Risikomanagement im Krankenhaus

Betriebsunterbrechungen aufgrund von Sachschäden sind für Krankenhäuser ein oft unterschätztes Risiko. Während der teils langen Wiederaufbauphase besteht die Gefahr, dass nicht nur...

Betriebsunterbrechungen aufgrund von Sachschäden sind für Krankenhäuser ein oft unterschätztes Risiko. Während der teils langen Wiederaufbauphase besteht die Gefahr, dass nicht nur Patienten, sondern auch medizinisches Fachpersonal abwandert und das Ansehen des eigenen Hauses nachhaltig beeinträchtigt wird. Dabei lassen sich viele Schäden bereits im Vorhinein vermeiden. ­Voraussetzung: Man kennt seine Risiken und sorgt entsprechend vor. Ziel ­eines professionellen Risikomanagements ist es daher, Gefahrenquellen zu identifizieren, Patienten und Mitarbeiter über Sicherheitsmaßnahmen zu informieren und deren Einhaltung zu überwachen.

 


Neben Sturm, Überschwemmung und Leitungswasser birgt vor allem Feuer große Gefahren. So werden nach FM Schadenstatistik etwa 34 % aller Schäden durch Bände verursacht. Die Auslöser eines Brandes sind vielfältig und reichen von elektrischen Defekten über Brandstiftung bis hin zu nicht fachgerecht durchgeführten Heißarbeiten. Brennt es erst einmal, ist der Schaden aufgrund der Konzentration von hochwertigen und teueren medizinischen Gerätschaften und der raschen Verbreitung korrosiver Rauchgase, hervorgerufen durch den immer häufigeren Einsatz von Kunststoffen, vergleichsweise hoch.

 


Reicht Brandschutz nach Baurecht?
In Deutschland spielt der bauliche Brandschutz mit festgelegten und feuerbeständigen Brandabschnitten traditionell eine zentrale Rolle bei der Brandbekämpfung. Im Brandfall soll das Feuer auf einen bestimmten Bereich eingedämmt werden und die Feuerwehr den Feuerübergriff auf andere Gebäudeteile verhindern. Die Installation von Brandmeldeanlagen mit Branddetektoren und direkter Verbindung zur Feuerwehr gehört in den meisten Krankenhäusern inzwischen ebenfalls zum Standard. Doch reicht die Erfüllung dieser behördlichen Anforderungen aus? Und was passiert, wenn die Feuerwehr einmal nicht rechtzeitig eingreifen kann?
Dass allein die Einhaltung von Brandschutzbestimmungen nach Baurecht keinen umfassenden Schutz bietet, erleben unsere Ingenieure fast täglich. Denn innerhalb der einzelnen Brandabschnitte finden sie immer wieder entflammbare Konstruktionen wie brennbare Dachisolierungen, Zwischendecken oder Wandverkleidungen aus Holz. Affiliated FM empfiehlt seinen Kunden daher, die Risikovorsorge durch weitergehende technische und organisatorische Präventionsmaßnahmen zu diversifizieren.

 


Technische Vorkehrungen
Zunächst zählt die Installation von automatischen Brandlöschanlagen, vorrangig automatischen Sprinklern, zu den klassischerweise empfohlenen Brandschutzvorkehrungen. Neben der schnellen Detektion im Brandfall bieten Sprinkleranlagen den Vorteil, dass der Brand direkt in der Entstehungsphase und am Entstehungsort kontrolliert wird. Die Ausbreitung des Feuers wird dadurch sofort verhindert und der Feuer- und Rauchschaden begrenzt.


Der häufig befürchtete Wasserschaden durch eine Auslösung der Sprinkler ist im Vergleich zu den Wasserschäden infolge von Löschmaßnahmen der Feuerwehr sehr gering. So wird die Mehrzahl aller Krankenhausbrände mit ein bis vier auslösenden Sprinklerköpfen erfolgreich gelöscht. Entstehende Brände sind zumeist auf eine Fläche von weniger als 40 m² begrenzt.
Zugegeben, eine vollflächige Installation von Sprinklern in einem bestehenden Krankenhaus ist sehr aufwändig. In Bereichen mit besonders hoher Brandlast und Wertkonzentration ist sie dennoch mehr als geboten. Zu diesen Bereichen zählen neben den mit hochwertigem Equipment ausgestatteten Diagnosestationen das Bettenlager, in dem sich u. a. geschäumte Kunststoffmatratzen befinden, das Zentrallager, Archive und die Wäscherei. Stehen Sanierungsmaßnahmen oder Neubauten an, sollte eine Sprinklerinstallation in jedem Fall geprüft werden.

 


Organisatorische Maßnahmen
Neben automatischen Brandschutzanlagen kommt organisatorischen Maßnahmen zur Schadenminimierung wie der strengen Kontrolle von Heißarbeiten oder der Einführung von Notfallplänen eine wichtige Rolle zu. In einem Notfallplan wird schriftlich festgehalten, welche Per­sonen im Fall der Fälle für welche Aufgaben zuständig sind. Zu berücksichtigen sind hierbei u. a. die Organisation einer Evakuierung, die Alarmierung und Einweisung der Feuerwehr, das Verschließen von Brandschutztüren etc. Auch in Überschwemmungsszenarien kann ein professioneller Notfallplan, in dem z. B. die Organisation der Räumung der unteren Etagen festgelegt ist, helfen die Schadenhöhe zu begrenzen. Der Vorteil: Notfallpläne lassen sich oftmals ohne hohen finanziellen Aufwand umsetzen.


Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Risikovorbeugung ist die regelmäßige Überprüfung von Maschinen und Anlagen. Denn allein 36 % der Brände sind auf elektrische Ursachen zurückzuführen. Deshalb sollten elektrische Anlagen regelmäßig gewartet und kontrolliert werden. Moderne Klinikmanager setzen dabei immer häufiger auf die sog. Infrarotthermographie. Hierbei werden mit einer Infrarotkamera Fotos aller wichtigen elektrischen Anlagen (Unterverteilungen, Schalt- und Sicherungskästen etc.) gemacht und von ausgebildeten Spezialisten ausgewertet.

 


Regelmäßige Schadenverhütungs­inspektionen sind das A und O
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser - getreu dem alten Sprichwort stellt die Durchführung von regelmäßigen und protokollierten Schadenverhütungsinspektionen schließlich sicher, dass alle Präventionsmaßnahmen zu jeder Zeit aktiv sind. Denn was nützt der detaillierteste Notfallplan und die modernste Sprinkleranlage, wenn die Schieber geschlossen sind und Brandschutztüren sich nicht schließen lassen? Dass sich Präventionsmaßnahmen langfristig auszahlen, lässt sich eindrucksvoll belegen: So zeigen Schadenstatistiken, dass in gesprinklerten Betrieben das Schadenausmaß vier bis fünf Mal geringer ausfällt als in ungesprinklerten Betrieben.

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