Giftiger Rauch
Dank der hohen Brandschutzstandards in Deutschland ist die Zahl der Brandverletzten und -toten auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Das ist das Fazit der Teilnehmer eines Experten...
Dank der hohen Brandschutzstandards in Deutschland ist die Zahl der Brandverletzten und -toten auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Das ist das Fazit der Teilnehmer eines Expertengesprächs in Köln.
Auf Einladung des Fachverbands Tageslicht und Rauchschutz (FVLR) waren hochrangige Vertreter aus Feuerwehr, Brandschutzplanung, Gebäudemanagement, Fachmedizin, Verhaltens- und Toxizitätsforschung zu einem Gedankenaustausch über giftige Rauchgase zusammengekommen (Foto v.l.n.r.): Dr. Georg Klumpe (Koelnmesse GmbH), Dipl.-Ing. Lothar Brummel (Polygonvatro GmbH), Dipl.-Phys. Georg Spangardt (Berufsfeuerwehr Köln), Univ.-Prof. Dipl.-Chem. Dr. Roland Goertz (Bergische Universität Wuppertal), Univ.Prof. Dr. med. Marcus Lehnhardt (Universitätsklinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte), Dr. Guido Kaiser (Giftinformationszentrum-Nord der Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an der Universitätsmedizin Göttingen), Dipl.-Ing. Thomas Hegger (Geschäftsführer des Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V.), Dr. Laura Künzer (Team HF Human Factors Forschung Beratung Training Hofinger, Künzer & Mähler PartG).
Zwischen 400 und 500 Brandtote gibt es nach Einschätzung der Expertenrunde jährlich in Deutschland. Weitere rund 1.600 schwerstverletzte Menschen müssen jedes Jahr in einem Brandverletztenzentrum behandelt werden und tragen bleibende Gesundheitsschäden davon. Damit liegt die Expertenschätzung etwas über der amtlichen Statistik. „Die Zahlen zeigen, dass der vorbeugende Brandschutz funktioniert und damit viele Dinge, die in den vergangenen Jahren in die Gesetzgebung eingeflossen sind", sagt Thomas Hegger, Geschäftsführer des FVLR.
Aufgrund dieser Vorschriften gibt es in Industrie, Handel und Gewerbe nur selten Tote oder Schwerverletzte, obgleich die Zahl der Brände annähernd konstant ist. Die Experten verweisen allerdings auf zwei verhaltensbedingte Ausnahmen im gewerblichen Bereich: In Altenpflegeheimen und Hotelbetrieben kommen relativ viele Menschen zu Schaden. Viele Brände entstehen dort deshalb, weil zum Beispiel mitgebrachte Elektrogeräte in Brand geraten oder die Bewohner im Zimmer rauchen. Rauchmelder, Brandmeldeanlagen und, in großen Räumen eingebaute Rauchabzugsanlagen, verhindern Schlimmeres. Die in den meisten Industriegebäuden, Verkaufs- und Versammlungsstätten bisher eingebauten Rauch- und Wärmeabzugsanlagen haben in diesen Gebäuden ihren hohen Schutz von Menschen und Sachwerten nachgewiesen.
Wesentlich gefährlicher ist die Situation in Wohngebäuden: Etwa 70 Prozent der Toten werden im Schlaf vom Feuer überrascht. Viele Menschen unterschätzen das Risiko, das vom giftigen Brandrauch ausgeht. In rund 90 Prozent der Fälle ist nicht das Feuer, sondern der Rauch die Todesursache. Je nach Giftigkeit seiner Bestandteile reichen oftmals zwei bis drei Atemzüge aus, um eine Bewusstlosigkeit oder den sofortigen Tod hervorzurufen. Zwar macht sich die flächendeckende Pflicht zur Einführung von Heimrauchmeldern langsam bemerkbar. Allerdings sehen die Regelungen der Länder für Bestandsgebäude teilweise mehrjährige Übergangsfristen vor.