CII: Drohnenüberflüge in Deutschland und Europa
In den vergangenen Wochen haben illegale Drohnenüberflüge über kritische Infrastruktur und öffentliche Einrichtungen in Deutschland und Europa für Besorgnis gesorgt. Das cyberintelligence.institute (CII) warnt vor der zunehmenden Nutzung von Drohnen als Instrument hybrider Angriffe und betont die Notwendigkeit technischer, rechtlicher und psychologischer Abwehrstrategien.
Illegale Drohnenüberflüge seien heute ein zentrales Instrument hybrider Kriegsführung – nicht nur gegen Deutschland und die NATO, sondern gegen die gesamte europäische Sicherheitsarchitektur, so Dr. Christopher Nehring, Intelligence Director im cyberintelligence.institute.
Drohnenüberflüge als gezieltes Instrument hybrider Angriffe
In den vergangenen Wochen setzten mutmaßlich russische Akteure unerlaubte Drohnenüberflüge gezielt ein: Über dem Flughafen Kopenhagen zielten sie darauf ab, das Treffen des Politischen Rates der EU zur Unterstützung der Ukraine zu stören. Zeitgleich kam es in Deutschland zu Drohnenüberflügen, die den Flugverkehr über dem Flughafen München beeinträchtigten sowie Aufklärung und Spionage über Anlagen kritischer Infrastruktur (KRITIS) ermöglichten. Diese Entwicklungen haben in Deutschland intensive Debatten über die Bedrohungslage und mögliche Abwehrmaßnahmen ausgelöst.
Seit Langem weisen zahlreiche Stakeholder aus Politik, Industrie und Verbänden auf notwendige Gesetzesänderungen hin, um klare Zuständigkeiten und Befugnisse zur Drohnenabwehr zu etablieren. Auch das cyberintelligence.institute (CII) widmet sich angewandter, lösungsorientierter Forschung zu hybriden Bedrohungen. Bereits im Sommer 2025 veröffentlichte das CII einen Deep Dive zu hybriden Bedrohungen.
Neben politischen und rechtlichen Fragen sowie der Entwicklung technischer Abwehrkapazitäten rückt das CII dabei einen dritten, bislang weniger beachteten Aspekt in den Fokus: die psychologische Dimension dieser Angriffe.
Drohnen sind neben Desinformation, DDoS-Angriffen und Sabotage zu einem zentralen Angriffsvektor geworden. Derzeit erzeugen Drohnen vor allem öffentliche Unsicherheit, beeinflussen Debatten und lenken vom Kriegsschauplatz in der Ukraine ab – ohne, dass bislang nennenswerte physische Schäden durch eventuelle Sprengladungen oder herabfallende Teile entstanden sind. Aufklärung, Spionage und gezielte psychologische Beeinflussung lassen sich mit vergleichsweise geringem technischen und wirtschaftlichen Aufwand realisieren.
Die gezielte Störung von Abläufen, das Aufzeigen von Verwundbarkeiten und das Schüren von Angst in der Bevölkerung stellen die bislang wirksamste von den Angreifern beabsichtigte Wirkung solcher Drohnenüberflüge dar. Erste externe Stichproben-Untersuchungen legen zudem nahe, dass öffentliche Debatte zu Drohnen im Online-Raum gezielt durch koordiniertes, unauthentisches Verhalten (Bot- und Trollkampagnen) beeinflusst wird.
Drohnenabwehr erfordert umfassende Resilienz
Drohnenüberflüge stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, auf welches sowohl mit gesetzgeberischen Maßnahmen als auch mit der Entwicklung technischer Fähigkeiten reagiert werden muss. Zeitgleich müssen wir jedoch auch psychologische Resilienz aufbauen und aktiv kommunizieren. Strategische Entscheidungen sollten nicht unüberlegt in Reaktion auf aktuelle Drohnenüberflüge getroffen werden. Sie müssen vielmehr als Teil einer koordinierten, umfassenden Gesamtstrategie zur hybriden Resilienz erfolgen.
Auf Drohnenüberflüge muss mit einem dreifachen Ansatz reagiert werden:
- Gesetzgeberische Maßnahmen für klare Zuständigkeiten und Befugnisse
- Technische und operative Fähigkeiten zur Abwehr und Überwachung
- Strategische Resilienz gegen psychologische Beeinflussung und hybride Bedrohungen