16.12.2019 • TopstoryDigitalisierungeneosecurity

Wenn es mit Standard nicht getan ist – Customization in der Videoüberwachung

Customization, die Individualisierung von Massenprodukten, wird vielfach als Megatrend in der Konsumgüterwirtschaft gehandelt. Lässt sich das auf die Sicherheitsbranche übertragen?...

Customization, die Individualisierung von Massenprodukten, wird vielfach als Megatrend in der Konsumgüterwirtschaft gehandelt. Lässt sich das auf die Sicherheitsbranche übertragen? Die Videor Eigenmarke Eneo wirbt beispielsweise seit kurzem für kundenspezifische, maßgeschneiderte Produkte und Lösungen. Produktmanager Uwe Höppner erklärt im Gespräch mit GIT SICHERHEIT, was es damit auf sich hat.

GIT SICHERHEIT: Herr Höppner, liegt die Zukunft der Videosicherheit in der Individualisierung?

Uwe Höppner: In der Konsumgüterwirtschaft sehen wir tatsächlich, dass dort längst nicht nur Premiumanbieter in der Sport- und Textilbranche ihren Kunden vermehrt die Möglichkeit anbieten, Artikel entlang der Standardkollektionen nach ihrem Gusto zu individualisieren. Auch in der Kosmetik- und Lebensmittelbranche kann man inzwischen entsprechende Tendenzen beobachten. Wenn Sie mich jetzt fragen, was das alles mit Physical Security, genauer gesagt mit Videoüberwachung zu tun hat, würde meine Antwort lauten, dass sich bei allen Unterschieden doch eine interessante Parallele ziehen lässt. Bei Eneo verzeichnen wir jedenfalls eine steigende Nachfrage nach Produktanpassungen, vorrangig bei unseren Kameragehäusen, die Kunden immer häufiger in Sonderfarben anfragen. Der Unterschied zum individualisierten Konsumartikel besteht allerdings darin, dass es hier nicht darum geht, das Produkt hervorzuheben, sondern es im Gegenteil so weit wie möglich in den Hintergrund treten zu lassen.

Welche praktischen Gründe gibt es für Produktanpassungen?

Uwe Höppner: Meist es geht es darum, dass die Videokameras beim Endkunden in ein anspruchsvolles innenarchitektonisches Gesamtkonzept oder eine ästhetisch hochwertige Fassadengestaltung integriert werden sollen. Wir hatten aber auch schon Anwendungen, wo Denkmalschutzauflagen eine visuelle Anpassung erforderlich machten. Das Ziel ist aber dasselbe wie bei der marketing-getriebenen visuellen Kommunikation. Hier wie dort soll sich die Kamera wie ein Chamäleon der Umgebung anpassen.

Lassen Sie uns noch einmal auf Ihren Vergleich mit dem Konsumentenmarkt zurückkommen: Dort lassen sich die Anbieter den Mehraufwand für das individualisierte Produkt in der Regel kräftig bezahlen. Wie verhält sich das bei Eneo, gibt es Mindestabnahmemengen und wie tief muss der Kunde für Sonderfarben in die Tasche greifen?

Uwe Höppner: Als Eigenmarke von Videor können wir bei all unseren Dienstleistungen auf das Videor Customizing zurückgreifen, das einen professionellen Lackierservice für Videosicherheitsprodukte anbietet. Diese kurzen Wege und straffen Prozesse münzen sich in Synergien aus, die wir im Preis abbilden können. Wir sind in der Lage, schon ab sehr kleinen Mengen zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen auf die speziellen Farbwünsche unserer Kunden einzugehen. Möglich sind Lackierungen in allen RAL-Farben, aber auch Sonderfarben sind machbar. Daneben haben wir damit begonnen, sehr gut gehende Produkte aus unserem Programm bereits ab Werk in den am häufigsten gewünschten RAL-Farben anzubieten, um für uns die Möglichkeiten des „Mass Customization“ auszuloten, nur eben nicht für den Massen- sondern für den Sicherheitsmarkt. Auch das Labeling bzw. Branding der Produkte übernehmen wir auf Wusch und liefern Kameras und Zubehör mit dem Logo unseres Kunden bzw. des Endkunden.

Sie steigen nun also voll ins Original-Equipment-Manufacturing, ins OEM-Geschäft ein?

Uwe Höppner: Ich muss Sie korrigieren: Wir sind schon seit unseren Anfängen dabei. Über unser Standardprogramm hinaus sind wir sowohl als OEM als auch als ODM (Original Design Manufacturer) tätig. Das heißt zusätzlich zu den rein äußerlichen Produktanpassungen bietet Eneo auch die technische Modifikation von Geräten nach Kundenvorgaben an. Diese unterscheiden sich in ihren technischen Merkmalen zum Teil deutlich von den Spezifikationen des entsprechenden Standardproduktes. Anders als früher bewerben wir diesen Angebotsbereich nun aber aktiv im Markt. Denn der Bedarf wächst mit der Digitalisierung und der Fähigkeit, Funktionen miteinander zu verknüpfen. Wir haben hier über die Jahre sehr viel Know-how aufgebaut und wir wollen dieses Licht nicht länger unter den Scheffel stellen.

Können Sie uns hierfür ein konkretes Beispiel nennen?

Uwe Höppner: Mir fallen da auf Anhieb einige ein. Kundenindividuelle Entwicklungen, die auf Eneo Standardprodukten beruhen, sind nämlich in verschiedenen Branchen im Einsatz. Unsere ODM-Palette reicht von der einzelnen Komponente, die besondere Anforderungen erfüllen muss, bis hin zur komplett nach Kundenvorgaben modifizierten Kamera, die in ein System eingebettet wird. Einen großen Luftfahrtzulieferer beliefern wir beispielsweise mit Platinen und Kameramodulen, die eine sehr hohe Kältetoleranz und einen gehärteten Firmware-Stand aufweisen. Und im Rahmen von Onboard-Systemen öffentlicher Personennahverkehrsmittel ebenso wie in integrierten Gebäudekommunikationslösungen verwenden renommierte Hersteller modifizierte eneo Platinenkameras.

Die Integrationsfähigkeit in netzwerkbasierte Systeme ist ausschlaggebend?

Uwe Höppner: Dass Bauteile und Geräte sich reibungsfrei in die Systeme integrieren lassen, ist natürlich Voraussetzung, klar. Es hilft also, dass Eneo IP-Produkte Onvif unterstützen. Das Finanzielle spielt natürlich ebenso eine Rolle, und hier kommen die bereits erwähnten Synergien zum Tragen, die uns ermöglichen, auch im OEM- und ODM-Geschäft ein ausgesprochen vorteilhaftes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten. Für unsere Kunden ist aber genauso wichtig, dass die Ausstattung und Beschaffenheit von Komponenten und Produkten dauerhaft unverändert bleibt und dass sie langfristig mit uns planen können, Stichwort Liefertreue. Und spätestens ab diesem Punkt wird klar, dass ODM nicht einfach mit einer Lieferanten-Kunden-Beziehung gleichzusetzen ist, vielmehr geht es um eine echte, langfristige Partnerschaft.

Sie verstehen sich also nicht als verlängerte Werkbank?

Uwe Höppner: Absolut nicht. ODM, wie wir es verstehen und praktizieren, bedeutet eine Entwicklungspartnerschaft auf Augenhöhe. Wir liefern ja nicht bloß die Technik, wir übernehmen auch Montage- und Prüftätigkeiten für unsere Kunden, die über das Produkt hinaus in mehrfacher Hinsicht von einer Zusammenarbeit mit uns profitieren. Angefangen bei der hohen Liefertreue über den reaktionsschnellen technischen Support bis hin zur enormen Zeitersparnis, die mit der Minimierung des Kommunikations- und Logistikaufwands einhergeht. Unsere ODM-Partner können über eine von uns eigens dafür bereitgestellte digitale Kommunikationsplattform jederzeit mit unserer Entwicklungsabteilung in Kontakt treten und technische Details direkt und sehr zeitnah mit den jeweils zuständigen Mitarbeitern klären. Sowohl wir als auch unsere Partner haben mit dieser Plattform sehr gute Erfahrungen gemacht, da sie auf beiden Seiten für eine effiziente Projektkommunikation ohne Reibungsverluste sorgt.

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