Störfallmanagement im öffentlichen Verkehrssystem
Über hundert sicherheitsrelevante Zwischenfälle können sich in größeren öffentlichen Verkehrssystemen täglich ereignen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Typische Beispiele si...
Über hundert sicherheitsrelevante Zwischenfälle können sich in größeren öffentlichen Verkehrssystemen täglich ereignen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Typische Beispiele sind Gewalttätigkeit, Taschendiebstahl, verletzte Passagiere, verloren gegangene Kinder, Graffitisprayer und vieles mehr. Viele Verkehrsbetriebe setzen unter anderem Videoüberwachung ein, um die Sicherheit von Personen, der Infrastruktur sowie den Verkehrsmitteln zu ermöglichen. Über den Stand der Dinge informiert Jan Engelschalt, Business Development Manager Transportation bei Axis Communications.
Die Videoüberwachung durch die Verkehrsbetriebe beschränkte sich lange Zeit auf forensische Zwecke - also auf die Auswertung von Videomaterial nach einem Zwischenfall. Die Kameras wurden oftmals lediglich zur Dokumentation von Geschehnissen verwendet. Inzwischen eröffnet die digitale Videotechnologie weitere Einsatzmöglichkeiten. Video in Echtzeit erlaubt es, bereits bei Erkennen eines Zwischenfalls Maßnahmen einzuleiten. In einigen Städten setzen Verkehrsbetriebe diese Art von Überwachung jetzt schon ein.
Sowohl die Hersteller von Physical Security Information Management-Software (PSIM) als auch Video Management Systemen (VMS) bieten professionelle Störfall-Managementmodule an, die sich mit modernen, digitale Kamerasystemen integrieren lassen. Diese Entwicklung wird von einem allgemeinen Trend unterstrichen, bisher getrennte Bereiche, wie Brandschutz, Zutrittskontrolle und Videoüberwachung in einem gemeinsamen System zu integrieren. Wichtig dabei ist, dass diese Systeme alle auf Netzwerk- und IP-Technologien mit offenen Standards basieren.
Automatische Erkennen von Zwischenfällen
Der Technologiebereich der modernen Videoanalyse bzw. intelligenten Videoüberwachung hat sich erheblich weiterentwickelt und wurde in letzter Zeit immer robuster und ausgereifter. Diese Möglichkeiten können nun direkt in intelligente Überwachungskameras integriert werden. So alarmieren Kameras automatisch die Sicherheitszentrale, wenn zum Beispiel unautorisierte Personen Gleise betreten oder sich in Bus-Depots oder Tunneln aufhalten. Moderne Videoanalyse-Algorithmen finden ebenso Anwendung in sehr lichtempfindlichen Kameras wie Wärmebild-Kameras. Damit sind diese rund um die Uhr einsetzbar, egal ob es sich um sehr schlechte Lichtverhältnisse oder fast völlige Dunkelheit handelt.
Übertragung von Live-Videos an mehrere Nutzer
Ein netzwerkbasiertes Videoüberwachungssystem ist eine ideale Plattform, um Live-Videoaufnahmen während eines Zwischenfalls an Ersthelfer und Nothilfe-Koordinatoren zu übertragen, die sich so ein Bild machen können, was vorgefallen ist. Diese Art von Echtzeit-Informationen ist sehr wertvoll, um aus der Ferne helfen zu können. Sie erlaubt eine Beurteilung und Priorisierung des jeweiligen Zwischenfalls, ein besseres und effektiveres Ressourcen-Management und eine angemessene Reaktion.
Sobald die Sicherheitszentrale bzw. die Ersthelfer einen Alarm empfangen - ob von einem Feuermelder, einem Sicherheitsbeamten oder einem panischen Passagier - müssen sie eine Entscheidung treffen, welche Maßnahmen sie ergreifen. Der Zugang zu Live-Videobildern vom Ort des Geschehens erleichtert es die richtigen Entscheidungen für eine angemessene Reaktion zu fällen. Das hilft nicht nur dabei, den Zwischenfall schneller zu lösen, sondern stellt auch sicher, dass das so kosteneffizient wie möglich geschieht.
Besonders hilfreich ist, dass die Videobilder auch auf mobilen Geräten zur Verfügung stehen. Dies ist möglich, da von einer Netzwerk-Kamera mehrere Videoströme gesendet werden können. Das Sicherheitspersonal ist somit kabellos mit dem Ort des Geschehens verbunden und kann mitverfolgen, wie sich die Situation entwickelt, welche Personen in den Zwischenfall involviert sind, etc. Zudem besteht die Möglichkeit, den bereits anwesenden Sicherheitsfachleuten erste Anweisungen zu geben, beispielsweise einen freien Zugang für Polizei, Rettung etc. zu schaffen.
Aufrüstung älterer Sicherheitssysteme
Wenn öffentliche Verkehrsbetriebe planen, ältere Sicherheitssysteme nachzurüsten, sollten sie auf ein zentralisiertes Sicherheitssystem mit Echtzeit-Funktionen setzen. Das Ziel sollte sein, das gesamte Verkehrssystem mit einem zentralen Sicherheitszentrum zu verbinden. So kann der Verkehrsbetrieb bei auftretenden Zwischenfällen effizient reagieren. Solche Systeme können schrittweise eingeführt und über die Zeit dann an neue Stationen, Depots und Flotten hinzugefügt werden.
Es bietet viele Vorteile für öffentliche Verkehrsbetriebe in Systeme mit offenen Standards zu investieren. Der Grund: Dies garantiert eine zukunftssichere, skalierbare und kosteneffiziente Lösung. Moderne Netzwerk-Kameras liefern eine gestochen scharfe Bildqualität in HDTV, sogar bei sehr schlechten Lichtverhältnissen. Das erlaubt eine schnelle visuelle Identifizierung des Zwischenfalls und den Einsatz angemessener Ressourcen. Die Bildqualität spielt auch eine große Rolle, wenn das Videomaterial als Beweis vor Gericht dienen soll. Besonders hilfreich als Leitfaden ist hier die DIN EN 50132-7 „Alarmanlagen - CCTV-Überwachungsanlagen für Sicherheitsanwendungen".
Die Fortschritte in der Videoanalyse ermöglichen eine frühe Erkennung eines Zwischenfalls und stellen eine kosteneffiziente Alternative zu patrouillierenden Sicherheitsbeamten dar. Ein modernes Störfallmanagement-System deckt den gesamten Ereignisablauf ab: von der Erfassung über die Priorisierung, Reaktion, erneuten Priorisierung bis hin zur Untersuchung und Nachverfolgung.
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