Schließsysteme - Dreifache Schubkraft: GIT SICHERHEIT im Gespräch mit Bernhard Sommer von SimonsVoss

Als Dreiklang hat SimonsVoss-Geschäftsführer Bernhard Sommer kürzlich am Rande der Münchner Sicherheits-Expo den Sicherheitsmarkt charakterisiert: Er setze sich aus drei dominieren...

Bernhard Sommer, Geschäftsführer SimonsVoss
Bernhard Sommer, Geschäftsführer SimonsVoss

Als „Dreiklang“ hat SimonsVoss-­Geschäftsführer Bernhard Sommer kürzlich am Rande der Münchner ­Sicherheits-Expo den Sicherheitsmarkt charakterisiert: Er setze sich aus drei dominierenden Faktoren und Trends zusammen: einem ­höheren Sicherheitsbedarf bei ­Gebäuden, verstärkter Automati­sierung und der Digitalisierung. ­Was das für SimonsVoss ­bedeutet, ­erläutert Bernhard Sommer im ­Gespräch mit GIT SICHERHEIT.

GIT SICHERHEIT: Herr Sommer, Automatisierung und Digitalisierung sind ja schon seit längerem starke transformative Kräfte – und sie haben Ihrem Unternehmen als Pionier der digitalen Schließtechnik ja ganz wesentlichen Aufwind verschafft?

Bernhard Sommer: Automatisierung und Digitalisierung sind in erster Linie Mittel zum Zweck, nämlich Informationen zu generieren und abzurufen. Darin besteht für Nutzer und Kunden der Mehrwert. Dabei hilft häufig die Vernetzung von Schließsystemen mehrerer Gebäudeteile und Standorte. Das müssen digitale Systeme heute leisten, damit die Kunden weniger Verwaltungsaufwand haben und Kosten sparen. Digitale Schließsysteme schaffen die Antwort auf immer flexiblere Organisationen und variablere Arbeitszeiten, die wiederum flexiblere Zutritte nötig machen. Nicht zuletzt sind digitale Lösungen auch die zukunftsorientierte Antwort auf das gestiegene Sicherheitsbedürfnis.

Der Aufwärtstrend scheint nicht abzureißen, wie es offenbar auch der erfolgreiche Verlauf des SimonsVoss-Geschäftsjahres zeigt.

Bernhard Sommer: Es sind vor allem die genannten Faktoren flexible Organisation, Kosteneinsparungen, Vernetzung, Erfüllen von Informationsbedürfnissen etc., welche die positive Branchenentwicklung bewirken. Davon profitieren alle Hersteller, der Fachhandel und die Endkunden. Ich gehe davon aus, dass die Branche der Sicherheitstechnologie robust genug aufgestellt ist, um die sich ankündigende Konjunkturdelle gut zu überstehen.

Zum prägenden Dreiklang der Branche gehört für Sie auch ein wachsender Sicherheitsbedarf in und an Gebäuden – wie genau macht sich das für Sie bemerkbar und was sind die Treiber dafür?

Bernhard Sommer: Der Begriff Gebäudesicherheit hat heute eine viel größere Dimension und beinhaltet mehr als nur den rein mechanischen Schutz einer Tür oder eines Fensters. „Sicherheit“ bedeutet für die Unternehmen auch Prozesssicherheit, Nutzungsabläufe im Gebäude flexibel steuern zu können, Nutzungsänderungen und Nutzer bedarfsgerecht gestalten zu können und über all diese Vorgänge die Kontrolle zu haben. Das richtige Marktumfeld für digitale Schließtechnik.

Gleichzeitig birgt die entscheidende Netzwerktechnologie eben nicht nur Chancen und Möglichkeiten für elektronische Schließsysteme, sondern auch Risiken – Stichwort Cyber-Security, Sicherheit von Datentransfers bzw. Verschlüsselung. Wie sorgen Sie dafür, dass Sie hier sozusagen die Nase immer vorn haben?

Bernhard Sommer: Das ist eine Aufgabenstellung an das gesamte Unternehmen SimonsVoss und sicherlich eine der Herausforderungen, die wir zentral im Fokus haben. Es beginnt im Bereich Forschung und Entwicklung mit Produkten auf dem zurzeit höchsten Sicherheitsstandard der End-zu-End-Verschlüsselung zur Informationsübertragung. Weitere Schritte sind der Einsatz von Secure Elementen und elektromechanischen Sicherheitskonzepten bis hin zum Bereich Service Support und Customer Care Center. Konkretes Beispiel ist unser intensives Bestreben, vor dem Hintergrund der DSGVO den Schutz unserer Kundendaten zu gewährleisten. Die leistungsfähige Software unseres digitalen Schließsystems 3060 unterstützt alle Anforderungen unserer Endkunden und deren Belegschaft im Hinblick auf Datensicherheit und die weiteren Kriterien der DSGVO für die Unternehmen. Die Anforderungen an den Datenschutz betreffen alle Unternehmensbereiche unserer Kunden, insbesondere Serverräume, Personal-, Forschungs- und Finanzabteilungen, Produktentwicklung und Labore. Um uns auch immer wieder selbst den wachsenden Herausforderungen zu stellen, arbeiten wir bei SimonsVoss über das eigene Know-how hinaus sehr eng mit anerkannten Sicherheitsfachleuten im Soft- und Hardwarebereich zusammen, insbesondere während der Konzept- und Entwicklungsphase unserer Systeme. Hier ist es zwingend erforderlich, dass die Zutrittsrechte und Historie zuverlässig digital gespeichert werden. Dies leistet nur digitale Schließtechnik.

Zur Digitalisierung gehört auch die Verbesserung des Service – Sie haben zum Beispiel eine Mediathek-App für alle Handbücher, Gebrauchsanweisungen, Preislisten etc. eingeführt. Wie wird das von Vertrieb, Servicemitarbeitern und Kunden angenommen?

Bernhard Sommer: Die Mediathek-App ist ein weiteres hervorragendes Beispiel für professionelle Digitalisierung in unserem Unternehmen. Sie steht Fachhandelspartnern und Kunden zur Verfügung, ist super einfach zu handhaben und benutzerorientiert gestaltet. Das können heute Printerzeugnisse wie z.B. Kataloge etc. gar nicht leisten. Mit der App sind auf dem Smartphone, das jeder immer bei sich hat, alle technischen und informativen Dokumente und Filme auch offline jederzeit verfügbar. Das ist echter Mehrwert für die Kunden.

Lassen Sie uns über ihr Produkt- und Lösungsportfolio sprechen: Ein ganz großes Thema der jüngeren Zeit war MobileKey – mit immer weiter ausgebauten Features. Damit sprechen Sie ja kleinere Einheiten mit bis zu 20 Türen an – das sind kleinere Betriebe, aber auch Kanzleien und Smart-Homes. Ein Markt, dem Sie offenbar große Bedeutung beimessen?

Bernhard Sommer: Noch vor wenigen Jahren waren digitale Schließsysteme ausschließlich in mittleren und großen Gebäuden im Einsatz. Damals galt: Je größer die Anlage, desto größer der Kundennutzen. Jetzt erleben wir, dass diese Systeme mehr und mehr in Kleinobjekten zum Einsatz kommen. Gründe dafür sind die deutlich vereinfachte Nutzung durch mobile webbasierte Apps. Diese kleinen Anlagen sind sehr kosteneffizient und können trotzdem später erweitert werden. Die einfache Anwendung hat zur Folge, dass es so gut wie keinen Schulungsbedarf beim Einsatz einer solchen Lösung gibt, die zugleich aber höchste Flexibilität bei der Verwaltung der Schließanlage gewährleistet. Diesen Prozess der Markterweiterung in Richtung kleinerer Nutzungseinheiten gestalten wir bei SimonsVoss maßgeblich mit.

Wird es bei MobileKey noch weitere (technische) Entwicklungen geben?

Bernhard Sommer: MobileKey entwickelt sich sehr positiv. Für viele Händler ist dieses System der Einstieg in die digitale Welt dank des niedrigen Trainingsbedarfs. Diese erfolgreiche Produktlinie werden wir um Produkte und Funktionen erweitern, die sich am Bedarf der Endkunden orientieren.

Das System 3060 für große Unternehmen und SmartIntego als integriertes Zutrittskontrollsystem kann man wohl als klassische SimonsVoss-Flaggschiffe bezeichnen – welche weiteren Schwerpunkte setzen Sie hier derzeit und in der näheren Zukunft?

Bernhard Sommer: Wir haben in jüngster Zeit das System um wichtige Produktgruppen bzw. Komponenten erweitert, etwa den digitalen Beschlag SmartHandle AX, das SmartXchange Software-Tool für die einfache Anbindung externer Software und das SmartSurveil Tool für die Visualisierung von Schließungen in Gebäudeplänen und das Erkennen und Dokumentieren von Türzuständen und Alarmen im Gebäude. Derzeit arbeiten wir intensiv an der nächsten Generation unserer Produktfamilie.

Ein komplett neues System ist ja in Vorbereitung – Sie hatten das unter anderem bei der Grundsteinlegung Ihres neuen Produktionsstandorts in Osterfeld in Sachsen-Anhalt erwähnt. Könnten Sie uns schon mal einen kleinen Sneak-Preview geben? Wie sieht diese neue Lösung aus, für welche Märkte und Anwendungen ist sie gedacht?

Bernhard Sommer: Derzeit verdoppeln wir unsere Produktionsfläche und die Kapazitäten an unserem deutschen Standort in Osterfeld. Wir investieren dort mehrere Millionen Euro im Hinblick auf die Fertigung der nächsten Generation digitaler Schließtechnologie, die derzeit entwickelt wird. Mehr möchte ich zum dem Thema aktuell nicht sagen. Selbstverständlich werden wir unsere Fachhandelspartner und Kunden über dieses Innovationsprojekt zum richtigen Zeitpunkt umfassend informieren.

Wann wird der erweiterte Standort in Osterfeld voraussichtlich in Betrieb gehen?

Bernhard Sommer: Geplant ist April 2020. Wir nehmen dann weitere 2.400 m² Produktions- und Logistikfläche in Betrieb sowie ein neues Qualitäts- und Testcenter.

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