Unternehmenssicherheit am Frankfurter Flughafen

Erich Keil heißt der neue Sicherheitschef am größten deutschen Flug­hafen. Grund genug für uns, dem neuen Bereichsleiter für die Unternehmenssicherheit am Frankfurter Flughafen ein...

Erich Keil heißt der neue Sicherheitschef am größten deutschen Flug­hafen. Grund genug für uns, dem neuen Bereichsleiter für die Unternehmenssicherheit am Frankfurter Flughafen einen Antrittsbesuch abzustatten. Exclusiv für die Leser der GIT-SICHERHEIT.de gibt Keil einen Einblick in sein zukünftiges Tätigkeitsfeld und stellt sich in angenehmer und offener Atmosphäre den Fragen von Dr. Heiko Baumgartner und Kriminalrat a.D. Heiner Jerofsky.


GIT-SICHERHEIT.de:
Herr Keil, die Fraport AG hat nach dem Ausscheiden des Generalbevollmächtigten und Leiters des Strategischen Geschäftsbereichs „Airport-Security-Management (ASM)" Volker Zintel diesen wichtigen Sicherheitsbereich des größten deutschen Flughafens neu strukturiert. Welche organisatorischen Veränderungen wurden hauptsächlich vorgenommen?


E. Keil:
Im Wesentlichen wurden zwei neue Bereiche gebildet. Der eine befasst sich mit Dienstleistungen für Fraport und die Bundespolizei (ASM neu), der andere bildet die Unternehmenssicherheit von Fraport und die Eigensicherungspflichten des Flughafens gem. § 8 Luftsicherheitsgesetz (LuftSiG) ab, beinhaltet aber auch Safety-Aufgaben.


Sie sind seit Jahrzehnten bei der FAG bzw. Fraport AG tätig und haben zuletzt als Vorsitzender der Geschäftsleitung das Tochterunternehmen FraSec erfolgreich geführt. Welche neuen Aufgaben haben sie nach der Umstrukturierung übernommen?

E. Keil: Als neuer Bereichsleiter für die Unternehmenssicherheit habe ich aus dem alten ASM-Bereich von Volker Zintel die Sicherheitsleitstelle, die Sicherheitsplanung, den Bereich des vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzes (Werksfeuerwehr), den Ausweisdienst, die Ermittlungsgruppe, das Notfallmanagement und den Bereich Führung und Organisation mit dem Auftragsmanagement sowie Security Compliance und die Luftsicherheitsschulungsverordnung übernommen. Während ich diese Themenbereiche durch meine Zugehörigkeit zum Leitungsteam von ASM-alt und teilweise auch aus der Doppelrolle, die ich seit 2007 bei FraSec und ASM-alt innehatte, schon gut kenne, sind für mich mit dem Rettungsdienst und der Flughafenklinik aus der Personalabteilung zwei vollkommen neue Aufgaben dazugekommen.


Fliegen und Sicherheit gehören untrennbar zusammen. Wie und mit welcher Strategie wollen sie dieser wichtigen Herausforderung bei ihrer Tätigkeit gerecht werden?


E. Keil:
Unterschiedliche Behördenzuständigkeiten bedingen differierende Anordnungslagen in der Luft- und Flughafensicherheit. Daher müssen beide Bereiche eng zusammenarbeiten, denn sowohl die bei ASM-neu auszuführenden Passagier- und Gepäckkontrollen als auch die Aufgaben des Flughafenbetreibers haben das Ziel, den Flugverkehr sicher und vom Prozess her zügig abzuwickeln. Dabei sind auch bei der Weiterentwicklung von Technologien und Prozessen neue Strategien zu verfolgen, wobei der Fokus aus meiner Sicht zukünftig mehr auf einem Mix aus einer Pro­filing-Methode und aus Technik liegen sollte.


Welcher technische und personelle Aufwand ist für ihren neuen Verantwortungsbereich erforderlich und sind im Zusammenhang mit der neuen Landebahn zusätzliche Kapazitäten erforderlich?


E. Keil:
Die Zugänge zu den sicherheitskontrollierten Bereichen, in denen sich Passagiere aufhalten oder in denen Luftfahrzeuge abgestellt sind, müssen sowohl in den Terminals als auch bei den Zugängen/Zufahrten zum Vorfeld (Crit­ical Parts) vom Flughafenbetreiber vollständig kontrolliert werden. Das bedeutet einen beträchtlichen Aufwand an Technik (Kontrollstellen) und Personal, das die Technik bedient und die Bediensteten und Fahrzeuge kontrollieren muss. Wir beauftragen damit ASM-neu bzw. FraSec. Bei den immensen baulichen Erweiterungen und Veränderungen (z. B. A-Plus/Landebahn Nordwest) bedeutet dies natürlich eine Aufstockung des Personals, aber auch neue Kontrollstellen. Hinzu kommen auch für die Werksfeuerwehr gesetzliche Auflagen, die sowohl eine Vergrößerung des Fahrzeugbestandes als auch eine Erhöhung der Zahl der Feuerwehrleute beinhalten.

Ergeben sich durch die großflächige Erweiterung des Geländes und durch die zahlreichen Neubauten (Terminalerweiterung, Fernbahnhof, der längsten Gewerbeimmobilie Deutschlands „The Squaire", Hotels usw.) auch im Umfeld des Flughafens weitere neue Sicherheitsaufgaben?


E. Keil:
Neben den direkten Sicherheitsaufgaben für den Bereich der Unternehmenssicherheit gibt es natürlich eine Reihe von Möglichkeiten, unser Know-how in anderen Projekten in Szene zu setzen, z. B. durch Übernahme der feuerwehrtechnischen und der Sicherheitsaufgaben im neuen Airrail-Center, jetzt „The Squaire" genannt, was natürlich unser Portfolio erweitert.

Wie sehen Sie die technische Entwicklung bei der Flughafensicherheit, der Sicherheitsleitstelle und bei der Personen- und Gepäckkon­trolle der Zukunft?

E. Keil: Bereits in einer meiner vorangegangenen Antworten haben Sie sicherlich meine Skepsis bemerkt, die ich gegenüber immer weiter verbesserten Technologien durchaus andiskutieren möchte. Mir geht es darum, dass wir neue Wege finden, den immer steigenden Fluggastzahlen Herr zu werden und gleichzeitig die erforderliche Sicherheit weiter zu verbessern. Aus meiner Sicht gelingt das nur, wenn alle Beteiligten am Sicherheitsprozess (Forschung/Produktion/Luftfahrtindustrie und Behörden mit den Endanwendern) frühzeitig zusammenarbeiten und gemeinsam Technologien entwickeln. Diese Technologien sollten allerdings sehr gezielt eingesetzt und nicht bei allen Passagieren angewendet werden.

Hier hoffe ich, dass es gelingt, im Passagierprozess und bei der Kontrolle von Beschäftigten neue Wege zu gehen und Befragungen/Einschätzungen von Personen (Profiling) zuzulassen, die dann im Verdachtsfalle Kontrollen mit diesen Technologien nach sich ziehen müssen. Dies gilt sowohl für die Luft- als auch für die Flughafensicherheit.

Hinsichtlich der in der Sicherheitsleistelle oder in anderen Leitstellen verwendeten Techniken gilt es insbesondere, moderne Kommunikations- und Reporting-Mittel zu verwenden. Dies bedeutet in der Regel höhere Investitionen für die Zukunft.

Die Frankfurter Flughafenfeuerwehr ist bekannt für ihre gute Ausbildung und ihren hohen technischen Standard. Müssen Sie wegen der großen Entfernungen im Zusammenhang mit der neuen Landebahn auch eine neue Feuerwache und neues technisches Gerät vorsehen?

E. Keil: Die Landebahn-Nordwest (LBNW) bringt eine Reihe technischer Herausforderungen mit sich, auch bei der Flughafen-Feuerwehr. So ist eine Betriebsgenehmigung für die LBNW davon abhängig, dass jeder Punkt im Rollweg- oder Bahnsystem innerhalb von zwei Minuten erreicht werden kann. Dies bedeutet natürlich neben der schon genannten Personalaufstockung den Bau einer neuen Feuerwache (Wache 4) und den Kauf neuer Fahrzeuge, die dort stationiert werden müssen.


Der Flughafen Frankfurt ist nicht nur die größte Arbeitsstätte in Hessen sondern auch eines der größten Dienstleistungszentren in Deutschland. Die Serviceaufgaben im Sicherheitsbereich sollte der Fluggast eigentlich kaum spüren, und dennoch muss alles immer sehr gründlich und korrekt ablaufen. Wie wollen Sie auch zukünftig solche gleichbleibenden Serviceleistungen gewährleisten?

E. Keil: Diese Frage würde ich anders stellen, denn der Service für Fluggäste und Besucher, aber auch für die Airlines, für deren Handlungsagenten und für Lieferanten oder Baufirmen beginnt schon viel früher. Denken Sie nur an Flughafenausweise oder Fahrgenehmigungen, an Gepäckaufbewahrungen oder auch an Hinweisschilder. Alle Bereiche des Flughafens müssen hier sehr eng kooperieren, innovativ, flexibel und kundenfreundlich sein, damit alle Prozesse einwandfrei funktionieren. Ein solcher Service ist nur dann möglich, wenn die Verzahnung aller Abteilungen in das Gesamträderwerk passt.


Neben dem Management der Terminalanlagen und Passagierprozesse am Flughafen Frankfurt ist Fraport auch an zwölf weiteren Standorten weltweit im Bereich Terminalmanagement und -betrieb aktiv. Gehören die Sicherheitsaufgaben dort auch zu ihrer Zuständigkeit?

E. Keil: Diese Frage zielt auf eine umfassende Zuständigkeit der Unternehmenssicherheit für den gesamten Konzern, was als Corporate Safety and Security zu bezeichnen wäre. Hier haben wir ein erstes kleines Pflänzchen gesetzt, das wir jetzt gießen und pflegen müssen. Damit meine ich, dass wir zunächst in die Beratung für die Bereiche Medizin und Feuerwehr eingestiegen sind und vor Ort auch das Thema Notfallmanagement behandeln. Ganz neu kümmern wir uns um die Reisesicherheit. Insbesondere wegen der Vielfalt und Unterschiedlichkeit unserer Auslandsbeteiligungen ist es aber noch ein steiniger Weg, bis wir das durchaus kalkulierte Ziel erreicht haben.


Wir wünschen Ihnen für Ihre verantwortungsvolle neue Aufgabe viel Glück und danken Ihnen für das freundliche und ­offene Gespräch.

Business Partner

Fraport AG

Flughafen Frankfurt am Main
60547 Frankfurt
Deutschland

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