Wo Roboter den ­Warenfluss steuern - Extrem kompakt gebautes Kleinteilelager stellt höchste Anforderungen an den Brandschutz

Wer als Uneingeweihter am Komsa-Stammsitz im sächsischen Hartmannsdorf vorbeifährt, ahnt nicht, dass inmitten der ländlichen Idylle, die Lagertechnik der Zukunft Einzug gehalten hat: Seit rund zwei Jahren wird hier ein sogenanntes Auto-Store-Kleinteilelager betrieben, in dem Roboter für einen optimalen Warenfluss sorgen. Die sehr kompakte Bauweise des eingehausten Kleinteilelagers führt zu einer hohen Packungsdichte, die vorhandene Lagerflachen optimal ausnutzt. Dies erfordert neue Lösungen für den Brandschutz. So setzt Komsa auf aktive Brandvermeidung mittels Sauerstoffreduktion.

Komsa ist einer der führenden Distributoren und Dienstleister für die Informations- und Kommunikationsbranche. Rund 1.700 Mitarbeiter an Standorten in Deutschland und Polen sorgen dafür, dass für die Digitalisierung notwendige Geräte wie Smartphones, Tablets und Router dort ankommen, wo sie nachgefragt werden. Zur Optimierung seiner Logistikprozesse hat das Unternehmen 2017 am Stammsitz Hartmannsdorf auf einer Fläche von 675 m² ein neues Auto-Store-Kleinteilelager errichtet. Dicht neben und übereinander stapeln sich darin ca. 25.000 Kunststoffbehälter mit je 70 Litern Fassungsvermögen. Eine selbsttragende Aluminiumkonstruktion (Grid) unterteilt die Lagerfläche in rechteckige Felder. In jedem Feld können bis zu 16 Behälter übereinandergestapelt werden. Die Höhe und Form des Grids kann je nach Lagersituation individuell gewählt werden, um z. B. vorhandene Säulen und Hindernisse in den Lagerräumen zu integrieren.

Auf dem Grid-Modul befinden sich die Fahrschienen für die Roboter. Diese können sich in zwei Richtungen bewegen und so jede Position im Grid erreichen, um Behälter aufzunehmen, zu transportieren und abzusetzen. Über neun Kommissionier-Module, die an den Seiten des Auto-Store-Systems installiert sind, werden die Behälter mit dem gewünschten Lagergut an die Kommissionierer übergeben. Die Rückführung der Behälter nach Entnahme des Lagerguts wird durch die Roboter schnell und vollautomatisch durchgeführt.

Brandbedingte Störungen sind ein No-go
Neben dem Personen-, Umwelt und Sachschutz wurde bei der Festlegung der Schutzziele insbesondere Wert auf die Minimierung von brandbedingten Störungen gelegt. Prozesse sollen störungsfrei laufen und die Lieferfähigkeit soll erhalten bleiben. „Bereits bei der Planung des Lagers war uns klar, dass wir mit herkömmlichen Brandschutzeinrichtungen nicht zurechtkommen würden“, sagt Gernot Graebner, Supply Chain Manager bei Komsa. „Bei einem etwaigen Löschvorgang mit Wasser kann ein Erreichen der definierten Schutzziele nicht gewährleistet werden“, erklärt dazu Wagner-Projektleiter Thomas Niemetz. „Das Auto-Store-Lager ist nicht wie ein konventionelles Kleinteilelager in Gassen unterteilt, sondern sehr kompakt aufgebaut und komplett mit Behältern gefüllt.

„Wenn es brennt, erreicht das Löschwasser den Brandherd im schlimmsten Fall gar nicht erst, da die übereinander gestapelten Behälter dies verhindern. Man mag sich nicht ausmalen, in welcher Katastrophe das enden könnte“, so Niemetz. Und selbst im Falle einer erfolgreichen Löschung wären die Folgen verheerend. „Brandauswirkungen wie hohe Temperaturen und Rauch sowie Löschwasser würden unsere Waren kontaminieren und zerstören. Das führt zur Unterbrechung unserer Betriebsprozesse und in Konsequenz zum Ausfall unserer Lieferfähigkeit – für uns ein absolutes No-go“, sagt Graebner. „So kamen wir schnell auf die aktive Brandvermeidungstechnologie Oxyreduct von Wagner“.

Brandschutzkonzept mit Sauerstoffreduzierung
Durch die eingesetzte aktive Brandvermeidung wird die Sauerstoffkonzentration im Schutzbereich des Auto-Store-Systems dauerhaft auf ein den definierten Risiken entsprechendes Niveau abgesenkt. Die dazu benötigte Sauerstoffreduktionsanlage ist in einem Container installiert, der außerhalb der Logistikhalle platziert ist. Aus der Umgebungsluft erzeugt dort ein Generator in einem rein physikalischen Prozess Stickstoff, der durch ein Rohrsystem bedarfsweise in das Kleinteilelager eingeleitet wird. Hier verteilt sich der Stickstoff homogen und bildet so die Schutzatmosphäre. Als Basis der VdS-zertifizierten Lösung sind „Titanus“-Ansaugrauchmelder zur Brandfrüherkennung installiert. Hochsensibel und täuschungsalarmsicher detektieren sie bereits geringste Mengen von Rauchpartikeln. So kann z. B. durch ein sofortiges Abschalten der Energiezufuhr eine Rauchkontamination minimiert werden, die bei elektrisch gestützten Schwelbränden auftreten kann. „Durch die Kombination von aktiver Brandvermeidung und frühestmöglicher Branddetektion ergibt sich ein maximales Schutzlevel, was absolut im Sinne des Kunden ist“, so Niemetz. Frank Werner, Projektmanager bei Komsa, bestätigt: „Für uns ist entscheidend, dass wir durch die individuelle Brandschutzlösung von Wagner das Risiko einer brandbedingten Störung extrem minimieren können.“

Brandschutz, der mitwachst
Ebenfalls positiv: Oxyreduct ist skalierbar – ein Vorteil, der sich bereits in nicht allzu ferner Zukunft bemerkbar machen könnte. Denn die Digitalisierung ist allerorts im vollen Gange. Entsprechend begehrt sind die bei Komsa eingelagerten Waren, die Nachfrage steigt kontinuierlich. „Mit dem Auto-Store-System haben wir eine sehr flexible und mitwachsende Lagerlösung geschaffen. Wir brauchen nur die Aluminiumkonstruktion zu erweitern und zusätzliche Roboter einzusetzen, schon kann die Lagerkapazität verdoppelt werden“, sagt Werner. „Und genauso leicht kann der Brandschutz mitwachsen“, erklärt Niemetz. „Wächst das Auto-Store-System, kann unsere Brandschutzlösung problemlos angepasst werden und bietet somit jederzeit optimalen Schutz.“

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