Lünendonk-Studie: Sicherheitsdienste wachsen um 9%
Im Geschäftsjahr 2022 entwickelte sich der Markt für Sicherheitsdienstleistungen deutlich positiv. Die 25 führenden Anbieter konnten ihre Umsätze um durchschnittlich 9,0 Prozent steigern. Größte Herausforderung bleibt die Gewinnung qualifizierten Personals. Das Personalwachstum stieg mit 3,5 Prozent geringer an.
Wie hat sich der Markt für Sicherheitsdienstleistungen in Deutschland entwickelt? Diese Frage stellen sich die Analysten der Lünendonk & Hossenfelder GmbH einmal im Jahr und befragen dazu Dienstleister. Seit dem Geschäftsjahr 2009 liegen – mit einer kurzen Pause zwischen 2016 und 2020 – vergleichbare Daten zur Entwicklung der Unternehmen vor; 2022 erwirtschafteten diese Unternehmen mit Sicherheitsdienstleistungen einen kumulierten Umsatz von 4,8 Milliarden Euro. Die detaillierte Lünendonk-Studie enthält dabei nicht nur Angaben zu Kennzahlen wie Umsatz, Beschäftigte, Rendite und Leistungsspektrum, sondern auch zu aktuellen Themen und Trends. Erscheinungstermin der Studie ist Ende Juli, gleichzeitig auch der Zeitpunkt, ab dem sie unter www.luenendonk.de zum kostenfreien Download bereitsteht.
Marktentwicklung von höherer Nachfrage und Preiseffekt getrieben
Im Geschäftsjahr 2022 entwickelte sich der Markt für Sicherheitsdienstleistungsunternehmen deutlich positiv. Alle analysierten Unternehmen wuchsen im Durchschnitt um 9,0 Prozent. Die Prognosen für das Jahr 2023 fallen mit 8,7 Prozent noch einmal positiver aus. Die Branche sieht sich trotz des unsicheren Umfeldes insgesamt gut aufgestellt und blickt optimistisch in die Zukunft. Die größte Herausforderung bleibt die Gewinnung qualifizierten Personals. Der Übergang in den Normalbetrieb nach Corona hat keine tieferen Spuren hinterlassen. Schon während der Pandemie hielten sich Sonderkonjunktur und coronabedingte Einschränkungen beinahe die Waage.
Insbesondere der Preiseffekt spielt für das Umsatzwachstum in diesem Jahr eine größere Rolle als zuvor: Die im Langzeitvergleich höheren Tarifanpassungen sind in der Umsatzentwicklung sichtbar. Dies zeigt sich insbesondere in der stärkeren Umsatzentwicklung im Vergleich zur Entwicklung des Personals, das mit 3,5 Prozent etwas geringer ansteigt. Der Pro-Kopf-Umsatz hat sich folglich um 7,6 Prozent erhöht.
Wichtigster Kundensektor bleibt die Industrie mit einem durchschnittlichen Umsatzanteil von 27,5 Prozent bei den Unternehmen. Die öffentliche Hand und Behörden bleiben der zweitwichtigste Auftraggeber und sind für 17,6 Prozent der Erlöse verantwortlich. Das bestätigt erneut die zentrale Rolle der privaten Sicherheit für die Wirtschaft und die öffentliche Verwaltung.
Das Ranking im Detail
Lünendonk veröffentlicht jährlich ein Ranking der 25 nach Sicherheitsumsatz führenden Dienstleister, die Lünendonk-Liste.
Die Top 10 der führenden Sicherheitsdienstleister in Deutschland bleiben hinsichtlich der Positionierung auch in diesem Jahr weitgehend stabil und nahezu unverändert. Der Marktführer Securitas überschreitet 2022 mit 1.035 Millionen Euro (+9,1 Prozent) erstmals die Grenze von 1 Milliarde Euro Umsatz und baut damit seine führende Position weiter aus. Die verzerrenden Nachwirkungen der Corona-Pandemie wirken sich bei Securitas und anderen Unternehmen aus, bei denen die Entwicklung von Umsatz und Beschäftigten auseinanderläuft. Dies ist bei einigen Unternehmen zu beobachten, die mit einer Veränderung der Nachunternehmerstrategie und einer Verschiebung von Einstellungsdaten und Umsatzwirksamkeit reagierten.
Auf Position zwei liegt Kötter mit einem Umsatz von 479 Millionen Euro (+6,2 Prozent). Das Unternehmen konnte durch integratives Risikomanagement in den Branchen Logistik, Automotive und Versicherungen die ehemaligen Aufträge im Bereich der Passagierkontrollen an den Flughäfen Dresden, Erfurt und Köln/Bonn kompensieren. Die Kieler Wach- und Schließgesellschaft belegt unter anderem mit ihrer Tochtergesellschaft Sicherheit Nord mit 458 Millionen Euro Umsatz Rang drei des Rankings. Das Unternehmen konnte seine Umsätze um 9 Prozentpunkte steigern. Die Niedersächsische Wach- und Sicherheitsgesellschaft folgt mit 340 Millionen Euro (+5,9 Prozent) auf Platz 4 und beschäftigt 2022 weiterhin 5.500 Sicherheitsmitarbeitende.
Pond Security belegt mit einem Umsatz von 309 Millionen Euro (+7,9 Prozent) den fünften Rang. Die Wisag kann mit einem Sicherheitsumsatz von 242,6 (+4,7 Prozent) ihren sechsten Platz halten. Klüh erzielte im Geschäftsjahr 2022 die höchsten Umsätze seiner Unternehmensgeschichte. Mit einem Umsatz mit Sicherheit von 169 Millionen Euro belegt das Unternehmen Platz 7 der Lünendonk-Liste. Auf Position acht hält sich die W.I.S., die 2022 auch durch neu gewonnene Aufträge und Kunden einen Umsatz von 155,1 Millionen Euro (+1,6 Prozent) erzielte. Stölting aus Gelsenkirchen auf Platz neun verzeichnet ein leichtes Wachstum um 0,5 Prozent auf 139,7 Millionen Euro. Neu auf Position zehn ist mit einem Umsatz von 127 Millionen Euro Piepenbrock.
Aktuelle Themen und Trends
Welche Themen und Trends bewegen die Branche? Wie bewerten die Unternehmen aktuelle Entwicklungen? Die Innovationsfähigkeit der Branche spielt immer wieder eine wichtige Rolle in der Fachdebatte, insbesondere in Zeiten der zunehmenden Verbreitung von Sicherheitstechnik und Softwareunterstützung.
Ein Drittel der Studienteilnehmer stimmt der Aussage zu, dass die Auftraggeber die private Sicherheitsbranche als innovativ ansehen. Etwas weniger als ein Drittel bewertet diese Aussage dagegen als nicht zutreffend. Die Unternehmen selbst sehen in innovativen Lösungen sowohl kurzfristig (61 %) als auch insbesondere mittel- bis langfristig (90 %) einen Erfolgsfaktor für ihr Unternehmen. Vor allem Investitionen in die Themen IT-Infrastruktur und IT-Sicherheit werden von über 90 Prozent der Studienteilnehmer neben Recruiting und Qualifizierung der Beschäftigten als wichtig bis sehr wichtig bewertet. Innovative Sicherheitsunternehmen sind nach Einschätzung der Studienteilnehmer langfristig erfolgreicher und ermöglichen mehr Transparenz gegenüber den Kunden. Angesichts der damit verbundenen Herausforderungen für die Organisation wie auch für den Investitionsbedarf sind dies starke Zeichen für eine Veränderung der Branche.
Wie steht es um die Bedeutung von Gefahren aus der Luft und der Erstellung von Sicherheitsanalysen und -profile für die Sicherheitsdienstleister? 75 Prozent der Unternehmen schätzten die zukünftige Berücksichtigung zum Beispiel von Spionage mit Drohnen als wichtig bis sehr wichtig ein. Dagegen vertreten nur 6 Prozent eine gegenteilige Meinung. Bei der Hälfte der Studienteilnehmer ist die Aufnahme von Abwehrmaßnahmen gegen Luftbedrohungen gerade in der Diskussion, bei 23 Prozent ist die Integration des Themas bereits (geplanter) Teil des Serviceportfolios.
Bezug
Die Lünendonk-Liste 2023 „Führende Sicherheitsdienstleister in Deutschland“ steht Ende Juli unter www.luenendonk.de zum kostenfreien Download bereit. Die umfassende Marktstudie ist ebenfalls kostenfrei erhältlich. Sie enthält regionale Auswertungen und zahlreiche Marktstrukturdaten sowie Einschätzungen zu Themen und Trends. Die 47 in die Studie einbezogenen Unternehmen machen mit ihren Umsätzen knapp 50 Prozent des gesamten Marktvolumens für Sicherheitsdienstleister aus.
Autoren
Stefan Schubert und Thomas Ball,
Lünendonk & Hossenfelder GmbH