Flughafen Berlin: Technische Probleme bei der Brandschutztechnik
Bosch Sicherheitstechnik sei zwar der Hauptlieferant der kompletten Sicherheitstechnik für den neuen Flughafen Berlin, eine Verschiebung des Eröffnungstermin jedoch sei die Entsche...
Bosch Sicherheitstechnik sei zwar der Hauptlieferant der kompletten Sicherheitstechnik für den neuen Flughafen Berlin, eine Verschiebung des Eröffnungstermin jedoch sei die Entscheidung der Flughafengesellschaft gewesen - dies zumindest war aus Bosch-Firmenkreisen zu erfahren. Der neue Flughafen Berlin Brandenburg wird, wie am Mittag des 8. Mai offiziell bekannt wurde, später eröffnen als bislang geplant - nach den Sommerferien, wie es heißt. Zur Orientierung: In Berlin enden die Ferien am Freitag, dem 3. August - wenn sich die Preußen hier nach den Bayern richten, findet die Eröffnung nicht vor dem 12. September statt.
Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung wurde in einer Besprechung vergangenen Freitag "das Ausmaß des Debakels offensichtlich": Baufirmen der Brandschutzanlagen bezweifelten den Zeitplan und seien nicht bereit gewesen, Sicherheitsgarantien für ihre Leistungen abzugeben. Ohne diese Abnahmen jedoch gebe auch das Bauordnungsamt keine Freigabe. Neben einer umfangreichen Entrauchungsanlage seien speziell die 1 600 automatischen Türen Kern des Problems. „Jede zweite öffnet unzuverlässig", so ein Berliner Regierungsmitglied laut "Bild". Das Terminal sei "eben einfach nicht fertig geworden."
Das ganze Wochenende suchte der Flughafen auf der Baustelle nach einer Lösung. Montagabend die Entscheidung: Persönlich informierte Flughafen-Chef Rainer Schwarz per Telefon mit Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck und die Bundesregierung die Gesellschafter des Flughafens. Finanzielles Ungemach ist so gut wie sicher - neben dem Gesichtsverlust. Wowereit schließt Regressansprüche gegen die Planer und Baufirmen nicht aus, genauso jedoch könnte es zu Schadenersatzforderungen der Fluggesellschaften kommen.
Bis zuletzt seien die Projektbeteiligten davon überzeugt gewesen, dass auch die für die Inbetriebnahme notwendigen sicherheitstechnischen Voraussetzungen bis zur Eröffnung des Flughafens am 3. Juni 2012 zu realisieren gewesen wären. Nach mehreren Krisensitzungen seien die Projektverantwortlichen jedoch zu der Erkenntnis gekommen, dass Fertigstellung und anschließende bauliche Abnahme der sicherheitstechnischen Anlagen bis zum geplanten Eröffnungstermin nicht mehr zu realisieren ist. Die Flughafengesellschaft musste daher angesichts möglicher Sicherheitsdefizite 27 Tage vor der geplanten Eröffnung umsteuern.
Die Flughafengesellschaft hat unterdessen folgende Schritte eingeleitet:
- Vorläufiger Stopp der Verlagerung des Flugverkehrs von Schönefeld und Tegel zum neuen Flughafen Berlin Brandenburg (künftig kurz: "BER")
- Verschiebung des Eröffnungstermins "auf einen Termin nach den Sommerferien"
Die geplante Inbetriebnahme des Flughafens zum 3. Juni 2012 habe sich zuletzt zu einem regelrechten Wettlauf gegen die Zeit entwickelt. Derzeit seien über 7.000 Bauarbeiter auf Europas größter Flughafenbaustelle tätig. Die bereits seit längerem geplanten Publikumstage am 12. und 13. Mai sind von der Verschiebung des Eröffnungstermins unberührt.
Im März 2011 gab es die offizielle Mitteilung, dass Bosch Sicherheitstechnik den Auftrag erhielt, die sicherheitstechnischen Anlagen für den Berliner Flughafen Berlin Brandenburg International zu liefern. Der Auftrag umfasst damals die Planung und Montage der Brandmeldeanlage, eines elektroakustischen Notfallwarnsystems, der Fluchttürsteuerung, einer Einbruchmeldeanlage, Videoüberwachung, Zutrittskontrolle und Gebäudefunktionssteuerung.
Man brachte und bringt dabei auch nach wie vor die Erfahrung aus vielen Flughafenprojekten mit: Technik von Bosch kommt im modernen Terminal 2 des Münchener Flughafens ebenso zum Einsatz wie etwa im neuen Terminal 3 von Dubai International oder am DHL-Luftfracht-Drehkreuz in Leipzig.
Der neue Flughafen Berlin Brandenburg soll laut Flughafengesellschaft seinen Betrieb also nach den Sommerferien aufnehmen. Mit einer Terminal- und Pierfläche von 280 000 Quadratmetern, einer Gepäcksortierhalle mit 20 000 Quadratmetern sowie 9 500 Metern Förderstrecke wird er einer der größten europäischen Flughäfen sein. In einer typischen Spitzenstunde sollen dort 6 500 Passagiere starten oder landen. Das Midfield-Terminal wird sechs Geschossebenen haben und in der Startversion zunächst für bis zu 27 Millionen Passagieren Platz bieten. Rund um den Flughafen Berlin-Brandenburg werden etwa 40 000 Arbeitsplätze entstehen. Somit entsteht in der Hauptstadtregion ein neuer wirtschaftlicher Schwerpunkt.
Das Brandschutzkonzept
Für den optimalen Schutz gegen Brandgefahren plante Bosch, 420 LSNi-Ringe (Lokales Sicherheitsnetzwerk) mit rund 19 000 automatischen und manuellen Brandmelden und einer Vielzahl von Brandfallsteuerungen installieren. Sie werden an insgesamt neun vernetzte UGM-Zentralen (Universelle Gefahrenmelde-Zentralen) angeschlossen. Zur Fluggastinformation und Evakuierung im Gefahrenfall ist das vernetzte Beschallungs- und Evakuierungssystem Praesideo mit rund 11 500 Lautsprechern vorgesehen. Über Praesideo erfolgen auch die Sprachdurchsagen für die Fluggastinformation und die Gatesprechstellen. Installiert wird des Weiteren eine Einbruchmeldeanlage, die mit 150 LSN-Ringen und sechs UGM-Zentralen arbeitet. Die Informationsaufnahme zur Überwachung erfolgt über rund 1 200 Notrufkoppler. Die Videoüberwachung besteht aus 300 IP Domekameras, 260 HD-Videokameras sowie weiteren 900 Videokameras verschiedener Typen. Sie wird über das Videomanagementsystem von Bosch verwaltet.
Weiterführende Links und Quellen: BER, Bild und Bosch