überarbeitet - wie wichtig ist das für Sie?
Volker Cestaro: Da der private Markt bisher unser Schwerpunkt ist, spielt das Design schon eine sehr wichtige Rolle für unsere Produkte. Die Überbetonung des Technischen kann im Verkauf sogar abschreckend sein. Auch wenn wir noch so sehr technisch überzeugen: Für private Kunden ist nicht die moderne Zweibandtechnik maßgeblich, sondern eher Aussehen und Einfachheit in der Bedienung. Im Vergleich der angebotenen Systeme fällt hier die Entscheidung der in der Regel immer noch technisch weniger interessierten Anwender ins Gewicht: „Funkalarm - Was anderes kommt mir nicht ins Haus". Das gilt für 80 % aller Verkäufe im Fachhandel.
Wie sieht dieses Design aus?
Volker Cestaro: Wir verzichten zum Beispiel auf Displays. Die Schnittstelle vom Benutzer zum Gerät ist heute die menschliche Sprache: Es ist zum Beispiel erheblich benutzerfreundlicher und stressfreier, wenn das Gerät sagt: „Melder 12 offen" - was so viel bedeutet wie: Die Terrassentür ist offen -, anstatt irgendwelche Symbole auf einem Bildschirm zu zeigen. Beim Ausschalten der Anlage hört der Betreiber den Quittiertext „Aus". Es gibt also praktisch keine Barrieren in der alltäglichen Anwendung. Die Sprachausgabe lässt sich aber auch mit den Außenmeldern verknüpfen - etwa mit Ansprachen wie „Achtung, überwachter Bereich!".
Herr Cestaro, lassen Sie uns zum Schluss noch ein wenig in die Zukunft schauen: Was planen Sie insoweit im Verlauf des Jahres 2013?
Volker Cestaro: 2013 ist das Jahr, in dem wir unsere altgedienten Systemlösungen durch eine neue Generation ablösen. Dafür haben wir ein großes Schulungsprogramm aufgelegt, damit unsere Partner ihren Endkunden professionelle Beratung bieten können. Außerdem werden wir in Sachen Brandmeldetechnik ein paar Innovationen für mehr Flexibilität bringen und damit auch im Gewerbebereich weiter Fuß fassen.
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