Sicherheitstrends: Interview mit Tyco-Geschäftsführer Werner Kühn

Tyco Integrated Fire and Security entwickelt, installiert und wartet ­Sicherheitssysteme für Behörden, Geschäfts- und Privatkunden. Man ist nah dran am Markt - und hat kürzlich ein...

Werner Kühn ist Geschäftsführer der Tyco Fire & Security Holding Germany...
Werner Kühn ist Geschäftsführer der Tyco Fire & Security Holding Germany GmbH mit Sitz in Ratingen (NRW). In der Funktion hat Kühn die Gesamtverantwortung für das deutsche Geschäft und koordiniert alle deutschen Tyco Gesellschaften.

Tyco Integrated Fire and Security entwickelt, installiert und wartet ­Sicherheitssysteme für Behörden, Geschäfts- und Privatkunden.
Man ist nah dran am Markt - und hat kürzlich eine Untersuchung ­gestartet, um die wichtigsten Trends für die kommenden Jahre zu identi­fizieren. GIT-SICHERHEIT.de nahm dies außerdem zum Anlass, um mit Deutschland-Chef Werner Kühn zu sprechen - über kritische Infrastrukturen, öffentlich-private Partnerschaften und sichere Versorgungs­wege.

GIT-SICHERHEIT.de: Wichtige Lebens- und Versorgungsadern wie das Gesundheits- und Finanzwesen oder die Energie- und Transportwirtschaft sind immer stärker miteinander vernetzt. Welche Hauptbedrohungen für diese kritischen Infrastrukturen (KRITIS) sehen Sie?

Werner Kühn: Weltweit ist die Verletzlichkeit unserer Gesellschaft enorm gestiegen. Die Gründe hierfür sind unter anderem die wachsende Abhängigkeit und Vernetzung nahezu sämtlicher Lebens- wie Arbeitsbereiche von und mit kritischen Infrastrukturen. Denken Sie allein an die Folgen, die ein Tag ohne Strom und Internet verursachen würde. Angesichts dieser veränderten Situation gibt es drei wesentliche Risikofelder für unsere Versorgungsinfrastrukturen: Naturereignisse, Systemausfälle aufgrund technischen oder menschlichen Versagens sowie Gefahren durch Kriminalität, Krieg und Terrorismus. Sie alle können unser gewohntes wirtschaftliches und gesellschaftliches Leben teilweise, wenn nicht sogar ganz zum Erliegen bringen. Hinzu kommen Entwicklungen wie Demografischer Wandel, Energieknappheit und die fortschreitende Konvergenz von Systemen.

Laut dem Bundesministerium für Inneres (BMI) befinden sich in Deutschland etwa vier Fünftel der kritischen Infrastrukturen in ­privatwirtschaftlicher Verantwortung. Wo ­sehen Sie den Handlungsbedarf für diese Unternehmen in puncto Infrastruktur-Sicherheit?

Werner Kühn: Zunächst ist zu sagen, dass die Rahmenbedingungen für Schutzstandards und deren Einhaltung gesetzlich festgelegt sind. Hierzu werden fortlaufende Gefährdungsanalysen sowie Monitoring von Störfällen und anderen Ereignissen im In- und Ausland durchgeführt. Nehmen Sie zum Beispiel den Nationalen Plan zum Schutz der Informationsinfrastrukturen (NPSI) mit dem darauf aufbauenden Umsetzungsplan KRITIS (UP KRITIS). Die entscheidende Rolle bei der Umsetzung spielt eine enge partnerschaftliche Kooperation zwischen der öffentlichen Hand, der freien Wirtschaft und der Forschung und Wissenschaft. Ziel jeglicher Handlung sollte sein, gemeinsam Strukturen und Maßnahmen zur Krisenprävention und -bewältigung kontinuierlich zu analysieren und weiterzuentwickeln. Nur im Schulterschluss können wir ein sicheres, zuverlässiges und leistungsfähiges Versorgungsnetz schaffen und aufrechthalten. Hier sehe ich uns alle in der Verantwortung, aktiv im Sinne der Sicherheit zu handeln.

Können Sie hierzu Beispiele nennen?

Werner Kühn: Eine interessante Möglichkeit sind in dem Kontext öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) wie die Justizvollzugsanstalt Bremervörde als erste teilprivatisierte JVA in Niedersachen. Wir von Tyco haben im Rahmen dieser Partnerschaft zwischen der Öffentlichen Hand und privatrechtlich organisierten Betreibern ein umfassendes Paket mit integrierten Sicherheitssystemen implementiert.

Bleiben wir beim Stichwort Sicherheitsindus­trie: Welche Aufgaben übernimmt die Branche beim Schutz kritischer Infrastrukturen?

Werner Kühn: Risikoanalysen, Strategien und moderne Technologien sind für den Schutz unserer Transport- und Versorgungsnetze ohne Zweifel unentbehrlich. Jedoch ist hier nicht mehr nur die jeweilige technische Lösung wichtig, sondern die Schutzziele, für die sie genutzt werden soll. Sicherheitsunternehmen generell und Technologieanbieter im Speziellen müssen daher heute in einem viel stärkeren Maße als früher das gesamte Projekt im Blick haben. Sicherheit ist also längst kein einzelnes Produkt mehr, sondern Teil von vielfach sehr komplexen Systemen. Übergreifende Plattformen mit standardisierten Schnittstellen und individualisierten Bedieneroberflächen ermöglichen hier einen anwenderorientierten, ganzheitlichen Ansatz. Grundsätzlich sollten sich die Investitionen der Kunden für Technologien und Lösungen an der aktuellen Situation und dem Bedarf ausrichten, aber auch globale Entwicklungen mit ins Kalkül nehmen.

Wie kann so etwas aussehen?

Werner Kühn: Für eine umfassende Sicherheitslösung werden heute Bausteine aus ganz unterschiedlichen Bereichen intelligent miteinander verknüpft. So vernetzen sich klassische Sicherheitskomponenten mit gewerkefremden Technologien. Dazu zählen Sensoren, IP-basierte und multispektrale Netzwerk-Kameras oder Authentisierungsverfahren über RFID. Wir setzen daher auf Skalierbarkeit und offene Systemarchitekturen. Für ökonomisch handelnde KRITIS-Unternehmen gewährleisten wir damit eine hohe Zukunftsfähigkeit der Anlagen im Sinne von mehr Schutz, Prozesseffizienz und Rentabilität. Hier liegt ein klarer Mehrwert für den Anwender.

Was unternimmt Tyco, um Versorgungswege zu schützen?

Werner Kühn: Wir unterstützen in fast allen Bereichen. Erstens durch unsere Technik. So ermöglichen wir zum Beispiel mit intelligenten, digitalfunkfähigen Leitstellenmanagement-Systemen, dass in Katastrophensituationen eine schnelle Rettung von Menschen möglich ist. Wir sichern mit Zutrittskontrolle und Videoüberwachung Flughäfen auf der ganzen Welt ab; im Bereich Gesundheitswesen helfen unsere Sicherheits- und Kommunikationslösungen sowie Schutzsysteme für Desorientierte, den Betriebsalltag in Klinik- und Pflegeeinrichtungen sicherer und effizienter zu gestalten. Hier ist auch Brandschutz ein zentrales Thema, für das wir uns stark machen. In puncto Lieferkettensicherheit begleiten wir unsere Kunden aus dem Handelssegment und der Logistik mit integrierten Security- und Store Performance-Lösungen; hier reicht die Spannweite von der RFID-basierten Waren-, Lager- und Transportsicherung bis zum modernen Omnichannel. Zweitens: Wir verbessern die Qualität und Effizienz vorhandener Anlagen durch unsere Dienstleistungen, etwa durch LifeCycle Management. Und drittens: Unsere Ingenieure verfügen über die notwendige Expertise in allen Branchen. Entscheidend und einzigartig ist für uns, dass wir alle Leistungen aus einer Hand anbieten, ohne „Third Party".

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Deutschland

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