Athene startet deutsch-israelische Forschungskooperation
Athene, Nationales Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit, und das israelische Energieministerium starten ein kooperatives Forschungsprogramm. Für die Dauer von zunächst drei Jahren werden Forschende israelischer Universitäten gemeinsam mit Forschenden von Athene Lösungen für drängende Fragen der Cybersicherheit im Energiesektor erforschen und entwickeln.
Der Energiesektor zählt zu den wichtigsten kritischen Infrastrukturen jeder modernen Gesellschaft. Unterbrechungen in der Versorgung mit Elektrizität, Gas und Treibstoff können eine Volkswirtschaft zum Stillstand bringen und enorme Schäden anrichten. Bereits heute ist der Energiesektor eines der bevorzugten Angriffsziele für Cyberkriminelle und staatliche Akteure.
Laut einer aktuellen Studie von IBM richten sich mehr als 11 % aller Cyberangriffe auf die Wirtschaft gegen den Energiesektor. Mehr als 43 % der Cyberangriffe gegen den Energiesektor betreffen Ziele in Europa. Die Mehrzahl der Cyberangriffe ist wirtschaftlich motiviert, etwa der Ransomware-Angriff von 2021 auf Colonial Pipeline, der an der Ostküste der USA zu Panikkäufen an Tankstellen führte. Im Kontext politischer und militärischer Konflikte sind aber zunehmend auch Cyberangriffe staatlicher Akteure zu verzeichnen. Auch Deutschland war schon von staatlichen Cyberangriffen betroffen: Der russische Angriff 2022 auf das Satellitennetz von Viasat, das in der Ukraine für Notfallkommunikation genutzt wird, führte dazu, dass in Deutschland 5.800 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 11 GW von Enercon nicht mehr steuerbar waren.
Die Verbesserung der Cybersicherheit der Energieversorgung ist deshalb eine der wichtigsten und drängendsten Aufgaben der anwendungsorientierten Cybersicherheitsforschung. Seit 2022 besteht auf staatlicher Ebene eine enge Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Israel. Innerhalb dieser Energiepartnerschaft starten Athene und das israelische Ministerium für Energie und Infrastruktur ein gemeinsames Forschungsprogramm zur Cybersicherheit im Energiesektor.
Für zunächst drei Jahre fördert das israelische Energieministerium Forschende an israelischen Universitäten, die gemeinsam mit Forschenden von Athene die Grundlagen für die Verbesserung der Cybersicherheit im Energiesektor legen sollen. Der anfängliche Fokus soll hierbei auf der Entwicklung neuer, praktisch einsetzbarer Architekturen für eine cyberresilientere Energieversorgung auf der Entwicklung von Verfahren zur Angriffserkennung auf allen Ebenen des Energiesektors und auf der Entwicklung von Verfahren zur Abwehr von Denial-of-Service-Angriffen gegen den Energiesektor liegen.
Zur Eröffnung der Forschungskooperation fand an der Goethe-Universität Frankfurt am Main ein gemeinsamer Workshop der beteiligten Forschenden aus Israel und Deutschland statt, organisiert von Athene und der Deutschen Energie-Agentur Dena. Unter der Leitung von Prof. Dr. Haya Schulmann, ordentliche Professorin an der Goethe-Universität, Mitglied im Direktorium von Athene und Gastprofessorin an den Universitäten von Jerusalem und Tel Aviv, trafen sich über 40 Personen aus der deutschen und israelischen Forschung, Wirtschaft und Politik, um über Probleme und Lösungsansätze zu diskutieren.
Prof. Dr. Haya Schulmann koordiniert innerhalb von Athene den Forschungsbereich, der sich insbesondere mit Sicherheitsfragen von kritischen Infrastrukturen beschäftigt. Der Workshop wurde durch den Vizepräsidenten der Goethe-Universität, Prof. Dr. Bernhard Brüne, und den Direktor von Athene, Prof. Dr. Michael Waidner, eröffnet. Nach einführenden Impulsvorträgen von Dr. Marie-Luise Wolff, Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und Vorstandsvorsitzende der Entega AG, und Chen Girat, CISO der Israel Electric Company, dem größten Energieversorger Israels, wurden die Inhalte und Details der Forschungskooperation diskutiert.