Security Entrance Control: Personenvereinzelung von Drehkreuz bis Sensorschleuse
Mit seinem Produktbereich Security Entrance Control bietet Assa Abloy ein Portfolio von Personenvereinzelungsanlagen. Flaggschiff ist das Speedgate „SG Expression“, das wir in der GIT SICHERHEIT bereits vorgestellt haben. Es verfügt über 15 Sensoren, die vor unberechtigten Personen schützen. Mehr zum Portfolio und mehr Hintergründe zum Geschäftsbereich erläutern Frank Kaptain, Geschäftsführer Business Segment Pedestrian Germany, und Stephan Stephani, Business Development Manager DACH Security Entrance Control, Assa Abloy Entrance Systems.


GIT SICHERHEIT: Herr Kaptain, Herr Stephani, mit der Security Entrance Control betritt Assa Abloy ein neues Geschäftsfeld. Hauptsitz des Geschäftsbereichs ist Wuppertal. Geben Sie uns zunächst einmal ein paar Hintergründe zur Entstehung und zum Aufbau des Unternehmens?
Frank Kaptain: Seit unserer Gründung im Jahr 1994 haben wir durch eine Kombination aus organischem Wachstum und fast 400 Übernahmen erfolgreich expandiert. Diese beeindruckende Reise hat uns zum weltweit führenden Anbieter von Zugangslösungen gemacht. Im Rahmen der Assa Abloy-Wachstumsstrategie wird das Geschäftsfeld Security Entrance Control im Business Segment Pedestrian weiter ausgebaut. Mit rund 400 Mitarbeitern an drei Standorten in Deutschland, Wuppertal, Dieburg und Ettenheim entwickeln, produzieren und vertreiben wir unsere Produkte in Deutschland. Zudem bieten wir unseren Kunden mit insgesamt 200 Servicemitarbeitern und 160 Servicetechnikern einen großartigen Service. Unser Produktbereich Security Entrance Control umfasst ein erweitertes Portfolio an Personenvereinzelungsanlagen: Drehsperren, Drehkreuze und Sensorschleusen etc. Mit dem Ausbau des Geschäftsfeldes Security Entrance Control und dem erweiterten Produktportfolio werden wir unsere Wachstumsstrategie fortsetzen und neue Märkte erschließen.

Ihre Konzernschwester Assa Abloy Sicherheitstechnik hat Zutrittskontrollsysteme im Angebot – hätten die Personenvereinzelungssysteme diesen Teil des Portfolios nicht gut ergänzen können?
Stephan Stephani: Sicherlich gibt es Schnittstellen zu der elektronischen Zutrittskontrolle innerhalb des Konzerns. Die Systeme sind aber grundsätzlich offen und kompatibel mit allen Zutrittskontrollsystemen. Technisch sind die Personenvereinzelungssysteme sehr eng mit Automatiktüren verwandt und daher diesem Bereich zugeordnet. So wird z.B. in der neusten Entwicklung, dem SG Expression, bewährte Technik aus den Automatiktüren eingesetzt. Antrieb und Steuerung stammen aus dem etablierten Drehflügelantriebsprogramm, die Sensorik aus dem vielfach eingesetzten Anti-return Gates FlipFlow, das man von gesicherten Bereichen auf Flughäfen kennt. Gleiches gilt für Montage und Service. Während die Opening Solutions eher elektronisch unterwegs ist, setzen wir schweres Gerät bei der Montage ein. Mit insgesamt mehr als 200 Technikern in Montage und Service können wir erstklassige Dienstleistungen anbieten. Aber natürlich arbeiten wir auch mit Kollegen aus der Sicherheitstechnik zusammen und setzen die Flucht- und Rettungswegtechnik an unseren Anlagen ein.
Assa Abloy erweitert das Thema Personenvereinzelung zu einem neuen Geschäftsfeld. Um es uns noch mal deutlich zu machen: Könnten Sie das zunächst einmal definitionsmäßig genau von anderen automatischen Türanlagen abgrenzen? Was macht es aus Ihrer Sicht so vielversprechend?
Frank Kaptain: Automatiktüren begegnen uns im täglichen Leben und jeder hat wahrscheinlich schon mal eine Tür von Assa Abloy genutzt – im Discounter, in der Apotheke oder in einer Bäckerei. Diese Türen öffnen und schließen im Tagbetrieb automatisch und sorgen für ein gleichbleibendes Klima im Gebäude. In der Nachtverriegelung schützen Sie vor Einbrüchen. Auch in Bürogebäuden werden Automatiktüren z.B. im Haupteingang eingesetzt. Wie auch immer die Situation aussieht, mit Security Entrance Control Produkten bieten wir Sicherheitskontrollen, die vollständig auf das Gebäude zugeschnitten werden können - egal ob es sich um Karusselltüren, Sicherheitsportale, Drehkreuze, etc. handelt. Sie alle sind für Szenarien konzipiert, in denen Sicherheit nicht verhandelbar ist. Die Steuerung der Mitarbeiter- und Besucherströme durch gesicherte Bereiche ist entscheidend für die Gewährleistung von Sicherheit und Schutz. Und mit erstklassigem Design, Installation und Wartung ist Ihr Eingang für die Zukunft gerüstet.
Stephan Stephani: Eine Automatiktür kann man im Tagbetrieb in der Regel frei passieren, um ins Gebäude zu gelangen. Personenvereinzelungsanlagen dienen der Sicherheit und lassen nur berechtigte Personen passieren. Hier unterscheiden sich die Einsatzzwecke. Pro Freigabe, z.B. über einen Kartenleser, wird nur eine Person eingelassen. Auch Durchtritte von der Gegenseite werden verhindert, um keine Personen einschleusen zu können. Je nach Sicherheitsanforderungen wird unterschieden zwischen einfacher Vereinzelung durch Drehsperren, Drehkreuze und Sensorschleusen und strikter Vereinzelung durch Schleusen und Sicherheitskarusselltüren. Die Einsatzbereiche sind hier vielfältig. Nehmen wir als Beispiel eine Hauptverwaltung eines Unternehmens. Nach der Automatiktür werden einfache Vereinzelungssysteme eingesetzt, die zum einen dafür sorgen, dass nur berechtigte Personen passieren können, zum anderen aber entsprechend schnell arbeiten, um hohe Personenströme in Stoßzeiten zu bewältigen. Diese Systeme werden in der Regel bewacht eingesetzt, z.B. neben einer Rezeption. In höhere Sicherheitsbereiche hat nur ein begrenzter Mitarbeiterkreis Zutrittsrechte, wie z.B. in das Rechenzentrum. Hier werden dann strikte Vereinzelungssysteme eingesetzt, die eine hohe Sicherheit bieten und z.B. mit biometrischen Erkennungssystemen kombiniert werden. Der Personendurchsatz spielt hier eine untergeordnete Rolle.
Ihr Flaggschiff ist die Sensorschleuse SG Expression, die Sie kürzlich auf der Bau 2025 in München präsentiert haben (GIT SICHERHEIT berichtete). Stellen Sie es uns bitte noch einmal kurz vor?
Stephan Stephani: Das SG Expression ist ein Speedgate bzw. eine Sensorschleuse in einem einmaligen Design. Auf den ersten Blick wirkt es wie eine schnelle Tür, wie der Name Speedgate vermuten lässt. Doch dahinter steckt viel mehr. Durch die verdeckt eingebaute Sensorik wird erkannt, ob eine unberechtigte Person folgt oder ein Eintrittsversuch aus der Gegenrichtung erfolgt. In diesem Fall wird ein optischer und akustischer sowie elektronischer Alarm ausgegeben und die Türen schließen. Dank des integrierten Unfallschutzes können die Türen zwar nicht schließen, solange die Sicherheitszone belegt ist, aber die Alarmierung ermöglicht das Eingreifen von Sicherheitssystemen, bis hin zur gezielten, ereignisgesteuerten Videoaufschaltung. Je nach Gehäuselänge sind bis zu 15 Sensoren verbaut, die höchste Sicherheit gewährleisten und Gebäude vor unberechtigten Personen schützen. Mit den verschiedenen Breiten und Sperrhöhen können die Anlagen entsprechend den Anforderungen des Einsatzgebietes konfiguriert werden. Ein schmaler Durchgang bietet höchste Sicherheit, ein breiter Durchgang wird für barrierefreie Zugänge benötigt und der extra breite Durchgang wird gegebenenfalls für Fluchtwege erforderlich.
15 Sensoren – das klingt üppig. Können Sie die eingesetzte Technologie etwas näher beschreiben?
Stephan Stephani: Als Sensoren werden Lichtschranken mit Sender und Empfänger eingesetzt. Im oberen Bereich unter der Gehäuseabdeckung sind Lichtschranken hintereinander angeordnet. Ein Algorithmus erkennt, ob es sich um eine Person handelt oder ob eine zweite unberechtigte Person folgt. Bucht eine zweite Person, so erkennen die Sensoren auch dies und halten den Durchgang direkt geöffnet. Dadurch ergibt sich dann auch der hohe Personendurchsatz von bis zu 40 Personen je Minute. Die Türgeschwindigkeit spielt eine untergeordnete Rolle. Der hohe Personendurchsatz wird durch die Sensorik und die Speicherung von Freigaben erreicht. Die Sensoren erkennen ebenfalls, wenn eine Person aus der Gegenrichtung versucht einzutreten. Alle Anomalien im Bewegungsablauf werden erkannt und alarmiert. Im unteren Bereich sind wiederum Sensoren als Unfallschutz nach DIN EN 17352 installiert. Der Personenschutz hat auch bei Personenvereinzelungsanlagen höchste Priorität. Hier kommt uns die Erfahrung aus dem Automatiktürbereich zu Hilfe, bei dem der Unfallschutz ebenfalls höchste Priorität hat. An den Gehäuseenden gibt es dann wiederum noch Sensoren für die frühzeitige Öffnung, z.B. bei freiem Ausgang. Die Steuerung verknüpft die Informationen aller Sensoren.
Diese vielen Sensoren müssen auch irgendwo untergebracht werden. Macht das den Designern das Leben schwer?
Stephan Stephani: [Lacht] Den Designern weniger. Die Konstrukteure hatten da schon mehr zu kämpfen. Schließlich galt es, die Sensoren so unauffällig wie möglich zu installieren und die engen Platzverhältnisse des Gehäuses zu berücksichtigen. Dies war eine echte Herausforderung, da die bisherigen Sensoriken, z.B. im Anti-return Gate FlipFlow, immer sehr viel Platz für den Einbau hatten. Daher wurde verschiedenste Modelle getestet, bis es zu der endgültigen Ausführung kam.
Womit punktet diese Lösung im Vergleich mit den Angeboten Ihrer Wettbewerber?
Frank Kaptain: Mit unseren SEC-Produkten und ganz besonders mit unseren neuen Speedgates setzen wir neue Designmaßstäbe in der Branche. Für Architekten und Endkunden sowie Nutzer bieten wir mit unseren neuen Designmerkmalen eine neue Erlebniswelt.
Stephan Stephani: Neben den beschriebenen Büroeingängen sind Einsatzbereiche vielfältig. Eingänge zu Fitness Zentren, Wellness Bereiche, Kongresszentren, Museen, Ausstellungen und natürlich Flughäfen. Die Sonderbauform BG100 ist speziell für den Einsatz in Flughäfen konzipiert und wird mit einer integrierten Gesichtserkennung ausgestattet. Gerade bei Lounge Zugängen spielt das Design eine große Rolle. Aber selbst in Toiletten tritt erhält das Ambiente eine immer größere Rolle. Die Zeiten als Toiletten noch frei waren erscheinen aus heutiger Sicht als das Paradies. Doch wer sich noch an die Toiletten von damals erinnern kann, der ist wahrscheinlich froh, wenn man sich die heutige Sauberkeit in Toiletten ansieht. Auch der Gang zum Geschäft wird heutzutage nicht mehr nüchtern und steril gestaltet.
Wir sprachen jetzt viel über SG Expression – aber Ihr Portfolio ist ja noch umfassender?
Stephan Stephani: Neben dem SG Expression als farbenfrohe Design Variante gibt es noch zwei weitere Speedgates in Edelstahlausführung. Die Edelstahlvarianten sind eher für den Einsatz in rauer Umgebung konzipiert, aber auch für höhere Sicherheitsansprüche. Mit bis zu 24 Sensoren bietet das Assa Abloy SG200 die höchste Sicherheit. Das Sortiment umfasst eine komplette Serie mit allen Optionen und Zubehör. Neben den klassischen Drehsperren und Drehkreuzen auch die zugehörigen Schwenktüren als Nebentür für Besucher und Rollstuhlfahrer. Die Drehkreuze sind mit Fahrraddurchlass lieferbar. Sicherheitskarusselltüren, Portale (Schleusen) und Anti-retun Gates runden das Portfolio ab.
Welche Pläne verfolgen Sie in absehbarer Zeit auf dem DACH-Markt? Und wird es auch noch weitere Produktneuheiten geben?
Frank Kaptain: Im Laufe der Jahre haben wir fast 400 Akquisitionen getätigt und uns mit vielen Unternehmen zusammengeschlossen, deren Gründer den gleichen Pioniergeist und die gleiche Vision hatten: Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die unerfüllte Bedürfnisse erfüllen und den Menschen zu einem sichereren und besseren Leben verhelfen. Das ist es, was wir auch heute noch tun. Wir werden unsere Wachstumsstrategie fortsetzen, neue Sicherheitslösungen und Kundenmehrwerte ermöglichen.


Meist gelesen

Stärker in der Gruppe – Interview mit Freihoff-Geschäftsführer Frank Pokropp
Die Freihoff Gruppe deckt ein weites Lösungsspektrum ab – von der Einbruchserkennung und Videoüberwachung über Brandmeldesysteme und Perimeterschutz bis zur Zutrittskontrolle und Sprachalarmsystemen.

KRITIS-Dachgesetz tritt in Kraft: Welche Herausforderungen sich jetzt ergeben – und welche Chancen
Zu Beginn des Jahres 2025 soll das KRITIS-Dachgesetz in Kraft treten. Das bedeutet für KRITIS-Unternehmen, dass diese in Zukunft strenge Vorgaben zum Schutz ihrer Einrichtungen erfüllen müssen.

VDMA-Einheitsblatt 24994: Erster einheitlicher Prüfstandard für die Zertifizierung von Lager-/Ladeschränken für Lithium-Ionen-Akkus
Mit dem VDMA-Einheitsblatt 24994 gibt es seit August vergangenen Jahres erstmals eine Grundlage für einen einheitlichen Prüfstandard im Bereich von Lager- bzw. Ladeschränken und -einrichtungen für Lithium-Ionen-Akkus.

Brandschutz und Digitalisierung im Gebäude: VdS-Merkblatt 6024 wird zur VdS-Richtlinie
Das VdS Merkblatt 6024 „Brandschutz elektrischer Geräte in sensiblen Bereichen“ trägt zu mehr Orientierung und bundesweiten Standards bei. Ein Beitrag von Heike Siefkes, VdS Schadenverhütung in Köln.

VIP-Interview: Dr. Alexandra Forster, Konzernsicherheit Bayer
GIT SICHERHEIT im Interview mit Dr. Alexandra Forster, Leiterin Konzernsicherheit bei der Bayer AG.