Zwölf Regeln für die Planung ­sicherer und kosteneffizienter Rechenzentren

Die Größe allein hat nichts zu sagen: Denn das kleine IT-Unternehmen, der mittelständische Automobil­zulieferer und der global auf­gestellte Konzern können im Prinzip die gleichen ...

Ulrich Terrahe von dc-ce RZ-Beratung
Ulrich Terrahe von dc-ce RZ-Beratung

Die Größe allein hat nichts zu sagen: Denn das kleine IT-Unternehmen, der mittelständische Automobil­zulieferer und der global auf­gestellte Konzern können im Prinzip die gleichen ­Fehler machen - und sie tun dies auch oft, wie Ulrich Terrahe von dc-ce RZ-Beratung aus langjähriger Erfahrung weiß. Wir haben ihn ­gefragt, wie man's von Anfang an richtig macht. Herausgekommen sind 12 goldene Regeln. Wer sie beherzigt, spart sehr viel Zeit und sehr viel Geld.

1. >> Ein sicheres Verständnis für das Konzept entwickeln
Was auf den ersten Blick banal klingen mag, wird häufig außer Acht gelassen: Das gute Konzept ist das A und O - und dabei ist entscheidend, dass der Bauherr selbst dieses Konzept im Detail technisch und fachlich verstanden hat. Er muss wissen, was er braucht, damit er versteht, was er bekommt. Es sollte ihm zu keiner Zeit unangenehm sein, auch scheinbar simple Fragen zu stellen, sich Fachausdrücke erklären zu lassen. Der Auftraggeber muss sich von Anfang an sicher fühlen.

2. >> Integral denken bei der Planung
Ein wichtiges Ziel der Planung ist es, ein perfektes Zusammenspiel der einzelnen Gewerke des Rechenzentrums zu erreichen. Das bedeutet, dass im Rahmen des Budgets nicht einzelne Gewerke je nach persönlichen Vorlieben und Interessen zu Lasten anderer überbetont werden dürfen. Es lohnt sich, selbstkritisch darauf zu achten, denn dies geschieht oft unbewusst. Was nutzt beispielsweise ein ausgefuchster Brandschutz mit allen Finessen, wenn für die Klimatechnik dann kein Geld mehr da ist? Ausgewogenheit ist das Ziel.

3. >> Definierter Sicherheitsanspruch von Anfang an
Der Anspruch an Sicherheit und Verfügbarkeit muss im Konzept bereits definiert sein - die Reihenfolge ist wichtig: Nicht selten wird beispielsweise ein Verwaltungsgebäude neu gebaut - erst zum Schluss denkt man an die Unterbringung des Rechenzentrums, und ganz zum Schluss an die Sicherheit. Nachträgliche Änderungen der Tear-Stufe oder TÜV-Levels und der damit verbundenen Prozesse führen unter Umständen zu einer extremen Kostenexplosion, weil jedes einzelne Gewerk neu überprüft und geplant werden muss.

4. >> Den laufenden Betrieb schon im Konzept berücksichtigen
Die Personalplanung sollte bei einem Konzept von Anfang an mitbedacht werden. Entscheidet man sich zum Beispiel für ein Rechenzentrum nach Tear-3 (siehe Goldene Regel 3), muss man sich darüber im Klaren sein, dass das dazu auch eine personelle 24-Stunden-Besetzung gehört. Gibt eine kostspielige Brandfrühesterkennungsanlage das Signal, dass es innerhalb einer halben Stunde zum Brand kommt, sollte natürlich auch jemand da sein, der den Alarm zum Anlass nimmt, Maßnahmen zu ergreifen. Auch wenn die Klimaanlage ausfällt, muss ein Reaktionsprozess in Gang gesetzt werden. Wer in Gebäudetechnik investiert, sollte auch an die Organisation dahinter denken.

5. >> Die erforderliche Stromleistung richtig einschätzen
Oft wird ein Doppeltes oder gar Vierfaches der tatsächlich für das konkrete Rechenzentrum benötigten Stromleistung angenommen. Diese Überschätzung des Projekts machen das Rechenzentrum unnötig teuer, ineffizient und unwirtschaftlich - durch überdimensionierte USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung), Generatoren, Klimageräte, Verkabelung, etc. Ein Beispiel: Verschätzt man sich bei einem Tear-3-Projekt um 30 KW, gibt man unnötigerweise bis zu 300.000 € zu viel aus - den höheren Verschleiß nicht mitgerechnet.

6. >> Den Fortschritt der IT e­­inkalku­lieren
Auch die Effizienz der IT-Geräte verbessert sich sukzessive. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Performance verachtzigfacht, aber der Energieverbrauch nur verzehnfacht. Auch in Zukunft werden die Geräte immer weniger Energie brauchen. Das sollte man bei der Prognose neben der eigenen Wachstumserwartung unbedingt mitbeachten. Im Übrigen: Dem Reflex „Schneller, höher, weiter?" zu folgen, ist beim Einkauf von Hardware nicht unbedingt ratsam. Oft genug braucht es die riesige Festplatte oder den enormen Arbeitsspeicher gar nicht für die jeweils zu bewältigende Aufgabe. Mit besser ausgelasteten Servern lässt sich beträchtlich sparen: In der Anschaffung und im Betrieb - so entsteht bei ineffizientem Einsatz von Hardware viel mehr herunterzukühlende Wärme als erforderlich.

7. >> Energie-Effizienz von Anfang an mitdenken
Allzu häufig wird an Sicherheit und Verfügbarkeit sehr früh gedacht, an die Sicherung von Energieeffizienz aber eher in einer späteren Phase. Günstiger ist es, solche Fragen am Anfang zu stellen, da sie Einfluss auf das Design des Rechenzentrums haben. Will man eine freie Kühlung mit Außenluft haben, muss das Gebäude entsprechend gebaut sein. Andernfalls sind zwar andere kompaktere Kühlsysteme noch möglich. Das ist aber weniger effektiv und auch teurer.

8. >> Modular denken
Ein neues Rechenzentrum sollte die nächsten 10 oder 15 Jahre funktionieren. Deshalb empfiehlt es sich, Reserveflächen für die Zukunft mit einzuplanen. Anders als früher, ist es heute unüblich, bereits über den momentanen Bedarf hinaus den möglichen Endausbau zu realisieren. Statt dessen plant man modular, so dass man bei Bedarf aufrüsten kann. Das spart vor allem Energie und hält die anfänglichen Investitionskosten geringer.

9. >> Änderungen im Laufe des Projekts vermeiden
Man sollte es unbedingt vermeiden, in späteren Planungs- und Bauphasen das Konzept zu verändern. Viel stärker noch als beim sonstigen klassischen Bauen wird das nämlich beim Bau vorn Rechenzentren extrem viel teurer als ursprünglich. Das liegt an der hinzukommenden Verzögerungszeit und der Gefahr, ein komplettes Neudesign vornehmen zu müssen. Denn die Rechenzentrumbauer müssen überprüfen, ob die bereits erstellten Anlagen, Räume etc. größer dimensioniert werden müssen als nach dem ursprünglichen Konzept. So fängt man gewissermaßen bei Null an.

10. >> Testen auf Herz und Nieren
Wenn das Rechenzentrum fertig ist, sollte man alles prüfen, was ausfallen kann oder zu Ausfällen führen könnte. Dafür bietet sich der Einsatz von Lastbänken (Heizwiderständen) an, mit denen sich die Belastbarkeitsgrenzen austesten lassen. Viele Fehler sind nämlich erst dann erkennbar. Die Erfahrung sagt: So gut wie jede Grenzlastsimulation deckt irgendwo mindestens einen Fehler auf, der dann noch korrigiert werden kann.

11. >> Auf umfassende Dokumentation achten
Rechenzentren sind komplexe Anlagen, die über eine gute Dokumentation geführt werden. Diese Dokumentation muss umfassend und betriebstauglich sein - und eben dies ist häufig nicht der Fall. Ist der Kenner des Systems gerade im Urlaub, lässt sich ein just dann auftretender Fehler dennoch finden, wenn auf der Grundlage des Konzepts ein gutes Betriebs-, Wartungs- und Instandhaltungsbuch entwickelt wurde.

12. >> Ausreichendes und qualifiziertes Personal einstellen
Es ist ein merkwürdiger Widerspruch: Nicht selten werden zwar bereitwillig Millionen in ein hochverfügbares Rechenzentrum investiert - dann aber zu wenig gute Leute eingestellt, die das ganze sicher managen. Ein Rechenzentrum ist immer nur so gut wie das Betriebspersonal. Einen Fehler zu finden, ist häufig anspruchsvoll. Die Mitarbeiter müssen gut trainiert sein und das Zusammenspiel der Anlagen verstehen, um das System schnell wieder in Gang bringen zu können. Erst das sichert wirkliche Hochverfügbarkeit des Rechenzentrums.

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