Schutzkleidung: 50 Jahre Tyvek von Dupont
Der Jubilar besteht aus sehr feinen verwobenen Fasern aus Polyethylen hoher Dichte (PE-HD), die unter Wärme und Druck zu einem vliesähnlichen Material verschweißt werden. Dies ergi...
Der Jubilar besteht aus sehr feinen verwobenen Fasern aus Polyethylen hoher Dichte (PE-HD), die unter Wärme und Druck zu einem vliesähnlichen Material verschweißt werden. Dies ergibt ein luft- und wasserdampfdurchlässiges, leichtes und zugleich robustes Material, das millionenfach für Schutzkleidung gegen zahlreiche Chemikalien und Gefahrstoffe im Einsatz ist. Sein Name ist Tyvek und es feiert dieses Jahr seinen 50jährigen Geburtstag. GIT SICHERHEIT sprach aus diesem Anlass mit Andrzej Palka, Marketing Manager EMEA für Tyvek Protective Apparel bei Dupont Protection Solutions.
GIT SICHERHEIT: Herr Palka, ein halbes Jahrhundert ist ein beachtliches Jubiläum für eine Marke – immerhin kommen ja in Deutschland jedes Jahr üppige 70.000 neue dazu. Warum konnte sich Tyvek so lange halten?
Andrzej Palka: Eine solche Kontinuität hat meist mehrere Gründe. Einer davon ist die besondere Eigenschaftskombination des Materials. Grundsätzlich ist diese schnell skizziert: Tyvek besteht aus sehr feinen, versponnen Endlosfasern aus Polyethylen hoher Dichte (HDPE), die anschließend zu einem leichten, vliesähnlichen Material verdichtet werden. Dieses Material ist sehr reiß-, weiterreiß- und abriebfest, und es kombiniert eine gute Barrierewirkung mit einer guten Durchlässigkeit für Luft und Sauerstoff. Dazu kommt unsere ausgeprägte Kundenorientierung. So haben wir von Beginn an daran gearbeitet, die Eigenschaften von Tyvek zu differenzieren und kontinuierlich den sich ändernden Bedürfnissen unserer Kunden anzupassen.
Lassen Sie uns das Material ein wenig näher anschauen. Warum ist es gerade für Schutzkleidung so geeignet?
Andrzej Palka: Da sind zwei ganz unterschiedliche Aspekte zu nennen, die sich aber ideal ergänzen. Zum einen eignet sich ein Material dann als Kleidung, wenn diese von ihrem Träger gerne akzeptiert wird, was gerade unter ungünstigen Arbeitsbedingungen elementar ist. Tyvek erfüllt hier besonders hohe Anforderung, denn das Material ist leicht, weich und geschmeidig sowie atmungsaktiv, und genau diese besondere Kombination bewirkt einen hohen Tragekomfort. Dazu kommen dann die sehr guten mechanischen Eigenschaften bei zugleich hoher Schutzwirkung gegen Staub und pulverförmige Gefahrstoffe sowie viele wasserlösliche Chemikalien.
Wo wird das Material überall eingesetzt?
Andrzej Palka: Die Anwendungsbreite von Tyvek ist enorm und reicht – je nach Art der Herstellung – von den allseits bekannten Einlassarmbändern für Veranstaltungen über Umschläge für Postsendungen, Verpackungsmaterial für Sterilgut, Dachbahnen, regenbeständige Landkarten bis zu eben dieser Schutzkleidung, um die es hier geht. Auch hier ist das Einsatzspektrum breit gefächert. So kommen Tyvek-Schutzanzüge zum Beispiel für Reinigungs- und Wartungsarbeiten, Tatortuntersuchungen sowie für Lackierarbeiten zum Einsatz. Zudem haben wir mit Tyvek Isoclean ein spezielles Sortiment an Schutzkleidung für den Einsatz in Reinräumen entwickelt. Für besonders hohe Schutzanforderungen, z. B. in der Öl- und Gasindustrie oder zur Bekämpfung von Seuchen, eignet sich unser auf der Tyvek-Materialtechnologie basierendes Tychem- Portfolio.
Auf der A+A in Düsseldorf haben Sie die Schutzanzugtypen Tyvek 500 HV und Tychem 6000 F Face Seal besonders herausgestellt. Welche speziellen Eigenschaften haben diese, und für welche Einsatzzwecke sind sie vorgesehen?
Andrzej Palka: Der Tyvek 500 HV erfüllt die Nachfrage aus dem Markt nach einem Typ 5-B/6-B-Chemikalienschutzanzug mit begrenzter Einsatzdauer, der hohe Schutzwirkung mit besonders hoher Sichtbarkeit kombiniert. Das Material ist in fluoreszierendem Orange eingefärbt und mit silbernen Reflexionsstreifen besetzt. Damit erfüllt er die Vorgaben der EN ISO 20471:2013 für Warnbekleidung in der höchsten Sichtbarkeitsklasse 3 in gefährlichen Umgebungen sowie bei schlechten Sicht- und Witterungsverhältnissen. Darüber hinaus entspricht er den Anforderungen der Normen für Schutzkleidung gegen luftgetragene feste Partikel, flüssige Chemikalien, Infektionserreger sowie radioaktive Kontamination in der Klasse 1. Seine antistatisch nach EN 1149-5 ausgerüstete Innenseite kann statische Aufladungen bei korrekter Erdung zuverlässig ableiten. Der Tychem 6000 F Face Seal ist ein Typ 3-B-, 4-B-, 5-B- und 6-B-Chemikalienschutzanzug und das Flaggschiff unserer Tychem-Produktfamilie. Seine Kapuze ist mit einer breiten Gummimanschette versehen, die sich eng und faltenfrei an die Atemmaske anschmiegt. Das ergibt eine deutlich höhere Dichtigkeit als mit herkömmlichem Abkleben erreichbar ist. Der rückseitig positionierte Einstieg, der bequemes An- und Ausziehen ermöglicht, ist abgedeckt und mit Druckknöpfen gesichert, und die Vorderseite ist frei von Öffnungen, durch die Gefahrstoffe in den Anzug dringen könnten. Für zusätzlichen Schutz sorgen chemikalienbeständige Unterhandschuhe, die direkt an die Ärmel angearbeitet sind.
Der Schutzanzug Tyvek 500 HV wird entsorgt, wenn er kontaminiert oder stark verschmutzt ist. Welche Vorteile hat das gegenüber wiederverwendbarer Warnschutzkleidung?
Andrzej Palka: Wiederverwendbare Warnbekleidung muss nicht nur kostenaufwendig gereinigt, sondern zudem entsprechend behandelt werden, damit ihre Eigenschaften auch nach dem Waschen noch den Anforderungen der Norm entsprechen. Dagegen ist das Entsorgen oft die wirtschaftlichere Variante. Schutzanzüge mit begrenzter Einsatzdauer, wie der 500 HV, können nach einer Kontamination oder starken Verschmutzung direkt der fachgerechten Entsorgung zugeführt werden. Den Mitarbeitern steht dadurch stets neue Schutzkleidung zur Verfügung, deren fluoreszierende und reflektierende Eigenschaften ebenso wie die weitere Schutzwirkung vollständig intakt sind. Dabei ist die Entsorgung des Anzugmaterials einfach, weil es zu 100% aus Polyethylen besteht und keine umweltbelastenden Zusatzstoffe enthält. Bei Kontaminationen gelten dabei natürlich die gleichen Entsorgungsvorschriften wie für den Gefahrstoff selbst.
Werden neue Technologien und Materialien über kurz oder lang Konkurrenz für Tyvek und Co. sein?
Andrzej Palka: Es gibt ja auch heute schon Wettbewerbsprodukte für Tyvek und die daraus hergestellten Schutzanzüge. Aber wie wir eingangs schon angesprochen haben, bewährt sich dieses Material seit einem halben Jahrhundert im Wettbewerb, weil wir die Anforderungen unserer Kunden frühzeitig erkennen und die entsprechende Initiative ergreifen. Technische und werkstoffliche Weiterentwicklungen werden sich daher unter Beteiligung von Dupont vollziehen, und dank unserer Flexibilität werden wir auch damit das erfüllen, was Kunden und Gesetze weltweit fordern. Und wir werden mit entsprechenden neuen Produkten rechtzeitig am Markt sein, um unsere Position zu halten oder sogar auszubauen.
Business Partner
DuPont de Nemours GmbHHugenottenallee 173-175
63263 Neu-Isenburg
Deutschland
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