KI-gesteuerte Kamerasysteme von i-PRO
Gerard Figols, Präsident von i-PRO EMEA, und Mathias Glock, Manager Regional Sales Deutschland, im Interview über das erste Jahr von i-PRO EMEA.
Seit Oktober des vergangenen Jahres ist i-PRO EMEA mit Hauptsitz in Amsterdam offiziell am Markt aktiv. In dieser Zeit ist viel passiert: Das Unternehmen setzt das Erbe der ehemaligen Business Units Panasonic Security und IMV fort und konnte seinen Bekanntheitsgrad erfolgreich steigern. Als Präsident von i-PRO EMEA hat Gerard Figols zusammen mit Mathias Glock, dem Manager Regional Sales i-PRO Deutschland, mit uns darüber gesprochen, wie das erste Jahr von i-PRO EMEA verlaufen ist, welche Rolle KI im Sicherheitsbereich spielt, welche Herausforderungen sich am Markt ergeben und wie die Zukunft aussehen dürfte.
GIT SICHERHEIT: Wie hat sich i-PRO EMEA im ersten Jahr seines Bestehens entwickelt? Wie ordnen Sie das Unternehmen ins Branchenumfeld ein?
Gerard Figols: Die letzten zwölf Monate waren zwar sehr intensiv, jedoch auch extrem positiv. In unserem neu gegründeten Unternehmen hat sich einiges getan. Neben einer Vielzahl von Entwicklungen möchte ich herausstellen, dass wir mit einem maßgeblichen Rekrutierungsprogramm unser Team verdoppelt haben. Ebenso haben wir 100 neue Produkte eingeführt und über unseren Quick Delivery Service stehen nun zweimal so viele Modelle mit einer maximalen Lieferzeit von einem Monat zur Verfügung. Um sich als wesentlicher Akteur in der Sicherheitsbranche zu etablieren, geht i-PRO meiner Ansicht nach den richtigen Weg und stützt sich dabei auf zwei tragende Säulen: eine offene Unternehmenspolitik und einen zeitbasierten Wettbewerb. Beide Aspekte werden von unseren Partnern und vom Markt sehr geschätzt.
Wir leben in unsicheren Zeiten, insbesondere in Bezug auf die Verfügbarkeit von Waren. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, bauen wir unser Portfolio immer weiter aus, führen die neuesten KI-Innovationen ein und stärken damit unsere Position. Zusätzlich beobachten wir, dass der Markt zunehmend die Bedeutung von cybersicheren Überwachungssystemen und NDAA-Compliance erkennt. Bei i-PRO legen wir großen Wert darauf all diese Anforderungen über unsere gesamte Produktpalette hinweg zu erfüllen und geben unseren Kunden damit die beruhigende Gewissheit, einen trusted next generation Partner an ihrer Seite zu haben. Für maximale Sicherheit und größtmöglichen Schutz integrieren wir weltweit führende Verschlüsselungszertifikate in unsere Hardware.
Mathias Glock: Sebstverständlich haben wir auch unsere Wurzeln nicht vergessen und setzen weiterhin auf hohe Qualität und Zuverlässigkeit unserer Produkte. Uns ist es wichtig weiterhin die leistungsfähe Hardware zu liefern für die wir bekannt sind.
Hinzu kommt, dass wir unsere Partner entlasten wollen, speziell was die Installation und Wartung der Komponenten angeht. Aufgrund der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage, insbesondere am deutschen Arbeitsmarkt, konnten wir beobachten, dass unsere Partner aufgrund der mangelnden Personalverfügbarkeit gezwungen sind den geberellen Aufwand für Installation und Support zu verringern. Durch eine intelligente, einfache und vor allem schnelle Installation von Überwachungssystemen kann sich das Fachpersonal auf andere wichtige Aufgaben konzentrieren. Mit Lösungen wie Easy Kitting, dem System Design Tool sowie unserem hocheffizienten i-PRO Configuration Tool sind wir in der Lage unsere Partner zu unterstützen.
Was haben Sie im ersten Jahr erreicht und welche Herausforderungen ergeben sich für die unmittelbare Zukunft?
Gerard Figols: Wir konnten i-PRO als neues Unternehmen in der Branche etablieren und unsere Produkte erfolgreich am Markt positionieren. Darüber hinaus haben wir nicht nur das Vertrauen unserer langjährigen Partner gestärkt, sondern auch das Vertrauen neuer Partner gewonnen, die sich dank unserer offenen Unternehmenspolitik an uns gewandt haben – ein Beleg dafür, dass die tragenden Säulen unserer Strategie vom Markt positiv wahrgenommen werden.
Nicht nur in der Sicherheitsbranche sind neue Unternehmen derzeit mit einer Reihe an Unsicherheiten konfrontiert wie der Nichtverfügbarkeit von Komponenten und Waren, Unterbrechungen von Lieferketten und Logistik, Preissteigerungen für Materialien und der zunehmenden globalen Inflation. Bei i-PRO arbeiten wir auch weiterhin eng mit unseren weltweiten Partnern zusammen, um die Auswirkungen auf ihre Unternehmen und Geschäfte so gering wie möglich zu halten.
Mathias Glock: Was definitiv positiv herauszustellen ist, dass es unseren Partnern nicht an Aufträgen mangelt, jedoch spüren auch wir die große Unsicherheit am Markt. Hier spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Nicht nur die gesicherte Warenverfügbarkeit sowie mangelndes Fachpersonal, sondern ebeno die Auswirkungen von Weltkrisen und globalen Beschränkungen innerhalb der Lieferketten, oder auch neue Sicherheitsanforderungen, wie zum Beispiel die DSGVO. Diese und andere Faktoren führen zu der Unserheit von Integratoren und Endkunden. Daher ist es für uns von großer Bedeutung ein stabiler, vertrauensvoller und verlässlicher Partner zu sein.
Von Anfang an bestand Ihr Ziel darin, die richtigen Produkte zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu liefern. Hinzu kommt die Einführung eines kürzeren Entwicklungszyklus für neueste Technologien am Markt. Können Sie uns anhand einiger Beispiele erklären, inwiefern Sie dies erreicht haben?
Gerard Figols: Der Start der neuen Multi-Sensor Kamerareihe ist ein klares Beispiel für unseren Erfolg. Wir haben vor Kurzem 16 dieser Modelle in verschiedenen Varianten eingeführt, die eine offene Plattform mit in der Kamera integrierter Deep-Learning-Intelligenz zur Verfügung stellen. Die neuen Kameras sind schmaler und fortschrittlicher als andere Produkte auf dem Markt, liegen jedoch im selben Preissegment wie ihre Vorgängermodelle, welche weitaus weniger Funktionen und Leistung aufwiesen.
Vor der Gründung von i-PRO nahm die gesamte Entwicklung von der Produktplanung bis zur Einführung rund 22 Monate in Anspruch. Bei den neuen Multi-Sensor Kameras haben wir die Dauer auf zwölf Monate verkürzt. Dank dieser Zeitersparnis können wir die neuesten Technologien auf dem Markt bringen. Dabei überzeugen wir mit unserer Innovationskraft und legen den Grundstein für unsere Strategiesäule des zeitbasierten Wettbewerbs.
Mathias Glock: Ebenso können wir feststellen, dass Projekte immer globaler werden. Kunden legen großen Wert darauf die bezogenen Produkte in der gewohnten Qualität und Lieferzeit in jedem Teil der Welt zu erhalten. Aus diesem Grund sind wir bei i-PRO global sehr stark vernetzt und können unsere Kunden beliefern – unabhängig davon ob Asien, Europa oder Amerika. Dies wir speziell von weltweit agierenden Unternehmen sehr geschätzt.
In unserem letzten Interview sprachen Sie über die umfassende Erweiterung Ihrer Überwachungskameras um KI-Funktionen. Wie hat sich dies auf Ihr Portfolio ausgewirkt?
Gerard Figols: Bei unserem Gespräch im vergangenen September hatten wir nur 14 KI-fähige Kameras. Heute zählen wir hingegen 102 Modelle mit direkt in die Kamera integrierte Deep-Learning KI-Funktionen. Diese Entwicklung wollen wir in den kommenden Monaten und Jahren immer weiter vorantreiben. In erster Linie ist natürlich ein breites Portfolio an Kameras mit einer offenen KI-Plattform wichtig, um verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden. Eine weitaus größere Bedeutung bei der Überwachung und der Auswertung der Daten trägt allerdings die Fähigkeit, die Objekte präzise zu klassifizieren und alle erforderlichen Metadaten zu erfassen. Dabei kommt es vor allem auf die Anzahl der für die Segmentierung bereitgestellten Analysen an. KI-fähige Kameras von i-PRO besitzen neben 13 Hauptanalysen (Geschlecht, Alter, Haarfarbe, etc.) noch mehr als 80 weitere und sind so in der Lage, die Daten richtig einzustufen und die Nachverfolgbarkeit gesuchter Personen oder Objekte sicherzustellen.
i-PRO ist der Kamerahersteller mit der marktweit höchsten Anzahl an Analysen auf der Kamera selbst und darüber hinaus der einzige, der für eine umfassende Nachverfolgung bis zu acht Bewegungsrichtungen abdeckt.
Auch mit Blick auf den Datenschutz, der in Europa ein sehr ernstes Thema ist, nimmt i-PRO eine Sonderrolle ein, denn außer uns bietet kein anderer Kamerahersteller die Möglichkeit zur Verpixelung direkt auf der Überwachungskamera. Das bedeutet, dass wir die gesamte Person oder auch nur ihr Gesicht bereits bei der Verarbeitung der Daten unkenntlich machen können und so in der Lage sind, unter Einhaltung der individuellen Privatsphäre für eine ordnungsgemäße Überwachung zu sorgen.
All das sind Beispiele für die fortlaufende Weiterentwicklung unserer Produktstrategie. i-PRO setzt verstärkt auf den Ausbau der KI-Funktionen in unserem Kamerasortiment, um auch in Zukunft eine Führungsposition in puncto Innovationskraft einzunehmen.
Mathias Glock: Aus unserer Sicht fungieren KI-fähige Überwachungskameras nicht nur als reines Videogerät, sondern auch als Sensor, der neben den reinen Bildinformationen weitere Daten zur Verfügung stellt – wie etwa verdächtige Aktivitäten oder Verhaltensmuster. Dies geschieht softwarebasierend und ist jederzeit an die individuellen Bedürnisse anpassbar.
Aus diesem Grund wird nicht nur die KI-Integration eine wichtigere Rolle einnehmen, sondern ebenso die Baugröße von Überwachungskameras. Sensorik muss häufig in kleinere Gehäuse, Fahrzeuge, Maschinen oder andere Komponenten eingebaut werden. Daher haben wir bereits jetzt die Baugrößen vieler der i-PRO Überwachungskameras stark reduziert. Ein herauszustellendes Beispiel ist unsere i-PRO Mini, die kleinste KI-basierte Sicherheitskamera auf dem Markt.
Wie passt die Einführung von i-PRO Active Guard in die KI-Strategie?
Gerard Figols: i-PRO Active Guard ist eine tragende Säule der KI-Strategie von i-PRO. Die wegweisende Erweiterungssoftware ermöglicht die Verarbeitung sämtlicher KI-Daten in Echtzeit, sodass schnellere Entscheidungen und proaktivere Maßnahmen getroffen werden können. Für eine leichtere Verfügbarkeit wurde i-PRO Active Guard in die zwei wichtigsten VMS-Lösungen – Genetec und Milestone – integriert, und da das Plug-in kostenfrei verfügbar ist, ist der Zugriff auch ohne Zusatzgebühren uneingeschränkt möglich. Dank dieser Option kommen viele neue Partner auf i-PRO zu und möchten mehr über unsere Produkte und unsere Technologie erfahren. Das macht i-PRO Active Guard zu einem weiteren Beispiel für den Erfolg unserer neu eingeführten offenen Unternehmenspolitik.
Mathias Glock: Ich stimme Gerard vollkommen zu. Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass i-PRO Active Guard den Kunden erstmals die Möglichkeit bietet die erhobenen KI-Daten aus mehreren Überwachungskameras direkt zu sammeln, auszuwerten sowie für statistische Zwecke weiter zu nutzen und das ohne zusätzliche Kosten. Somit können Anwender unterschiedliche KI-Analysen auf Basis der Daten erstellen.
Die richtigen Produkte bilden die Basis für ein erfolgreiches Geschäft. Doch selbst die besten Produkte bringen nichts, wenn sie nicht schnell genug zur Verfügung stehen. Was unternehmen Sie, um Ihre Produkte fristgerecht liefern zu können?
Gerard Figols: Ich stimme Ihnen vollkommen zu. Aus diesem Grund umfasst die Strategie von i-PRO den Aspekt des zeitbasierten Wettbewerbs. Unsere Absicht besteht darin, unsere Kunden rund um den Globus mit operativen Spitzenleistungen bestmöglich zu unterstützen. Die meisten Produkte stehen über unseren Quick Delivery Service zur Verfügung, sodass unsere Partner ihre Produkte innerhalb maximal zwei bis vier Wochen erhalten.
Bei Systemintegratoren, die mit i-PRO arbeiten, streben wir allerdings eine Lieferung am nächsten Tag an. Dazu verfolgen wir gemeinsam mit unseren Premium-Distributoren das Ziel, durch die schnellstmögliche Bereitstellung der besten Produkte operative Spitzenleistungen zu erreichen, von denen alle Branchen-Stakeholder profitieren.
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