Innovatives aus Alarmtechnik und Videoüberwachung
Elektronische Sicherheit ist das Kernthema des 2001 zur Abus-Gruppe hinzugekommenen Unternehmens Abus Security-Center mit den zwei tragenden Produktbereichen Alarmtechnik und Vide...
Elektronische Sicherheit ist das Kernthema des 2001 zur Abus-Gruppe hinzugekommenen Unternehmens Abus Security-Center – mit den zwei tragenden Produktbereichen Alarmtechnik und Videoüberwachung. Mechatronische Komponenten treiben die Innovationen an – wie das Unternehmen zuletzt bei der neuen Funkalarmanlage Secvest gezeigt hat: Sie kombiniert mechanischen Widerstand mit frühzeitiger Alarmierung. Über die jüngsten Branchentrends
und deren Bedeutung für Abus Security-Center sprach Matthias Erler von GIT SICHERHEIT mit Geschäftsführer Benjamin Pflaum.
GIT SICHERHEIT: Herr Pflaum, die Verbindung von Videoüberwachungs- und Alarmtechnik bildet den Zweiklang, mit dem Sie mit Abus Security-Center seit 1999 auf dem Sicherheitsmarkt auftreten. Wie wichtig ist gerade diese Kombination?
Benjamin Pflaum: Das hat zunächst einmal damit zu tun, dass wir uns als Lösungsanbieter verstehen. Und als solcher sehen wir gerade in der Verbindung von mechatronischem Einbruchschutz und Videotechnik deutliche Vorteile für den Anwender. Ausgehend von dem von der Polizei geforderten mechanischen Basisschutz haben wir mit der Secvest Funkalarmanlage die einzige mechatronische Funkalarmanlage der Welt entwickelt, sprich die optimale Verbindung von mechanischem Schutz, elektronischer Alarmierung und Videoverifikation. Diese Kombination ist aus unserer Sicht die beste Möglichkeit, bereits den Einbruchversuch zu verhindern. Bei Produktentwicklungen wie der Secvest arbeiten wir mit den anderen Unternehmen der Abus Gruppe im Netzwerk zusammen. Diese Nutzung von Synergien beginnt bereits in der Konzeptphase und ist ausgesprochen inspirierend. Schon sehr früh arbeiten wir in standortübergreifenden Kompetenzteams zusammen, um herauszuarbeiten, was für den Kunden sinnvoll ist. Diesen ganzheitlichen Ansatz müssen wir im Übrigen nicht eigens anpreisen – die Kunden erwarten ihn inzwischen.
Zumindest ein Part, nämlich die Videotechnik, ist ja innerhalb des vergangenen Jahrzehnts starken technischen Veränderungen unterlegen – und auch der Wettbewerb in diesem Bereich ist geradezu unüberschaubar. Welche Position nimmt Abus Security-Center dabei ein – wie grenzen Sie sich hier ab?
Benjamin Pflaum: Für uns ist die Bildnutzbarkeit das wichtigste Stichwort. Das bedeutet, wir konzentrieren uns besonders auf die tatsächliche Einsetzbarkeit der Technologie. Wir finden, dass die Anwenderfreundlichkeit von Systemen ganz neuen Maßstäben gerecht werden muss – dies mündet beispielsweise in unserem Anspruch, bei der Entwicklung unsere Produkte nicht allein an die Bedürfnisse des Errichters zu denken. Es geht vor allem immer auch um die Realität des Anwenders.
Könnten Sie das etwas näher erläutern?
Benjamin Pflaum: Besucht man eine Sicherheitsmesse, so wird man dort viele Trends und Neuentwicklungen präsentiert sehen. Allerdings sind sie nicht überall anwendbar, weil es in der Realität beim Anwender eben zum Beispiel Gegenlicht oder „schlechtes“ Licht gibt. Sicherheitslösungen dürfen aber keinen blinden Fleck haben. Mit punktuellen Innovationen können wir also nicht gewinnen. Stattdessen ist vieles gleichzeitig zu bedenken: Auflösung, Lichtempfindlichkeit, Gegenlicht, Niedriglicht, etc. Dazu kommen viele Details wie beispielsweise die Farbtreue. Es nutzt nichts, wenn der Pullover mit 8K aufgelöst, aber rot statt orange dargestellt ist. Außerdem müssen die Daten übertragen werden können, um auswertbar zu sein.
Gute Auflösung allein bringt es mit anderen Worten nicht?
Benjamin Pflaum: Richtig. Ein anderes Beispiel: Hohe Auflösung alleine nützt nichts, wenn es zu Bildverzerrungen im letzten Drittel des Bildes kommt. Wird etwa ein Täter in diesem Bildteil erfasst, wird er womöglich so unrealistisch dargestellt, dass er nicht identifizierbar ist. Uns geht es mit anderen Worten um echte Nutzbarkeit der Technik – das ist es, was wir „Focus on details“ nennen. Dieses Denken reicht bis hin zu Designfragen – für die Gestaltung unserer Kameras haben wir bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. Aber ich gebe Ihnen noch ein weiteres technisches Beispiel: Bei einer nur halbdurchdachten Kamera kann es passieren, dass sie, sobald man das Objektiv verstellt, auf einmal bis zu 30 Prozent verzerrt. Unser Anspruch dagegen ist, dass die Kamera nicht nur beim ersten Aufhängen tadellos funktioniert, sondern auch dann, wenn der Anwender Einstellungen daran vornimmt.
Das Angebot an Videotechnik ist ja enorm. Wenn wir uns einmal auf das qualitativ obere Drittel beschränken – wir grenzen Sie sich hier von anderen Qualitätsherstellern ab?
Benjamin Pflaum: Es sind sicherlich Merkmale wie Anwenderfreundlichkeit und Einbindungsfähigkeit kennzeichnend für unsere Produkte im Vergleich zu unseren Wettbewerbern dieses Segments. Es ist diese eben skizzierte Orientierung an der Realität der Errichter und Anwender, die uns positiv unterscheidet. Funktionen müssen zugänglich und bedienerfreundlich handhabbar sein. Deshalb entwickeln wir unsere Software auch ausschließlich selbst hier in Deutschland – in unserer Softwareschmiede in Kiel. Das gibt uns die Möglichkeit, auf jeden Hinweis seitens der Nutzer sehr schnell zu reagieren und Neuentwicklungen umzusetzen. Diese Aktionsgeschwindigkeit ist eines unserer wichtigsten Positionierungsmerkmale – möglich ist sie nur durch konsequente Fokussierung auf den Anwender. Der Dialog mit ihm ist entscheidend. Die Arbeit so nah am deutschen Kunden steigert natürlich den Anspruch an die Entwicklung, prägt die Produkte – und macht diese gleichzeitig besser exportierbar. Hier sehe ich einen deutlichen Unterschied zu vielen unserer Mitbewerber.
Bleiben wir noch etwas bei der Videotechnologie: IP, Vernetzung, Datenclouds, sind allfällige Schlagworte. Wie sehen Sie die Bedeutung, Chancen und vielleicht auch Gefahren dieser Trends gerade im Bereich Sicherheit?
Benjamin Pflaum: All diese Themen beschreiben Trends, die mehrere Industrien durchdringen. Auch für uns erweitern sie die Möglichkeiten und eröffnet den Weg zu vielen komplexen Anwendungsszenarien. Dabei darf man allerdings nicht vernachlässigen, dass wir es letztlich mit Sicherheit zu tun haben. Es gibt durchaus die Gefahr, dass man den Täter direkt vor der Tür zwar draußen hält, dafür aber anderen Tätern ein Einfallstor bietet, die früher gar nicht auf dem Schirm waren. Hier sind Kompetenz und überlegtes Handeln gefordert.
Wie gehen Sie bei Abus Security-Center mit diesem Thema um?
Benjamin Pflaum: Wir lassen sämtliche unserer netzwerkfähigen Produkte von einer unabhängigen Prüfgesellschaft prüfen. Damit stellen wir sicher, dass Angriffe von außen kaum möglich sind. Diese Vorgehensweise ist in der Sicherheitsindustrie im Gegensatz zu anderen Branchen unabdingbar. Sicherheit ist nicht nur eine technische Zusammenstellung von Funktionen, sondern ein Anspruch. Speziell für den deutschen Markt hat die Privatsphäre einen hohen Stellenwert. Konkret heißt das: Meine Daten dürfen nicht unbeherrschbar für mich werden, ich muss die primäre Kontrolle über mein Produkt und meine Daten haben. Das bedeutet aber auch, dass wir an einer harten Schule lernen und entsprechend sichere Lösungen entwickeln.
Die Auflösung verbessert sich immer mehr – Stichwort 4K oder gar 8K im Consumerbereich. Wie sehen Sie das im Zusammenhang mit Videosicherheit?
Benjamin Pflaum: Dieser Trend zur höheren Auflösung ist unaufhaltsam. Um sich nachhaltig im Zusammenhang mit Sicherheitsanwendungen zu etablieren, bedarf es aber jeweils der Klärung einiger Vorfragen bezüglich der Verarbeitung der riesigen Datenmengen. Die Daten müssen ja irgendwo ankommen und gespeichert werden. Und die Netzwerke müssten beispielsweise auch gleich mit mehreren solcher Kameras umgehen können. Die Gesamt-Infrastrukturkosten bei flächendeckender Anwendung von 4K oder 8K würden derzeit unverhältnismäßig hoch. Schon bei niedrigeren Auflösungen kam man aus den gleichen Gründen an Grenzen. Dennoch wird es Nischenangebote geben, die aber noch nicht in der Fläche anwendbar sein werden.
Herr Pflaum, lassen Sie uns nun mal den Blick auf die Alarmtechnik wechseln. Hier haben wir es ja mit einem eher konservativen Segment zu tun, wenn man es mit der Videotechnikwelt vergleicht: Die Alarmanlage ist nichts woran Heerscharen von Technik-Nerds sich bis tief in die Nacht bei Kaffee und Pizza abarbeiten? Wie sieht das bei Abus Security-Center aus?
Benjamin Pflaum: Alarmtechnik verstehen wir als Kern der elektronischen Sicherheitstechnik. Sie muss die Vernetzungszentrale sein für die elektronische Steuerung der Sicherheitstechnik. Als solche verlangt sie unbedingte Zuverlässigkeit und dadurch auch eine gewisse Vorsicht bei der Entwicklung. Dennoch steht die Alarmtechnik als Plattformtechnologie bei uns klar im Fokus. Wir haben auch im Bereich der Detektionsverfahren einiges Interessantes und stehen kurz vor einem neuen Schritt der Innovation.
Hier spielt ja für Sie die Mechatronik eine wichtige Rolle?
Benjamin Pflaum: Die Erweiterung der Alarmtechnik mit Mechatronik führt dazu, dass sie nicht allein vor Einbruch schützt, sondern auch alarmiert. Darüber hinaus gibt es viele wichtige Entwicklungen im Detail. Hier arbeiten unsere Entwickler durchaus so hart wie in anderen, vordergründig innovativeren Feldern auch – Nerds, Kaffee, Pizza inklusive… Wenn es sicher sein soll, dauert es nur manchmal etwas länger.
Mechatronik in der Alarmtechnik ist ja auch noch ein vergleichsweise junges Gebiet.
Benjamin Pflaum: Ja – und wir werden unser Sortiment in der nächsten Zeit erweitern um Produkte für den Einsatz in der Fläche. Dabei orientieren wir uns an den Produkten unserer Muttergesellschaft. Neuentwicklungen sind beispielsweise in den Fenstergriff integrierte Zusatzschlösser mit Hebelversuchserkennung und optionalem Glasbruchmelder. Aber auch an unserem vielfältigen Melderportfolio arbeiten wir weiter. Insgesamt bauen wir die Verbindung von Mechanik mit Alarmierung aus: Denn zunächst ist es wichtig, dass der Einbrecher am Einbruch mechanisch gehindert wird – dann soll der Anwender bereits beim Versuch alarmiert werden, also solange der Täter noch draußen ist. Es reicht uns eben nicht, erst zu alarmieren, wenn das Fenster schon offen ist. Mit dem Hebelversuch- und Glasbruchmelder beginnt die Mechatronik bei uns also schon direkt am Fenster. Mechatronische Komponenten befinden sich zudem auch im Fensterhebel in Form eines Druckknopfzylinders. Das verhindert eine weitere Art des Einbruchs, bei der ein kleines Loch ins Fenster geschnitten wird, um zum Fensterhebel durchzugreifen. So decken wir viele Szenarien ab und nutzen sämtliche Möglichkeiten, die Mechanik und Elektronik zu bieten haben.
Wo sich Elektronik und Mechanik treffen, ist der Weg zur Vernetzung mit anderen Systemen geebnet – etwa mit der Zutrittssteuerung. Videoverifikation, mobile Steuerung per Browser und App sind weitere Stichworte. Wie sieht hier Ihr Weg aus?
Benjamin Pflaum: Sie haben eigentlich die wesentlichen Dinge genannt. Wir bauen jedes dieser Felder aus mit der Maßgabe, ohne Abstriche integrierte Lösungen anzubieten. Durchdachte Integration bedeutet für uns, dass jedes Teilgewerk qualitativ so gut ist wie ein vergleichbares Stand-alone-Gerät und mit diesem ohne weiteres konkurrenzfähig ist. Bei jeder einzelnen Komponente streben wir also den Best-of-breed-Standard an. Alles zusammen wiederum verbinden wir zu bedienerfreundlichen Konzepten. Echte Integration heißt also für, dass der Anwender ein gleichermaßen unkompliziertes wie leitungsfähiges System bekommt. Hier macht sich wieder bemerkbar, dass wir alles im eigenen Hause entwickeln und die Synergien der Abus Gruppe nutzen können.
Ein Vernetzungsthema ist auch die Gebäudesteuerung. Ganz aktuell für viele Hersteller ist das Vorrücken vernetzter (Sicherheits-)Systeme in Privathäusern – Stichwort Smart Home und Smart Home Security. Auch von Abus gibt es ein entsprechendes Konzept. Welche Rolle spielt dieser Markt für Sie?
Benjamin Pflaum: Vernetzte Gebäudetechnik und elektronische Sicherheitstechnik gehören natürlich zusammen. Das steigende Interesse für Smart-Home-Security bringt eine erfreuliche Unruhe und Veränderungsbereitschaft in den Markt. Wir betrachten das als Chance, weitere Funktionen und Gewerke wie z. B. Lichtszenarien in unsere Systeme einzubauen, wobei wir immer unseren Schwerpunkt auf Sicherheit beibehalten werden. Auf der Security 2016 werden wir unsere von der Sicherheit getriebene Interpretation des Smart Homes zeigen. Für uns ist auch hier wichtig, den Anwender nicht zu vergessen – und ihm mehr zu bieten als ein paar mittelmäßige Apps, mit denen der Kunde nicht glücklich wird. Komfort und Zugänglichkeit kennzeichnen auch hier professionell durchdachte Systeme. Oberflächlich brauchbare Systeme für ganz einfache Anwendungen haben dort ihre Grenze, wo es um Sicherheit für Leib, Leben und Wert geht.
Das war ja schon ein kleiner Ausblick auf die Security 2016 – was wird es noch zu sehen geben?
Benjamin Pflaum: Die Security in Essen ist uns als Taktgeber für die ganze Branche in der Tat sehr wichtig. Wir werden Neues zum Anfassen zeigen – aus allen Segmenten von Alarm über Brandschutz bis hin zu unseren Konzepten für vernetzte Sicherheitstechnik – auch mit anliegenden Gewerken. Unser Kernthema heißt Integrierte Sicherheit.
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