Wie die Sicherheitsbranche auf stockende Lieferketten reagieren kann
Noch immer fehlen der Produktion wichtige Bauteile wie Halbleiter, die für fast alle Sicherheitssysteme wie Lesegeräte, Bedienfelder, Sensoren und Detektoren unersetzlich sind.
Lieferengpässe durch globale Krisen setzen die Sicherheitsbranche unter Druck. Wenn wichtige Bauteile fehlen, stockt die komplette Produktion. Es gilt, die Situation kreativ zu lösen, zum Beispiel durch eine engere Zusammenarbeit mit lokalen Zulieferern, alternativen Technologien – und viel Geduld. Ein Beitrag von Joshua Freeman, VP Supply Chain Management bei HID Global.
Die Pandemie und ihre Nachwirkungen haben die komplexen Vorgänge globaler Lieferketten auf eine harte Probe gestellt. Noch immer leiden Unternehmen unter wesentlichen Verzögerungen in der Supply Chain. Alle Kettenmitglieder sind voneinander abhängig und müssen nahtlos ineinandergreifen, damit das empfindliche Gebilde funktioniert. Nur ein schwaches Glied bringt den kompletten Ablauf durcheinander.
Die Sicherheitsbranche ist keine Ausnahme bei den Lieferengpässen. Noch immer fehlen der Produktion wichtige Bauteile wie Halbleiter, die für fast alle Sicherheitssysteme wie Lesegeräte, Bedienfelder, Sensoren und Detektoren unersetzlich sind. Es geht dabei nicht nur um Umsatzeinbußen. Funktioniert dieses besondere Geschäftsfeld nicht reibungslos, hat das direkte Auswirkungen auf die Sicherheit von Daten, Gebäuden und Menschen.
Mit der Pandemie hat sich die starke Abhängigkeit vom chinesischen Markt bemerkbar gemacht. Aufgrund seiner Null-Toleranz-Strategie bei Corona leidet China ganz besonders unter Lockdowns und Mitarbeiterausfällen und kann den hohen Bedarf an Computer-Chips und Halbleitern einfach nicht mehr bedienen. Auch Sanktionen erschweren die Produktion, genau wie eine ständige Knappheit an Rohmaterialien. Überdies hat die sich bereits vor der Pandemie beschlossene Einführung des 5G-Standards in der mobilen Kommunikation zu einem höheren Chip-Bedarf geführt, der Lieferengpässe hervorruft.
Es fehlen aber nicht nur Halbleiter, um die Produktion der Sicherheitsbranche aufrecht zu erhalten. Auch die Lieferketten für andere elektronische Bauteile sind gestört. Die Folge: Die Fertigung von Sicherheitshardware verzögert sich deutlich, die Preise steigen.
Herkömmliche Strategien überdenken
Mit welchen Maßnahmen kann die Branche einen Ausweg aus Lieferengpässen finden? Eine Möglichkeit ist es, alternative Technologien in Betracht ziehen, wenn Bauteile für herkömmliche Geräte nicht verfügbar sind und auch dauerhaft knapp bleiben. Solche Überlegungen können im Zweifel sogar geschäftsfördernd sein und innovativere Lösungen befeuern. Besonders von Vorteil ist es, wenn Produkte auf offenen Architekturen basieren, die sich einfach in bestehende Geräte und Sicherheitslösungen integrieren lassen.
Eine gute Idee ist es, auf lokale Zulieferer zu setzen. Sie haben in der Regel eine sehr viel größere Nähe zum Markt als die Firmen der Sicherheitsbranche selbst. Gepaart mit ihrer größeren Reichweite und einem klugen Risikomanagement kann ihr spezifisches und regionales Wissen sehr hilfreich sein, zum Beispiel auch, um unbekannte oder neue Alternativen zu herkömmlichen Bauteilen aufzuzeigen. Natürlich können sie eine globale Krise nicht komplett ausgleichen, aber die Auswirkungen auf die Lieferkette kurzfristig etwas abmildern. Manchmal genügt das schon, um große Engpässe zu überwinden.
Frühzeitig Trends am Markt erkennen
Um auf Krisen und Engpässe reagieren zu können, sollten vorausschauende Planungen und Priorisierung den Maßnahmenkatalog abrunden. Eine wichtige Rolle spielt hier eine tiefgründige Datenanalyse. Diese bringt hervor, welches der Produkte in der Zukunft besonders gefragt sein wird. Sicherheitsfirmen können so frühzeitig ihre Kaufmuster an die Nachfrage anpassen.
Richtige Priorisierung ist ebenfalls wichtig: Manche Projekte dulden keinen Aufschub und sind vielleicht sogar für die öffentliche Sicherheit von Bedeutung. Damit müssen Security-Experten rechnen und sich gezielt darauf vorbereiten.
Transparent und ehrlich kommunizieren
Bei dauerhaften Problemen in der Supply Chain liegen die Nerven aller Beteiligten blank. Das ist verständlich. Aber aufkochende Emotionen sind keine Lösung, schließlich sitzen alle im gleichen Boot. Stattdessen gilt es, Ruhe zu bewahren und das Geschäft mit viel Geduld am Laufen zu halten.
Die Basis für eine gute Zusammenarbeit in der Sicherheitsbranche ist Ehrlichkeit. Nur, wenn alle Kettenglieder sowie Kunden über die aktuelle Situation informiert sind, können sie sich darauf einstellen und entsprechende Maßnahmen einleiten. Eine transparente Kommunikation garantiert, dass alle Zahnräder der Lieferkette nahtlos ineinandergreifen, auch wenn Engpässe die Supply Chain belasten.