Interflex: „Die Digitalisierung ist Teil unserer DNA“
Der Markt für Zutrittskontrolle befindet sich im Wandel: Die digitale Transformation, stärkere Vernetzung und die zunehmende Einbindung immer weiterer Bereiche in die Zutrittskontrolle verändern die Branche. Interflex, Spezialist für moderne Zutrittskonzepte, Besucherverwaltung, Zeitwirtschaft und Personaleinsatzplanung, will die Zukunft der Zutrittskontrolle mit seiner neuen Produktlinie Opendor (ausführliche Produktvorstellung in der kürzlich erschienenen GIT Sonderausgabe PRO-4-PRO) mitgestalten. Dass das klappt, davon zeigt sich Bernhard Sommer, Geschäftsführer von Interflex, im Interview überzeugt.
GIT SICHERHEIT: Herr Sommer, wie sind Sie bisher mit Interflex durch die Corona-Pandemie gekommen?
Bernhard Sommer: Bisher sehr gut, vor allem mit unserem Portfolio in den Bereichen Zutrittskontrolle und Zeitwirtschaft. Corona hat den Wandel der Arbeitswelt stark beschleunigt. Mobiles Arbeiten, Homeoffice, Kurzarbeit – Unternehmen müssen ihre Organisationen flexibler denn je aufstellen. Unsere Lösungen unterstützen sie bei der Bewältigung dieser Aufgaben. Virtuelles Arbeiten praktizieren wir bei Interflex aufgrund unserer 17 Standorte, der dezentralen Organisation und großen Kundennähe schon lange. Deshalb mussten wir uns in der Krise nicht umstellen. Viele unserer Kunden arbeiten mittlerweile ebenso virtuell wie wir.
Corona gilt vielerorts als Beschleuniger der Digitalisierung. Gilt das auch für Ihre Branche?
Bernhard Sommer: Auf jeden Fall, aber auch unabhängig von Corona befindet sich unsere Branche im Wandel und wächst. Für die Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) wird von 2020 bis 2025 ein Wachstum im Bereich Zutrittskontrolle von 6,8 Prozent erwartet. Neue Betreibermodelle wie die cloudbasierte Zutrittskontrolle (SaaS) werden um fast zehn Prozent in den kommenden fünf Jahren wachsen. Der Marktanteil von batteriebetriebenen, elektronischen Schließkomponenten steigt stetig: 2020 lag er in manchen Ländern bei 60 Prozent. Smartphones und Wearables beschleunigen den Trend hin zum mobilen Schlüssel. Und das Internet of Things erlaubt die zunehmende Vernetzung, sodass die Zutrittskontrolle auch drahtlos möglich sein wird.
Welche Rolle spielt Opendor in diesem Kontext? Wie wichtig ist diese Produktlinie, um zukunftsfähig zu bleiben und Ihre Position am Markt zu stärken?
Bernhard Sommer: Die Zutrittskontrolle ist bei Interflex das stärkste Geschäftsfeld, das von uns bisher klassisch mit verkabelten Online-Zutrittskontrollsystemen bedient wurde. Mit der neuen Produktlinie Opendor ergänzen wir dieses Portfolio jetzt um wireless-fähige, batteriebetriebene Schließkomponenten, die sich einfach in bestehende Zutrittskontrollsysteme integrieren lassen. Wir orientieren uns dabei gezielt an den verschiedenen Anforderungsprofilen unserer Kunden. Wir beobachten auch eine wachsende Akzeptanz dieser Lösungen am Markt für Zutrittskontrollsysteme, wobei das Segment der wireless-fähigen Schließkomponenten gegenüber den klassischen stärker wächst und in den nächsten Jahren zum Standard werden wird. Wir sind daher sehr zuversichtlich, dass wir mit Opendor eine erfolgreiche Produktlinie und Lösung anbieten können.
Bei welchen Kundensegmenten und Branchen stellen Sie welche besonderen Anforderungen fest – und was sind für die Interflex die hauptsächlichen Zielgruppen?
Bernhard Sommer: Jedes Unternehmen, unabhängig von Größe und Ausrichtung kann vom Schutz im Sinne einer Online-Zutrittskontrolle profitieren. Daher lassen sich unsere Lösungen nicht pauschal auf eine bestimmte Branche oder Kundensegment herunterbrechen. Dennoch gibt es Branchen, die von ihrer Ausrichtung her grundsätzlich einen hohen Bedarf an Schutz haben, wie zum Beispiel Unternehmen der KRITIS. Hier liegt zusätzlich noch ein hohes öffentliches Interesse an einer zuverlässigen Zutrittskontrolllösung vor.
In Bezug auf Opendor haben wir bei unseren Kunden einen steigenden Bedarf nach standortübergreifenden, online-basierten Sicherheitskonzepten festgestellt, bei denen schnell und ohne hohen Installationsaufwand Türen eingebunden werden können. Dazu gehören auch abgelegene Türen oder Anlagen, wie Windparks, die sich oftmals nur mit hohem Aufwand in ein Sicherheitskonzept integrieren lassen. Oder denken Sie beispielsweise an denkmalgeschützte Gebäude. Wer dort zusätzliche Kabel für eine Zutrittslösung verlegen muss, steht vor einer Herausforderung.
Je nach Unternehmensgröße und Lösungsansatz sprechen wir mit unterschiedlichen Ansprechpartnern in einem Unternehmen. Angefangen vom Facility Manager oder dem Beauftragten für die Unternehmenssicherheit, bis zum Personaler und der Geschäftsführung.
Sie vermarkten Opendor als „Zukunft der Zutrittskontrolle“ und Benchmark in der Branche. Lehnen Sie sich da nicht zu weit aus dem Fenster?
Bernhard Sommer: Ich denke, die Vorteile von Opendor sprechen für sich. Der größte Nutzen von Opendor ist die Online-Fähigkeit der Schließsysteme. Deshalb ist Opendor air das Highlight. Durch den aktuellen Standard Bluetooth 5 erzielen wir in Gebäuden eine außergewöhnlich hohe Reichweite von bis zu 50 Metern mit bis zu 50 Geräten pro Gateway. Die Zutrittsentscheidung wird zentral getroffen, die Informationen von mehreren Zutrittspunkten fließen dabei in die Entscheidung ein. Und die Kommunikation ist zertifikatsbasiert verschlüsselt. Aber auch Nutzer von Network-on-Card (NoC) profitieren. Mit der neuesten Technologie mit stromsparendem Prozessor erzielt auch Opendor card eine hohe Batterielaufzeit.
Werden Sie Opendor weiterentwickeln?
Bernhard Sommer: Wir werden diese Produktlinie sowohl in Bezug auf die Verfügbarkeit verschiedener Bauformen als auch hinsichtlich der Funktionsvielfalt weiterentwickeln. Wir haben beispielsweise einen elektronischen Zylinder im Portfolio, der künftig wireless-fähig wird. Das Host-System IF-6040 wird zudem um weitere Features erweitert, die sich jederzeit „Over-the-Air“ automatisiert einspielen lassen. Beispielsweise eine Feuerwehrliste, über die sich alle im Notfall relevanten Türen freischalten lassen.
Mit Opendor werden Schließkomponenten jetzt online-fähig. Bei den meisten Geräten aus anderen Branchen ist das schon längst Standard. Warum hat das bei der Zutrittskontrolle so lange gedauert?
Bernhard Sommer: Weil es erst mit dem neuen Standard Bluetooth 5 Sinn gemacht hat. Die hohen Reichweiten und langen Batterielaufzeiten können wir erst mit dieser Technologie erzielen.
Sie sagen, dass Sie mit Opendor den nächsten Schritt in die Zukunft der Zutrittskontrolle machen. Welche künftigen technologischen Entwicklungen erwarten Sie außerdem für diesen Bereich? Sind Sie dafür gut aufgestellt?
Bernhard Sommer: Mit 5G und dem Internet of Things werden wir komplett neue Lösungen in der Zutrittskontrolle erleben. Die Opendor-Produkte sind der erste Schritt in diese Richtung, neue Technologien wie das Internet of Things können darauf sehr gut aufsetzen.
Welche Herausforderungen kommen dabei auf die Branche zu?
Bernhard Sommer: Herausforderungen gibt es vor allem im Bereich Cyber Security, etwa bei der digitalen Vernetzung von Gebäuden oder bei der Identifikation via Mobile Credentials. In diesem Zusammenhang ist der Fachkräftemangel ein wichtiges Thema, das hat auch die Pandemie gezeigt. Wir haben das Thema Employer Branding bei Interflex deshalb stark vorangetrieben, um auch künftig neue Talente für Interflex zu gewinnen und qualifizierte Mitarbeiter zu halten. Unser Versprechen als Arbeitgeber lautet „Freiheit für Macher“ – daran lassen wir uns messen. Bei uns werden Team Spirit und Innovationsgeist großgeschrieben sowie die Karrierewünsche unserer Mitarbeiter gezielt gefördert.
Sie sagen, Sie treiben die Digitalisierung entscheidend voran. Wie äußert sich das außerhalb von Opendor und dem Bereich Zutrittskontrolle? Wie sieht Ihre digitale Strategie aus?
Bernhard Sommer: Die Digitalisierung ist Teil unserer DNA. Bei Interflex begann alles mit der Ablösung der Stempelkarte durch ein Zeiterfassungssystem. Wir müssen uns also nicht neu erfinden. Wir waren schon immer ein Unternehmen, das die Digitalisierung und Software-Entwicklung vorangetrieben hat. Seit 2019 bieten wir Zeitwirtschaft als „Solution as a Service“ (SaaS) an. Seit Ende März 2021 ist auch die Zutrittskontrolle als SaaS-Lösung erhältlich. Darüber hinaus hält die Digitalisierung auch in anderen Unternehmensbereichen Einzug, beispielsweise im Marketing. Wir organisieren virtuelle Events und nutzen für die Kommunikation erfolgreich Social Media und Newsletter.
Zunehmende Digitalisierung bringt, sie sprachen es selbst an, auch Herausforderungen in Sachen Cyber Security. Wie sorgen Sie konkret dafür, dass die Zutrittskontrolle nicht unversehens zum Einfallstor für Hackerbanden und Cyber-Erpresser wird?
Bernhard Sommer: Bei unseren Produkten verfolgen wir immer einen ganzheitlichen Ansatz. Weitere Anforderungen sind in dem Zusammenhang eine durchgehende zertifikatsbasierte Verschlüsselung aller Informationskanäle und ein intelligentes softwarebasiertes Zutrittskontrollsystem, wie zum Beispiel unser System IF-6040, das im besten Fall die Berechtigungen an den entsprechenden Zutrittspunkten in einem vorgegebenen Zeitfenster regelt. Hinzu kommen ein maßgeschneidertes Rechtemanagement, sowie eine lückenlose Dokumentation von Berechtigungen und Prozesse, die den gültigen Compliance-Regelungen und Standards entsprechen. Zutrittsrechte sollten sich zudem zentral verwalten und ändern lassen. Auch das kann unsere Lösung Opendor leisten.
Einen ausführlichen Produktbericht über Opendor lesen Sie auch in der kürzlich erschienenen GIT Sonderausgabe PRO-4-PRO – anforderbar über GIT-GS@Wiley.com
Bernhard Sommer persönlich
Bernhard Sommer, 57, war mehr als 20 Jahre für die Somfy GmbH tätig, davon sieben Jahre als Geschäftsführer. 2013 wechselte er in die Geschäftsführung der SimonsVoss Technologies GmbH. Seit 2019 ist er zusätzlich in der Geschäftsführung der Interflex Datensysteme GmbH. Seine Freizeit verbringt der gelernte Zimmermann und Wirtschaftsingenieur am liebsten beim Sport, Segeln oder in den Bergen.
Business Partner
Interflex Datensysteme GmbH / AllegionEpplestraße 225 (Haus 3)
70567 Stuttgart
Deutschland
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