Prymos-Geschäftsführer Peter Holzamer im Interview mit GIT SICHERHEIT
Seit einigen Jahren sorgt Prymos mit seinen Feuerlöscher-Sprays für frischen Wind in der Brandschutz-Szene. Dort stieß man zunächst auf Skepsis, erntet mittlerweile aber reichlich ...
Seit einigen Jahren sorgt Prymos mit seinen Feuerlöscher-Sprays für frischen Wind in der Brandschutz-Szene. Dort stieß man zunächst auf Skepsis, erntet mittlerweile aber reichlich Lob von Experten. Inzwischen hat der Hersteller sein Programm um großformatige, deutlich leichtere Composite-Kevlar-Feuerlöscher EN3 ergänzt. In Kombination eröffnet dies den Weg zu neuen, hocheffizienten Brandschutz-Konzepten, die zudem nahezu wartungsfrei sind. GIT SICHERHEIT ließ sich diesen Kombi-Brandschutz erklären von Prymos-Gründer und Inhaber Peter Holzamer.
GIT SICHERHEIT: Herr Holzamer, mit Ihren Feuerlöscher-Sprays haben Sie längst für Aufsehen in der Branche gesorgt. Inzwischen haben Sie Ihr Portfolio zu einem Gesamt-Konzept ausgebaut?
Peter Holzamer: Wir nennen das den „Prymos Kombi-Brandschutz“ – und sehen darin eine kleine Revolution zum Vorteil von Kunden. Der Kunde wünscht geringen administrativen und wirtschaftlichen Aufwand bei maximaler Schutzwirkung und einfacher Bedienung; Darin sehen wir ein zeitgemäßes Konzept. Es besteht aus zwei Elementen: Feuerlöscher-Sprays (FLS), auf kurzem Weg erreichbare und einfach bedienbare Löscher für den sofortigen Angriff, die in den meisten Fällen für das Ablöschen eines Entstehungsbrandes völlig ausreichen. Parallel dazu wird der PM10 Feuerlöscher mit hoher Löschkraftreserve herangeholt und für den Einsatz bereitgestellt. Wurde der Brand durch den Einsatz des FLS gelöscht, ist die Mission beendet. Sollte der Einsatz des PM10-Feuerlöschers notwendig sein, kann dieser ohne Zeitverlust durchgeführt werden.
Ihre leistungsfähigen Löschsprays sind ja mittlerweile hinreichend bekannt. Können Sie deren Vorteile trotzdem nochmals kurz zusammenfassen?
Peter Holzamer: Bei Bekämpfung von Entstehungsbränden gemäß ASR A2.2 ist der Zeitfaktor der Wesentlichste. Je schneller Beschäftigte in der Lage sind, einen Brand zu bekämpfen, desto geringer bleiben alle Schäden. Intuitiv bedienbare und hochmobile Feuerlöscher in Spraydosen – möglichst nah am Arbeitsplatz erreichbar – sind das Rezept für schnellen Löscherfolg.
Was wenn die Löschkraft nicht ausreicht?
Peter Holzamer: Dann war der Brand wahrscheinlich zu groß für normale Beschäftigte ohne Schutzausrüstung, denn die gültige Arbeitsstättenrichtlinie ASR A2.2 sagt unter Punkt 3.4: „Entstehungsbrände im Sinne der ASR A2.2 sind Brände mit so geringer Rauch- und Wärmeentwicklung, dass noch eine gefahrlose Annäherung von Personen bei freier Sicht auf den Brandherd möglich ist.“ Neue Untersuchungen zeigen, dass solche Brände in den allermeisten Fällen durch unsere zertifizierten Produkte zu löschen sind. Diesbezüglich vertreten namhafte Leiter von Feuerwehren die Auffassung, dass Brände, die mit einem GS-zertifizierten FLS mit 2 LE für normale Beschäftigte nicht zu löschen sind, der Feuerwehr überantwortet werden sollten. Selbstverständlich handelt es sich diesbezüglich um eine allgemeine Betrachtung auf Basis normaler Verläufe.
Welchen Sinn machen in diesem Zusammenhang neue Kevlar-Feuerlöscher, die fast so aussehen wie jeder andere Feuerlöscher auch...
Peter Holzamer: ...mit dem entscheidenden Unterschied, dass diese ersten DIN EN 3 zugelassenen Composite-Feuerlöscher deutlich weniger Gewicht aufweisen, also ca. 25% leichter sind als herkömmliche Stahlfeuerlöscher und zudem korrosions- und wartungsfrei sind. Sie dienen, wie erwähnt, in unserem Kombi-Brandschutzkonzept dem Ausnahme- und somit dem Grenzfall, sozusagen dem zweiten Schritt. Für diesen Grenzfall sollten eine hohe Löschkraftreserve und selbstverständlich der betriebliche Brandschutzhelfer verfügbar sein. Ein Prymos PM10 Feuerlöscher mit 6 Kilogram/Liter Löschmittelinhalt wiegt 8,4 kg und erfüllt somit auch Anforderungen an den Arbeitsschutz (Lastwichtung gemäß LasthandhabV und ArbSchG). Im übrigen lässt sich ein Feuerlöscher mit 6 LE im Einklang mit der ASR A2.2 durch 3 FLS mit je 2 LE oder 6 FLS mit je 1 LE substituieren, vorausgesetzt die ohnehin geforderte Gefährdungsbeurteilung des Arbeitgebers liegt vor. Im Übrigen kommt ein Löschspray hoffentlich nicht allein, denn Sinn und Zweck dieser kombinierten Ausstattung ist es, über die flächendeckende Verteilung der FLS plus Feuerlöscher EN3 eine höhere Schutzzielerfüllung zu erreichen. Nebenbei, es verstößt gegen keine Regel, wenn zum Löschen eines Entstehungsbrandes mehrere der flächig verteilten FLS zum Einsatz gebracht werden.
Sowohl die Sprays als auch die großen Löscher sind wartungsfrei – starke Argumente für Betreiber und Arbeitgeber?
Peter Holzamer: Unser Ziel ist nicht nur die einfache Bedienung für Anwender sondern auch eine deutlich verbesserte Wirtschaftlichkeit für Betreiber und Arbeitgeber. Die Wartungsfreiheit ist ein wesentlicher Beitrag für Unternehmen und Kommunen jeder Art und Größe. Das wird insbesondere dann deutlich, wenn man sich klarmacht, dass der reine Wartungspreis für Feuerlöscher zumeist den weitaus geringeren Kostenanteil ausmacht. Hinzu kommen die nicht geringen Kosten für Innenkontrollen gemäß BetrSichV alle fünf Jahre, der zumeist geforderte Löschmittelaustausch alle ca. sechs Jahre und die nötigen Ersatzteile. Außerdem sind die jeweiligen Fälligkeiten zu überwachen, die entsprechenden Arbeiten zu beauftragen, zu kontrollieren, Rechnungen zu prüfen und zu überweisen und vieles mehr. All dies verursacht in Summe jeweils „Vorgänge“ und unverhältnismäßige Kosten zum Anschaffungspreis, bindet Mitarbeiter und Ressourcen, Unternehmen unterhalten demgemäß ein diversifiziertes Wartungsmanagement. Dies kann mit unserem Kombi-Brandschutz verschlankt werden.
Aber Ihre Feuerlöscher halten auch nicht ewig?
Peter Holzamer: Der Kunde hat zehn Jahre Planungssicherheit – die FLS sind im Rhythmus von fünf Jahren, die PM10 Feuerlöscher alle zehn Jahre auszutauschen. Das sind bisher nicht gekannte Zeitspannen. Sollte ein Löscher zwischenzeitlich gebraucht oder beschädigt werden, tauschen wir ebenfalls einfach aus. Wir richten dem Kunden auf Wunsch einen angepassten Ersatzpool an Geräten ein, aus dem er sich nach Bedarf bedient. Das reduziert Aufwand, senkt Kosten, geht schnell und verbessert die Umweltbilanz. Apropos, insbesondere Unternehmen die sich gemäß ISO 14001 zertifizieren und sich somit im Sinne des Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz systematisch messen lassen, werden zunehmend auf unsere Produkte aufmerksam, denn diese verbessern ihre Bewertungskennzahlen. Immerhin beinhaltet das Prymos „FLS - Office“ trotz 8A und 2 LE keinerlei PFOA und/oder PFOS, gleiches gilt für das „FLS-Gastronomie“ mit beachtlichen 40F/5A, umweltfreundliche Top-Performance mit nur 600 ml Löschmittelinhalt.
Warum sind die Produkte überhaupt wartungsfrei?
Peter Holzamer: Aus dem gleichen Grund, aus dem die meisten Autos nicht mehr alle 5.000, 10.000, 15.000, 20.000 oder 25.000 km – sondern nun mehr alle ca. 30.000 km zum Ölwechsel und/oder zur Inspektion gebracht werden müssen. Der Einsatz moderner Materialien ermöglicht Fortschritt, Vereinfachung und Kostenreduzierung. Aber diesen Fortschritt muss man wollen. Die neue DGRL und die BetrSichV-2015 eröffnen diese Möglichkeiten, unsere Produkte erfüllen die Anforderungen, dies wurde soeben auch durch den TÜV-Nord Systems bestätigt.
Wie kann man sich die Einführung Ihres Kombi-Brandschutzes in einem Unternehmen in der Praxis vorstellen?
Peter Holzamer: Basis für den Brandschutz, ob traditionell oder auf neue Art, ist die Risiko- und Gefährdungsbeurteilung auf Grundlage der ASR A2.2. Letztere ist ein möglicher Lösungsvorschlag. Eine Zahnarztpraxis, ein Fahrzeughersteller und ein Chemiekonzern lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Da der Betreiber bzw. Arbeitgeber nicht nur für die Risiko- und Gefährdungsbeurteilung, sondern auch für die sach- und fachgerechte Ausstattung der Arbeitsstätte gemäß Stand der Technik verantwortlich zeichnet, sollte er die sich bietenden Möglichkeiten prüfen und nutzen. Ein Staatsanwalt tut dies im Schadenfall mit Sicherheit. Wählt also ein Arbeitgeber im Rahmen dieser Beurteilung eine Lösung, so hat er darauf zu achten, dass er die gleiche Sicherheit und den gleichen Gesundheitsschutz für die Beschäftigten erreicht.
Sie wollen sagen, ob der Arbeitgeber beispielsweise eine bestimmte Anzahl, nehmen wir an 18 Löscheinheiten für 400 m2 gemäß Tabelle 3 der ASR, auf zwei Feuerlöscher mit je 9 LE gemäß Tabelle 2 der ASR oder auf fünf Stück Löschsprays à 2 LE plus ein Feuerlöscher à 9 LE aufteilt, ergibt in Summe die gleiche Sicherheit?
Peter Holzamer: Fast! Die kombinierte Lösung bei normaler Brandgefährdung bietet zwei Vorteile: zum einen errechnen sich bei obiger Ausstattung 19 LE, also 1 LE mehr (5 FLS á2 LE = 10 LE + 1 Feuerlöscher á 9 LE = 19 LE). Wesentlicher ist jedoch der Umstand, dass die flächendeckende Platzierung der FLS die Laufwege zum Löscher verkürzt, somit im Notfall Zeit spart, ebenso wie durch die einfache Bedienbarkeit. Schnelligkeit ist im Brandfall immer ein Plus.
Dabei arbeiten Sie mit Partnern zusammen? Wie funktioniert das vertriebliche Konzept genau?
Peter Holzamer: Prymos vertreibt auf relativ direktem Weg und mit wenigen Partnern. Der klassische Brandschutz-Fachhandel interessiert sich traditionell weder für wartungsfreie FLS noch für wartungsfreie Feuerlöscher, fällt somit für Prymos als Vertriebsweg zumeist leider aus. Wir verzeichnen dagegen Interesse bei Brandschutz-Errichtern, also Unternehmen die sich mit der Installation und Wartung von Brandmeldeanlagen, Rauchmelde- und Abzugsanlagen, Brandabschottungen usw. befassen, auch Unternehmen aus dem Bereich Arbeitssicherheit zeigen zunehmend Interesse an unseren wartungsfreien Produkten und nicht zuletzt die Unternehmen selbst mit ihren Abteilungen für Brandschutz und Arbeitsschutz zeigen zunehmendes Interesse an unseren Konzepten.
Ihre Kunden entstammen den unterschiedlichsten Welten – von Großbetrieben mit eigener Betriebsfeuerwehr bis hin zu KMU und Privathäusern. Bei den zuletzt genannten, also den kleineren Unternehmen und den Privaten müssen Sie wohl am ehesten Überzeugungsarbeit leisten?
Peter Holzamer: Großbetriebe, insbesondere mit eigenen Werkfeuerwehren, befassen sich auf professioneller Ebene mit allen Themen rund um Brandschutz und haben daher das höchste Verständnis für unser Thema. KMU-Betriebe setzen in der Regel eher auf Beratung von außen, nicht selten durch Fachbetriebe, die für Innovationen unserer Bauart wenig Interesse und Verständnis zeigen. Hier fällt uns der Zugang leider schwerer. Zu privaten Haushalten finden wir u.a. Zugang über Markenpartnerschaften und gezielte Marketingaktivitäten, zudem haben wir regelmäßig Beachtung in den Medien, unser Online-Shop läuft.
Wagen Sie einen Ausblick in die Zukunft, welche Veränderungen erwarten Sie in den kommenden zehn Jahren?
Peter Holzamer: Industrie 4.0 und die Robotisierung weiter Teile der Produktion, Fachkräftemangel und die ein oder andere Krise werden die Industrieländer in Atem halten. Meine Branche kann sich Anpassungen, welche diese Entwicklungen nach sich ziehen, nicht verschließen. Handbetätigte Löschgeräte sollten den stetig steigenden Anforderungen in anderen Bereichen durch einfache und effiziente technische Lösungen Rechnung tragen, Kunden entlasten – nicht belasten. Prymos hat hier ein Türchen geöffnet. Dass dies zu nachhaltigen Veränderungen führt, ist unser Wunsch.