27.01.2010 • Topstory

Überwachung mit Raffinesse

Polski Koncern Naftowy Orlen, ­besser bekannt als PKN Orlen, ist eine der größten Rohöl-Raffinerien Europas. Mit mehr als 20.000 Mit­arbeitern betreibt das Unternehmen sieben Raffi...

Polski Koncern Naftowy Orlen, ­besser bekannt als PKN Orlen, ist eine der größten Rohöl-Raffinerien Europas. Mit mehr als 20.000 Mit­arbeitern betreibt das Unternehmen sieben Raffinerien, von denen sich drei in Polen befinden: Plock, ­Trzebinia und Jedlicze. Drei weitere Standorte betreibt das Unter­nehmen in Tschechien und eine ­Raffinerie in Litauen. Es setzt seit kurzem SR-100 Wärmebildkameras von FLIR Systems ein.

„Freundschaft" oder russisch „Druschba" heißt die Pipeline, die das Rohöl der Sorte „Ural" an die Firma PKN Orlen liefert. Das polnische Unternehmen hat sich auf die Verarbeitung dieses Rohöls zu unverbleitem Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin für die Luftfahrt spezialisiert - aber auch Kunststoff und andere Erdölprodukte gehören dazu. Außerdem betreibt das Unternehmen ein großes Vertriebsnetz für den Verkauf an Endkunden.

Sicherheit für das Hauptwerk in Plock


Das petrochemische Hauptwerk ist der Raffinerie-Komplex in Plock, etwa zwei Autostunden von Warschau entfernt. Das mehr als 800 Hektar große Werk gehört zu den modernsten und fortschrittlichsten Fabriken seiner Art in ganz Europa. Unerlaubten Zutritt zu vermeiden, wird als eine Priorität angesehen - nicht nur am Eingangtor: Das gesamte Werksgelände ist stark abgesichert.

Hintergrund für diese strengen Sicherheitsmaßnahmen ist z. B. der Umstand, dass Unbefugte nicht nur die rund um die Uhr laufende Produktion gefährden dürfen. Eine Anlage, in der so viele unterschiedliche chemische Prozesse vor sich gehen, ist auch unter anderen Gesichtspunkten abzusichern - dazu zählt auch der Schutz vor Diebstahl. Denn auf dem Gelände stehen jede Menge wertvoller Gegenstände: Kupfer und weitere Metalle sind wertvolle Rohstoffe, die Begehrlichkeiten wecken und zu Diebstahl und Hehlerei einladen könnten.

Einfach ist die Sicherung eines solchen Gelände nicht, wie Jacek Kotulski, Sicherheitsexperte und Koordinator bei PKN Orlen in Plock, erklärt. „Das Werk umfasst beinahe 70 einzelne Produktionsanlagen, die sich über ein Gebiet von über 800 Hektar verteilen. Wie in jedem anderen Hochsicherheitsbereich haben wir eine Palette von unterschiedlichen Sicherheitsmaßnahmen und -einrichtungen, um sicherzugehen, dass niemand das Fabrikgelände betritt, ohne, dass wir davon wüssten. CCTV-Überwachungskameras, Video-Analysen, Zäune - alles ist an verschiedenen Orten des Geländes installiert und arbeitet zusammen, um Unbefugte fernzuhalten."

Wärmebilder - bei Dunkelheit, Nebel, Rauch und Dampf

Eine besondere Herausforderung ist es, die Sicherheit des riesigen Geländes auch in der Dunkelheit sicherzustellen - die Lösung fand man im Einsatz der Wärmebildtechnologie. „Ich kannte die Wärmebild-Technologie bereits, und habe deswegen Kontakt mit Herrn Swies von Agtes, einem Distributor von FLIR Systems in Polen aufgenommen, der mir die Systeme in Aktion vorgeführt hat", erzählt Jacek Kotulski. „Wir haben uns quasi sofort für den Kauf und die Montage einer bestimmten Anzahl von Wärmebildkameras entschieden - und zwar des Modells SR-100. Der Grund, warum wir gerade diesen Typ ausgewählt haben, liegt in ihrer hervorragenden Reichweite. Die SR-100 entdeckt ein Ziel von der Größe eines erwachsenen Mannes bereits aus einer Entfernung von nicht weniger als 1,6 km. Und das in völliger Dunkelheit, bei allen denkbaren Wetterbedingungen."

Die SR-100-Wärmebildkameras wurden entlang des gesamten Perimeters und in besonderen Hochsicherheitsbereichen installiert. Die Kameras sind festmontiert und überwachen ständig denselben Bereich. In der direkten Nachbarschaft befindet sich stets eine Videoüberwachungsanlage mit CCTV-Dome-Kameras. „Wenn ein Alarm ausgelöst wird und es die Wetterbedingungen erlauben, können wir mit den Überwachungskameras einen genaueren Blick auf die jeweilige Situation werfen. Andernfalls schicken wir eine Patrouille raus, um uns einen Überblick über die Situation zu verschaffen", so der Sicherheitskoordinator.

Auch an den in Plock häufigen nebligen Tagen ist die Wärmebildtechnologie sehr hilfreich. „Obwohl die Reichweite der Wärmebildkameras von Nebel auch beeinflusst wird, erlauben sie uns doch deutlich mehr zu erkennen, als mit einer herkömmlichen CCTV-Überwachungskamera möglich ist", sagt Jacek Kotulski. „In der Raffinerie gibt es natürlich auch einige Produktionsschritte, die mit jeder Menge Dampf und Rauch verbunden sind. Hier haben sich die SR-100-Wärmebildkameras ebenfalls als sehr nützlich erwiesen, um durch den Dampf und Rauch hindurchzusehen. Das könnten Sie mit normalen Überwachungskameras vergessen."

Wärmebild-Technologie und Video-Auswertung


Ein Grund für die Wahl von festmontierten Wärmebildkameras ist ihre gute Kompatibilität mit der Video-Auswertung in der Raffinierie. Jacek Kotulski: „Mit der Wahl eines festmontierten Systems anstelle eines optionalen Schwenk-/Neigemechanismus reduzieren wir die Anzahl von Fehlalarmen. Die Wärmebildkameras von FLIR Systems arbeiten sehr gut mit unserem bereits vorher existierenden Bildanalyse-System zusammen. Einer der Vorteile von Wärmebildkameras liegt in dem immer höchst kontrastreichen Bild, das sie nicht nur nachts darstellen, sondern auch unter schwierigen Lichtverhältnissen, bei denen herkömmliche CCTV-Überwachungskamera kaum einen verwertbaren Kontrast abliefern. Das macht die Wärmebild-Technologie zum perfekten Partner unseres Video-Auswertungssystems Object Video", fügt Kotulski hinzu.

Über einen BNC-Glasfaser-Umwandler werden die von der SR-100 erzeugten Bilder durch ein Glasfaserkabel übertragen. Am Ende dieses Glasfaserkabels konvertiert sie ein weiterer BNC-Glasfaser-Umwandler erneut und schickt sie in den Objekt-Video-Prozessor. Von dort werden die Bilder ins Ethernet übertragen, so dass man sie sich überall ansehen kann. Jacek Kotulski: „Aber die meiste Zeit sehen wir uns das Wärmebild garnicht an, denn der Computer macht das für uns. Über die digitale Signalverarbeitung (DSP) lassen wir Object Video VEW 5.0 laufen. Object Video Forensics ist als Add-On ­zusätzlich installiert. Object Video nutzt Algorithmen, um Objekte zu erkennen, und generiert sofort sinnvolle Meldungen wie z. B. Echtzeit-Alarme oder Triggersignale für den automatischen Start von anderen Anwendungen".

Einer der Algorithmen, „trip wires" (Stolperdraht), löst dann Alarm aus, wenn jemand oder etwas eine bestimmte Linie übertritt, die in Object Video definiert werden kann. Ein anderer Algorithmus nennt sich „Bereiche von besonderem Interesse" (Areas of Interest oder kurz AOI). AOI ermöglicht es, einen Bereich zu definieren, zu dem kein Zutritt erlaubt ist. Auch hier löst das Betreten dieses Bereichs oder ein Überschreiten der imaginären Grenze automatisch den Alarm aus. Um die Zahl der Fehlalarme zu begrenzen, verfügt das Programm über bestimmte Filter. Eine der automatisierten Aktionen, die von Object Video bei einem Alarm gesteuert werden, ist die sofortige Anzeige des Wärmebilds auf dem Monitor im Kontrollraum. Sobald das geschieht, entscheidet der Operator, ob und welche weiteren Schritte einzuleiten sind.

Die Gesamtbilanz Jacek Kotulskis ist überaus positiv: „Die SR-100-Kameras haben sich als wertvolle Werkzeuge für unsere Sicherheit erwiesen. Sie helfen uns beim Perimeterschutz nicht nur nachts, sondern auch tagsüber - bei allen möglichen und unmöglichen Wetterbedingungen."

Bertrand Völckers
FLIR Systems

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