19.01.2010 • Topstory

Büro geht ins Kloster

Die Umwidmung sakraler Gebäude, wie Kirchen oder Klosteranlagen und deren Zuführung zu einer neuen, weltlichen Zweckbestimmung ist immer ein Balanceakt der hohe Anforderungen an Ar...

Die Umwidmung sakraler Gebäude, wie Kirchen oder Klosteranlagen und deren Zuführung zu einer neuen, weltlichen Zweckbestimmung ist ­immer ein Balanceakt der hohe Anforderungen an Architekten, Denkmalbehörden und Investoren stellt. Beispiele für eine gelungene Um­gestaltung gibt es mittlerweile einige, jedoch werden die ehemaligen Gotteshäuser in den meisten Fällen als Restaurants, Hotels oder Shopping-Center genutzt. Die gelungene Umfunktionierung in ein Büroge­bäude hat jedoch bis dato eher ­Seltenheitswert.

Mit dem Umbau der ehemaligen Klosteranlage mit Kirche St. Alfons in Aachen ist nun eindrucksvoll unter Beweis gestellt worden, dass es möglich ist, einen Kirchenraum zu einem hoch­modernen Büroensemble umzugestalten ohne hierbei den ursprünglichen, sakralen Charakter zu zerstören. Im ehrwürdigen und beeindruckenden Umfeld des ehemaligen Kloster- und Kirchentraktes sind 3.500 m² Bürofläche entstanden die maßgeschneidert, den Anforderungen an ein modernes und technisch geprägtes Arbeitsumfeld gerecht werden.

Herausforderung für die Sicherheitstechnik

Vor dem Hintergrund eines hohen ästhetischen und technologischen Anspruchs kommt der sicherheitstechnischen Ausstattung des Projektes ein besonderer Stellenwert zu. Die komplexen sicherheitstechnischen Anlagen sollten sich ebenso modern, wie auch funktional ohne ästhetische Abstriche in das Gesamtbild integrieren. Dieser Herausforderung stellte sich die Sicom Sicherheits- und Kommunikationstechnik GmbH aus Erkelenz. Das in allen Bereichen VdS-zertifizierte Unternehmen tritt als einer der wenigen Komplettanbieter in der Sicherheitsbranche auf. Als Planer und Projektleiter der gesamten Sicherheitstechnik wurde Prokurist Sascha Puppel zu Rate gezogen. Er ist Master of Technical Management und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger. Gefordert war ein integratives Konzept, unter Einbeziehung der unterschiedlichen Gewerke wie Videoüberwachung, Zutrittskontrolle und Einbruchmeldetechnik mit gleichzeitiger Integration in die zu schaffende moderne Kommunikationsinfrastruktur. Zudem sollte die Einbruchmeldeanlage, als auch die Videoüberwachungsanlage gemäß VdS attestiert werden. Erschwerend kam die Forderung hinzu, dass alle Mietflächen flexibel jederzeit an die Mieterwünsche anpassbar sein sollten. Ein einheitliches berührungsloses Zutrittskontrollsystem mit Integration der Schalteinrichtungen war ebenso für das gesamte Gebäude gefordert, wie auch ein Videoüberwachungssystem, auf das in Abhängigkeit der Rechte alle Mieter mit einfachen Mittel zugreifen können. Und: es sollte sichergestellt sein, dass eine flexible Erweiterung und eine schnelle Anpassung der Anlage an sich ändernde Kundenanforderungen und variabler räumlicher Verhältnisse problemlos und ohne zusätzlichen Installationsaufwand möglich sind.

Lückenlose, funktionelle Verzahnung der Einzelgewerke


Dem Planer wurde schnell klar, dass diese unterschiedlichen, miteinander zu verzahnenden Gewerke aufgrund der flexiblen Gestaltung und anzustrebenden Attestierungen nicht in herkömmlicher Weise, also in konventioneller Verdrahtung realisiert werden konnte. Neue moderne und für die Attestierung zugelassene als auch rückwirkungsfreie Technologien waren somit ­gefragt. Erschwerend kam während der Planungsphase hinzu, dass aufgrund des gegebenen Denkmalschutzes in einigen Bereichen keine oder nur bedingt Leitungen verlegt werden durften. Hier kam die VdS-B Zertifizierung der neuen RF-ID Funk-Technik des Herstellers Honeywell, insbesondere der Bewegungsmelder, sehr ge­legen. Einer VdS-B Attestierung der Einbruchmeldeanlage stand zumindest aufgrund dieser Problematik nichts im Wege. Als hilfreich bei der Realisierung des Projektes hat sich auch
die ­Integrationsfähigkeit der jeweiligen Systemkomponenten erwiesen. Zum Einsatz kamen ausschließlich Systeme, die über moderne Schnittstellen die funktionelle Verzahnung der Einzelsysteme sowohl auf System- als auch Leitstellenebene erlauben.

Schnittstelle VdS 2465 TCP/IP für Video

Bei der Suche nach den für das umfangreiche Projekt erforderlichen Systemen, Technologien und Plattformen fiel recht schnell das Auge auf die neue, vom VdS-standardisierte Schnittstelle „ VdS 2465 TCP/IP für Video", die eine system- und herstellerübergreifende funktionelle Verkopplung von Video- und Einbruchmeldetechnik erlaubt. Als vorteilhaft erweist sich bspw. die Möglichkeit, die vorhandenen Bedienelemente der Einbruchmeldeanlage auch für die Videotechnik mitnutzen zu können. So können über die vorhandenen Grafikbedienteile auch Systemzustände der Videoan­lage dargestellt und gesteuert werden. Darüber hinaus war speziell für die zentralen Komponenten der Videotechnik ein Systemdesign gefordert, welches sowohl unter ökonomischen als auch funktionstechnischen Aspekten den hohen Anforderungen an ein umfassendes Sicherheitskonzept gerecht wird. Zentrale Anforderungspunkte waren die Einbeziehung der Videotechnik in ein akkugestütztes Notstromkonzept, eine leistungsfähige und hochverfügbare Systemarchitektur und eine für Sicherheitsanwendungen geeignete Softwareplattform. Aufgrund der wenigen am Markt präsenten Hersteller, die dieses Anforderungs­profil erfüllen, entschied man sich für Einbruchmelde- und Zutrittskontrolltechnik von Honeywell Security Deutschland und für die komplexe Videoüberwachungstechnik von HeiTel Digital Video.
Durch die moderne Verflechtung der Einbruchmelde- und Zutrittskontrolltechnik, der via TCP/IP vorhandenen Schnittstelle VdS 2465 TCP/IP für Video als auch der VdS-B zertifizierten Funk-Technik waren die Honeywell-Produkte wie geschaffen für diese komplexen Anforderungen. Zum Einsatz kam die Einbruchmeldezen­trale 561-MB 100 und das Übertragungssystem DS 7700 mit TCP/IP-Schnittstelle. Aufgrund der ebenso vorhandenen Schnittstelle VdS 2465 TCP/IP für Video, der recht einfachen Realisierbarkeit der Notstromversorgung, Bildübertragung zur Sicom Notruf- und Serviceleitstelle und der komplexen Sabotageauswertung der Kameras stand ebenso schnell der Hersteller HeiTel Digital Video fest. Ideal für die Bildübertragung der Kameras an den Zugängen zu den einzelnen Mietparteien erwies sich der integrierte Web-Browser, durch den alle Mietparteien bei unterschiedlichen Berechtigungshierarchien auf die Livebilder zugreifen können.

Anbindung an die Notruf- und Service-Leitstelle mit HTconnect


Neben der Schnittstelle zur funktionalen Integration auf Systemebene bieten die Systeme beider Hersteller die Möglichkeit der sicheren Anbindung an übergeordnete Leitstellen über IP-Übertragungswege und stellen darüber hinaus eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung, die es den jeweiligen Nutzern und Anwendern möglich machen, über Standardkomponenten wie Handy oder Smartphone auf die Einzelkomponenten des Gesamtsystems zuzugreifen. Alle Systemmeldungen der unterschiedlichen Gewerke werden gebündelt über das Übertragungsgerät DS 7700 zur Sicom Notruf- und Serviceleitstelle übermittelt. Die Nutzer des Sicherheitssystems erhalten im Bedarfsfall einen Anruf mit entsprechender Infor­mation über die Sicom Notruf- und Serviceleitstelle und können dann gleichzeitig die korrespondierenden Life- oder Archivsequenzen vom ­Videosystem über das Handy bzw. Smartphone abrufen.
Die Anbindung an die Notruf­serviceleitstelle erfolgt für die Einbruchmeldeanlage über eine stehende TCP/IP Verbindung, die Videotechnik ist über das TCP/IP basierende HTconnect angebunden. Mit HTconnect hat HeiTel ein Verfahren entwickelt, welches eine problemlose Integration der HeiTel Videosysteme in vorhandene, private sowie öffentliche IP-Netzwerke erlaubt. Somit wird die sichere Anbindung von Videosystemen über das Internet an dezentrale Leitstellen oder Videomanagementsysteme ermöglicht. Die Internetzugänge können auf der Objektseite mit dynamischen IP-Adressen ausgestattet sein und der Zugriff auf die ­Systeme dennoch problemlos, ohne Inanspruchnahme von zusätzlichen Netzdienstleistungen erfolgen. Darüber hinaus kann das kundeneigene Netz restriktiv über eine Firewall abgeschottet werden, so dass ein Zugriff von außen verhindert wird. Der externe Zugriff auf die Videosysteme durch die über HTconnect angebundenen Zielsysteme ist trotzdem jederzeit gewährleistet. Erfreulicher Zusatznutzen für die Errichter: Eine umständliche Konfiguration der kundeneigenen Router (Port Forwarding, Network Adress Traslation) kann entfallen. Das Videosystem erfüllt bezüglich der Übertragungssicherheit und Netzverfügbarkeit ebenso wie die Einbruchmeldeanlage die Anforderungen des VdS (VdS 2471) bei der Nutzung von IP-Netzen.

Sicom, HeiTel und Honeywell als enge Partner


„Nach Erarbeitung des Sicherheitskonzeptes und Abstimmung mit den Projektverantwortlichen wurden die beiden Hersteller Honeywell und HeiTel mit ins Boot genommen. Durch diese fruchtbare Zusammenarbeit mit Markus Wuttke von Honeywell und Axel Mölck von HeiTel war es mit relativ wenigen Absprachen möglich, Standard-Produkte so anzupassen, dass das Gesamtergebnis in Funktionalität, Flexibilität, optischem Erscheinungsbild und Einhaltung der VdS-Richt­linien sich nun sehen lassen und seines Gleichen suchen kann.", berichtet Sascha Puppel als Planer und Projektverantwortlicher der Sicherheitstechnik von Sicom Sicherheits- und Kommunikationstechnik GmbH aus Erkelenz begeistert. Nach einer zweijährigen Umbauphase wurde das ehemalige Kloster mit Kirche Ende 2008 termingerecht und voller Erwartungen von den Mietern bezogen. Im Mai 2009 schließlich konnte die Fertigstellung eines überaus anspruchsvollen Bauprojektes im Rahmen ­eines großen Festes mit allen Beteiligten gefeiert werden.

Sascha Puppel
Sicom GmbH Sicherheits- und ­Kommunkationstechnik, Erkelenz

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