Pilz verzeichnet Umsatzrekord in 2022
Rekordumsatz von 403,3 Millionen Euro trotz schwieriger konjunktureller Voraussetzungen
Zum ersten Mal in der Firmengeschichte hat die Pilz die Marke von 400 Millionen Euro Umsatz geknackt. Im Vergleich zum Vorjahr entsprach dies einen Umsatzwachstum von 15,8 Prozent. Das gibt aus Sicht der Geschäftsleitung Anlass zu vorsichtigem Optimismus. „2022 war zugleich ein schwieriges, wie auch ein positives Jahr! Es ist uns bei Pilz gemeinsam gelungen, aus den so ungünstigen und unwägbaren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen das Beste zu machen. Deshalb ist die Freude über das gute Ergebnis sehr groß,“ so Susann Kunschert, geschäftsführende Gesellschafterin der Pilz GmbH & Co. KG.
Zwar konnte Pilz ein Wachstum in allen relevanten Märkten verzeichnen, am stärksten jedoch viel dieses in Asien aus. Insgesamt legte der Exportanteil um 1,1 Prozentpunkte auf 76,3 Prozent.
Lieferketten bleiben angespannt
Trotz des starken Umsatzwachstums belastet das Unternehmen nach wie vor die schwierige Situation bei den Lieferketten. So sind einzelne Bauteile von heute auf morgen vorübergehend nicht mehr lieferbar. Zwar habe sich die Situation z. B. im Bereich der Halbleiter in den letzten Wochen und Monaten etwas entspannt und entsprechende Komponenten seien wieder etwas besser verfügbar, jedoch noch immer nicht in der gewünschten Weise. Thomas Pilz, geschäftsführender Gesellschafter bei Pilz, kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die gegenwärtigen Bestrebungen in Deutschland, sich aus der Abhängigkeit von Asien im Bereich der Halbleiter zu lösen, im Wesentlichen der Automobilindustrie und dem Consumer-Bereich zu Gute kämen.
Aus diesem Grund will Pilz das Thema Lieferfähigkeit auch weiterhin vorrangig behandeln. Eine entsprechende Taskforce zum Thema Lieferketten bleibt daher auch weiterhin bestehen.
Das es trotz der weiterhin bestehenden Engpässe in den Lieferketten in den vergangenen Monaten möglich gewesen sei, die bestehenden Rückstände wieder aufzuholen, sei in erster Linie dem unermüdlichen Einsatz der Mitarbeiter auf der ganzen Welt zu verdanken, hob Susanne Kunschert sichtlich bewegt hervor: „Meine Mutter Renate Pilz hat den Satz geprägt, dass wir nicht nur miteinander arbeiten wollen, sondern füreinander. Füreinander für den Kunden. Das macht uns stark und das hat uns getragen.“
Nachhaltigkeit ohne Greenwashing
Besonders emotional wurde Thomas Pilz beim Thema Nachhaltigkeit. So kritisierte er den bestehenden Zertifikathandeln mit Treibhausemissionen scharf: „Der Zertifikathandel ist ein Finanzmarkt und dient nicht wirklich der Umwelt.“ Faktische würde sich nichts ändern, wenn ein Unternehmen durch die Teilnahme am Zertifikathandel das Label „klimaneutral“ tragen dürfe. Deshalb lehne er auch eine Teilnahme von Pilz am Zertifikathandel ab. Man wolle hingegen den eigenen CO2-Ausstoß so weit wie möglich senken, Abfälle verringern und die Recyclingquote weiter steigern. Diese liegt gegenwärtig bereits bei 95 Prozent. Möglich macht dies u. a. ein Repair Centre, das defekte Geräte durch den Austausch einzelner Komponenten wieder in Stand setzt. Außerdem bietet Pilz seinen Kunden in Deutschland die Rücknahme von Produkten zum Ende des Lebenszyklus an – ganz im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft.
Fachkräftemangel: den eigenen Nachwuchs im Blick
Dank der guten wirtschaftlichen Entwicklung stieg auch in 2022 die Zahl der Mitarbeiter bei Pilz. Zum 21.12.2022 beschäftigte das Unternehmen weltweit nach eigenen Angaben 2399 Mitarbeiter, was einem Zuwachs von 2,7 Prozent entspricht. In Deutschland waren zum genannten Zeitpunkt 1010 Mitarbeiter beschäftigt, womit auch hier eine Zunahme von 1,1 Prozent verzeichnet werden konnte.
Um dem Fachkräftemangel in Zukunft begegnen zu können, legt Pilz auch in Zukunft den Fokus auf den Bereich der Ausbildung. Im vergangenen Jahr gab es allein am Stammsitz 43 Auszubildende – darunter 21 Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. In 2023 sollen weitere 23 Auszubildende hinzukommen.
Safety und Security für die digitale Automation
Hinsichtlich des eigenen Produktportfolios und dessen Weiterentwicklung setzt Pilz auch im kommenden Jahr konsequent auf den Bereich „Industrial Security“. Neben technischen Lösungen, wie der bereits seit 2011 verfügbaren „SecurityBridge“ oder das modular aufgebaute System „PITmode fusion“, bietet Pilz auch Unterstützung in Form von Dienstleistungen und Schulungen an. „Beim Thema Security kommen auf die gesamte Industrie in den nächsten Jahren große Herausforderungen zu. Um die Produktivität zu sichern, müssen Maschinen gegen Manipulationen und vor unerlaubten Zugriffen geschützt werden“, verdeutlicht Thomas Pilz.
Als die großen Herausforderungen für den Maschinenbau in der nächsten Zeit nannte Thomas Pilz unter anderem die Umsetzung der neuen Richtlinie der Europäischen Union NIS 2, den Cyber Resilience Act sowie die neuen gesetzlichen Security-Vorgaben nach der kurz vor der Veröffentlichung stehenden Maschinenverordnung der EU. So betrifft die neue Richtlinie NIS 2 nach Angaben des VDMA europaweit rund 9000 Unternehmen. Diese Unternehmen müssen künftig nachweisen, dass sie technische, operative und organisatorische Maßnahmen zum Schutz vor Security-Vorfällen ergreifen. Unternehmen, die keine Maßnahmen ergreifen, drohen empfindliche Strafen.
Der Cyber Resilience Act wiederum richtet sich an alle Hersteller von Produkten mit digitalen Elementen und damit von Hard- und Software gleichermaßen. Demnach dürfen nur noch solche Produkte in Verkehr gebracht werden, die ein angemessenes Cybersicherheitsniveau gewährleisten. Dabei betrifft die Verordnung den gesamten Lebenszyklus eines Produkts, was die Hersteller dazu verpflichtet den Kunden über mögliche Sicherheitslücken so schnell wie möglich zu informieren und diese durch entsprechende Gegenmaßnahmen wie Updates zu schließen.
Ergänzend zu NIS 2 und Cyber Resilience Act schreibt die neue Maschinenverordnung der EU Cybersecurity verpflichtend vor. Entsprechend dürfen Sicherheitsfunktionen (Safety) der Maschinen nicht durch unbeabsichtigte oder vorsätzliche Verfälschung beeinträchtigt werden.
Behutsam aber optimistisch
In das Jahr 2023 ist Pilz gut gestartet und strebt bei anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen ein erneutes Wachstum in Bezug auf Umsatz und Mitarbeiterzahl an. Susanne Kunschert blickt positiv in die nahe Zukunft: „Wenn wir auf 2023 schauen, kann man bis heute bei weitem noch nicht wieder von einem normalen Jahr sprechen. Wir tasten uns behutsam aber optimistisch voran – mit einem freudigen „Ja!“ zu dem, was auf uns zukommt.“