10 Jahre integrierte Sicherheitstechnik von B&R
2008 hat BR seine integrierte Sicherheitstechnik am Markt eingeführt. Mittlerweile ist BR einer der wichtigsten Hersteller von programmierbarer Sicherheitstechnik. Franz Kaufleitne...
2008 hat B&R seine integrierte Sicherheitstechnik am Markt eingeführt. Mittlerweile ist B&R einer der wichtigsten Hersteller von programmierbarer Sicherheitstechnik. Franz Kaufleitner, Produktmanager für integrierte Sicherheitstechnik bei B&R, erzählt, wie sich das Unternehmen in den vergangenen 10 Jahren vom Newcomer zum Trendsetter der Branche gewandelt hat.
GIT SICHERHEIT: Herr Kaufleitner, wann hat sich B&R dafür entschieden, Sicherheitstechnik zu entwickeln?
Franz Kaufleitner: B&R verfolgte schon immer einen umfassenden Systemgedanken. Da war es naheliegend, dass wir unser Automatisierungsportfolio um sicherheitstechnische Funktionen erweitern. Bereits im Jahr 2000 haben wir an unserem Acopos-Antriebssystem eine nur auf Halbleitertechnologie basierende sichere Abschaltung des Moments (STO) realisiert – eine Weltneuheit, die in der Zwischenzeit von vielen übernommen wurde. 2004 haben wir den Entschluss gefasst, ein Produktset für integrierte Sicherheitsfunktionen bestehend aus Steuerung, Programmiertool, Safety-Protokoll, sicheren I/Os und sicheren Antriebsfunktionen zu entwickeln. Zum Gipfel des Safety-Hypes 2008 konnten wir unseren Kunden bereits eine vollständige und integrierte Sicherheitslösung liefern.
Worin unterscheidet sich die B&R-Sicherheitstechnik von anderen Safety-Systemen?
Franz Kaufleitner: Sicherheitstechnik muss die Maschinenautomatisierung unterstützen – sie darf kein lästiges Beiwerk sein. Bei anderen Safety-Systemen steht der Maschinen-Stopp im Vordergrund, bei uns hingegen das Aufrechterhalten der Produktion. Unser breites Spektrum an Sicherheitsfunktionen erlaubt es dem Anwender, flexibel auf eine Sicherheitsanforderung zu reagieren. Mit der Vielfalt an sicheren Maschinenoptionen ermöglichen wir es unseren Kunden, mit einer einzigen Sicherheitsanwendung alle unterschiedlichen Ausprägungen einer Maschinenserie abzudecken. Darauf haben wir von Anfang an Wert gelegt und das treibt uns voran. Es braucht eben viel mehr als nur ein sicheres Abschalten.
Wie hat sich das Portfolio bei B&R seit der Markteinführung 2008 entwickelt?
Franz Kaufleitner: Den Grundstein haben wir 2008 mit einer sicheren Steuerung und Modulen mit vier sicheren digitalen Eingängen und vier sicheren digitalen Ausgängen gelegt. Seither haben wir das System kontinuierlich in zwei Richtungen weiterentwickelt. Zum einen haben wir zukunftsweisende neue Funktionen und Produkte am Markt platziert. Beispielsweise bietet SafeRobotics umfangreiche Sicherheitsfunktionen für kinematische Systeme und DataToSafeData ermöglicht das Einbinden von Standard-Signalen in die Sicherheitsfunktion. Heute umfasst das B&R-Safety-Portfolio mehr als 120 unterschiedliche Produkte.
Sie haben von „zwei Richtungen“ gesprochen. Was ist die zweite?
Franz Kaufleitner: Gleichzeitig haben wir die Konformität unserer Produkte an die Anforderungen der unterschiedlichen Branchen kontinuierlich erweitert. Zielten wir am Anfang lediglich auf den klassischen Maschinenbau, so kamen bald Produkte in der Schutzklasse IP67, beschichtete Produkte für raue Umgebungen und neue Zertifizierungen wie DNVGL für Schiff- und Offshore-Anwendungen dazu. Heute werden unsere Safety-Produkte auch für Windanlagen, Bühnentechnik, Aufzugs- und Liftsysteme, Prozess- und Anlagentechnik, Stahlwerke, Warehouse-Applikationen und vieles mehr eingesetzt.
B&R-Sicherheitstechnik wird oft mit openSafety in Verbindung gebracht – was gibt es da Neues?
Franz Kaufleitner: openSafety platziert sich weltweit gesehen in der Gruppe der drei erfolgreichsten Safety-Protokolle. Mit der Offenlegung als Open-Source-Protokoll gibt es viele Anwendungen ohne direkten Bezug zu B&R. Auf die Frage, was es dazu Neues gibt, darf ich aktuell das openSafety-Lichtgitter der Firma Datalogic nennen. Dieses Lichtgitter hat ein Powerlink-openSafety-Interface und kann direkt ins Maschinenbussystem eingebunden werden.
Wie geht die Reise weiter?
Franz Kaufleitner: Wir werden unsere zweidimensionale Erweiterung fortführen. Zum Beispiel wird die integrierte Sicherheitstechnik von B&R Bestandteil des Software-Baukastens mapp Technology. Für die zuvor genannten sicheren Maschinenoptionen werden zum Beispiel Out-of-the-box-Lösungen zur Verfügung stehen. Die mapp-Komponenten sind untereinander vernetzt. Das heißt, die mapp-Userverwaltung, das Alarmsystem, die Visualisierung und vieles mehr sind mit den Sicherheitsfunktionen vernetzt, ohne dass der Anwender eine Zeile Code schreiben muss. Das können Sie sich so vorstellen: Die Visualisierung weiß von der Userverwaltung, ob der aktuell eingeloggte User berechtigt ist, einen sicheren Betriebsartwechsel vorzunehmen, denn nur dann wird diese Option überhaupt angezeigt. In Bezug auf die Erweiterung unseres Portfolios für neue Branchen stellen wir mit X90-Safety zukünftig unsere integrierte Sicherheitstechnik für mobile Anwendungen wie landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge, Kommunalfahrzeuge, Bagger und Kräne zur Verfügung.
Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass wir immer ganz vorne dabei sind. Wenn sich ein Maschinenbauer für B&R-Sicherheitstechnik entscheidet, entscheidet er sich für ein langlebiges und zukunftssicheres System. In den vergangenen 10 Jahren haben wir gezeigt, dass auch in der Sicherheitstechnik viel mehr möglich ist als nur Abschalten und wir werden diesen Weg konsequent weitergehen.