30. VfS-Kongress: KI, NIS-2 und Drohnen
Am 28. Mai 2024 startete der zweitägige Jubiläumskongress des Verbandes für Sicherheitstechnik (VfS), der das 30-jährige Bestehen des Verbandes feierte. GIT SICHERHEIT war vor Ort, um über einige Highlights und Erkenntnisse der Veranstaltung zu berichten. Hochkarätige Experten aus Forschung, Politik, Verwaltung und Wirtschaft setzten sich in ihren Präsentationen mit aktuellen Sicherheitsthemen auseinander, zu hören waren Vorträge zu Thematiken wie etwa Kritis-Dachgesetz und NIS-2, Drohnen und wie effizienter Wirtschaftsschutz aussehen muss.
Die Veranstaltung begann mit einer Begrüßung durch die Geschäftsführer des VfS, Prof. Clemens Gause und Wilfried Joswig, die dem VfS eine Rolle als führende Instanz im Bereich Sicherheit bescheinigten. Ziel des Verbands sei es stets, als „Lokomotive in Sachen Sicherheit“ zu agieren.
Axel Schuh: Herausforderungen in der modernen Sicherheitslandschaft
Axel Schuh, Leiter der Branddirektion der Stadt Leipzig, hielt die Keynote des Tages. Er betonte die veränderten Sicherheitsanforderungen nach der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Konflikt. Die Notwendigkeit, wie Städte und Betreiber Kritischer Infrastrukturen ihre Sicherheitsmaßnahmen gestalten, wurde hervorgehoben. Schuh diskutierte die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in Entscheidungsprozessen und betonte, dass Menschen weiterhin die entscheidende Rolle bei der Abwägung von Maßnahmen spielen müssen. Der vermehrte Einsatz von Drohnen, sowohl im Dienste der Sicherheit als auch als Gefährdung für die öffentliche Sicherheit - insbesondere auch im Zuge der anstehenden Fußball-EM in Deutschland - wurde ebenfalls andiskutiert.
Enno Dülberg über zukünftige Risiken durch Roboter und KI
Enno Dülberg von der Auxsys GmbH sprach über die Potenziale und Risiken von KI und Robotern. Er warnte vor exponentiellem Wachstum und möglichen Missbräuchen wie Desinformation und skalierbaren Cyberangriffen. Dülberg betonte die Notwendigkeit eines ethischen Umgangs mit KI und die Bedeutung von Schulungen und sicherer IT-Infrastruktur.
Armin Kindler: Sicherheit im offenen System Bahn - und die Vision von Multi-Domain Operations
Prof. Dr. André Röhl von der Northern Business School präsentierte seine Vision der Multi-Domain Operations (MDO) zur Steigerung der gesellschaftlichen Resilienz. Er diskutierte die Herausforderungen und Potentiale der Integration verschiedener Sicherheitsdisziplinen und die Rolle der privaten Sicherheitswirtschaft.
Armin Kindler von der Deutschen Bahn erläuterte die Maßnahmen zur Sicherheit von Fahrgästen und Mitarbeitern im offenen System Bahn. Er sprach über die Bedeutung des Kritis-Dachgesetzes, Investitionen in Videosicherheit und den vermehrten Einsatz von Bodycams und besonders Drohnen zur Überwachung und Sicherheit. Auch ein mit Kameras ausgestatteter, sogenannter Roboterhund (GIT SICHERHEIT stellte diesen in Berichten vor) sei im März/April 2024 testweise im Einsatz gewesen.
Wirtschaftsschutz als nationale Priorität, Projekt SPELL und Podiumsdiskussion
Dr. Jürgen W. O. Harrer vom Center for Intelligence and Security Studies (CISS) stellte Thesen zur Bedeutung des Wirtschaftsschutzes als Teil der Nationalen Sicherheitsstrategie vor. Er betonte die Notwendigkeit einer stabilen und resilienten Wirtschaft zur Erreichung gesellschaftlicher Ziele und die horizontale Umsetzung des Wirtschaftsschutzes entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Dr. Eric Rietzke: KI und das Projekt SPELL
Dr. Eric Rietzke vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) stellte das Projekt SPELL vor, das die Nutzung von KI zur Verbesserung von Entscheidungsprozessen und Informationsversorgung in Leitstellen erforscht. Er betonte die Rolle von Natural Language Processing (NLP) zur Überwindung von Sprachbarrieren und zur Verbesserung der Notrufabfrage.
Podiumsdiskussion: Herausforderungen und Zukunft der Sicherheit
Der Tag endete mit einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Prof. Clemens Gause, an der auch MdB Sandra Bubendorfer-Licht (FDP), Präsident a. D. Gerd Friedsam (THW) und Prof. Dr. Ingo Timm (DFKI) teilnahmen. Die Diskussion drehte sich um die Notwendigkeit einer stärkeren Vernetzung, die Integration von KI und die Herausforderungen des Zivilschutzes.
Nukleare Gefahr für Deutschland und 5G-Campusnetze
Auch am zweiten Tag gab es spannende Vorträge und Keynotes. Über "Nukleare Gefahren für Deutschland – Die Zeitenwende im Strahlenschutz" sprach Dr. Florian Rauser, Vizepräsident des Bundesamts für Strahlenschutz. "Gefahren und Chancen neuer Technologien - die Notwendigkeit der Interaktion" thematisierte Sven Meyer-Ottens, Direktoratsleiter Forum Innovative Technologien beim Bundesnachrichtendienst. Zudem referierten unter anderem Albrecht Broemme, ZOES-Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit e. V. und Ehrenpräsident des THW über die angespannte Sicherheitslage, Dr. Daniel Meltzian vom Bundesministerium über die Umsetzung der NIS-2-Richtlinie und Frank Schmidt-Künzel von Telefónica über 5G-Campusnetze für kritische Anwendungen. Johannes Tinat und Andre Danner von Securiton Deutschland erläuterten, wie mit "Dome Security" für die Sicherung des Luftraums mit Drohnensicherheitssystemen gesorgt werden kann.
Der VfS-Kongress bot einmal mehr wertvolle Einblicke und regte zum Austausch über aktuelle und zukünftige Herausforderungen im Sicherheitsbereich an. Die Veranstaltung zeigte deutlich, dass der Einsatz von KI und die Zusammenarbeit verschiedener Akteure entscheidend für die Bewältigung der komplexen Sicherheitsanforderungen der heutigen Zeit sind.
Gemeinsam mit dem VfS werden einzelne Themen der Vortragenden in kommenden Ausgaben der GIT SICHERHEIT noch näher beleuchtet und in speziellen Fachartikeln oder Interviews eingehend behandelt.
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Im virtuellen Wiley Industry Talk am 20. Juni geht es um die Gefahren, die von Lithium-Ionen-Akkus ausgehen - und wie man sie beherrscht. Wir geben zudem Tipps zum Brandschutz und dem richtigen Umgang mit Gefahrstoffen.
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