Rauchwarnmelderpflicht wirkt: Die „Sulzburger Studie zur Einführungspflicht von Rauchwarnmeldern“
Die in den meisten Bundesländern bereits eingeführte Rauchwarnmelderpflicht hilft, die Brandopferzahl zu reduzieren. Das legt die von Hekatron vorgelegte „Sulzburger Studie" nahe. ...
Die in den meisten Bundesländern bereits eingeführte Rauchwarnmelderpflicht hilft, die Brandopferzahl zu reduzieren. Das legt die von Hekatron vorgelegte „Sulzburger Studie" nahe. Hekatron und die Branddirektion Frankfurt am Main haben im Sommer die Ergebnisse der Studie vorgestellt.
In allen Bundesländern, in denen die Rauchwarnmelder-Pflicht eingeführt wurden, seien die Brandopferzahlen gesunken, so der Autor der Studie, Sebastian Festag von Hekatron, In einigen Bundesländern ließen sich sogar signifikante Verbesserungen in Bezug auf das Brandopferrisiko zwischen den Zeiträumen vor und nach der Einführungspflicht ermitteln, wie der Autor bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Sulzburger Studie im Brandschutz-, Katastrophenschutz- und Rettungsdienstzentrum (BKRZ) der Feuerwehr Frankfurt am Main erläuterte.
Erfahrungen aus der Praxis bestätigt
Prof. Dipl.-Ing. Reinhard Ries, Direktor der Branddirektion Frankfurt am Main, bestätigte die Ergebnisse der Studie aus Sicht der Praxis: „Wenn Rauchwarnmelder installiert sind, rettet dies aus mehreren Gründen Menschenleben", so Ries. „Zum einen können die Menschen sich schneller in Sicherheit bringen, wenn ein Rauchwarnmelder sie im Brandfall unverzüglich gewarnt hat. Zum anderen wird auch die Zugriffszeit der Feuerwehr - von der Entstehung des Brandes bis zu ihrem Eintreffen am Einsatzort - durch Rauchwarnmelder erheblich verkürzt. Wir werden schneller alarmiert, sind schneller am Einsatzort und können dort Leben retten."
Zuverlässige Melder erforderlich
Die Sulzburger Studie bestätigt auch die Aktivitäten des Fachverbands Sicherheit im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Der Fachkreis Brandmeldesysteme des Verbands hatte sich bereits 1999 bei den für das Bauen zuständigen Ministern der Länder für eine gesetzliche Verankerung der Rauchwarnmelder in privaten Haushalten stark macht. Auf Initiative des ZVEI entstand anschließend das Forum Brandrauchprävention, ein Zusammenschluss führender Dachverbände sowie Hersteller und Dienstleister aus der Sicherheitstechnikbranche, das entscheidend zum Durchbruch der Rauchwarnmelder beigetragen hat.
Rauchwarnmelder für Wohnungen: Wissen, worauf es ankommt
„Die Ergebnisse der Sulzburger Studie zeigen, dass unser Initiative richtig war!" so Heinrich Herbster, Vorsitzender des Fachkreises Brandmeldesysteme und des Arbeitskreises Normen und Richtlinien im Fachverband Sicherheit des ZVEI. „Wichtig ist jetzt, dass sich die Rauchwarnmelderpflicht flächendeckend in ganz Deutschland durchsetzt. Angesichts der jüngsten Entwicklungen bin ich aber sehr zuversichtlich, dass wir dieses Ziel bis spätestens 2015 erreichen."
Unter anderem durch die Rauchwarnmelderpflicht bedingt, sei allerdings mittlerweile ein so großes Angebot von Meldern auf dem Markt, dass es selbst Fachleuten schwerfalle, den Überblick zu behalten. Hier gelte es, die Spreu vom Weizen zu trennen. Heinrich Herbster: „Nur ein Produkt, das funktioniert, kann Sicherheit gewährleisten. Mit dem ‚Q‘ gekennzeichnete Rauchwarnmelder haben die weltweit härtesten Qualitätsprüfungen bestanden und stehen für maximale Alarmsicherheit im Brandfall und damit für höchste Qualität. Über die reine Produktebene hinaus sollten aber auch die Fachbetriebe, die die Rauchwarnmelder installieren, mit dem ‚Q‘ zertifiziert sein".
Ein Schritt in die richtige Richtung - Ergebnisse der „Sulzburger Studie" auf einen Blick
Insgesamt, so die Studie, sei die Anzahl der Brandtoten von 1998 bis 2010 von 522 auf 373 Brandopfer gesunken. Damit habe sich die Situation um 29 % verbessert. Vermutlich würden die in der Studie dargelegten Entwicklungen durch eine Vielzahl zusammenwirkender Maßnahmen erreicht. Eine alle Bundesländer mit einer Einführungspflicht umfassende Analyse zeige, dass die Einführung der Rauchwarnmelderpflicht eine statistisch signifikante risikoreduzierende Wirkung hat.
Zudem zeige sich in allen Bundesländern, in denen Rauchwarnmelder verpflichtend eingeführt wurden, dass die Brandopferzahlen gesunken sind. In einigen Bundesländern ließen sich sogar signifikante Verbesserungen ermitteln. In anderen Bundesländern hingegen konnte aufgrund der geringen Datenmenge seit der Einführungspflicht kein statistisch eindeutiger Nachweis über die Wirkung erbracht werden.
Für einzelne Bundesländer würden sich in Zukunft belastbarere Aussagen treffen lassen, da die Stichprobenumfänge naturgemäß wüchsen, so die Studie. Dadurch könne auch die Effektivität in Abhängigkeit von der Umsetzungsart der Rauchwarnmelderpflicht (z. B. nur in Neubauten, auch in Bestandsbauten etc.) besser bewertet werden.
Die Studie beschreibt die aktuelle Situation (2012) anhand der verfügbaren Daten (bis 2010). Dabei sei zu beachten, dass der Ausstattungsgrad von Wohnungen mit Rauchwarnmeldern bei dieser Analyse nicht berücksichtigt wurde, da hier zurzeit belastbares Zahlenmaterial fehlt. Auch die vom Gesetzgeber eingeräumten Fristen bis zum Einbau der Rauchwarnmelder erschwerten vermutlich den Nachweis für die Wirksamkeit der Einführungspflicht. Dies wolle man in zukünftigen Arbeiten aufgreifen.
Die vollständige Studie ist bei Hekatron erhältlich.
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Ein Beitrag von Wilfried Joswig, Geschäftsführer beim Verband für Sicherheitstechnik VfS.