Voller Fokus auf exzellente Hardware für Sicherheit und Medical Vision
Im Juli gaben Panasonic Europe und Panasonic System Communications Company Europe die Übertragung ihres europäischen Sicherheits- und Industrial Medical Vision (IMV)-Geschäftsbereichs in ein neu gegründetes unabhängiges Unternehmen, i-PRO EMEA, bekannt.
Das neue Unternehmen wird offiziell ab dem 1. Oktober 2021 als Teil der in Japan ansässigen i-PRO Co. Ltd.* seine Geschäftstätigkeit aufnehmen und seinen Hauptsitz in Amsterdam haben. Wir hatten die Gelegenheit, mit Gerard Figols, Präsident von i-PRO EMEA, und Mathias Glock, Teamleader DACH über den Start und Aufbau des neuen Unternehmens, das Portfolio und die Zukunft zu sprechen.
GIT SICHERHEIT: i-PRO EMEA baut auf solidem Grund. Können Sie uns einige Hintergrundinformationen zum Erbe und den Wurzeln des neuen Unternehmens geben?
Gerard Figols: Panasonic hat das Sicherheits- und IMV-Geschäft über mehr als 60 Jahre aufgebaut und gibt i-PRO EMEA die Basis, auf der wir nun aufbauen. Dieser ausgezeichnete Ruf für herausragende Bildqualität sowie Produktzuverlässigkeit wird unsere Grundlage sein; allerdings wird uns die Trennung der Bereiche von Panasonic auch gleichermaßen ermöglichen, ein Unternehmen zu schaffen, das spezialisiert und auf die Geschäftsfelder Sicherheit und IMV zugeschnitten ist, und den heutigen Marktbedürfnissen entspricht. Wir sind sehr dankbar für und stolz auf die Basis, auf der wir nun aufbauen können, und freuen uns noch mehr darauf, das bisher Erreichte weiter zu entwickeln.
Wie kam es zur Entscheidung, die neue Gesellschaft i-PRO EMEA zu gründen?
Gerard Figols: Die Gründung von i-PRO EMEA setzt den Ansatz fort, global die Geschäftsbereiche Sicherheit und IMV von Panasonic zu trennen, um in der Lage zu sein, sich in dem vom Markt geforderten Tempo an die aktuellen Marktbedürfnisse unserer Branche anzupassen und mehr Flexibilität zu bieten. Diese Neu-Ausrichtung begann 2019, als i-PRO Co. Ltd.* in Japan gegründet wurde und seitdem schon unsere Produkte unter Einhaltung der identischen Qualitätsmanagementkriterien wie zuvor auch herstellt.
Um die volle Wirkung und den Nutzen einer globalen i-PRO-Strategie und eines globalen Netzwerks zu nutzen, haben wir beschlossen, dass es nun auch für den europäischen Markt der richtige Zeitpunkt ist, hier ein spezialisiertes Unternehmen für Sicherheit und IMV zu haben und die notwendigen Investitionen zu tätigen, um näher an unsere Partner und ihre Anforderungen heranzurücken, um das Geschäft zusammen mit ihnen auszubauen.
Wie sehen Sie den Übergang von Panasonic zu i-PRO EMEA, es ist ein großer Schritt und bringt sicherlich Herausforderungen neben den Chancen mit sich?
Gerard Figols: Wir sind sehr zufrieden mit dem Fortschritt des neuen i-PRO-Standorts im Zentrum Europas. Die Gründung von i-PRO EMEA ist ein wichtiger Schritt in Richtung des weiteren Wachstums. Wir werden sicherstellen, dass das Geschäft während der gesamten Übergangszeit reibungslos weiterläuft, ohne dass es zu Unterbrechungen oder signifikanten Änderungen bei der Lieferung von Produkten oder bei der Pre- und Post-Sales-Support, den Kunden vom Hersteller ihrer Wahl erwarten können – und wenn, dann nur auf positive Weise. Außerdem bleiben alle Geschäftskontakte bestehen; neben dem Transfer des Business, der Mitarbeiter und des Know-hows haben wir außerdem auch begonnen, unsere Organisation zu erweitern und zusätzliche Talente an Bord zu bringen, die uns dabei unterstützen werden, i-PRO EMEA auf die nächste Stufe zu heben und für die Zukunft gerüstet zu sein.
Welchen Nutzen sehen Ihre Partner bei der Zusammenarbeit mit der neuen i-PRO EMEA Company?
Gerard Figols: In der heutigen Zeit verstehen wir mehr denn je, dass Zeit kostbar ist und absolut rar ist. Und das ist es, was wir anpacken und adressieren wollen, die Time-to-Market und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kunden, basierend auf dem Grundsatz von i-PRO EMEA als führendem Hersteller: die richtigen Produkte zur richtigen Zeit und zum richtigen Preis zu haben.
Um die richtigen Produkte zu haben, werden wir kürzere Entwicklungszeiten implementieren, um die neueste verfügbare Technologie auf den Markt zu bringen. Um die Produkte zur richtigen Zeit zu haben, werden wir die Produktions- und Lieferzeiten verkürzen. Und nicht zuletzt der richtige Preis: Unser Ziel ist es, dass unsere Produkte vom Markt als Produkte mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis anerkannt werden. All diese drei Aspekte bilden die wichtigsten Säulen der i-PRO EMEA Wertversprechens.
Viel wichtiger als das, was wir tun werden, ist jedoch, wie wir es tun, und unsere Ambitionen erreichen: 1. Wir werden eine schnelle Belieferung mit On-Demand-Fertigung implementieren 2. Wir sind bereits dabei zusätzlich in eine agile Organisation zu investieren, um das Channel-Business zu revitalisieren und 3. und wir stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit als Unternehmen insgesamt.
Insgesamt profitieren unsere Partner also von mehr Produkten in kürzerer Zeit und bei einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, einer schnellen Produktverfügbarkeit in der EMEA-Region sowie einer soliden und gegenseitigen Partnerschaft auf Augenhöhe, um das Geschäft in Zukunft gemeinsam auszubauen.
Was steht zuerst auf Ihrer Agenda und die Richtung dahinter für i-PRO EMEA?
Gerard Figols: Im Moment? Sehr viel (lacht). Aber mein Fokus liegt als erstes darauf, die Denkweise und Wahrnehmung im Markt zu ändern. Panasonic hat einen Ruf auf dem Markt als zuverlässige Marke mit qualitativ hochwertigen Produkten, aber wir wollen viel mehr sein als das. Wir wollen flexibel in unserem Denken, mutig in unseren Ambitionen und aufrichtig in unseren Initiativen sein, mit dem Ziel eines guten Preis-Leistungs-Verhältnis im Einklang mit den i-PRO-Werten.
Um diesen zu folgen, dürfen wir nie das wichtigste Kapital für uns, unsere Partner und Kunden, vergessen. Wir müssen näher bei ihnen sein, ihnen noch mehr zuhören, auf ihre Bedürfnisse eingehen und schnell neue Lösungen finden, die diesen Anforderungen und Herausforderungen entsprechen, um der Partner ihres Vertrauens zu werden und gemeinsam dazu beitragen, eine sicherere und friedlichere Welt zu schaffen.
Um dies zu erreichen, wollen wir eine Start-up-Mentalität innerhalb eines globalen i-PRO-Unternehmens (Konzerns) umsetzen. Hierzu holen wir neue Leute an Bord, die den Wandel dieses Mindsets unterstützen und sicherstellen, dass wir genau dieses spezialisierte Unternehmen werden, das unsere Partner und den Markt so unterstützt, dass wir gemeinsam unser gesamtes Potenzial entfalten können.
Zurück zum bestehenden i-PRO Produktportfolio. Können Sie uns hierzu einen Überblick inklusive weiterer Expansionspläne geben?
Mathias Glock: Unser Ziel ist es, die KI-fizierung des Marktes für Überwachungskameras anzuführen, indem wir KI zum neuen Standard machen. Aus diesem Grund haben wir begonnen, unser KI-Modul standardmäßig in unsere neue S(tandard)-Serie aufzunehmen, unser mittleres Line-up, die der Markt bereits seit vielen Jahren kennt. Aktuell haben wir 8 neue Modelle mit KI-Funktionen im Angebot, und planen die Anzahl der Kameras in diesem Bereich in den nächsten 6-12 Monaten zu verdreifachen, weil wir überzeugt sind, dass KI die Videoüberwachungswelt revolutionieren wird, und wir Unternehmen standardmäßig den Zugang zu den Vorteilen von KI ermöglichen möchten.
Der größere Bruder unserer Standard-Reihe ist die X-Serie als oberstes Ende unseres Portfolios, die Kameras für spezialisiertere Nischenanwendungen beinhaltet, die in den extremsten Umgebungen und mit den leistungsstärksten Prozessoren zum Einsatz kommen, um komplexe Lösungen mit höchsten Anforderungen abbilden zu können. Der kleine Bruder ist die U-Serie, die immer noch alle ursprünglichen i-PRO-Qualitäts- und Zuverlässigkeitsversprechen beibehält, und mit allen Basisfunktionalitäten ausgestattet ist, um preissensible Installationen bei denen keine KI-Fähigkeit gefordert ist, zu adressieren.
So haben wir entsprechend der Anforderungen jedes Partners, für alle Projektanforderungen eine geeignete Lösung, die zu entsprechenden Anwendungen und auch dem Kundenbudget passt. Unser Anspruch ist es, Hardware so generell zu konzipieren, dass sie unter den rauesten und herausforderndsten Bedingungen funktioniert, wobei unsere einzigartigen Technologien zur Qualitätsverbesserung, wie der Dehumidifier (eingebauter Kamera-Entfeuchter), Korrosionsschutz gegen Salzluft und ClearSight-Coating (Lotusblüteneffekt auf den Kamerakuppeln) verwendet werden, um kristallklare Bildqualität in allen Umgebungen und besonders bei schwierigen Witterungen, und Produktlanglebigkeit zu gewährleisten.
Insgesamt verstehen wir uns als Hersteller mit mehr als 60 Jahren Branchen-Know-how, überragender Produkt- und Bildqualität, mit Fokus auf dem Schutz von Daten vor externen Zugriffen wie Cyberangriffen zur Einhaltung der DSGVO und innovativer Technologie, die offener KI-Hardware für die Programmierung durch Drittanbieter zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Neben dem bekannten Qualitätsanspruch wollen wir zukünftig dem Markt noch schneller neue und innovative Lösungen zur Verfügung stellen. Um diese gesamte strategische Neuausrichtung und den Entwicklungsprozess, in dem wir uns befinden, zu unterstreichen, wird i-PRO EMEA ab dem 1. April 2022 unsere neue alleinige i-PRO-Produktmarke einführen – mit derselben Qualität, nur unter anderem Namen. Damit soll deutlich gemacht werden, dass wir eine neue Ära einläuten. Die Marke i-PRO steht für innovative Produkte mit höchster Qualität zu attraktiven Preisen.
KI ist zum Schlagwort in der Sicherheitsbranche geworden, und Sie haben erwähnt, dass Sie ein KI-Modul direkt in Ihren neuesten Kameras implementiert haben. Was kann diese Technologie wirklich liefern und wie können Benutzer in Zukunft davon profitieren?
Mathias Glock: Wir haben bereits seit vielen Jahren Erfahrung mit der Implementierung von KI durch FacePRO, unsere hauseigene Gesichtserkennungssoftware, die auf KI-Deep-Learning basiert. Seit Juli 2020 bieten wir aufbauend auf diesem Wissen i-PRO IP-Kameras mit KI-Funktionen an, die direkt in die Kamera verbaut sind, was Bandbreite schont und Kosten bei der Auswertung der Analysen einspart. Im Frühjahr dieses Jahres sind wir noch einen Schritt weiter gegangen und haben KI standardmäßig in unser neues Line-up im mittleren Produktsegment aufgenommen, wodurch nun jedem Geschäftskunden der kostengünstige Zugang zur neuen KI-Technologie ermöglicht wird. Damit erhalten unsere Kunden Produkte mit geringerer Fehlalarmquote, ein erweitertes und genau auf die Bedürfnisse angepasstes Einsatzgebiet, und eine Kamera, die über Softwareerweiterungen jederzeit an neue Herausforderungen angepasst werden kann ohne aufwendigen Hardwaretausch.
Die Analyse auf der Kamera-Hardware bieten mehrere Vorteile gegenüber serverbasierten Systemen. Auf der einen Seite gibt es monetäre Vorteile, denn durch die Verarbeitung der KI in der Kamera können Kosten und Aufwendungen für Serverhardware massiv gesenkt werden. Zudem können sich Infrastrukturkosten vermindern, da mit der neuen Technologie nicht mehr der gesamte Videostream zur Analyse der Daten an zentrale Auswertungsserver gesendet werden muss; wir arbeiten ausschließlich mit den Metadaten der Kamera und benötigen somit weniger Bandbreite im Netzwerk.
Außerdem gibt es die Vorteile der Flexibilität sowie der Zuverlässigkeit. Jede Kamera kann mit ihrem eigenen individuellen, auf die lokalen Anforderungen angepassten Setup konfiguriert werden. Im Falle eines Problems auf der Serverseite kann die Analyse immer noch direkt auf dem Gerät ausführt und somit sichergestellt werden, dass das System voll funktionsfähig bleibt und im „worst case“ Szenario nur Teile der Auswertung betroffen sind.
Am wichtigsten jedoch ist, dass das gesamte System ein hohes Maß an Genauigkeit bietet. Voraussetzung für eine genaue Analytik ist eine hervorragende, kristallklare Bildqualität von der verwendeten Hardware in Kombination mit modernster Softwareanalyse.
Ein ähnliches Konzept wie bei modernen Smartphone-Anwendungen, die ebenfalls auf eine starke, zuverlässige Hardware setzen, damit die eingesetzten Software Applikationen zuverlässig als Ganzes funktionieren können.
Um die Lücke zwischen den enormen Fähigkeiten und Informationen, die KI-fähige Kameras produzieren, zu schließen, haben wir neuerdings auch das Multi-AI-Plug-in auf den Markt gebracht, um dem Kunden so die Verwaltung der Vielzahl von Alarmen, die erzeugt werden, auf eine einfache und übersichtliche Art zu ermöglichen. Hiermit kann der Benutzer die KI-Analysen von mehreren i-PRO-Kameras innerhalb seines Videomanagementsystems einfach und übersichtlich verwalten – sozusagen als Dreh- und Angelpunkt eines gesamten KI-Ökosystems und als weiterer Baustein der KI-fizierungs-Strategie von i-PRO.
Das Gesamtpotenzial von KI ist riesig und muss noch vollständig entdeckt werden, weshalb unsere i-PRO KI-fähigen Kameras offene Systeme sind, was bedeutet, dass unser SDK es jedem Entwickler ermöglicht, seinen eigenen Algorithmus zu entwickeln, der dann auf unseren Kameras läuft. Wir werden uns also auf das konzentrieren, wofür wir aufgrund unserer Branchenerfahrung als Hardware-Spezialisten prädestiniert sind: robuste, offene Netzwerkkameras zu bauen, die in der Lage sind, die für die neuesten KI-Anwendungen erforderlichen Bilder in höchster Qualität zu erfassen, und die anwendungsspezifische Programmierung der innovativen Applikationen den Softwarespezialisten überlassen – wieder ein ähnliches Konzept wie bei Smartphone-Anwendungen.
Wie verändert KI Ihrer Meinung nach die Sicherheitsbranche für die Zukunft?
Mathias Glock: Die Kombination aus künstlicher Intelligenz und offener Kameratechnologie der neuesten Generation wird die Wahrnehmung der Menschen verändern, da die Möglichkeiten grenzenlos sind. Historisch gesehen wollte man früher einen vordefinierten Raum überschauen, aber mit dem wachsenden Maß an Überwachung und leider auch dem Risiko von Terrorismus ermöglichen uns Deep-Learning-KI-basierte Analysen, auf das wahre Potenzial von CCTV zuzugreifen und davon zu profitieren; die Kamera verhält sich eher wie ein Sensor als ein reines Bildgebungsgerät, das das Sicherheitspersonal bei unvorhergesehenen Verhaltensmustern proaktiv benachrichtigen kann. Neue Anwendungen werden automatisch aus dem Boden sprießen, wenn sich dieser Trend fortsetzt, und die aktuelle Rolle der Überwachungskamera sich dadurch verändert.
In Zukunft werden wir diese also nicht nur einsetzen, um vorgegebene Plätze zu beobachten, sondern die Kameras werden einen viel weiteren positiven Einfluss auf unser Leben haben. Zum Beispiel beim Ein- und Ausschalten von Beleuchtung sobald sich ein Mensch nähert oder wieder entfernt, bei der Vorhersage von Staus und der dementsprechend automatischen Umleitung von Fahrzeugen, bei der Öffnung von mehr Kassen, kurz bevor sich eine Warteschlange bildet, oder aber auch beim Erkennen unserer persönlichen Einkaufsgewohnheiten und der Visualisierung, wie wir in der neuesten Outfit aussehen könnten, basierend auf unseren Vorlieben - Anwendungen, die weit außerhalb des traditionellen Verständnis von Sicherheit liegen, bis hinein in alle Aspekte unseres Lebens wie Umweltschutz, Klimaveränderung und als Vorwarnsystem für Naturkatastrophen, wie wir sie gerade erleben.
Umso wichtiger ist uns, dass es nicht nur um das „Größer“ „Schneller“ und „Weiter“ geht, sondern, dass die innovativen Technologien auch entsprechend mitwachsen, und auf den neuesten Sicherheitsstandards beruhen. Und dass die Anbieter von Sicherheitslösungen und insbesondere von KI-Lösungen auch vertrauensvoll mit den hier erhobenen Daten umgehen und Sicherheitsstandards bestmöglich einhalten!
Ich glaube, wir stehen vor einer Explosion von KI-Kameraanwendungen, genau wieder wie bei Smartphone-Anwendungen, auch als großartige Grundlage für die Automatisierung und die Einführung von Industrie 4.0, wo Prozesse von KI-gesteuerten Systemen automatisiert, überwacht und gesteuert werden; und das Team von i-PRO freut sich sehr darauf, eine führende Rolle in dieser Entwicklung zu spielen.
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Ein Beitrag von Wilfried Joswig, Geschäftsführer beim Verband für Sicherheitstechnik VfS.