Die Tage der fluorhaltigen Löscher sind gezählt

In Zukunft wird im Brandschutz auf Alternativen für fluorhaltige Löscher gesetzt. Auch Hersteller Gloria passt sein Portfolio entsprechend an und setzt auf Nachhaltigkeit.

Gloria Juni 2022

 

Jürgen Petermann, Produktmanager für fahr­bare Feuerlöscher sowie Rauch- und CO-Melder und Jürgen Schmitz, Produktmanager für tragbare Feuerlöscher und Zertifizierungen CE/UKCA arbeiten bei dem Unternehmen unter anderem an der Umsetzung und Einführung neuer Produkte im Bereich der fluorfreien Löscher.

GIT SICHERHEIT: Herr Petermann, welchen Stellenwert nimmt das Thema „fluorfreie Löschung“ bei Gloria ein?

Jürgen Petermann: Das Thema ist bei uns momentan omnipräsent, da es den Brandschutzmarkt verändern wird und Einfluss auf die zukünftige Ausrichtung und ganz konkret auch auf das Produktportfolio hat. Da unser Verkaufsanteil an Schaumfeuerlöschern sehr hoch ist, nehmen wir uns dem Thema ‚fluorfreies Löschen‘ intensiv an und arbeiten daran, geeignete Lösungen und Alternativen zu finden.

Warum haben die fluorhaltigen Löscher ausgedient?

Jürgen Schmitz: Fluorhaltige Schäume löschen sehr effektiv – allerdings stehen sie bereits seit längerer Zeit in der Kritik, da sie gesundheitsgefährdende Stoffe enthalten und zudem einen sehr negativen Einfluss auf die Natur haben. Da sie nur schwer abbaubar sind, verbleiben sie extrem lange in der Umwelt. Das führt zu Schadstoffen in unserer natürlichen Umgebung, inklusive unseres Trinkwassers oder der Atemluft. Genau aus diesem Grund ist das Verbot der Herstellung und Nutzung fluorhaltiger Löschmitteln geplant.

Wie ist denn die zeitliche Frist bis zum kompletten Ausstieg?

Jürgen Schmitz: Im Bereich der trag- und fahrbaren Feuerlöscher soll das Verbot spätestens mit einer Übergangsfrist von fünf Jahren nach Veröffentlichung der Regulierung greifen. Da die Veröffentlichung für das erste Quartal 2023 vorgesehen ist, gehen wir von einem finalen Verbot im Jahr 2028 aus. Allerdings beinhaltet der Entwurf des Beschränkungsvorschlags auch weitere Einschränkungen, die die Verwendung von fluorhaltigen Löschern nach einer sechsmonatigen Übergangsfrist auf spezielle Anwendungsfälle begrenzt (Klasse B – flüssige oder flüssig werdende Stoffe). Daher ist noch nicht klar, ob fluorhaltige Löscher für alle Anwendungsfälle in allen Bereichen weiter eingesetzt werden dürfen. Der derzeitig diskutierte Beschränkungsvorschlag, ist der Vorschlag der europäischen Chemikalienagentur ECHA, der noch bis September 2022 überarbeitet werden kann. Eine belastbare Information in Form einer Veröffentlichung mit den genauen Fristen ist für das erste Quartal 2023 vorgesehen.

Jürgen Petermann: Wir arbeiten aber bereits jetzt mit Hochdruck an der Einführung neuer Produkte mit fluorfreiem Schaum. Die ersten Geräte befinden sich bereits auf dem Markt, an weiteren Lösungen wird aktuell noch gefeilt, sodass wir unser gesamtes Schaumlöscher-Sortiment in der nächsten Zeit umstrukturieren werden. Wir verfügen bereits seit geraumer Zeit über komplett fluorfreie Produktreihen. Das sind unter anderem Pulver-, CO2- und Wasserlöscher bzw. Wasserlöscher mit Zusätzen, die je nach Risikobereich eine hervorragende Alternative zu Schaumlöschern darstellen. Auch in der Ausarbeitung der ECHA wird explizit auf die Möglichkeiten der Nutzung von Wasserlöschern hingewiesen.

Was passiert mit den fluorhaltigen Löschern bei Ihren Kunden? Dürfen diese noch weiterhin verwendet werden?

Jürgen Petermann: Das steht noch nicht genau fest. Bisher gehen wir davon aus, dass die betroffenen Geräte zumindest bis zum Jahr 2028 betrieben werden dürfen, wobei allerdings nicht klar ist, für welche Anwendungsfälle. Eine weitere Verwendung der Geräte über das Jahr 2028 hinaus ist dann bis zum regulären Schaumwechsel denkbar, der aufgrund des Löschmittelalters sowieso kurz darauf durchgeführt werden muss. Hierzu wird sehr wahrscheinlich in der ECHA-Ausarbeitung detailliert Bezug genommen werden.

Haben die Löscher der Zukunft eine ebenso gute Löschkraft?

Jürgen Schmitz: Derzeit liegen die Löschleistungen etwas unterhalb der Leistung von fluortensidhaltigen Schäumen. Fluorfreie Produkte löschen Feuer aber natürlich trotzdem zuverlässig. Und wenn man das große Ganze betrachtet, so wird die minimal schlechtere Löschleistung mit den Vorteilen in Sachen Nachhaltigkeit meiner Meinung nach aufgewogen. Das letztendliche Produkt bietet somit Sicherheit und ökologische Vorzüge.

Jürgen Petermann: Der Grund für die etwas reduziertere Löschleistung ist, dass die Zusammensetzung der neuen Schäume einfach eine völlig andere Basis ist. Der Fluoranteil der bisherigen Löscher hat die Hitzebeständigkeit des Schaumes positiv beeinflusst und ihn somit beständiger gegen hohe Temperaturen gemacht. Dadurch war die Löschleistung – speziell bei Flüssigbränden – besser. Dennoch wird mit fluorfreien Löschern zu jeder Zeit die nötige Sicherheit gewährleistet. Aktuell ist der neue Schaum zudem noch geringfügig teurer. Ich denke aber, dass sich das in den nächsten Jahren noch ändern wird, da die Entwicklung stetig weiter voranschreitet.

In welchen Bereichen kamen die fluorhaltigen Löscher bisher vorrangig zum Einsatz und welche Einsatzgebiete decken die neuen Lösungen ab?

Jürgen Petermann: Ursprünglich wurden sie entwickelt, um Brände der Klasse B – also flüssige oder flüssig werdende Stoffe – zu löschen. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass sie sehr häufig auch in Bereichen eingesetzt werden, in denen sie eigentlich nicht nötig und somit völlig überdimensioniert sind. Da die Schaumfeuerlöscher jedoch auch Klasse-A-Brände wirksam bekämpfen, wurden sie in der Vergangenheit oft als eine Art Universallösung genutzt.

Jürgen Schmitz: Inwieweit die fluorhaltigen Löscher 1:1 ausgetauscht werden, hängt unter anderem von der Umgebung und der vorherrschenden Brandgefährdung ab. Eventuell benötigt man mehrere neue Schaumlöscher, da die Leistung etwas geringer ist. In jedem Fall sollte im Zuge des Austauschs jedoch über den Einsatz von Wasserlöschern oder anderen Alternativen nachgedacht werden, da diese teilweise auch langfristig günstiger im Unterhalt sind.

Weitere Informationen sind auf der Website des Anbieters verfügbar.

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