19.02.2025 • TopstoryWeiterbildung

Bedrohungsmanagement: Sicherheit für Mitarbeiter und Unternehmen stärken

Einschüchterungen, Belästigungen, Übergriffe oder Androhung von Gewalt – die Zahl der Bedrohungen und Gewalttaten steigt. Dieser Trend wirkt sich auch in Unternehmen aus, mit Konsequenzen für die Mitarbeitenden und damit letztlich auch für den Unternehmenserfolg. Ein effektives Bedrohungsmanagement kann helfen, einer Eskalation von Gewalt frühzeitig entgegenzuwirken und das Sicherheitsgefühl der Mitarbeitenden zu stärken. Der Bayerische Verband für Sicherheit in der Wirtschaft, BVSW, beschäftigt sich mit diesem Thema in einem Workshop in München vom 19. bis 21. März 2025.

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Diplom-Psychologe Dr. Philipp Horn wird den Workshop „Bedrohungs­management“ beim BVSW leiten.

Gewaltkriminalität und Androhung von schwerer Gewalt nehmen seit einigen Jahren wieder deutlich zu. Für Unternehmen hat die Zunahme an Aggressivität und Gewalt erhebliche Folgen: „Sicherheit sowie ein stabiles Sicherheitsgefühl der Mitarbeitenden ist Voraussetzung für Leistungsfähigkeit, Innovation und damit den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens“, sagt Dr. Philipp Horn. Der Diplom-Psychologe berät Unternehmen und Behörden bei komplexen Bedrohungs- und Sicherheitslagen und wird den Workshop „Bedrohungsmanagement“ beim BVSW leiten. „Bei den allermeisten Gewalttaten wird der Täter im Vorfeld auffällig. Wenn man diese frühen Warnzeichen erkennt, zusammenführt, analysiert und entsprechende Maßnahmen entwickelt, können viele Übergriffe verhindert werden.“ 

Ein effektives Bedrohungsmanagement ist auch aus dem Aspekt der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers gegenüber den Mitarbeitern geboten. Vielmehr aber noch ist Sicherheit und Fürsorge in Zeiten eines enormen Wettbewerbs um qualifizierte Fachkräfte von oft entscheidendem Vorteil. 

Niedrigschwellige Meldeverfahren

Der erste Schritt hin zu einem wirksamen Bedrohungsmanagement ist es, zu akzeptieren, dass Gewalt überhaupt ein Thema im eigenen Unternehmen sein kann. Ebenso wie die Verpflichtung des Managements ist eine systematische und niedrigschwellige Erfassung von Frühindikatoren entscheidend. Zu diesem Zweck müssen passende Kommunikationsstrukturen und geregelte Prozesse etabliert werden, die festlegen, wie mit Auffälligkeiten und Warnzeichen mit Eskalationspotenzial umzugehen ist. Niedrigschwellige Meldewege, über die Mitarbeiter ihre Beobachtungen oder auch konkrete Vorfälle kommunizieren könnten, hätten sich bei vielen Unternehmen als unerlässlich erwiesen, so Philipp Horn. 

Einschätzung der Bedrohungslage

Für eine erste Einordnung der gemeldeten Vorfälle oder Auffälligkeiten ist das Bedrohungsmanagement zuständig. Mittels praxisnaher Modelle und Testverfahren kann eine Einschätzung getroffen werden, ob es sich um eine substanzielle Drohung mit Gefährdungspotential handelt. Wesentlich dabei ist es, zunächst fehlende und relevante Informationen zum Kontext der Drohung sowie zur drohenden Person einzuholen. Zur richtigen Einschätzung von gemeldeten Vorfällen können auch das Umfeld oder die Vorgesetzten des potenziellen Täters wichtige Hinweise liefern. „Verhaltensweisen aus der Vergangenheit sind meist ein verlässlicher Prädiktor für zukünftiges Verhalten“, so Horn. „Wie Menschen sich unter Stress, Druck oder in Konflikten verhalten, zeigt auf, unter welcher Bedingung bestimmte Eskalationen zu erwarten sind.“ 

Interdisziplinäre Teams

Kommt das Team des Bedrohungsmanagements zu dem Schluss, dass eine erhöhte Bedrohungslage vorliegt, sollte ein Fallmanagement ausgelöst werden. Das Fallmanagement-Team ist in der Regel interdisziplinär besetzt und besteht je nach Sachlage etwa aus Personalabteilung, Sicherheitsverantwortlichen, Rechtsabteilung oder Mitarbeitervertretung. Hier gilt es zu erarbeiten, wie mit der Situation umgegangen wird und zielgerichtete Maßnahmen entwickelt werden können, um eine Eskalation von Gewalt zu verhindern. Ein Teil der Strategie kann die Zusammenarbeit mit Behörden oder eine Gefährderansprache durch die Polizei beinhalten. „Bei der Entwicklung einer Strategie ist die Persönlichkeitsstruktur des potenziellen Gefährders mit einzubeziehen“, so Philipp Horn. „Menschen mit einem ausgeprägten narzisstischen Persönlichkeitsstil beispielsweise fühlen sich durch direkte Gespräche oft aufgewertet und verschärfen ihr bedrohliches Verhalten, insbesondere dann, wenn hier Vorgesetzte oder Manager involviert sind.“ Damit das Bedrohungsmanagement-Team die Situation richtig einschätzen kann und in der Lage ist, die richtigen Schritte einzuleiten, sind regelmäßige Schulungen Voraussetzung. 

Opfer im Blick behalten

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Ein weiterer Aspekt im erfolgreichen Bedrohungsmanagement ist für Dr. Horn von besonderer Bedeutung: „Meldet ein Mitarbeitender, dass er oder sie selbst Opfer von Gewalt geworden ist, brauchen wir einen sicheren, transparenten und vertraulichen Rahmen“, so Dr. Horn. In vielen Fällen seien die Betroffen sehr unsicher, wie sie mit der Situation umgehen sollen und sie empfinden Scham und Angst, so der Psychologe. „Deshalb ist es wichtig, die Perspektive des Opfers zu verstehen und ihm angemessene Unterstützung zukommen zu lassen. Auch dann, wenn sich auf der Faktenlage keine erhöhte Gefährdungslage zeigt.“ 

Fazit

Ein effektives Bedrohungsmanagement schützt Mitarbeitende und Unternehmen vor Eskalationen und Gewalt. Niedrigschwellige Meldeverfahren, interdisziplinäre Teams und regelmäßige Schulungen sind entscheidend, um frühzeitig auf Warnsignale zu reagieren und Sicherheit sowie Wohlbefinden im Arbeitsumfeld zu gewährleisten.

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