Meilensteine der Schließtechnik
Seit 25 Jahren stellt GIT SICHERHEIT die Entwicklungen in der Sicherheitstechnik, bei Schließlösungen und Sicherheitssystemen vor. In dieser Zeit hat sich in der Branche viel getan...
Seit 25 Jahren stellt GIT SICHERHEIT die Entwicklungen in der Sicherheitstechnik, bei Schließlösungen und Sicherheitssystemen vor. In dieser Zeit hat sich in der Branche viel getan. „Es gab große Neuerungen, die den Markt revolutionierten. Aber genauso wichtig sind die vielen Weiterentwicklungen von Produkten“, erklärt Stefan Zintgraf, Chief Technology Officer bei Assa Abloy Sicherheitstechnik. Für unsere Jubiläumsausgabe berichtet er über Meilensteine der Innovation aus der Sicht seines Unternehmens.
Im Gründungsjahr der GIT Sicherheit 1992 brachte die Firma Effeff, die heute zur Assa Abloy Gruppe gehört, einen Meilenstein der Schließtechnik auf den Markt. Das Albstädter Unternehmen entwickelt unter dem Namen „Codeschloss“ einen elektronischen Beschlag. Dabei wird der Zutrittskontrollbeschlag mit einem gewöhnlichen mechanischen Schloss kombiniert. Der Beschlag läutete bei Assa Abloy die Entwicklung hin zur schlüssellosen Zutrittskontrolle ein, die heute ein wesentlicher Bestandteil des Angebots ist. Technisch modifiziert wird er bis heute angeboten.
Andere Produkte kamen dazu und erweiterten das Angebotsspektrum auch hin zu privatem Wohnen. Heute kann der Nutzer durch den elektronischen Schließzylinder „Entr“ seine Haustür nicht nur mit einem Schlüssel, sondern auch mit einem PIN-Code, einer Fernbedienung, seinem Fingerabdruck und dem Smartphone öffnen. In den kommenden Monaten wird Entr in die Smart Living-Home Automation Technologie der Marke Yale von Assa Abloy integriert.
Rettungswegtechnik – von Regellosigkeit bis zur EU-Norm
Ein weiteres Beispiel für die Weiterentwicklung seit Anfang der 90er Jahre ist der Fluchttüröffner 331. Effeff präsentierte ihn 1993 nach jahrelanger Entwicklung und erregte damit weltweit Aufsehen in der Branche. Denn der Fluchttüröffner lässt sich auch bei einer Vorlast von 5.000 N problemlos entriegeln und gewährleistet damit die Öffnung einer Fluchttür auch unter ungünstigen Bedingungen. Heute ist der Fluchttüröffner 331 mit seinen Ausführungen nicht mehr aus der Rettungswegtechnik wegzudenken.
Im Bereich Flucht- und Rettungswege hat es in den 90ern eine große Veränderung gegeben. Gab es Anfang der 90er Jahre noch keine einheitliche Richtlinie zu den technischen Voraussetzungen, trat 1997 die Richtlinie über elektrische Verriegelungssysteme von Türen in Rettungswegen (EltVTR) in Kraft. „Lösungen waren bis dahin immer auf Basis einer Zustimmung im Einzelfall zu genehmigen. Erst mit der Einführung der EltVTR wurde die Grundlage für die allgemeine Verwendung geschaffen.
Mit der im Jahr 2015 veröffentlichten EU-Norm DIN EN 13637 stehen nun zusätzlich zur EltVTR einheitliche Anforderungen an Produkte für aktuelle Sicherheitskonzepte zur Verfügung“, erklärt Ulrich Rotenhagen, Experte für Rettungswegtechnik bei Assa Abloy Sicherheitstechnik und Mitwirkender bei der Entwicklung der neuen Norm. Gemäß dieser Norm ist eine zeitverzögerte Freigabe der Fluchttür geregelt. „Das eröffnet neue Möglichkeiten, die Fluchttüren vor missbräuchlicher Benutzung zu schützen. Auch werden neue Lösungen mit ein oder zwei zulässigen Betätigungen möglich. Beispielsweise lässt sich nun die Nottastenfunktion in die Druckstange integrieren“, so Rotenhagen.
Lösungen nah am Menschen
In Mehrfamilienhäusern ist oft die Haustür der wichtigste Fluchtweg. Ob die Haustür abends abzuschließen oder der Weg für eine mögliche Flucht freizuhalten ist, hat schon in den 90er Jahren für so manchen Streit unter Mietern gesorgt. Heute können Hausbesitzer dieses Problem lösen. Assa Abloy brachte 2008 den „Mediator“ auf den Markt. Das selbstverriegelnde Fluchttürschloss verriegelt die Tür automatisch, wenn sie ins Schloss fällt. Gleichzeitig kann sie von innen jederzeit ohne Schlüssel geöffnet werden. So sind Einbruchschutz und ein sicherer Fluchtweg gewährleistet.
Flexibilität für moderne Zeiten
Da sich die technischen Möglichkeiten rasch ändern, werden Skalierbarkeit und Modernisierung immer wichtiger. „Früher wurde ein Sicherheitssystem mit der Vorstellung verbaut, das bleibt so lange unverändert drin, bis es kaputt ist. Heute ist das anderes“, erklärt Stefan Zintgraf. „Bauherren wollen hochsichere, flexible Lösungen, die ohne großen baulichen Aufwand skalier- und modernisierbar sind. Das schlägt sich z.B. in unseren Produkten Aperio, Scala oder Cliq nieder.“
Mit Aperio lassen sich über Funk mechanische Schlösser problemlos in ein neues oder bereits installiertes Zutrittskontrollsystem einbinden. Die flexible Zutrittskontrolllösung Scala ist von einer auf bis zu 2.000 Türen erweiterbar. Im Bereich Schließanlagen hat Assa Abloy mit der Cliq-Technologie die Verwaltung revolutioniert. Sie können orts- und zeitunabhängig programmiert und verwaltet werden. Die Systemfamilie ist einer der technischen Meilensteine und wird seit ihrer Markteinführung 2002 ständig weiterentwickelt.
Ganz aktuell ist Cliq Go auf den Markt gekommen. Es ist ein rein elektronisches System, das auf Präzisionsmechanik und mikroelektronischen Bausteinen der Cliq-Technologie beruht. Mit der App können Kunden die Zutrittsberechtigungen verwalten und ändern sowie verlorene Schlüssel sofort sperren und ersetzen.
Das erwartet uns in den nächsten 25 Jahren
„Die neuen Produkte auf dem Markt zeigen, welche Aspekte in den nächsten Jahren unsere Arbeit dominieren werden. Dazu gehören die Digitalisierung und die Vernetzung der Sicherheits- mit intelligenter Gebäudetechnik“, wirft Stefan Zintgraf einen Blick in die Zukunft. Türsysteme werden zunehmend online überwacht und verwaltet. „Cloud Services sind in der zentralisierten Überwachung zwar noch kein Standard, aber in wenigen Jahren wird es normal sein, dass sich beispielsweise die elektronische Überwachung automatisch meldet, wann und in welchem Umfang eine Wartung nötig wird“, prophezeit Zintgraf.
Er sieht noch zwei weitere Themen, die künftig die Gebäudeplanung immer stärker beeinflussen werden. Zum einen das Thema Nachhaltigkeit. Zahlreiche Produkte des Herstellers sind als nachhaltig mit Umwelt-Produkt-Deklarationen (EPDs) verifiziert. „Zum anderen verändert BIM die Baubranche“, so Zintgraf. Mit der Einführung von BIM (Building Information Modeling) wird der gesamte Planungsprozess stark vereinfacht. BIM-Türlösungen können auf allen Stufen von Bauprojekten in die Entwürfe eingebettet werden und machen die Gebäudeplanung so effektiver, schneller und anschaulicher.
Meist gelesen
Vieles ist noch ungeklärt: Justizvollzug als Bestandteil der kritischen Infrastruktur
Ein Beitrag von Wilfried Joswig, Geschäftsführer beim Verband für Sicherheitstechnik VfS.
Phoenix: der erste Barfuß-Sicherheitsschuh auf dem Markt
Baak bringt mit "Phoenix" nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit den ersten Barfuß-Sicherheitsschuh auf den Markt.
Globale Konzernsicherheit bei der BMW Group
CSO Alexander Klotz ist für die globale Konzernsicherheit bei BMW Group zuständig. GIT SICHERHEIT hat sich mit ihm über Aufgaben und potentielle Bedrohungen unterhalten.
General Product Safety Regulation (GPSR): Was regelt sie und welche Akteure müssen sich damit befassen?
Neue EU-Produktsicherheitsverordnung (GPSR) ab 13.12.2024: Wichtige Änderungen und Anforderungen für Verbraucherprodukte
Kommunale Sicherheit: Gespräch mit der Düsseldorfer Ordnungsdezernentin Britta Zur
Öffentliche Sicherheit der Stadt Düsseldorf im Zusammenspiel von Ordnungsamt und Polizei: Ordnungsdezernentin Britta Zur im Interview über die Kriminalitätsentwicklung, Gefahrenabwehr und Fußball-EM 2024.