GIT System Test: Video Analytics
Hart, aber fair: Unabhängiger Test der derzeit elf besten Videoanalysesysteme für den Perimeterschutz. Hintergründe und Interviews mit SMP, i-Alarmsysteme und dem VfS.
Über die Ergebnisse des GIT System Tests Video Analytics berichten wir exklusiv ab September 2022 auf GIT-SICHERHEIT.de und GIT-SECURITY.com sowie in einem Sonderteil der gedruckten und digitalen Ausgaben von GIT SICHERHEIT und GIT SECURITY EMEA.
Der Schutz von Grundstücksgrenzen ist für die Sicherung von Gebäuden und kritischen Infrastrukturen unerlässlich. Welches Sicherheitssystem eignet sich am besten für welche Anwendung? Welche Lösung fällt vielleicht komplett durch? Der große GIT System Test wird das aufzeigen. Lesen Sie hier einen Hintergrund-Bericht zur Entstehung, Konzeption und Organisation des GIT System Tests Video Analytics.
Welches e-Bike ist das beste, welches Auto das sparsamste, welche Hifi-Boxen haben den größten Wumms? Tests und Rankings zu Produkten kennt man in der Regel aus Publikums- oder Special-Interest-Zeitschriften. Für professionelle Sicherheitsprodukte und -systeme hingegen sind Vergleichsdaten dieser Art bis dato nicht verfügbar.
GIT SICHERHEIT aus dem Wiley Verlag ändert das jetzt. Gemeinsam mit dem Sachverständigenbüro Markus Piendl und dem Systemhaus i-Alarmsysteme hat die führende Fachzeitschrift für Sicherheit im April 2022 den ersten „GIT System Test Video Analytics“ durchgeführt – und dabei elf Systeme härtesten Testszenarien unterworfen.
Denn: Videoanalyse kann die Sicherheit in sicherheitssensiblen Umgebungen erheblich verbessern – und gleichzeitig Kosten senken. Sicherheitspersonal und Betreiber wollen bei verdächtigen Ereignissen sofort alarmiert, aber nicht durch Falschalarme abgelenkt werden. Und ganz gleich, für welche Technologie Sie sich entscheiden – es gibt nur eine Möglichkeit festzustellen, ob ein System den erforderlichen Schutz bietet: ein umfassender Test in einer realen Umgebung, der von erfahrenen Fachleuten durchgeführt wird. Vorab informierte Sicherheitsentscheider erwarten die Ergebnisse des GIT Tests bereits mit großer Spannung.
Erfahrene Partner
Praxisberichte sind ein hilfreiches Instrument zur Informationsbeschaffung und können ein für die Kaufentscheidung wichtiges Kriterium sein – ab sofort jedoch werden GIT Tests diese Grundlage erweitern. Durchgeführt werden diese Tests von erfahrenen Sicherheitsexperten: das herstellerunabhängige Sachverständigenbüro Markus Piendl und Hannes Dopler (SMP) hat bereits an die 2000 Sicherheitsprojekte geplant, viele davon in besonders sensiblen Bereichen der Kritischen Infrastruktur.
Großhändler und Distributor i-Alarm ist ein bewährter technischer Dienstleister, der mit dem notwendigen Know-how das Gelände präpariert und die Infrastruktur aufgebaut hat.
Für die Berichterstattung sorgen die deutsche Ausgabe der Fachzeitschrift GIT SICHERHEIT sowie die internationale GIT SECURITY EMEA, die mit der jeweils höchsten Auflage im Markt sowohl die Leser der gedruckten wie auch die User der digitalen Kanäle informieren.
Elf führende Systeme wurden getestet – von folgenden Herstellern:
- Avigilon
- Axis
- Bosch (zwei Systeme)
- Dahua
- Dallmeier
- Hikvision (zwei Systeme)
- Honeywell
- Mobotix
- Saimos/Vivotek/Milestone
Hintergründe, Vorbereitung und Ausführung
Wie gut nun funktionieren die führenden Videoanalyse-Systeme zum Schutz von Perimetern? Die Tests sind mittlerweile durchgeführt, die umfangreichen Ergebnisse aus tagelangem fingiertem Eindringen mit Ghillie Suit, Pyrotechnik oder Laser als Störelemente und mit Hunderten von Szenarien werden aktuell noch ausgewertet. Schon bald werden diese dann auf GIT-SICHERHEIT.de, auf GIT-SECURITY.com sowie in den gedruckten GIT-September-Heften veröffentlicht. Um den Wert der Ergebnisse noch besser einzuschätzen zu können, hilft ein Blick hinter die Kulissen.
Hannes Dopler, Sie haben nur wenige Tage nach unserer ersten GIT-Anfrage zwei Teststandorte vorgestellt. Warum haben Sie sich für diese Standorte entschieden?
Hannes Dopler: Zunächst einmal war uns die Nähe zu einer europäischen Hauptstadt wichtig, was logistische Fragen betrifft. Aus praktischen Gründen wollten wir sicherstellen, dass ein zuverlässiger, kompetenter technischer Dienstleister in unmittelbarer Nähe sitzt – den wir mit i-Alarmsysteme gefunden haben. Außerdem erschien es uns sinnvoll, zwei Teststandorte zu haben: Einen Kurzstreckenstandort mit einer Entfernung von 120 Metern, auf den der Schwerpunkt gelegt wird. Und einen Langstreckenstandort mit einer Entfernung von 300 Metern, der vom selben Container aus bewertet werden kann.
Peter Zehetner, Sie sind der Geschäftsführer der i-Alarmsysteme GmbH. Was ist Ihr Beweggrund, bei diesen umfangreichen GIT Tests als technischer Dienstleister Verantwortung zu übernehmen?
Peter Zehetner: Ich bin seit mehr als dreißig Jahren in der Sicherheitsbranche tätig. Der Ansatz eines Vergleichstests mit gleichen Bedingungen für jeden Hersteller hat mir aus verschiedenen Gründen sehr gut gefallen. Hersteller, die wir bereits sehr gut kennen, haben die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Anbieter, mit denen wir noch nicht zusammenarbeiten, können zeigen, wo ihre Stärken liegen. Es gibt keine bessere Schulungs- und Entwicklungsmöglichkeit für meine Techniker, aber auch für die Vertriebsabteilung. Ich war sofort einverstanden und habe mein Team für den gemeinsamen Test begeistert.
Herr Dopler, wie haben Sie und Ihr Kollege Markus Piendl den Herstellern die Tests im Detail beschrieben?
Hannes Dopler: Wir haben ein 30-seitiges Dokument in deutscher und englischer Sprache verfasst, in dem wir die Anforderungen, Maßnahmen und den Ablauf detailliert dargestellt haben. Einige Hersteller haben auch um eine Online-Konferenz gebeten, um Fragen zu Installation, Logistik und Testszenarien zu stellen. Besonders gefreut hat uns übrigens die Arbeit an der Verfeinerung von über 500 realistischen Testszenarien, um die Leistungsfähigkeit der Systeme bis an ihre Limits zu testen.
Kathrin Karner, Sie waren bei i-Alarmsysteme für die Kommunikation und Koordination der Tests verantwortlich. Welches war hier die besondere Herausforderung?
Kathrin Karner: Ich erhielt Anfragen aus allen Teilen der Welt. Einige Hersteller baten uns, deren Kameras und die digitale Bildspeicher für sie aufzubauen, da die Corona-Lage die Einreise noch immer beschränkte. Andere Hersteller kamen selbst zu uns, um ihre Systeme vorzubereiten. Das galt es zu koordinieren. Fast täglich trafen Pakete von Herstellern ein. Deren Inhalt musste überprüft, der Aufbau koordiniert und nebenbei in Online-Konferenzen technische Fragen geklärt werden. Mein primäres Ziel war, dass die Hardware schnellstmöglich auf beiden Testgeländen verbaut werden konnte und keine Anfrage, egal wie klein oder groß, zu welchem Thema auch immer liegenblieb. Ein zeitaufwendiger, herausfordernder und stressiger Job – insbesondere in den letzten Tagen, bevor die verschiedenen Systeme vom Internet getrennt wurden, um auf unerwünschte und Falschalarme geprüft zu werden.
Gert Hammer, Luciano Terziu, wie haben Sie es geschafft, in Rekordzeit diese umfangreiche technische Infrastruktur für unseren Test bereitzustellen?
Gert Hammer: Wir hatten es mit elf verschiedenen Systemen zu tun, die alle unterschiedlich arbeiten. Einige Hersteller kannten wir. Videoanalyse für den Perimeter ist ein spezielles Thema, für das wir als Techniker Zeit brauchten, um uns einzuarbeiten. Dass die Hersteller mit Online-Schulungen, Konfigurationen über das Internet oder vor Ort halfen, war ein großer Vorteil. Selten hat man die Möglichkeit, so viel in kürzester Zeit nochmal dazuzulernen.
Luciano Terziu: Für mich war wichtig, den eng geplanten Zeitplan einzuhalten und allen Anbietern die gleichen Ausgangsvoraussetzungen zu bieten. Ein Container mit ausreichend Platz für elf Arbeitsplätze musste beschafft, eine umfangreiche Verkabelung, Stromversorgung und ein eigenes Netzwerk sichergestellt werden- Blitz- und Überspannungsschutz wurden installiert, ein temporäres mechanisches Zaunsystem wurde aufgebaut, leistungsstarke Infrarotscheinwerfer aus Großbritannien – die besten überhaupt, vom Anbieter Raytec – trafen ein und wurden ad-hoc montiert. Das alles geschah neben unserem anspruchsvollen Tagesgeschäft und war nur durch eine Teamleistung möglich.
Auch VfS-Community wartet mit Hochspannung
Rund um die Entstehung der Testreihe referierte Markus Piendl auch beim Verband für Sicherheitstechnik (VfS) – zum Thema „Videoanalysen im harten und fairen Vergleichstest“. Der Piendl-Vortrag stieß auf großes Interesse, was Wiley, GIT, SMP und i-Alarm darin bestärkte, die Tests durchzuführen.
Herr Gause, Sie sind einer der Geschäftsführer des VfS und Veranstalter des Kongresses, bei dem der Vortrag von Markus Piendl auf sehr großes Interesse bei Ihren Besuchern stieß. Was war das Besondere daran?
Dr. Clemens Gause: Wir haben uns über das große Interesse von Herstellern, Betreibern, Behörden und Endkunden zu diesem Thema sehr gefreut. Der Ansatz, verschiedene Videoanalysesysteme für den Perimeterschutz hart und fair zu vergleichen, ist wichtig. Einen solchen Test durchzuführen und die Ergebnisse auszuwerten, ist das eine. Ein Konzept, wesentliche Erkenntnisse klar, verständlich und anschaulich zu präsentieren das andere. Markus Piendl ist dieses Kunststück schon in seinem Vortrag gelungen. Anhand konkreter Beispiele zeigte er, wie unterschiedlich Videoanalysen auf nachgestelltes Täterverhalten reagieren. Ein hoher Praxisbezug also, der bei unserem anspruchsvollen Publikum sehr gut ankommt.
Welche Schlussfolgerungen von Markus Piendls Vortrag sind Ihnen in Erinnerung geblieben?
Dr. Clemens Gause: Piendl berichtete von einem Vorteil pixelbasierter Systeme gegenüber objektbasierter Systeme, sofern sich professionelle Täter besonders vorsichtig durch den Perimeter bewegen, um einen Einbruch erfolgreich durchzuführen. Ferner führte er aus, dass Analysen auf Kameras deutliche Fortschritte gemacht haben. Viele Hersteller müssen sich bei der Sabotage-Erkennung verbessern. Vergleichstests sollten regelmäßig durchgeführt werden, um Herstellern die Möglichkeit zu geben, mit neuen Softwareversionen Lücken zu schließen. Dass einige Normen und Vorschriften zu Video nur bedingt hilfreich sind, wurde ebenfalls deutlich.
Wie stehen Sie zum Spannungsfeld „Täterfortbildung“ vs. „Schwachstellen einzelner Systeme aufdecken“?
Dr. Clemens Gause: Piendl vermeidet bewusst, Schwachstellen einzelner Hersteller breitzutreten – es geht schließlich eben gerade nicht darum, Täterfortbildung zu betreiben. Im GIT System Test Video Analytics sollen die Stärken einzelner Systeme und Technologien konkret benannt werden. Es ist klar zu erkennen, dass diese erste große Videoanalyse-Testreihe alle Beteiligten viel Kraft und Zeit kostet. Die Frage, die sich unseren Kongressbesuchern und auch mir selbst stellte: wer stellt sich einem solchen Test – und wie werden die Hersteller sich in einem so umfangreichen Test schlagen?
Business Partner
VfS Verband f. Sicherheitstechnik e.V.Eulenkrugstr. 7
22359 Hamburg
Deutschland
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