Wirtschaftsschutz: „Wirkliche Resilienz gibt es nur mit ganzheitlichen Sicherheitskonzepten“
„Sicherheit ganzheitlich denken“ war schon immer das Motto von Friedrich P. Kötter, Chef des Sicherheitsdienstleisters Kötter Security. Mit der kürzlich bekanntgegebenen Beteiligung am IT-Spezialisten G.I.P. komplettiert das seit 90 Jahren bestehende Sicherheitsunternehmen sein Portfolio: Durch die Ergänzung der bestehenden Leistungen um das komplexe Themenfeld der Cyber Security werde das Unternehmen „europaweit zu einem der ersten Sicherheitsspezialisten, der echte 360°-Sicherheitslösungen komplett in Eigenleistung betreibt“.
GIT SICHERHEIT: Sicherheit ist ein wertvolles Gut für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen. Dennoch wird häufig ein Mangel von Resilienz, der Widerstandsfähigkeit von Unternehmen und Behörden, beklagt. Wie nehmen Sie das wahr?
Friedrich P. Kötter: Die Sicherheits- bzw. Bedrohungslage wird immer komplexer. Unternehmen und öffentliche Einrichtungen stehen heutzutage vielfältigen Gefahren gegenüber, die mindestens geschäftsschädigend, oft aber auch existenzbedrohend sind. Dazu gehören Wirtschaftskriminalität, Infrastrukturrisiken und Cyberkriminalität. Um die aktuelle Problematik konkreter darzustellen: Laut Bitkom-Studie waren 81 Prozent aller befragten Unternehmen in den letzten zwölf Monaten von Sabotage, Diebstahl und Industriespionage betroffen. Dabei handelt es sich sowohl um digitale als auch um analoge Angriffe. Interessant ist auch, dass zusätzliche zehn Prozent aussagen, dass sie wahrscheinlich betroffen waren – sie wissen es also gar nicht. Insgesamt sind somit mehr als 90 Prozent aller Unternehmen betroffen. Der Gesamtschaden allein bei den befragten Unternehmen beträgt rund 270 Milliarden Euro, davon resultieren rund 67 Prozent aus Cyberattacken. Alarmierende Zahlen, die akuten Handlungsbedarf offenbaren.
Wie können sich Unternehmen und Behörden schützen?
Friedrich P. Kötter: Staatliche Maßnahmen allein reichen schon lange nicht mehr aus, um diesen vielfältigen Risiken zu begegnen. Es braucht Unterstützung durch erfahrene Spezialisten aus der Wirtschaft. Und hier reichen wiederum punktuelle Lösungen nicht aus. Wirkliche Resilienz gibt es nur mit durchdachten, ganzheitlichen Sicherheitskonzepten, die auf einer eingehenden Risikoanalyse des jeweiligen Unternehmens bzw. der jeweiligen Einrichtung basieren und neben den klassischen Lösungen unbedingt auch das Thema Cyber Security bzw. Cyber Defense berücksichtigen.
Vor wenigen Wochen haben Sie die Beteiligung am Luxemburger IT-Spezialisten G.I.P. bekanntgegeben. Wie kam es dazu?
Friedrich P. Kötter: Ganz einfach: Wenn ein Kunde, egal ob Konzern oder Mittelständler, heute einen Sicherheitspartner sucht, der wirklich alle Themen aus einer Hand abdeckt, wird er wahrscheinlich in ganz Europa nicht fündig. Wir waren in den 1960er Jahren bereits der erste Dienstleister in Deutschland, der die Sicherheitstechnik ins Portfolio aufnahm. Heute sind wir wohl in ganz Europa der erste Anbieter, der alle sicherheitsrelevanten Themenfelder abdeckt. Und genau das war das Ziel der Beteiligung. Unsere ganzheitlichen 360°-Sicherheitslösungen aus einer Hand bieten wir unseren Kunden ab sofort unter der Marke „Kötter Security 360“ an.
Was gehört für Sie alles zu diesen Themenfeldern?
Friedrich P. Kötter: Da sind zum einen das Consulting sowie das Sicherheits-, Risiko- und Krisenmanagement. Dann gehört natürlich unser Gründungs-Business dazu, die personelle Sicherheitsdienstleistung. Gerade schon erwähnt habe ich die Sicherheitstechnik – wozu u. a. Themen wie Videoüberwachung und Zutrittskontrolltechnik gehören. Nicht zu vergessen der Brandschutz mit entsprechender Technik und unseren Feuerwehr- und Rettungsdienstleistungen. Und natürlich gehört auch das Management aller Alarmmeldungen dazu – das leisten wir mit unserer Notruf- und Serviceleitstelle, die branchenweit ebenfalls in Europa ihresgleichen sucht. Zudem nimmt zukünftig die Informationssicherheit bzw. das Thema Cyber Security einen riesigen Stellenwert ein und komplettiert unsere Angebotspalette.
Was bringt das neue Unternehmen G.I.P. in die Kötter Unternehmensgruppe mit?
Friedrich P. Kötter: G.I.P. verfügt durch seine knapp 25-jährige Marktpräsenz und das Spezialisten-Team über ein ausgeprägtes Branchen-Know-how bei der Bewertung und Abwehr von Cyber- und Compliance-Risiken. G.I.P. kann aber noch viel mehr: Das Leistungsspektrum reicht unter anderem von der IT-Security Consultancy, mit denen Auftraggeber bei der Planung bzw. Umsetzung ihrer IT- und Cybersicherheitsanforderungen unterstützt werden, über spezifische Consulting-Leistungen für Cloud Security bis zum Security Operations Center (SOC) als Herzstück für integrierte SIEM/SOC-Lösungen. Im SOC übernimmt das Expertenteam 24/7 die Überwachung der Kunden-Cybersicherheit und derer Security-Information- und Event-Management-Systeme (SIEM), bereitet die Kunden so bestmöglich auf den Worst Case vor und geht im Fall der Fälle zusätzlich gegen konkrete Cyberangriffe vor. Während eines laufenden Cyberangriffs können wir den Kunden auf Wunsch zusätzlich remote oder auch vor Ort in der Wiederherstellung seiner Systeme sowie in der forensischen Analyse und im Decoding des Angriffs unterstützen. Mit diesen Leistungen können Auftraggeber ihr Schutzkonzept auf ein ganz neues Level heben.
Das heißt, im Falle eines Cyberangriffs können Kunden Soforthilfe erwarten?
Friedrich P. Kötter: Genau richtig. Denn gerade im Bereich der Cyber Security zählt bei einem laufenden Angriff jede Minute: Je früher der Kunde oder eben unser SOC diesen entdeckt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man mit einer sofortigen Intervention den Schaden eindämmen und die bestehenden Systeme und Netze effektiv schützen kann. Wenn man erst wartet, bis der Alarm gerade auch in Zeiten, zu denen eine IT-Sicherheit des Kunden nicht online ist, durch eine Alarmierungskette läuft und dann verzögert reagiert, ist es häufig schon zu spät. Dann sind oft die Zugänge in das eigene Netz vom Angreifer schon dichtgemacht und die Systeme zum Beispiel verschlüsselt.
Welche neuen Zielgruppen möchten Sie mit diesem Portfolio erreichen?
Friedrich P. Kötter: Die gleichen wie bisher. Der globale Kritis-Konzern fühlt sich bei uns genauso gut aufgehoben wie der überregionale Mittelständler oder der lokale Handwerksbetrieb. Oder anders ausgedrückt: Alle Unternehmen, die die angesprochenen Themenfelder künftig nicht mehr mit einem Dutzend Partner abdecken wollen, sondern mit einem einzigen.
Welche Vorteile hat es aus Ihrer Sicht, wenn nur ein Dienstleister beauftragt wird?
Friedrich P. Kötter: Klare Synergieeffekte, die zu mehr Sicherheit führen, aber natürlich auch deutliche Zeitersparnisse und auch Kostenvorteile. Denn: Der Kunde hat für sämtliche Gewerke nur noch einen Ansprechpartner, einen Vertrag und bekommt auf Wunsch auch nur eine Rechnung. Das heißt, das Management aller für die Unternehmenssicherheit relevanten Bausteine wird einfacher und effizienter. Aber nicht nur das: Zusätzlich werden die Sicherheitsstandards angehoben. Denn wenn ein einziger, geeigneter Dienstleister beauftragt wird, sind eingespielte Teams und aufeinander abgestimmte Gewerke im Einsatz und tauschen sich gerade bei unklaren Angriffslagen intensiv in ihren wechselseitigen Reaktionen und Unterstützungsfähigkeiten aus. Zusätzlich sind über ein entsprechendes Leistungspaket in unserem Produkt Kötter Security 360 über das Accountmanagement dauerhaft Beratungs- und Optimierungsleistungen für das Sicherheitsmanagement des Kunden inkludiert.