Zuversicht in Stuttgart
2020 geht mit der Corona-Pandemie in die Geschichte ein – aber auch als Jahr des 25. Jubiläums der Arbeitsschutz Aktuell. Veranstalter Hinte ist sich sicher, dass die Messe wie geplant vom 6. bis 8. Oktober laufen wird. Rund 10.000 Fachbesucher und 300 Aussteller werden in Stuttgart erwartet. GIT SICHERHEIT sprach mit Christoph Hinte, Geschäftsführer Hinte Messe.
GIT SICHERHEIT: Herr Hinte, der Starttermin der Arbeitsschutz Aktuell in Stuttgart ist der 6. Oktober. Sind Sie zuversichtlich, was dieses Datum betrifft?
Christoph Hinte: Ich gehe fest davon aus, dass die Arbeitsschutz Aktuell in diesem Jahr in Stuttgart ihr 25. Jubiläum feiern wird. Sowohl die Bundesregierung wie auch die Landesregierung Baden-Württemberg befassen sich aktuell konstruktiv mit der Frage, wie man Messen auch vor dem Hintergrund der Corona-Schutzmaßnahmen durchführen kann. Ich sehe die absolut realistische Chance, dass es ab dem 1. September wieder losgehen kann – selbstverständlich unter Beachtung aller Sicherheitsaspekte, die nötig und geboten sind.
Messen und Kongresse sind im Gegensatz zu Volksfesten oder Musikfestivals sehr beherrschbare Formate. Aufgrund der hervorragenden Infrastruktur unserer Messehallen in Deutschland lassen sich Zuschauerfrequenzen sehr gut kanalisieren und Sicherheits- und Hygienekonzepte umsetzen. Wir haben noch rund fünf Monate bis zur Arbeitsschutz Aktuell. Ich halte es durchaus für möglich, dass zu diesem Zeitpunkt eine weitaus größere Normalität herrscht, als wir uns das im Moment vorstellen können.
Wie spiegelt sich das derzeit in den Anmeldezahlen seitens der Aussteller – und was ist der Tenor im Austausch mit den Unternehmen?
Christoph Hinte: Wir sind in der komfortablen Situation, dass wir bereits vor Ausbruch der Pandemie, das Vorveranstaltungsergebnis übertreffen konnten. Der enge Kontakt und Dialog unseres Projektteams mit den Kunden schlägt sich hier nieder. Trotz aktuell eher verhaltener Buchungsaktivität, haben viele Kunden die Veranstaltung auf ihrer Agenda, werden jedoch erst entscheiden, wenn offiziell Klarheit besteht. Das ist nachvollziehbar. Der Tenor ist einstimmig: Die Aussteller sehnen sich die Arbeitsschutz Aktuell herbei, denn im Rahmen der Pandemie sind ihnen viele qualifizierte Kontakte zur Zielgruppe weggebrochen. Hier können Messen jetzt ihre allergrößte Stärke ausspielen: Märkte zu sortieren, wertvolle Impulse zu geben und neue Verknüpfungen zu schaffen und so einen wichtigen Beitrag zu leisten, dass Unternehmen möglichst schnell wieder in zukunftsgewandte Fahrwasser zurückkehren können. Messen haben seit jeher eine große Symbolkraft und sind Orte des Vertrauens und der Zuversicht.
Wie große Teile der Wirtschaft ist auch das Messewesen extrem betroffen von den Schutzmaßnahmen rund um die Pandemie. Wie schnell können Sie sich – und auch die Branche – aus Ihrer Sicht davon erholen?
Christoph Hinte: Alle relevanten Fachverbände, allen voran AUMA, FAMA und FAMAB, sind aktuell sehr aktiv, um gemeinsam Maßnahmen für ein Recovery-Szenario zu konzipieren. Auch unser Haus beteiligt sich hier intensiv. Der Dialog mit der Politik läuft, Spitzengespräche haben bereits erfolgreich stattgefunden. Was wir alle dringend brauchen, ist ein schnelles Signal, dass es weitergehen kann – selbstverständlich immer unter der Voraussetzung, dass alle erforderlichen und gebotenen Sicherheitsstandards gewährleistet sind.
Gerade für die ausstellende Wirtschaft – Messeunternehmen, aber vor allem auch Messebaubetriebe und die vielen anderen innovativen Dienstleister, von denen viele Handwerksstrukturen haben – ist Planungssicherheit absolut essentiell. Ich habe jedoch den Eindruck, die Politik hört hier zu, sie handelt verantwortungsvoll und ist in der Lage zu differenzieren. Aber fest steht, das Signal muss in absehbarer Zeit kommen, damit die Branche wieder auf die Beine kommt. Die Planungs- und Vorlaufzeiten im Messewesen sind größer als es sich die Politik wahrscheinlich vorstellt.
Herr Hinte, der Virus hat nach dem Eindruck Vieler eine Katalysatorwirkung auf die Digitalisierung. Wie kann das für eine Messe aussehen – und was planen Sie hier insbesondere für die Arbeitsschutz Aktuell?
Christoph Hinte: Unsere Branche vollzieht gerade innerhalb kürzester Zeit eine Entwicklung, die ohnehin gekommen wäre und an deren Umsetzung ja auch bereits gearbeitet wurde: die konsequente Verbindung von online und onsite, also die Verlängerung der Live-Veranstaltung vor Ort in den digitalen Raum. Auch unser Haus arbeitet seit geraumer Zeit an innovativen Lösungen, die wir nun beschleunigen und vorziehen. Durch die Möglichkeit die Arbeitsschutz Aktuell auch digital zu besuchen und gezielt Gespräche mit Zielgruppen zu führen, haben wir nicht in erster Linie Kompensation, sondern nachhaltige Nutzendimensionen im Blick. Ich spüre hier eine extrem große Bereitschaft unserer Kunden, neue Wege mitzugehen und auch in diese zu investieren. Gerade von manchen Ausstellern bekommen wir wertvolle Tipps für die Konzeption.
Die Ermöglichung persönlicher Begegnung ist andererseits gewissermaßen die Kernkompetenz jeder Messe...?
Christoph Hinte: Das stimmt und das wird auch so bleiben. Nur, wir müssen jetzt auf die aktuelle Situation reagieren und Möglichkeiten entwickeln, die persönliche Begegnungen auch im geschützten, digitalen Raum zu verwirklichen. Und im Gegenteil, diese innovativen Maßnahmen werden die Messe als Vor-Ort-Live-Format nicht abschaffen, sie werden sie vielmehr um eine neue Komponente bereichern und wichtige Mehrwerte schaffen. Die Live-Veranstaltung wird perspektivisch klar davon profitieren.
Welche Fokusthemen und Schwerpunkte werden auf der Arbeitsschutz Aktuell 2020 im Mittelpunkt stehen?
Christoph Hinte: Arbeits- und Gesundheitsschutz ist durch Corona in die Mitte der Gesellschaft gerückt. Nie zuvor hatten die Kernthemen unserer Messe eine derartige Präsenz in Politik und Medien. Wer hätte denn letztes Jahr den Unterschied einer FFP1- und FFP3-Maske erklären können? So wird die Arbeitsschutz Aktuell neben ihren Kernthemen – Persönliche Arbeitssicherheit, Sicherheit im Betrieb, Verkehrssicherheit und Ergonomie – in diesem Jahr sicherlich einen besonderen Fokus auf Hygiene und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz haben. Keine Pandemie hört vor den Toren der Arbeitsstätte auf. Zum anderen liegt der Arbeitsplatz während der Pandemie nicht selten im Homeoffice, was ebenso herausfordernd für einen zeitgemäßen Arbeits- und Gesundheitsschutz ist. Das Thema betrieblicher Gesundheitsschutz wird dauerhaft eine größere Rolle spielen als vor Corona.
Auch im Bereich Workwear/PSA tut sich einiges?
Christoph Hinte: Die Verschmelzung von Körperschutz und Technik in Form von Smart Clothing bzw. Wearable Technologies, bspw. in Form tragbarer Personennotrufsysteme oder innovativer Technologien für Lärmschutz oder zur Messung von Luftverschmutzung, bildet einen wichtigen Themenkomplex. Gleiches gilt für Workwear und PSA. Hier reicht Funktionalität alleine nicht aus, um erfolgreich zu sein. Imagegerechte Optik, hoher Tragekomfort und nicht zuletzt auch „Style“ gehören ebenso dazu, denn sie sorgen für Akzeptanz und Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Modeschauen mit echtem Runway, auf dem Models Workwear zu Musik präsentieren, sind längst fester Bestandteil der Arbeitsschutz Aktuell.
Das Thema betriebliche Sicherheit ist ein weiterer fester Bestandteil der Arbeitsschutz aktuell...?
Christoph Hinte: Sicherheit im Betrieb ist eines der Kernthemen im Arbeits- und Gesundheitsschutzes und daher fester Bestandteil der Arbeitsschutz Aktuell. Die Unternehmer haben verstanden, dass Prävention sich auszahlt – für das Unternehmen, für die Mitarbeiter und für die Umwelt. Die Investitionsbereitschaft für den Einbau von Schutzeinrichtungen, etwa im Bereich des Brand- oder Lärmschutzes und in der Reinhaltung der Luft ist dementsprechend groß. Die ganze Bandbreite – von der mobilen Hygienestation über Technologien zur Vermeidung von Fehlhaltungen bis hin zu Hilfsmittel für den sicheren Umgang mit Gefahrstoffen – bildet die Arbeitsschutz Aktuell ab.
Es gibt ja auch wieder den Kongress und viele Referenten – könnten Sie uns ein paar Highlights nennen, die uns hier erwarten?
Christoph Hinte: Auch im 25. Jahr sieht sich der Kongress sowohl als Informations- und Impulsgeber – insbesondere für Unternehmen, die in einer modernen und zeitgemäßen Kultur der Prävention eine Chance für sich sehen. Die in der FASI zusammengeschlossenen Fachverbände arbeiten an einem interessanten und aktuellen Kongressprogramm. Ein Schwerpunkt des Kongresses befasst sich mit der Zukunft der Arbeitswelt, mit der Vernetzung und Digitalisierung, der sogenannten Arbeit 4.0. Das Thema Pandemie stellt den Arbeits- und Gesundheitsschutz in Deutschland aktuell vor große Herausforderungen. Unternehmer stehen unter Druck, Mitarbeiter belastet die Situation ebenfalls erheblich – physisch wie psychisch. Hier wird der Kongress Lösungen diskutieren. Den besonderen Herausforderungen des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg widmen sich Experten im Rahmen des Regionalforums unter Federführung des Baden-Württembergischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau mit dem besonderen Blick auf kleine und mittlere Unternehmen.
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